Kapitel 1: Welcome to Luna's


Kapitel 1:
Welcome to Luna's
~*~

Hermine stand staunend vor einem Gebäude, das so ganz anders war als alles, was sie bisher gesehen hatte. Inmitten der grauen, rechteckigen Wolkenkratzer von New York City, erhob sich eine Struktur, die schillernder und lebendiger war als ihre buntesten Träume.

Das Gebäude vor ihr, schien wie aus einem Märchen entsprungen zu sein. Es funkelte in allen Farben des Regenbogens, als ob es selbst Licht ausstrahlte. Die Fassade war mit unzähligen mosaikartigen Fliesen bedeckt, jede einzelne in einem anderen, leuchtenden Farbton, die im Sonnenlicht leuchteten und das Gebäude- im Gegensatz zu den anderen in dieser Straße, in ein Meer aus lebendigen Schattierungen tauchten. Über dem Eingang hing ein kunstvoll gestalteter Baldachin aus schillernden Stoffen, der im Wind flatterte. Die Formen waren ebenso ungewöhnlich – keine gerade Linie war zu finden. Stattdessen wanden sich die Wände in sanften Kurven und geschwungenen Bögen, die an die weichen Wellen des Meeres erinnerten.

Über der Eingangstür, die aus dunkelblauem Glas bestand und wie das Tor zu einer anderen Welt wirkte, thronten kunstvoll gearbeitete Skulpturen von magischen Kreaturen. Wie ein
schillernder Phönix, der jederzeit bereit schien, in die Lüfte zu steigen. Zwischen diesen fantastischen Wesen rankten sich Pflanzen und Blumen, die so lebendig wirkten, dass man meinen könnte, sie würden jeden Moment zu wachsen beginnen.

Die Fenster des Gebäudes waren in verschiedenen Formen und Größen gestaltet, jedes Einzelne ein kleines Kunstwerk für sich. Das Licht, das durch diese Fenster fiel, malte bunte Muster auf die Straße davor und verlieh der ganzen Szene eine magische Atmosphäre.

Während die anderen Gebäude in der Straße in ihrer eintönigen, nüchternen Architektur fast verblassten, strahlte dieses Bauwerk eine unwiderstehliche Anziehungskraft aus. Ein Ort, der die Vorstellungskraft herausforderte.

Erst als Hermine näher trat, bemerkte sie das dezente Schild neben der Tür. In verspielten, geschwungenen Buchstaben stand dort: „Luna's Bar".

Selbst an einem so unscheinbaren Tag, mitten am helllichten Tag, zog diese Bar alle Blicke auf sich.

~*~

Als Hermine eintrat, fand sie sich in einer völlig anderen Welt wieder. Der Lärm der Stadt verstummte hinter ihr. Die Innenwände waren mit leuchtenden Bildern bedeckt, die Szenen aus fernen, magischen Welten zeigten. Überall hingen Kristallleuchter, die das Licht in bunte Farben brachen. Der Raum war voller Leben und Energie. Gäste unterhielten sich lebhaft und das Klirren von Gläsern und fröhliches Gelächter erfüllten die Luft. Kellner bewegten sich geschickt durch die Menge und balancierten Tabletts mit exotischen Cocktails.

Eine sanfte Melodie erfüllte den Raum, beruhigend und anregend zugleich. Die Bar selbst war aus dunklem, poliertem Holz und sah aus wie ein Kunstwerk. Über der Theke hingen Gläser in verschiedenen Formen und Größen, ein paar gefüllt mit farbenfrohen Getränken. Hinter der Bar stand eine Frau mit leuchtend blauem Haar und strahlenden Augen.

Die Gryffindor sah zu, wie ein Barkeeper einen Drink zubereitete. Er schüttete leuchtend blaue Flüssigkeit in ein Glas, das dann von selbst zu leuchten begann. Mit einem letzten Schwung fügte er ein paar funkelnde Kristalle hinzu, die im Getränk tanzten.

