louis, wenn du das sagst, komme ich mir immer vor wie ein prostituierter
Wieso kann ich mich denn nicht zusammenreißen? Die letzten Jahre hab ich es immer geschafft, einfach damit klarzukommen, sexuell frustriert zu sein und nichts dagegen zu unternehmen.
Und jetzt liegt zum dritten Mal in dieser Woche dieser Mann neben mir im Bett. Dieser wunderschöne Mann, mit seinen wunderschönen Locken und seinem wunderschönen Lächeln und verdammt nochmal, ich muss dringend damit aufhören, mit ihm zu schlafen.
Es ist zu riskant.
Ich werfe noch einen Blick auf ihn.
Fuck, er ist einfach zu anziehend, zu verlockend. Und der Sex ist verdammt gut.
Wieso muss das Leben auch so scheiße kompliziert sein?
Ich hebe meine Hand und streiche vorsichtig durch seine Haare. Harry murmelt irgendwas und lehnt sich im Schlaf weiter in meine Berührung. Auch wenn ich es nicht will, muss ich lächeln und lasse mich wieder in die Kissen sinken.
Wem tut es schon weh, wenn ich drei Minuten länger bei ihm liegen bleibe?
Ich ziehe ihn an mich und genieße das Gefühl seiner warmen Haut an meiner. Meine Hand streicht wie von selbst über seine nackte Schulter und Harry kuschelt sich an meine Brust und gibt ein zufriedenes Brummen von sich.
Eine Weile bleiben wir einfach so, dann scheint er langsam aufzuwachen und gähnt.
Er schlägt die Augen auf, mustert mich kurz, lächelt und lässt sie anschließend wieder müde zufallen.
„Nicht, dass ich mich beschwere, aber...seit wann kuscheln wir?", fragt er, drückt seine Nase in meine Halsbeuge und ich weiß ehrlich gesagt nicht so richtig, was ich darauf erwidern soll.
„Keine Ahnung, ich...", sage ich und streiche gedankenverloren durch seine Haare. „Ich wollte irgendwie einfach."
„Okay", meint Harry, legt sein Bein über meine Hüfte und zieht mich noch ein Stück näher. Ich atme kurz unregelmäßiger und schließe dann auch einfach wieder die Augen.
Er riecht himmlisch.
Erst eine halbe Stunde später, als mein Wecker noch dreimal nervig gepiepst hat, bewegen wir uns schließlich aus dem Bett. Beziehungsweise ich. Harry sieht mir einfach dabei zu, wie ich aufstehe und mich anziehe.
„Verdammt, Louis, du bist so heiß."
Ich werfe ihm einen amüsierten Blick zu, den er nur mit einem Grinsen erwidert, dann verdrehe ich lächelnd die Augen und schlüpfe in eine Jogginghose.
„Am liebsten würde ich dich einfach zurück ins Bett ziehen und nochmal vögeln."
Ich drehe mich zu ihm um. „Ich muss zum Training."
„Ja, ja, ich weiß." Harry seufzt und verdreht die Augen. „Und das heißt ich muss dringend abhauen."
Ich nicke. Harry schlägt die Decke zurück und steht auf und ich zwinge mich wegzusehen, denn sonst kann ich wirklich für nichts garantieren. Er sammelt seine Kleidung vom Boden auf und ich überlege ihm frische Boxershorts anzubieten, aber einerseits wüsste ich nicht ob meine Unterwäsche ihm passen würde und andererseits bin ich nicht schnell genug; er zieht sich schon wieder an.
Kurz starre ich auf seine Muskeln, als er sein Hemd über die Schultern zieht, dann reiße ich mich los und schnipse mir leicht gegen den Kopf. Ja, Harry ist heiß, aber er ist kein Gott. Ich sollte ihn nicht so anstarren, außerdem darf ich nicht zu spät zum Training kommen.
Ich greife also nach meiner Sporttasche und werfe eine Trinkflasche, mein Trikot, meine Sporthose und die Socken rein. Schuhe und Schienbeinschoner hab ich in meinem Spind im Stadion.
Dann verlasse ich das Schlafzimmer, Harry folgt mir die Wendeltreppe runter ins Wohnzimmer und ich greife nach meinem rechten Schuh.
„Okay", sagt Harry. „Ich bin dann weg."
„Brauchst du Taxigeld?"
Er seufzt. „Louis, wenn du das sagst, komme ich mir immer vor wie ein Prostituierter."
Ich zucke mit den Schultern und suche meinen zweiten Schuh. „Ich wollte nur nett sein."
„Ja, ich weiß", sagt Harry, aber danach kommt nichts mehr. Verwirrt drehe ich mich zu ihm um, er mustert mich mit einem merkwürdigen Blick.
„Was?"
„Nichts." Er nimmt seine Jacke vom Haken und obwohl es offensichtlich nicht nichts ist, frage ich nicht mehr nach. Harry muss jetzt gehen, damit ich zum Training kann, er muss das Haus einige Zeit vor mir verlassen.
Er zieht sich seine Jacke über und nimmt die Türklinke in die Hand. „Also dann, ähm...tschüs, Louis", sagt er und ich nicke abwesend.
„Tschüs." Wo ist denn dieser dumme Schuh?
Als ich ihn endlich unter dem Regenschirm entdecke und aufsehe, ist das einzige was von Harry übrig ist die zufallende Tür.
Und irgendwie hinterlässt das ein komisches Gefühl.
_____
Natürlich komme ich zu spät zum Training. Immerhin konnte ich noch was Kleines essen, denn auf leeren Magen Fußball spielen ist nie eine gute Idee. Ich winke dem Pförtner zu, der mir die Schranke schon aufmacht, bevor ich da bin, weil er mein Auto erkannt hat und parke etwas schief. Dann steige ich aus, greife nach meiner Sporttasche und mache mich auf den Weg ins Innere.
