keine angst, teddy, wir haben ja beide was an

Ich war noch nie bei Harry zu Hause.

Noch nie bis jetzt. Sein Mitbewohner ist fürs Wochenende weg, auf irgendeinem Schreibcamp oder so und Harry sah so unsicher aus, als er mich gefragt hat, ob ich vielleicht vorbei kommen will, dass ich ihn einfach nur schnell geküsst und ihm versichert hab, dass ich unbedingt wissen will, wie er so lebt.

Und jetzt stehe ich hier und mein Herz klopft aufgeregt. Ich weiß nicht mal, warum, aber irgendwie ist das hier wichtig.

Ich bin vor der Wohnung, weil eine Frau rauskam, als ich unten klingeln wollte und mir die Tür aufgehalten hat. Ich hole tief Luft dann drücke ich auf die Klingel und höre einen melodischen Dreiton hinter der Tür. Kurz darauf ertönen Schritte und dann wird die Tür aufgemacht.

Harry trägt ein schwarzes Shirt, eine blaue Sporthose und seine Haare offen über seine Schultern. Sein ganzer Gesichtsausdruck ist weich und ich fühle mich sofort so wohl unter seinem Blick, dass ich fast Angst bekomme. Wieso kam die Art wie jemand einen anguckt sich so gut anfühlen? Das kannte ich bis jetzt nicht.

Bis jetzt kannte ich nur unangenehme Blicke. Selbst wenn es gar nicht so gemeint war, wenn es eigentlich nette Blicke waren, auch wenn meine Mum mich lächelnd angesehen hat, war mir das nach einiger Zeit immer zu viel.

Von Harry will ich immer angesehen werden. Irgendwas ist da in seinen Augen, irgendein Funkeln, irgendein Unterton, irgendwas, was mich beruhigt, erdet und gleichzeitig absolut high macht. Und das soll nie aufhören.

Wenn er mich so ansieht, als wäre ich das einzig Wichtige, wenn er mir seine komplette Aufmerksamkeit schenkt, schwebe ich.

„Hallo", flüstere ich und Harrys Lächeln vertieft sich, seine Augen funkeln.

„Hi", sagt er zurück, zieht mich in die Wohnung, macht die Tür zu und küsst mich.

In mir flattern sofort so viele Gefühle auf, aber ich habe keine Kraft mehr das alles zu ignorieren. Also lasse ich es einfach zu und entscheide dem Ganzen so aus dem Weg zu gehen, nicht darüber nachzudenken.

Das klingt doch auch gut. Man denkt eh viel zu viel nach.

„Soll ich dir eine kleine Tour geben?", fragt er gegen meine Lippen und seine Hände streichen sanft über meinen Rücken. Ich glaube, ich habe mich noch nie in meinem Leben so geborgen gefühlt.

Ich nicke und halte einfach Augenkontakt, meine Hände auf seiner Brust.

„Ja?" Seine Augen spiegeln sein Lächeln wider.

„Ja", hauche ich und lege meine Lippen wieder auf seine. Himmel, ich könnte einen ganzen Tag damit verbringen, ihn einfach nur zu küssen.

Als wir uns voneinander lösen nimmt Harry meine Hand und verschränkt sie mit seiner. „Du kannst deine Schuhe einfach hier hin stellen", sagt er und zeigt auf die Garderobe links von mir, wo unter den Haken mit unzähligen Jacken einige Schuhe auf dem Boden stehen. Ich schlüpfe aus meinen Sneakers, Harry nimmt mir die Jacke ab und hängt sie zu den anderen.

Kurz fliegen seine Augen über meinen Körper. Ich trage ein körperbetontes Shirt und mir wird warm unter seinem Blick. Er lächelt nur, drückt mir noch einen Kuss auf die Lippen und deutet dann auf die Tür neben und. „Das ist das Bad", erklärt er und öffnet kurz die Tür. „Ziemlich unspektakulär, ein Badezimmer eben. Vor allem im Vergleich zu deinem, Mr. Multimillionär."

Ich pikse ihm nur in die Seite, er lächelt und zieht mich weiter den kurzen Flur entlang.