Hinter der Bar, neben dem Barkeeper, stand diese Frau mit leuchtend aschblondem Haar, die Hermine freundlich anlächelte.

Luna trat hinter der Theke hervor, ihre Bewegung so sanft und schwebend, als würde sie über den Boden gleiten. Ihre Augen, die stets einen verträumten Ausdruck trugen, leuchteten auf, als sie immer näher auf Hermine zukam.

„Hermine!" sagte Luna mit ihrer sanften, fast singenden Stimme. „Ich wusste, dass du kommen würdest. Irgendwie habe ich es gespürt."

Sie umarmte Hermine fest, aber doch sanft, als ob sie einen kostbaren Schatz begrüßte.

Die Gryffindor lächelte erleichtert. „Danke, Luna. Schön dich zu sehen! Es ist unglaublich hier."

Luna löste die Umarmung und betrachtete Hermine mit einem warmen, durchdringenden Blick. „Die Sterne haben es so vorgesehen, denke ich. Manchmal braucht man einen neuen Ort, um die Seele wiederzufinden."

„Vermutlich hast du recht...ich bin froh, dass ich hergekommen bin."

„Ich auch. Warst du schon einmal in New York", fragte sie ruhig.
„Nein...noch gar nicht, aber ich werde mir alles genau anschauen müssen."
„Ich werde dich begleiten, New York kann ziemlich einschüchternd sein", gestand die Ravenclaw.
„Das wäre toll. Danke."

„Schön...dann komm am besten mit, ich werde dir zeigen, wo du deine Koffer abstellen kannst."

~*~

Luna führte Hermine durch die Bar. Die bunten Lichter und schimmernde Dekoration faszinierte sie dabei noch immer, welche im sanften Licht glitzerten.

Sie erreichten eine elegante Wendeltreppe aus dunklem Holz, die in einer Ecke der Bar verborgen war. Die Treppenstufen waren mit weichen, orientalischen Teppichen bedeckt, die bei jedem Schritt einen leisen Klang erzeugten. Luna führte Hermine hinauf, und je weiter sie stiegen, desto mehr verstärkte sich der Eindruck, dass sie in eine andere Welt eintauchten.

Oben angekommen, öffnete Luna eine schwere Holztür mit kunstvollen Schnitzereien. Dahinter lag ihre Wohnung, ein Refugium der Ruhe und Kreativität. Die Wände waren in warmen Pastelltönen gestrichen und mit einer Mischung aus surrealen Gemälden und botanischen Drucken geschmückt. Pflanzen hingen von der Decke und standen in jeder Ecke, was dem Raum eine lebendige und zugleich beruhigende Atmosphäre verlieh.

Ein großes Fenster ließ das Tageslicht herein strahlen und bot einen atemberaubenden Blick auf die Stadt. Der Raum war mit einer Mischung aus modernen Möbeln und Vintage-Stücken eingerichtet, die perfekt Lunas einzigartigen Stil widerspiegelten. In der Mitte stand ein großer, runder Tisch, bedeckt mit allerlei Krimskrams, Kristallen und alten Büchern.

„Hier kannst du deine Koffer abstellen," sagte Luna und zeigte auf eine gemütliche Ecke mit einem weichen Sessel und einem kleinen Tischchen.

„Und das ist dein Zimmer," fügte sie hinzu und öffnete eine weitere Tür, die zu einem kleinen, aber charmanten Raum führte. Ein bequemes Bett mit einem handgefertigten Patchwork-Quilt, im Boho-Style, ein Bücherregal voller interessanter Bücher und ein kleiner Schreibtisch bildeten eine einladende Unterkunft.

