Kapitel 20...Mädelsabend auf Stanwyck Manor

Adele klopfte an die Tür von Laras Büro neben deren Schlafzimmer. Sie lehnte sich mit dem Rücken an den Türrahmen und fragte: "Wie wäre es mit einer Tasse Kaffee in meiner bescheidenen, warmen, gemütlichen Küche, Miss Lara Stanwyck?"

Lara hielt in ihrer Arbeit inne und legte die Maus von ihrem Laptop weg und sah zu ihr an die Tür. "Sehr gern! Ich fahre nur noch schnell den  Laptop herunter. Dann komme ich zu dir....Haben sich die Männer schon gemeldet?", fragte Lara ihre Küchenfee.

"Nein! Noch nicht!" Ihr Blick auf ihre Armbanduhr verriet eine Uhrzeit von sechzehn Uhr. "Ich gehe schon mal vor und setzte die Kaffeemaschine an. Ach ja! Ehe ich es vergesse...Ich war so frei und hab dir deinen Lieblingskuchen gebacken.", meinte Adele und ließ Lara in ihrem Büro werkeln.

Lara sah ihr nach und schmunzelte. "Ein Grund mehr für heute Feierabend zu machen.", flüsterte sie, während sie ihren Lappi herunter fuhr und ihrem Schreibtisch die Stanwyck - Ordnung verlieh.

Wenig später betrat Lara in ihrem grauen Freizeitanzug die Küche und setzte sich an den großen Tisch. Adele stellte ihr eine große Tasse mit Kaffee und Milch hin und setzte sich ihr gegenüber. "Gibt es Ärger?", fragte Adele besorgt und nippte an ihrem heißen Kaffee, der dampfte wie eine Lok, die sich den steilen Weg auf den Berg hinauf bahnte.

Lara nahm ihre Tasse ebenfalls zwischen ihre Hände und pustete etwas in ihrem Kaffee herum. Sie schwieg.

"War es so schlimm?", fragte Adele sie weiter.

"Sie interessiert es wohl kaum, dass sie hinter Gittern sitzt. Sie macht sich eher Gedanken darüber, ob ich sie wieder besuchen werde. Außerdem hatte ich ihr nicht all zu viel zu sagen. Sie hat ihren neuen Leibwächter beauftragt mich umzulegen. Ich danke Isaak für die heimlichen Unterrichtsstunden mit der Waffe..."

"Heimliche Übungsstunden?", fragte Adele sie angespannt.
Sie wusste sehr wohl, weshalb Isaak Lara das Schießen beigebracht hatte. Sie hat den Abend hier auf Stanwyck Manor nicht vergessen, als sich Masons Vater vor den Augen aller Anwesenden das Leben nahm, um seine Familie zu schützen.

"Weißt du...", holte Lara sie aus der Vergangenheit zurück. "...Sie hat es da drin nicht abgelegt...hochnäsig und schnippisch wie eh und je. Und nochmal da rein will ich nicht!"

Adele nahm Laras Hände in ihre. "Sicher!...Sie ist und bleibt deine Mutter, Lara! Das kannst du dir nicht aussuchen!"

Lara griente Adele an und meinte: "Ach wirklich?", und sie zog ihre Hände aus Adele ihren und nahm ihre Tasse erneut in ihre Hände. "Also? Wo ist mein Stück Kuchen? Ich bin hungrig.", lachte Lara über den Tisch.

"Kommt sofort!" Adele verließ ihren Platz und holte den Schokokuchen aus dem Kühlschrank, zwei Teller, ein Messer und Kuchengabeln. Das alles stellte sie auf dem Tisch ab und Lara nahm ihr den Kuchen ab.

"Mhm! Da läuft einem das Wasser im Mund zusammen.", sagte sie zu Adele. Sie schnitt den Kuchen an und lockerte das erste Stück mit dem Kuchenheber und legte es Adele auf den Teller.

"Wo ist Glen?", fragte Lara schließlich.

"Das East Garnegie hat sie heute für die Nachtschicht eingeteilt.", beantwortete Adele Laras Frage mit vollem Mund.

Lara tat es ihr gleich und lobte Adeles Backkünste. "Ein Traum von Schokolade, Adele.", und sie brach das nächste Stückchen mit ihrer Kuchengabel von ihrem Kuchenstückchen auf dem Teller ab.

"Und Isaak?", wollte Lara wissen.