„Das hier ist Eds Zimmer", sagt er zu der nächsten Tür auf der rechten Seite und dreht mich dann nach links, wo nicht wirklich eine Tür, sondern eher eine Art Durchgang ist.

Es ist eine ziemlich große Wohnküche, rechts die Küchenzeile, die mit einer Art Theke vom Rest des Raumes abgetrennt ist und links eine Couch und ein Fernseher. Hinter der Küchenzeile ist rechts an der Wand noch eine Tür und an der Wand uns gegenüber sind zwei große Fenster und eine Tür zum Balkon.

Das macht das Zimmer ziemlich hell und generell ist es ziemlich gemütlich hier. Ich fühle mich sofort wohl. Obwohl das auch einfach an Harry liegen könnte, der direkt hinter mir steht und mir mit seiner alleinigen Anwesenheit Schmetterlinge verpasst.

„Ja, also Küche und Wohnzimmer", sagt er und zieht mich dann mit sich zur letzten Tür, die hinter der Küchenzeile. „Und das ist mein Zimmer."

Er öffnet die Tür und zum Vorschein kommt ein Raum, der zu hundert Prozent zu Harry passt. Wirklich alles stimmt.

Vor uns steht ein 1,40 Bett, das von der rechten Wand abgeht, mit einem kleinen Nachtschrank daneben, der einfach nur eine umgekippte Kiste ist, aber komisch passend aussieht. Links an der Wand neben der Tür ist ein Kleiderschrank, an der Wand daneben, vorm Fensterbrett, das mit Topfpflanzen übersät ist, steht ein Schreibtisch. An der Wand uns gegenüber stehen zwei große Bücherregale aus dunklem Holz und dazwischen ein Sideboard mit Plattenspieler und ein paar Kerzen darauf. Das Regal links ist voll mit Platten, das rechts mit Büchern.

Zwischen dem Regal und dem Schreibtisch ist ein Gitarrenständer, in dem vier verschiedene Gitarren nebeneinander stehen und auf dem Schreibtisch zwei große Bildschirme, eine Tastatur und eine Art Minikeyboard, die aber zur Seite geschoben sind, weil irgendein Notizbuch und Stifte in der Mitte liegen.

Über dem Bett hängen einige Poster, die größten beiden sind von Fleetwood Mac und den Doors. Auf dem Bett liegen ein zugeklapptes MacBook und irgendein Roman, der schon ziemlich abgegriffen aussieht.

„Es passt perfekt zu dir", sage ich und gehe ein bisschen in den Raum rein, um mich genauer umzusehen. Harry lächelt und klickt dann mit dem Fuß auf einen Kippschalter an einer Steckdose, die neben ihm auf dem Boden liegt. Damit geht eine Lichterkette an, die oben an der linken Wand an der Kante zur Decke befestigt ist und eine Stehlampe zwischen Bett und Bücherregal.

Das macht das eine unglaublich gemütliche Stimmung und ich lächle ihm zu. Zwischen den Postern sind ein paar Fotos an die Wand geklebt und als ich eins sehe, auf dem er vielleicht sechs ist muss ich mich zusammenreißen kein quietschendes Geräusch von mir zu geben. Er war viel zu süß.

„Ist das deine Schwester?", frage ich, denn ich weiß zwar nicht, ob er Geschwister hat, aber die beiden sehen stark danach aus. Nicht mal, weil sie sich so ähnlich sehen, aber einfach wie sie auf dem Bild miteinander umgehen, der Altersunterschied, dass ich sie auch noch auf anderen Bildern erkenne, es passt einfach.

Harry nickt und kommt zu mir.

„Ja. Gemma."

„Ihr seht aus, als würdet ihr euch gut verstehen."

„Das tun wir auch." Harry lächelt. „Wir stehen uns ziemlich nah."

„Hast du noch mehr Geschwister?", frage ich und er schüttelt den Kopf.

„Nein."

Ich lächle ihm noch einmal zu, dann wende ich mich zu seinen Regalen.

Harry geht zum Schreibtisch und macht auch da irgendeine kleine Lampe an, während ich seinen Plattenspieler genauer unter die Lupe nehme. Dann muss ich leise lachen, denn ich erkenne das Design von der Platte, die gerade aufliegt.