„Danke, Luna. Es ist so schön hier," sagte Hermine und ließ ihren Blick durch die Wohnung schweifen. Ein lebendiger Blumenstrauß auf dem Fenstersims belebte den Raum mit Farbe und Duft. In der kleinen Küche, die an das Wohnzimmer angrenzte, stand ein rustikaler Esstisch, der zum gemütlichen Beisammensein einlud. Luna öffnete eine weitere Tür, die zu einem hellen Badezimmer führte, komplett mit einer Badewanne und einer Dusche, umgeben von Mosaikfliesen in sanften Blautönen.

Es gab alles, was man benötigte, auf engstem- aber nicht zu engstem Raum, sodass trotz der mittleren Größe kein Platzmangel herrschte.

„Das ist das Badezimmer," sagte Luna und zeigte auf die detailverliebte Handarbeit der Fliesen. „Es ist vielleicht nicht groß, aber es hat alles, was man braucht."

Hermine lächelte, während sie sich umsah. „Es ist wirklich perfekt, Luna."

„Ich fühle mich ein wenig wie früher in Hogwarts...du weißt schon, als wir dir unsere Schlafsäle auch geteilt haben," antwortete Luna mit einem sanften Lächeln. „Wir werden eine wunderbare Zeit haben."

„Das denke ich auch."
„Ich lasse dich dann auspacken, falls du noch Fragen hast, komm einfach runter. Oh, und noch was...der Schlüssel für die Wohnungstür liegt auf deinem Schreibtisch im Zimmer, du musst immer etwas rütteln, damit sich die Tür öffnet."

„Gut zu wissen...wenn ich fertig bin, komme ich zu dir. Schließlich muss ich ja einen deiner heißbegehrten Drinks kosten."
„Das musst du...also dann bis später."

~*~

Als Luna gegangen war, begab sich Hermine in ihr Zimmer, legte die Koffer aufs Bett und begann, ihre Kleidung und die vielen Bücher, die sie aus London mitgebracht hatte - die im Übrigen ihren ganz eigenen Koffer hatten - in die Schränke, sowie Regale einzuräumen.
Als sie schließlich damit fertig war, machte sie sich daran  ihr neues Zimmer weiter zu dekorieren. Sie stellte Bilder von sich und ihren Freunden auf und dabei überkam sie eine Welle der Erinnerung und Sehnsucht. Sie vermisste sie alle und wurde besonders an die gemeinsame Zeit mit Ron und Harry im Fuchsbau erinnert und als sie früher noch zusammen in Hogwarts waren. Der Gedanke an ihre Trennung von Ron und die turbulenten Ereignisse der letzten Jahre machten sie melancholisch.

Nach außen hin wirkte sie vielleicht normal, doch innerlich fühlte sie sich völlig gebrochen. Die Welt hatte ihren Glanz verloren und die Leere in ihrem Inneren war überwältigend, sodass es ihr schwerfiel, Hoffnung oder Freude zu finden.

Dieses Gefühl der Leere und Verzweiflung blieb, besonders in London, wo die Erinnerungen sie ständig verfolgten. Genau deshalb war sie hierhergezogen, um Abstand zu gewinnen und vielleicht einen neuen Anfang zu finden.

~*~

Unten in der Bar war inzwischen viel mehr los als zuvor. Hermine stieg die Treppen hinunter und bemerkte die geschäftige Atmosphäre. Musik spielte, Menschen lachten und redeten laut und überall schien Bewegung zu sein. Sie setzte sich an die Theke, wo Luna gerade einen Drink für sie mixte und ihr ein aufmunterndes Lächeln schenkte.

„Und alles fertig", fragte die verträumte Ravenclaw gelassen.
Hermine nickte leicht und sah Luna dabei zu, wie sie den Drink mixte.
„Was genau machst du mir da", traute sie sich dann zu fragen.

„Starlight Elixir", sagte Luna. „Es schmeckt jedes Mal anders, je nachdem, wer es trinkt. Für manche schmeckt es wie der Himmel nach einem Sommerregen, für andere wie die süßesten Früchte."