"Der? Den hat dein Bruder mit zur Salon - Baustelle genommen!", grinste Adele.

"Ich sollte auch hinfahren. Schließlich wird der Salon neu gemacht...für uns alle."

"Du hast für heute Feierabend."

"Wieso?"

"Weil ich es dir sage! Sieh es mal so, Lara! Alle Männer sind aus dem Haus. Wie wäre es mit einem Mädelsabend?"

Lara grinste darauf. Mädelsabend!...Das klang wie Musik in ihren Ohren. "Oh ja! Wo ist die Bestellkarte vom italienischen Restaurant?", fragte Lara ziemlich verhungert.

Adele zog unter dem langen Tisch eine Schublade auf und entnahm ihr die Bestellkarte von dem Restaurant, das Großmutter Mirrens Stiefsohn Pascal gehörte. 

"Her damit!", klammerte sich Lara daran. "Ich bezahle heute, Adele. Ich lade dich ein. Also such du zuerst dein Essen heraus."

"Was nimmst du?...Wie immer?", fragte Adele und steckte ihre Nase in die Bestellkarte.

"Was haben wir denn hier?...Pommes mit...", las Adele laut vor. "Nein! Die kann ich selber frittieren...Was ist das hier?...Lachs und...Nein!...Das auch nicht...Der war das letzte Mal ganz schön gewürzt.", beschwerte sich Adele. "Lachs hab ich noch in der Truhe...Wie wäre es damit?...", und sie blätterte um. "Nudelgerichte...Schon besser...!", murmelte Adele und Lara genoss Adele ihr Gebrabbel hinter ihren Handflächen. Es war jedes Mal das Gleiche mit ihr, wenn die beiden Frauen Essen bestellen wollten. Adele behauptete dabei jedes Mal, dass niemand an ihre Kochkünste heranreichen könne.

Lara brauchte nicht lange zu überlegen: Breitband- Nudeln mit rotem Lachs und Blattspinat in weißer Soße und eine große Vier - Käse - Pizza mit sehr viel Käse drauf und schön dick. Tyler sollte ja schließlich auch satt davon werden. Manchmal war es doch schön, ohne ihren persönlichen Leibwächter etwas Zeit mit Adele zu verbringen. Sie war in vielerlei Hinsicht so etwas wie ihre zweite Mutter.

Adele zückte dann ihr Handy und rief im italienischen Restaurant an. Lara stand derweil auf und ging in die Speisekammer, um einen lieblichen Wein heraus zu holen. Sie stellte die Flasche auf den Tisch und Adele nahm ihn in ihre freie Hand und drehte ihn hin und her. Mit einem Augenzwinkern mit ihrem rechten Auge war die Flasche für den heutigen Abend genehmigt. Lara lächelte Adele an und nahm ihr ruckartig die Flasche aus der Hand und stellte sie wieder auf dem Tisch ab. "Die bleibt aber noch geschlossen, bis das Essen da ist, Adele."

Aus der Vitrine neben dem Kühlschrank holte Lara zwei Gläser heraus und stellte sie neben dem Wein ab. Dann setzte sie sich Adele gegenüber und öffnete die Flasche.

Adele unterbrach das Telefonat und entgegnete: "Sagtest du nicht gerade, die Flasche da bleibt solange zu, bis die Bestellung da ist?"

Lara grinste mädchenhaft. "Das war gelogen!...", hauchte Lara. "...Ich hab's mir anders überlegt. Durst ist schlimmer als Heimweh. Na dann...Prost!...Könntest du dich bitte weiter um unser Essen kümmern? Dankeschön!" Lara lachte leise vor sich hin, denn Adele flirtete mit dem Jemand am anderen Ende der Leitung ausgiebig. "Leg endlich auf, Lundgren! Sonst dauert das Kochen bei denen noch länger und dann brauchen sie es überhaupt nicht mehr liefern.", entgegnete Lara und gab Adele ihr volles Glas in die Hand.

"Auf unser verspätetes Abendbrot!", prostete Lara ihrer grinsenden Küchenfee zu. "Das ist dann wohl deine Schuld, Lundgren!", flüsterte Lara ihr zu.

"Das macht doch nichts! Das war es wert!...Auf unseren Mädelsabend,  Stanwyck!", und die Gläser klirrten.

"Mensch, ärgere dich nicht? Oder sollen wir die Karten heraus holen, solange wir auf unser Essen warten?", fragte Adele danach und lachte laut, so dass sich ihre Oberweite hob und senkte.