„Was ist los?", fragt Harry mit einem leicht verwirrten Grinsen und ich sehe ihn nur an.

„Du hörst Zayn?", frage ich und er runzelt die Stirn.

„Du sagst das so als wäre das etwas Komisches, die ganze Welt hört Zayn."

Und ja, irgendwie hat er da Recht. Er kannte mich nicht, weil ich Fußballer bin und das so gar nicht sein Gebiet. Aber Musik ist sein Ding, natürlich kennt er den berühmtesten Sänger Englands. Nur weiß er halt eine Sache anscheinend nicht.

Ich gehe auf ihn zu. „Zayn ist mein bester Freund", sage ich und grinse.

Harry macht ein noch verwirrteres Gesicht und öffnet den Mund. Schließt ihn wieder, beißt sich auf die Lippe.

„Was?", fragt er dann.

Ich nicke. „Zayn ist mein bester Freund. Seit der Kindheit."

„Also das..." Harry blinzelt als würde er überlegen, ob ich ihn verarsche oder nicht. „Echt jetzt?"

Ich nicke nochmal und hole mein Handy aus meiner Hosentasche. Ich lehne mich an die Kante seines Schreibtisches, während ich auf Fotos gehe und halte ihm dann eins mit Zayn unter die Nase. Es ist fast ein Dreiviertel Jahr alt, ich habe ihn wirklich viel zu lange nicht mehr gesehen.

Harry nimmt mir das Handy aus der Hand und starrt das Bild einige Sekunden an. Dann lacht er leise. „Wow, also das...das überrascht mich jetzt echt."

„Du kannst auch weitergehen, ich hab da ein paar mit ihm."

Harry nickt und sieht sich ein paar Bilder an, dann swipt er zu weit und landet auf einem Foto, das Zayn mir geschickt hat, weil es ihn tagelang amüsiert hat. Es ist ein Bild von mir auf dem Spielfeld mit einer komischen Schiene ihm Gesicht, auf dem ich komisch gucke.

„Was zur Hölle ist denn das?", fragt Harry und sieht mich etwas entgeistert an.

„Da..." Ich seufze. „Da hatte ich einen Augenhöhlenbruch."

„Bitte was?"

Ich lache leise und zucke mit den Schultern. „Ja, ich...keine Ahnung, es ist so eine typische Fußballerverletzung, ich hab halt einen Ball zu krass ins Gesicht bekommen."

„Und wieviele Spiele hattest du dann danach dieses dämliche Ding auf?"

„Zu viele." Ich werfe noch einen Blick auf das Handy und vergrabe peinlich berührt mein Gesicht in meinen Händen. Es sah wirklich bescheuert aus.

Harry lacht. Und dann zieht er meine Hände aus meinem Gesicht und küsst mich. „Selbst mit dieser Schlafmaske sahst du umwerfend aus", flüstert er und ich verdrehe gespielt genervt die Augen.

Aber mein Herz wird warm.

Und die Stimmung anders und ich habe da nichts gegen.

„Durch Schlafmasken kann man nicht durchgucken", sage ich und jetzt verdreht Harry die Augen und küsst mich einfach wieder. Verlangender, aber langsam. Er legt das Handy auf den Schreibtisch und seine Hände an meine Taille. Ich weiß, was er meint (weil wir uns inzwischen wirklich schon ohne Worte verstehen und nein, das macht mir überhaupt gar keine Angst hahahahahaha), schiebe das Notizbuch zur Seite und hebe mich kurzerhand auf auf die Tischplatte. Dann lege ich meine Hände in seinen Nacken und spiele mit den Locken dort.

„Louis, hat..." Harry schluckt. „Hat dir jemand schonmal gesagt, wie unglaublich schön deine Taille ist?"

Ich entferne mich ein Stück, um Harry verwundert anzusehen, aber seine Augen sehen dahin wo seine Hände liegen. An meiner Taille.

„Was?" Ich will schon lachen, aber Harry sieht wirklich so beeindruckt aus, dass ich ernst bleibe.

Er streicht sanft über meinen Körper, seine Atmung schnell.