Ein anderer Gast ihr bestellte den „Phoenix Flame". Der Barkeeper goss eine rot-goldene Flüssigkeit in ein Glas, die sofort zu flammen schien, ohne heiß zu sein. Der Drink glühte sanft und verstromte einen angenehmen Duft nach Zimt und Zitrusfrüchten.
„Und das ist unser Phoenix Flame", erklärte Luna weiter. „Es belebt und erfrischt und die Flammen tanzen in deinem Mund, ohne zu verbrennen."

„Das...ist unglaublich."
Luna lächelte, als sie den Drink vor ihr abstellte.

Das Elixier schimmerte in verschiedenen Schattierungen von Blau und Violett, während es im Glas zu tanzen schien. Jeder Schluck dieses Elixiers schmeckte anders. Für Hermine entfaltete sich der Geschmack wie ein Hauch frischer Luft in einer sternklaren Nacht, begleitet von subtilen Nuancen von Lavendel und Honig. Es war eine Erfahrung, die ihre Sinne belebte und ihre Gedanken in ferne, zauberhafte Welten führte.

„Es...schmeckt ganz anders als ich erwartet hatte."
„Ach ja? Was hast du denn erwartet", fragte Luna mit einer fast meditativen Ruhe.
„Ich weiß nicht recht vielleicht etwas Fruchtiges oder Kräuterartiges."

Luna lächelte verständnisvoll. „Das Starlight Elixir überrascht oft mit seiner Vielseitigkeit. Es holt das hervor, was du am meisten brauchst, nicht unbedingt das, was du erwartest."

Hermine nickte nachdenklich und nahm einen weiteren Schluck. Das Elixier entfaltete sich auf ihrer Zunge mit einem komplexen Zusammenspiel von Aromen, das sie faszinierten und gleichzeitig beruhigten. Es war wie eine Reise durch unbekannte Welten.

~*~

Die Türen öffneten sich plötzlich mit einem leisen Zischen und Hermine, deren Blick gerade auf den Eingang gerichtet war, wandte sich schnell dorthin. Ein groß-gewachsener, junger Mann trat ein, seine Erscheinung war auffallend attraktiv. Seine Wangenknochen waren markant, seine platinblonden Haare leicht zerzaust und sein weißes Hemd bis zu den
Ellenbogen hochgekrempelt. Schwarze Hosen und gepflegte Lederschuhe vervollständigten seinen Look.

Merlin, er sah gut aus. Hermine konnte nicht umhin, seinen Anblick zu bewundern, während er mit einer selbstbewussten Gelassenheit durch den Raum schritt. Sein Blick war aufmerksam und seine Ausstrahlung ließ keinen Zweifel daran, dass er wusste, wie er die Aufmerksamkeit auf sich zog.

Ein leises Murmeln und neugierige Blicke begleiteten seinen Eintritt und die Brünette spürte, wie ihre Herzfrequenz sich beschleunigte. Sie fragte sich, wer er wohl war und was ihn hierher geführt hatte. Doch noch mehr beschäftigte sie die unerwartete Anziehungskraft, die von ihm ausging und die Art und Weise, wie er den Raum mit einer Mischung aus Selbstbewusstsein und Entschlossenheit erfüllte.

Doch dann, durchkam sie der unheimliche Verdacht, dass sie ihn zu kennen schien. Hermine's Herz setzte einen Moment aus, als sie ihn wiedererkannte. Es war fast grotesk, nein absurd, dass er ausgerechnet hier war? In New York, wobei er doch eigentlich in London sein sollte. Seit wie vielen Jahren hatten sie sich nicht mehr gesehen? Sie zählte in Gedanken nach -zwei? drei? Jahre? Nein, es waren fast vier Jahre, seit ihrem letzten Treffen. Als sie damals vor dem Zaubergamot für ihn ausgesagt hatte. Und er, der sie damals nur stumm angesehen hatte, müde und erschöpft, als warte er einfach auf ein Ende. Ein Ende, das so viel leichter war, als diese schweren Tage, die hinter ihnen lagen.