Als ich die Tür zur Umkleidekabine aufstoße, ist keiner mehr da. Die Anderen sind schließlich schon alle auf dem Feld. Ich ziehe mich in Windeseile um, nehme meine Schienbeinschoner und Schuhe aus dem Schrank und laufe dann schnell aufs Feld, den rechten Schuh mache ich erst zu, als ich auf dem Rasen zu stehen komme. Die Jungs sind schon dabei sich einzulaufen, unser Trainer Topher wirft mir einen strengen Blick zu, sagt aber nichts weiter und der Co-Trainer hat es nicht mal mitbekommen.
Also laufe ich einfach los und schließe schnell zu Tom auf.
„Hi", begrüßt er mich und ein paar der Jungs, die einige Meter vor uns laufen, werfen einen Blick nach hinten.
„Oh hey, Louis, auch mal da?", grinst Zack und ich verdrehe die Augen und sage einfach nichts.
„Was hat dich denn heute Morgen so lange aufgehalten?"
„Tempo, Jungs", sage ich statt einer Antwort, erhöhe meine Geschwindigkeit und ziehe an ihnen vorbei. Ich habe wenig Lust jetzt mit meinen Teamkollegen darüber zu reden, warum ich mich entschieden habe länger liegen zu bleiben.
Muss ja niemand wissen, dass der Typ in meinem Bett einfach zu unwiderstehlich war.
Harry und ich haben uns im Club kennengelernt. Zu meiner Überraschung hatte er nämlich absolut keine Ahnung wer ich bin und hat mich nur angesprochen, weil ihm aufgefallen ist, dass ich mein Shirt falsch rum anhatte. Wir sind ins Gespräch gekommen und irgendwie hatte ich mich absolut nicht unter Kontrolle und Harry ist nun mal unglaublich heiß, sodass wir kurz darauf zusammen auf der Toilette gelandet sind.
Und irgendwie treffen wir uns jetzt halt regelmäßig. Inzwischen weiß er wer ich bin („Oooh, deshalb hatte ich das Gefühl dein Gesicht schon irgendwo gesehen zu haben"), aber er weiß auch, dass ich ihn eigenhändig umbringen würde, wenn er irgendjemandem von uns erzählen würde. Harry versteht das und meinte vielleicht ist die viele toxische Maskulinutät genau das, was ihn immer vom Fußball abgehalten hat.
Ich habe eigentlich gedacht die ganze Sache mit ihm lenkt mich ab, vor allem nachdem er heute Morgen dieses komische Gefühl hinterlassen hat, aber ich bin in Topform. Als wir kurz darauf mit anderen Aufwärmübungen weitermachen, komme ich selbst bei den Kniehebeläufen nicht außer Atem und beim Elfmeterschießen, mit dem wir das Training meistens abschließen, haue ich jeden einzelnen Ball an Liam vorbei ins Netz.
Topher ist so zufrieden mit mir, dass er anscheinend komplett vergisst, dass ich zu spät war und mir nach dem Abschlussgespräch nochmal auf die Schulter klopft.
„Okay, Louis...", sagt Léon, als wir anschließend alle in der Umkleide verschwinden und grinst. „Wer war die Glückliche?"
„Was?", frage ich verwirrt und schlüpfe aus meinen Schuhen. Ich entscheide zu Hause zu duschen, irgendwie hab ich gerade nicht so Lust mich mit den Anderen länger in einem schwitzigen Raum aufzuhalten als nötig.
„Du warst heute Morgen durch den Wind und zu spät, aber hast extrem gut gespielt und warst viel lockerer als sonst. Also..." Léon macht eine Handbewegung die so viel heißt wie „liegt ja auf der Hand."
Jack pfeift durch die Zähne. „Hattest du guten Sex, oder was?"
„Was geht dich das denn an?", frage ich zurück und jetzt ist auch Gabe am Gespräch interessiert und klinkt sich ein.
„Also ja." Er grinst. „War sie wenigstens heiß?"
„Ich weiß nicht wovon ihr redet, ich war heute genauso allein wie immer", lüge ich und ziehe mir mein Shirt über den Kopf ohne nachzudenken.
„Verarschen können wir uns alleine", sagt Léon und auch die Anderen sehen mich grinsend an. Ich folge ihrem Blick auf meinen Oberkörper und stöhne leise als ich den Knutschfleck entdecke, den Harry gestern dort hinterlassen hat.
„Also, war sie heiß?", fragt Jamie und ich würde zwar am liebsten kotzen, steige aber mit einem lässigen Grinsen in ihr Spiel ein.
„Was denkst du denn?"
Großes Gejohle ertönt in der Umkleide und ich verstecke meinen Kopf hinter der Tür meines Spindes, um wenigstens kurz genervt gucken zu können.
Ja. Er ist definitiv sehr heiß. Aber das geht die Jungs gar nichts an. Generell geht sie mein Sexleben gar nichts an.
„War ja klar, dass unser Starspieler auch die heißesten Frauen abkriegt."
Sie haben doch keine Ahnung wie „die Frau" aussieht. Ich muss mich zusammenreißen nicht schnaubend mit dem Kopf zu schütteln. Aber ich darf mir nichts anmerken lassen und ziehe einfach grinsend die Augenbrauen hoch, als ich den Spind wieder zumache und mich weiter umziehe.
Es darf keinen einzigen Moment geben, in dem irgendwem auch nur ansatzweise die Idee kommen könnte, dass ich auf Männer stehe.
Denn dann wäre meine Karriere vorbei.
Und Fußball ist das Wichtigste in meinem Leben.
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