„Nein, ernsthaft, Louis", sagt er. „Immer wenn du diesen hautengen Sachen trägst kann ich mich kaum beherrschen." Er hat beide seiner Hände an meiner Taille liegen und sie sind so riesig, dass ich fast das Gefühl habe er kann meinen ganzen Torso umfassen. Aber ich fühle mich sicher in seinem Griff. Es fühlt sich gut an, wie er mich hält. „Du bist so wunderschön und deine Figur, also..." Seine Hände fahren gleichzeitig unter das Shirt und schieben es hoch. „Zieh das aus", haucht er.

Ich hebe meine Arme und lasse ihn einfach machen. Er atmet unregelmäßig und zitternd und ein unglaublich warmes Gefühl breitet sich in mir aus. Denn seine ganze Erregung kommt einfach nur von...von mir. Und ich mache nicht mal irgendwas, ich sitze hier nur auf seinem Schreibtisch und sehe ihn an und das reicht, um ihn so...aus der Fassung zu bringen.

Seine Hände streichen über meine Haut, sein linker Daumen zeichnet ein Muster an meinen Rippen und seine Augen fahren so über meinen Körper als wolle er jeden Zentimeter genau abspeichern.

„Fuck, Louis, du bist das Schönste, was ich je gesehen habe", sagt er leise und ich bin so überfordert, aber so glücklich, dass ich einfach meine Hände in seinen Nacken lege und ihn an mich ziehe, um ihn zu küssen.

Er ist auch das Schönste, was ich je gesehen habe.

_____

Als ich aufwache, mit Harry in meinem Arm, muss ich mich zusammenreißen nicht zu seufzen. Stattdessen hebe ich einfach meine linke Hand und fahre irgendwelche Muster über seinen Rücken, bis er anfängt sich ein bisschen zu bewegen.

Er gibt ein genießerisches Summen von sich und schlingt seine Arme enger um mich. Ich lege meine andere Hand an seine Wange. Harry lächelt und schlägt die Augen auf. Dann zieht er sich ein Stück hoch und küsst mich. Ich seufze gegen seine Lippen und kann nicht glauben, wirklich in diesem Moment zu sein. Ich kann nicht begreifen, wie glücklich ich gerade bin, einfach nur weil ich hier bin, in Harrys Zimmer, in Harrys Bett, mit seinen Lippen auf meinen und unseren Beinen verhakt.

Bestimmt eine halbe Stunde liegen wir einfach nur hier und nehmen uns Zeit zum aufwachen. Immer wieder küsse ich ihn, immer wieder küsst er mich. Ich fahre durch seine Haare, durch sein Gesicht, sehe ihn teilweise minutenlang einfach nur an, präge mir jeden Zentimeter seines Körpers ein, für Tage an denen ich ihn nicht mehr bei mir habe, ihn nicht mehr ansehen kann. Denn die werden kommen.

„Lust auf Frühstück?", flüstert er dann irgendwann in die kleine Kuhle zwischen meinem Hals und meinem rechten Schlüsselbein und seine Worte tanzen über meine Haut und hinterlassen eine wohlige Wärme, die das Lächeln auf meinem Gesicht noch breiter macht.

„Ja", flüstere ich. Aber wir beide machen keine Anstalten uns zu bewegen. Erst fünf Minuten später drückt Harry mir noch einen sanften Kuss auf die Lippen und gegen den Hals und rollt sich dann aus dem Bett.

„Ich geh uns schonmal Frühstück machen, lass dir einfach Zeit, Baby."

Er erstarrt kurz in der Luft und runzelt die Stirn, dann lächelt er einfach, zieht sich Boxershorts über und verschwindet.

Ich kann mich nicht bewegen.

Baby.

Mir wird heiß und ich will es irgendwie nicht, aber meine Lippen verziehen sich zu einem glücklichen Grinsen. Ich rolle mich so, dass meine Nase auf seinem Kissen liegt und atme tief ein.

Baby.

Baby, baby, baby, baby.

Eine kurze Weile bleibe ich noch liegen, lausche meinem viel zu schnellen Herzschlag und den Geräuschen, die Harry in der Küche macht und kann einfach nur lächeln.