~*~

Sie schüttelte den Kopf leicht, um sich aus ihren Gedanken zu reißen. Dieser Mann vor ihr war nicht mehr der kühle Junge, den sie kannte. Er strahlte eine neue Art von Selbstbewusstsein aus, das sie faszinierte und gleichzeitig misstrauisch machte. Denn hatte er sich wirklich verändert?

Er trug seine Haare nun länger, als noch zu Schulzeiten und es schien als sei er noch ein paar Zentimeter gewachsen, was fast anmaßend war, da er damals nicht gerade klein gewesen war.
Hermine spürte, wie ihre Handflächen leicht schwitzten, als sie versuchte, ruhig zu bleiben. Was sollte sie tun? Sollte sie auf ihn zugehen? Sollte sie so tun, als hätte sie ihn nicht gesehen?

Während die Gryffindor in diesen Gedanken versunken war, war Malfoy schon näher gekommen. Er blieb stehen, nur wenige Schritte von ihr entfernt und sah sie direkt an. Sein Blick war intensiv, fast herausfordernd. Und seine grauen Augen, durchbohrten sie auf eine Art und Weise, die ihr ganz und gar nicht gefiel. Und als hätte er gewusst, dass sie ihn ungeniert angestarrt hatte- und das lange, sehr lange- grinste er und ein Hauch von Überlegenheit lag in seinem Gesichtsausdruck.

Er ignorierte Hermine jedoch fast vollständig und wandte sich stattdessen an Luna, als wäre es das Natürlichste auf der Welt.

„Luna," begann er in einem Tonfall, der Nachlässigkeit und Selbstsicherheit verband, „das Übliche, bitte."

Luna nickte sanft und lächelte ihn an. Sie machte sich sogleich daran, seinen Drink zuzubereiten, ihre Bewegungen geschmeidig und sicher. Währenddessen blieb Draco einfach da sitzen, sein Blick durchbohrte den Raum, als wäre er ein König in seinem Thronsaal, der die Welt um sich herum kritisch beobachtete.

Hermine konnte spüren, wie eine Mischung aus Verwirrung und Verärgerung in ihr aufstieg. Es war, als ob er sie bewusst ignorierte und doch war seine Präsenz so stark, dass sie sich stattdessen nicht einfach abwenden konnte.

Bei Merlin...

Hermine presste die Lippen aufeinander und zwang sich, ruhig zu bleiben, während sie Draco Malfoy beobachtete, wie er dort saß und Luna seine Bestellung entgegennahm, als wäre sie unsichtbar. Sein Selbstbewusstsein schien grenzenlos zu sein und es ärgerte Hermine zutiefst, wie er sie einfach ignorierte.

Bei Merlin, dachte sie, ihre Geduld schwand langsam dahin. Die Mischung aus Verwirrung und Verärgerung in ihr wuchs mit jeder Sekunde, die er weiterhin wie ein Herrscher auf seinem Thron saß und den Raum überblickte.

Luna kehrte mit seinem Drink zurück, ein subtil glitzerndes Elixier in einer kunstvollen Kristallglasflasche. Sie stellte es vor Draco ab, der ihr mit einem kaum merklichen Nicken dankte, bevor er den ersten Schluck nahm. Seine Reaktion war kaum wahrnehmbar - ein zufriedenes Lächeln, das aber nicht seine Aufmerksamkeit von der Umgebung ablenkte.

Hermine warf einen Seitenblick auf Luna, die ruhig und beherrscht blieb, als ob sie genau wüsste, wie man mit Draco Malfoys scheinbarer Überlegenheit umging. Sie selbst jedoch fühlte sich zunehmend unbehaglich und unfreiwillig in die Situation verstrickt.

Die Anspannung zwischen ihnen war greifbar und Hermine wusste, dass dieser unangenehme Vorfall ihre Zeit in New York von nun an, auf unerwartete Weise beeinflussen würde.

