Kapitel 16...Einbruch und eine heikle Schießerei
Die eisige Kälte zwischen Lara und Tyler war am nächsten Morgen im Stanwyck Manor zu spüren.
Lara packte ihren Arbeitsrucksack, setzte ihn auf ihren Rücken und nahm ihre Autoschlüssel vom Schlüsselbrett. Im Eiltempo verließ sie die Villa und ging auf den Parkplatz, öffnete ihr Auto, warf den Rucksack neben sich auf die Beifahrerseite vorn und setzte sich hinein. Mit quietschenden Reifen fuhr sie an und fuhr vom Gelände herunter. Sie hatte an diesem Morgen nicht das Bedürfnis Tyler über den Weg zu laufen. Die Situation von gestern Abend war genug eskaliert und ehe noch böse Worte fielen, die dann auch noch unverzeihlich waren, empfand sie das die bessere Lösung für heute morgen.
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Als sie auf dem Parkplatz vor dem Salon ankam, fiel ihr die offene Tür sofort ins Auge. Sie stieg aus ihrem Auto aus und entnahm dem Handschubfach die Waffe, die sie sich in den Hosenbund hinter ihrem Rücken steckte. Dann nahm sie ihr Handy zur Hand, bereit die Polizei anzurufen, falls sich heraus stellen sollte, dass jemand eingebrochen war.
Die Tür war nur angelehnt, als sie davor stand. Das Türschloss wurde nicht zerstört. Sie trat leise ein und zog ihre Absatzschuhe aus und legte sie mit ihrer Handtasche auf die Empfangstheke. Dann ging sie langsam vorwärts, um sich umzusehen, ob sich jemand im Salon befand. Gott sei Dank war es erst sieben Uhr und es war von den Angestellten noch keiner da. Heute war Mittwoch. Da öffnete der Salon erst um dreizehn Uhr.
Lara fuhr erschrocken zusammen. Eine Scheibe fiel irgendwo plötzlich zu Boden und sie hörte jemanden fluchen. Sie nahm ihr Handy in Bereitschaft und wählte die Nummer der Polizei an und berichtete.
Das Handy verschwand in ihrer Jackett - Jackentasche...auf Aufnahme gelegt und sie zog leise ihre Waffe aus dem hinteren Hosenbund heraus und entsicherte sie. Sie versuchte Ruhe zu bewahren. Ihr Herz klopfte ihr bis zum Hals und sie hatte etwas Angst. Sie atmete ein paar Male tief ein und aus und tappte leise barfuß vorwärts, bis sie hinter sich eine ihr bekannte, männliche Stimme vernahm.
"Guten Morgen Miss Lara Stanwyck! Wird Zeit, dass Sie auf Arbeit erscheinen! Dachte schon, Sie verschlafen es!...Sie nehmen es wohl mit der Pünktlichkeit sehr genau, was?...Legen Sie die Waffe langsam auf den Boden, Miss Stanwyck! Und dann...langsam umdrehen!", forderte er von ihr.
Ohne sich nach dem Kerl umzudrehen, sprach sie. "Ihnen auch einen guten Morgen, Stone!...Haben wir heute einen Termin?...Ich glaube wohl eher nicht!", versuchte sie die innere Ruhe zu bewahren. "Was wollen Sie hier?...Das ist mein Salon!", erwähnte sie mit scharfer Zunge.
Er wiederum plapperte einfach munter drauf los. "Ich kann es nicht ausstehen, wenn eine Frau mich von oben herab behandelt. Ich bin ein Mann und ich sage, was getan wird und was nicht! Sie waren gestern sehr ungehobelt zu mir! Sie waren nicht sehr nett! Das lasse ich mir nicht gefallen, Miss!...Also!...Waffe runter und umdrehen!", forschte er Lara grimmig an.
"Nur weil Sie die Eier in der Hose haben, heißt das noch lange nicht, dass ich mich von Ihnen erniedrigen und begrabschen lassen muss, nur weil Sie es gerade nötig haben!", konterte Lara selbstsicher und mutig. "Erschießen Sie mich doch, wenn Sie sich danach besser fühlen! Sie feiger Hund!", feuerte sie ihn noch dazu an.
"So einfach werde ich es Ihnen nicht machen, Miss Stanwyck!"