Das hier fühlt sich besser an, als alles in den letzten fünf Jahren zusammen. Und das schließt eine gewonnene Weltmeisterschaft mit ein.

Ich krabbele dann ebenfalls aus dem Bett, vor allem weil ich Harrys Wärme vermisse und ziehe mir Unterwäsche an. Nach kurzer Überlegung nehme ich auch die Sporthose, die Harry gestern anhatte und ziehe sie ebenfalls über. Ich muss das Band enger ziehen, aber Harry ist nun mal breiter als ich. Es macht mich weirdly glücklich seine Kleidung zu tragen und so gehe ich aus seinem Zimmer und dann um die Bar herum in die Küchenzeile. Harry steht am Herd und macht wie es aussieht Teig für Pancakes, ich schlinge meine Arme von hinten um ihn und drücke einen Kuss zwischen seine Schulterblätter. Er schmilzt sofort in die Berührung, dreht sich dann um und küsst mich richtig.

Er schlägt zwei Eier in die Schüssel und greift dann nach der Musikbox, die neben ihm steht. Er macht sie an und gibt mir sein Handy. „Mach einfach die Musik an, die du willst", sagt er und lächelt. Ich nicke, stehle mir noch einen Kuss und hebe mich dann auf die Arbeitsfläche neben den Kühlschrank.

Harry kennt gefühlt jedes Lied, das existiert.

Egal was ich anmache, er kann mitsingen. Seine Stimme klingt wunderschön, fest und tief und ich will ihn mehr singen hören. In meiner Dusche zum Beispiel. Vielleicht macht er das schon. Ich sollte mal zuhören.

Er kommt wieder zu mir als der dritte Pancake in der Pfanne brät und lächelt. Ich nehme seine Hände und wir legen sie auf meine Oberschenkel. Dann sehen wir uns einfach nur an und kommen uns näher und dann...

Dann plötzlich ertönt das Geräusch von einem Schlüssel im Schloss.

Wir frieren beide mitten in der Bewegung ein.

„Fuck", flüstert Harry.

„Hey Harry, ich bin doch schon wieder da", ertönt eine Männerstimme aus dem Flur und man hört wie irgendwelche Sachen abgestellt werden. „Ich komm gleich in die Küche, ich hoffe ich kann was von den Pancakes haben, es riecht mal wieder geil", ruft der Typ, dann hört man die Badezimmertür.

„Du hast gesagt wir wären alleine." Meine Stimme klingt zischend.

„Das...verdammt, das dachte ich auch." Harrys Gesichtsausdruck spiegelt in einer Sekunde gefühlt sieben verschiedene Emotionen wider. Die letzte ist Entschlossenheit. Er scheint meine Panik nämlich ganz genau spüren zu können, er nimmt mein Gesicht in seine Hände und sieht mich ernst an.

„Louis, hör mir zu", sagt Harry eindringlich. „Ed ist der vertrauenswürdigste Mensch, den ich kenne. Er wird es niemandem sagen. Ich verspreche dir, dein Geheimnis ist sicher, er hat-"

„Nein, nein, nein, Harry, das-"

„Shh, hey Louis, keine Panik." Harry sieht mir tief in die Augen und versucht mich zu beruhigen.

„Nein, du...du verstehst das nicht, ich-"

„Doch, ich versteh das", unterbricht er mich. „Louis, ich sehe wie du immer wirst, wenn man auch nur das Wort Outing in den Mund nimmt, ich weiß, was in dir vor sich geht, aber du musst mir vertrauen. Wir können die Situation jetzt nicht ändern, wir haben keine Zeit dich zu verstecken."

Und dann küsst er mich und die Panik ist von jetzt auf gleich vergessen. Seine Lippen auf meinen beruhigen mich sofort, lassen mich leise aufseufzen und meine Hände in seinen Haaren vergraben.

Ich vertraue ihm.

Ich vertraue zwar seinem Mitbewohner nicht, aber ich vertraue ihm. Und er wird schon dafür sorgen, dass mir nichts passiert. Mir nicht und meiner Karriere auch nicht.

„Okay?", flüstert er leise, als ich wir uns lösen und streicht ein Haarsträhne hinter mein Ohr.