Die Gryffindor nahm einen Schluck ihres Drinks, während ihr Herz noch immer schneller schlug. Der Geschmack des Cocktails war ein komplexes Zusammenspiel aus verschiedensten Aromen und einer undefinierbaren Tiefe, das sich auf ihrer Zunge entfaltete. Dennoch konnte sie sich nicht ganz auf den Geschmack konzentrieren, während ihr Blick immer wieder zu Draco Malfoy glitt, der immer noch da saß, als ob den Raum ihm gehörte.

Und so sah er auch aus: Seine eisgrauen Augen noch immer kalt und durchdringend, als er stumm nach vorne blickte, sie weiterhin ignorierte und einfach gar nichts tat. Die Spannung zwischen ihnen war greifbar und dann, aus dem Nichts, brach er das Schweigen.

„Granger", sagte er plötzlich, seine Stimme rau und gleichzeitig so verdammt vertraut, als er ihren Nachnamen aussprach. Nichts weiter als ihren Nachnamen.
Als wollte er sie wissen lassen, dass er sich ihrer Präsenz deutlich bewusst war.

~*~

Hermine spürte, wie sich ihre Kehle zusammenschnürte, beinahe hätte sie sich an ihrem Drink verschluckt. Sein Tonfall weckte eine Flut von Emotionen in ihr: Verärgerung über seine offene Geringschätzung, Frustration über die unveränderte Kälte in seiner Stimme und zugleich eine Spur von Wehmut über vergangene Zeiten, die nie wiederkehren würden.

Hermine atmete tief durch, zwang sich zur Ruhe. „Malfoy", erwiderte sie schließlich mit einer Mischung aus Beherrschung und Entschlossenheit.

Ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen, als hätte er genau darauf gewartet. „Granger", sagte er diesmal langsamer und betonte jeden Buchstaben ihres Nachnamens, als wäre es ein Stichwort in einem alten Streit. Sein Tonfall war leicht spöttisch, jedoch mit einer unterschwelligen Herausforderung.

Hermine spürte, wie sich ihre Schultern unbewusst versteiften. Sie wusste, dass Draco Malfoy immer noch ein Meister im Setzen von Fallen war, in denen sie sich leicht verfangen konnte. Doch sie würde nicht zulassen, dass er sie aus der Fassung brachte.

„Wenn du mich entschuldigen würdest", erwiderte sie kühl, als sie aufstand und sich dazu entschied, die Damentoilette anzusteuern. Sie brauchte einen Moment der Ruhe, um sich zu sammeln und ihre Gedanken zu ordnen. Und vor allem musste sie weg von Malfoy.

Seine Gegenwart war wie ein Stachel in ihrer Seite, der alte Wunden aufzureißen drohte, von denen sie längst geglaubt hatte, dass sie verheilt seien.

~*~

Als sie am Waschbecken stand, hörte sie nach einer Weile, wie sich die Türen öffneten und jemand hereintrat. Hermine hob den Blick im Spiegel und sah, wie Draco die Toilette betrat. Ein unwilliges Seufzen entfuhr ihr, doch sie behielt ihre Fassung bei.

„Das ist die Damentoilette, Malfoy", sagte sie kühl und wartete darauf, dass er reagierte.

Draco Malfoy zuckte nur leicht mit den Schultern, als ob es für ihn keine Rolle spielte. Sein Blick traf den ihren im Spiegel, und für einen Moment spiegelte sich darin etwas, das Hermine nicht deuten konnte. War es Arroganz? Gleichgültigkeit? Oder etwas ganz Anderes?

„Was ist los mit dir Granger", fragte er überraschenderweise.
„Gar nichts...würdest du bitte gehen...".
„Nein", sagte er schlicht.
„Was?"
Sie glaubte sich verhört zu haben.

„Ich werde solange hier bleiben, bis du mir sagst, was los ist."