Lara konnte leider nicht so herzhaft lachen, denn ihr Streifschuss - Verband tat noch weh.

"Wir bestellen zur Zeit sehr viel im italienischen Restaurant.", stellte Adele fest und stellte gurgelnd ihr Glas ab. "Na schön! Dann müssen wir es eben lernen...italienischen Essen zu kochen. Ob wir darin ein wenig Unterricht von Mirrens Stiefsohn bekommen können?" 

"Das kann doch nicht so schwer sein oder?", entgegnete Lara und nahm einen neuen Schluck.

"Wenn Mirren wüsste, wie oft wir jetzt schon ihren Stiefsohn um Abendbrot erleichtert haben, würde sie eher aus den Flitterwochen nach Hause kommen und uns die Leitung kappen...und uns den Hals umdrehen.", belächelte Adele die Aussage.

"Na schön! Damit das nicht passiert, trinken wir auf meine Großmutter und dass sie nicht so schnell aus den Flitterwochen nach Hause kommt....Lassen wir sie doch noch eine Weile da, wo sie sich gerade aufhält. Um so mehr italienisches Essen können wir bestellen.", stöhnte Lara hungrig auf und die Gläser krachten erneut aufeinander.

"Wo genau ist sie denn hin?", fragte Adele.

"In die Karibik vermute ich.", antwortete Lara und beäugte ihr Glas Wein. Dann sagte sie voller Elan: "So Adele! Holen wir die Karten raus. Eins, zwei Runden Romme kann ja nicht schaden. Ich mische. Du gibst! Das Essen auf Rädern vom italienischen Catering wird dann schon irgendwann da sein...Ich habe Hunger. Ob ich mit leerem Magen spielen kann?", stellte Lara fest.

Adele holte die Spielkarten aus der Schublade unter dem Tisch hervor und gab Lara die Karten in die Hand. "Mit leeren Magen verlierst du haushoch, Stanwyck...Wie immer...Es wundert mich, dass du freiwillig nach den Karten verlangst."

"Und lass du dir ja nicht einbilden, dass du mich heute linken tust, Lundgren. Wir spielen fair und ohne zu..."

"...Ich verspreche es Stanwyck!", log Adele grinsend und teilte die Karten aus.

"Wer's glaubt!", grummelte Lara und nahm ihre Karten in die Hand, um sie der Reihe nach zu sortieren.

Nach einer Stunde Spiel, Lara verlor bereits eine Runde, klingelte es an der Tür. Lara legte ihre Karten beiseite und sprang auf. "Ich gehe! Nicht schummeln!"

Lara sprintete zur Tür und öffnete diese.
"Sie haben bestellt?", wurde sie von dem Fahrer des Lieferservice gefragt.
"Ja! Das haben wir.", und Lara nahm eine Brise der Köstlichkeiten, die sie und Adele bestellt hatten. "Oh mein Gott! Das duftet wunderbar...Ich verhungere gleich..."
Sie nahm ihm das Essen ab und gab ihm das Geld. "Ich danke Ihnen für das Essen. Richten Sie bitte schöne Grüße aus und einen schönen Abend!"

Der Mann vom Lieferservice bedankte sich und erwiderte ihre Wünsche. Dann ging er zum Auto.

Lara gab mit ihrem rechten Fuß der Tür einen Schubs und ging mit dem Essen in die Küche zurück.

"Ihre italienische Bestellung, Adele Lundgren ...Bitte sehr!"

Adele holte Besteck und setzte sich zurück an den Tisch.

"Na dann wollen wir es uns schmecken lassen ...Bon apetité! Oder wie heißt das auf italienisch?...Ach egal! Ich habe Hunger!...", sagte Adele und nahm nebenbei die Karten in die Hand.

"Wer ist dran?", fragte Lara und schaute über ihre Karten hinweg zu Adele.

"Du!", bestätigte Adele und rümpfte ihre Nase.

"Na schön Lundgren! Dann kann ich das erste Mal laut schreien:... GEWONNEN!", und Lara legte ihre Karten auf den Tisch. Sie klatschte in die Hände und lachte laut vor Freude auf. "Darauf trinke ich einen!", und Lara nahm einen Schluck Wein aus ihrem Glas.

"Gratuliere Stanwyck! Freu dich noch ein bisschen über deinen Sieg. Wir spielen gleich noch eine Runde.", und Adele grinste schelmisch in sich hinein.

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