„Ja, okay." Ich blinzle nur, weil Harrys Nähe mich aus dem Konzept bringt und nicke dann.

„Er wird es niemandem sagen."

Ich schlucke und Harry sieht es.

„Lou, wirklich, ich-"

„Die Pancakes", unterbreche ich ihn, denn es riecht langsam verbrannt und Harry ist mit einem Schritt wieder bei der Pfanne und wendet die kokelnden Scheiben.

Ich greife nach seinem Handy, um mich abzulenken und Lieder in die Warteschleife zu machen, da öffnet sich die Tür.

„Hey Harry", sagt der rothaarige, etwas ulkig aussehende Typ mit bunten Tattoos an den Armen, der die Küche betritt. Dann fällt sein Blick auf mich. „Oh, ich wusste gar nicht, dass du Besuch-"

Er stockt und mustert mich. Dann runzelt er die Stirn und blinzelt. Ich hebe etwas schüchtern grüßend die Hand und senke dann wieder den Blick auf Harrys Handy.

„Keine Angst, Teddy, wir haben ja beide was an", gibt Harry nur zurück und ich muss schmunzeln.

„Ähm...Harold?", fragt Harrys Mitbewohner dann und räuspert sich. „Ist das..." Seine Stimmlage steigt um gefühlt zwei Oktaven. „Ist das...Louis Tomlinson...in unserer Küche?"

Ich lächle unschuldig.

„Kann schon sein", antwortet Harry gelassen und katapultiert einen Pancake aus der Pfanne. „Pancake?"

Ed fängt den Teigfladen reflexartig auf und starrt Harry einfach an.

„Hey, ich will auch", beschwere ich mich und Harry guckt zu mir. „Keine Angst, Lou, du kriegst sogar einen, der nicht verkokelt ist", sagt er, stellt die leere Pfanne in die Spüle, den Herd aus und nimmt einen der fertigen Pancakes von Teller.

Er hält ihn mir hin, aber ich ziehe Harry näher und mache den Mund auf. Er grinst, reißt ein Stück ab und füttert mich damit. Ich kaue zufrieden (Himmel, Harry ist wirklich ein begnadeter Koch) und streiche eine Locke aus seinem Gesicht, Ed wieder komplett vergessen. Harry lächelt und er sieht so süß aus, dass ich nicht anders kann, als ihn an mich zu ziehen und zu küssen, nachdem ich den Bissen runtergeschluckt habe.

Er erwidert sanft und stupst mir dann mit dem Finger gegen die Nase als wir uns lösen.

Ed steht immer noch nur in der Küche und starrt uns an. Harry dreht sich zu ihm um und zieht fragend die Augenbrauen hoch. Ed verzieht anerkennend den Mund und beißt in den Pancake.

„Ok, ich tu jetzt einfach mal so als wäre es normal, dass der beste Fußballspieler Englands neben unserem Kühlschrank sitzt und meinen besten Freund küsst."

Harry runzelt die Stirn und sieht wieder zu mir. „Du bist der beste Fußballspieler Englands?"

„Würden manche sagen, ja", sage ich und zucke mit einer Schulter.

„Wow." Er verzieht beeindruckt das Gesicht. „Also ich bin davon ausgegangen, dass du wirklich gut bist, weil du auch in der Nationalmannschaft spielst, aber...also wow, wirklich."

Ich beginne breit zu lächeln. „Du hast mich wirklich noch nicht gegoogelt, oder?"

Harry schüttelt lächelnd den Kopf. „Wieso sollte ich? Ich hab ja die Topinformationsquelle direkt hier."

Ich lächele, schlinge von hinten meine Beine um seine Taille, meine Arme um seinen Hals und lege mein Kinn auf seiner Schulter ab. Er schmiegt seine Wange in meine Berührung.

Ed nimmt einen weiteren Bissen des Pancakes und stützt sich dann an der Bartheke uns gegenüber ab.

„Also der...der Typ, mit dem du dich seit einigen Wochen triffst...", beginnt er und kratzt sich am Kinn. „Ist Louis Tomlinson?"

Harry nickt und greift nach der Tasse Kaffee, die neben dem Toaster steht.