Sie starrte ihn einen Moment lang an, ihre Gedanken wirbelten durcheinander. Warum sollte er sich für ihr Befinden interessieren? Vor allem hier, in einer fremden Stadt, weit weg von der Vergangenheit, die sie beide hinter sich lassen wollten.

„Es geht dich nichts an, Malfoy", sagte sie schließlich, ihre Stimme war ruhig, aber fest. „Lass mich einfach in Ruhe."

Draco Malfoy ignorierte ihre Bitte und blieb regungslos stehen, die Arme vor der Brust verschränkt. Sein Blick war hartnäckig auf sie gerichtet, als würde er auf eine Antwort warten, die sie ihm nicht geben wollte.

„Weißt du", antwortete er in die Stille, „normalerweise jage ich keine Frauen in die Flucht...also..."...

Er näherte sich ihr gefährlich, bis er nun direkt vor ihr stand.

Hermine spürte, wie ihr Puls schneller wurde, aber sie zwang sich, standhaft zu bleiben. „Du... du solltest jetzt wirklich gehen", sagte sie mit Nachdruck, ihre Stimme leicht zitternd.

Draco Malfoy lachte leise, ein spöttisches Lächeln spielte um seine Lippen. „Ach ja? Sollte ich das?" Seine Stimme war herausfordernd und seine grauen Augen durchdrangen sie förmlich.

Hermine hob den Kopf, ihre Augen trafen die seinen hart. „Ja", antwortete sie entschlossen. „Ich möchte alleine sein."

Draco Malfoy betrachtete sie einen Moment lang schweigend, als ob er über ihre Worte nachdachte. Dann nickte er langsam und seine Miene wurde ernster. „Gut", sagte er schließlich und trat einen Schritt zurück. „Wenn du das so willst."

Er drehte sich um und steuerte in Richtung Tür.

„Warte", sagte sie leise, fast schon zu leise.

„Ich hatte einfach nicht erwartet, dich hier zu sehen", gab sie ehrlich zu, ihren Blick auf den Boden gerichtet.

„Wieso nicht", hackte er nach.

„Weil...weil du mich an all das erinnerst, was damals vorgefallen ist. Deswegen bin ich hier...ich...ich  möchte London für's Erste einfach hinter mir lassen, verstehst du?"

„Ich auch", gestand er.
„Ich bin nach dem Prozess direkt nach New York zu einem Freund gezogen." Fügte er hinzu.
„Oh", entfuhr es ihr überrascht.

Er war schon lange hier? Lebte hier tatsächlich? Das erklärte zumindest weshalb sie ihn zuhause nie gesehen hatte.

„Nun ich komme jeden Tag hierher, Luna und ich sind gute Freunde geworden. Sie versteht die Menschen, auch wenn sie es selber nicht tun."

Sie hatte das Gefühl, dass hinter seinen Worten vielmehr Bedeutung steckte, als er zugeben wollte.

„Ich weiß...sie ist besonders".
„Das ist sie", stimmte er ihr zu.

„Du kommst also auch regelmäßig hierher?", fragte er weiter, ernsthaft interessiert.

Hermine zögerte einen Moment, bevor sie antwortete: „Äh, nein... nicht wirklich. Nach der Sache mit... äh, nach allem", korrigierte sie sich, „hat mir Luna angeboten, bei ihr einzuziehen. Für einen Neuanfang."
Malfoy lächelte: „Ja das klingt nach ihr".

Verwirrung machte sich in ihr breit. Es schien ihr komisch, dass Malfoy so aufrichtig von Luna sprach. Als würde er sie schon viele Jahre kennen und als gäbe es da noch etwas, was er nicht preisgeben wollte.

„Ähm...ja. Wie auch immer Malfoy. Ich denke, wir sollten zurückgehen."
„Wie du meinst Granger", erwiderte er, als er ihr den Vortritt ließ und sie sich schließlich zurück an die Theke setzten...

tbc...

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