„Hi", sage ich. „Ähm...schön dich kennenzulernen?"

Ed nickt langsam. „Ja. Ja, die Freude ist ganz meinerseits."

„Also bist du eher Fußballfan als dein Mitbewohner hier?", frage ich und drücke Harry einen Kuss auf die Wange.

Verdammt, ich sollte mich eigentlich vor Panik kaum bewegen können. Aber stattdessen fühlt es sich einfach nur unglaublich gut an, Harry vor jemand anderem küssen zu können. Ich hab mich innerhalb Sekunden daran gewöhnt und das macht mir irgendwie Angst.

Ed lacht leise. „Definitiv. Das ist aber auch nicht so schwer. Ich meine, als ich ihn bei der letzten WM mal gefragt habe, was er über Belgien denkt, meinte er ‚die haben schöne Shorts'."

„Schöne Shorts?" Ich sehe Harry stirnrunzelnd an.

„Sie haben schöne Shorts", verteidigt er sich und ich muss lachen.

„Siehst du? Ich glaube jeder ist mehr Fußballfan als Harry. Sogar...die Queen", sagt Ed. „Obwohl, ich glaube die ist eh ziemlich Fan, oder?"

Ich nicke breit grinsend. „Ja, ist sie."

„Ach, du hast sie doch sogar mal kennengelernt, oder?", fragt Ed und hebt sich auf die Theke.

„Du hast die Queen kennengelernt?" Harry reißt seinen Kopf zu mir herum und ich grinse und zucke mit einer Schulter.

„Harry, ich bin...schon irgendwie ziemlich berühmt."

„Holy Fuck", flüstert Harry und mustert mich immer noch. Ich lasse es mir nicht nehmen, ihm einen Kuss auf die Lippen zu drücken und sehe dann wieder zu Ed.

„Okay", sagt er. „Das müsst ihr mir jetzt aber mal erklären." Er deutet auf Harry und mich. „Wie ist es denn bitte dazu gekommen?"

„Er hatte sein Shirt falsch rum an", meint Harry und deutet mit dem Daumen auf mich. Ich pikse ihm in die Seite und er gibt ein leises Quietschen von sich.

„Wir haben uns im Club kennengelernt."

„Und dann ging alles irgendwie ganz schnell."

„Er konnte einfach nicht genug von mir bekommen."

„Ähm, hallo, du hast mich doch immer angerufen", beschwert er sich und ich grinse.

Ed grinst ebenfalls. Er baumelt mit den Beinen und isst den letzten Rest vom Pancake. „Na, das freut mich für euch." Er lächelt. „Bock auf 'ne Runde FIFA?"

Ich mache mich begeistert von Harry los und springe von der Arbeitsfläche. „Bin dabei!", rufe ich und Ed lacht.

„Okay, okay, ich mach uns Snacks und versuche mich dann daran mich nicht komplett zu blamieren." Harry grinst und als Ed und ich zusammen zum Fernseher gehen wollen hält er seinen Mitbewohner noch kurz auf.

„Aber ernsthaft, Ed", sagt er und pikst mit seinem Finger in Eds Brust. Er sieht ihn ernst an, das ganze Spielerische von gerade aus seinem Gesucht gewichen. „Wenn du irgendjemandem hiervon erzählst mach ich dich kalt."

„Woah." Ed nimmt Harrys Finger und schiebt ihn von sich. „Entspann dich, Harold. Euer Geheimnis ist bei mir sicher."

Ich glaube ihm, dass er das auch meint und Harry lächelt wieder. „Gut. Dann los."

Der Nachmittag ist wirklich schön. Es entspannt mich unglaublich einfach ich selbst sein zu können und Harry küssen zu können und auch mir keine Gedanken übers Training oder Spiele machen zu müssen, weil ich heute frei habe.

Erst viel später als ich wieder zu Hause bin, fällt mir auf, dass wir auch einfach so hätten tun können als wären wir Freunde. Vielleicht hätte Ed ein paar Fragen gestellt, vor allem, weil wir beide nun mal nur Unterwäsche anhatten, aber es wäre eine viel einfachere Lösung gewesen.

Nur ist das wohl keinem von uns in den Sinn gekommen.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top