Lara dachte nicht im Traum daran, ihre Waffe fallen zu lassen. Wie kam der Kerl dazu hier einzubrechen? Noch gestern hatte sie ihn gefeuert und war der Meinung, ihn nie wieder danach zu sehen. Und nun stand er in ihrem Salon, bewaffnet und war eingebrochen. Wonach suchte er eigentlich?
Lara drehte sich langsam zu ihm um und die Waffe war auf ihn gerichtet. "Wie wäre es, wenn Sie ihre kleine Freundin auf den Boden legen und dann die Hände hinter dem Kopf verschwinden lassen! Wie werden Sie sich dann fühlen, Mister Stone?"
"Wie komme ich dazu auf Sie zu hören, Miss?", lachte er sarkastisch.
"Das hier ist mein Laden, Mister Stone! Und da wird das getan, was ich sage...Also! Waffe runter!", schmeichelte sie ihm noch erträglich. Lara lächelte ihn daraufhin an und dann wurde sie zornig. "Na los!...Auf den Boden, sagte ich!...", und Matt gehorchte ihr irgendwie und hockte sich langsam herab und legte seine Waffe ab und stand wieder auf. "Bewegen Sie ihren Arsch hier herüber, nicht so langsam und die Waffe wegschießen!...Hierher!" Sie blieb stark und hielt ihm ihre Waffe auf Oberkörperhöhe und behielt Matt genauestens im Auge. Lara näherte sich ihm und hob seine Waffe auf und legte sie auf die Empfangstheke. Jetzt machten sich die Stunden mit Isaak bezahlt, denn er zeigte ihr damals heimlich den Umgang mit den Waffen. Ihr Vater durfte nichts davon wissen. Er hätte Isaak sonst in Stücke gerissen.
"Wobei wir uns gerade unterhalten, Matt! Was wollen Sie hier in meinem Salon?", fragte sie ihn gelassen, jedenfalls versuchte sie so zu wirken. Als würde sie so etwas jeden Tag tun...Einbrecher unter die Lupe nehmen. "Wer hat Sie dazu angestiftet? Oder war das ganz allein ihre Idee, Matt?", fragte sie ihn, während sie ein paar Schritte langsam rückwärts in Richtung Ausgang riskierte. "Wer...Hat...Sie...Geschickt?", fragte sie jetzt etwas ungeduldiger. "Antworten Sie mir!...Lassen Sie mich Sie nicht noch einmal darum bitten, Stone!..."
"Sonst was, Miss Stanwyck?", bellte er ihr ironisch entgegen.
"An ihrer Stelle würde ich die Frage beantworten, Matt!...WER?", und sie feuerte die erste Kugel vor seine Füße.
"Wow!...Wow!...Wow!", schrie er und wich der Kugel nach hinten aus. Er sah auf das Schussloch in den Fliesen und dann sah er wieder auf Lara.
"Sind Sie verrückt geworden? Das hätte ins Auge gehen können!", brüllte er sie an.
"Oh!...Hätte ich vielleicht etwas höher zielen sollen? Dahin? Damit ihr Trieb gestört ist?"
"Sind Sie etwa lebensmüde? Waffen gehören nicht in Frauenhände!", quiekte er jetzt etwas beängstigt. "Sie sind nicht mehr ganz dicht, Stanwyck!"
"Oh! Jammern Sie nicht so herum, Stone!...Es wird noch besser, Matt!...Verlassen Sie sich darauf!...Das war nur zur Aufwärmung!", witzelte sie nun. Wie konnte sie in solch einem Moment Witze reißen? Jedenfalls war das besser, als ihm ihre Angst zu zeigen. Sie tat einfach das, was sie am Besten konnte...Matt zum Narren halten und ihn aufziehen, wie sie es schon immer getan hatte...aber mit Tyler.
"Ich warte, Matt!...Wer?", giftete sie ihn nun an.
"Das würden Sie mir sowieso nicht glauben!", scherzte Matt. Okay! Er ließ sich wohl von ihr anstecken? Was war seine Taktik? Nun gut! Lara würde mitspielen. Mal sehen, wo das noch endet.
"Dann schlage ich vor, Sie bringen es mir glaubwürdig herüber, sonst schieße ich wieder.Ich fange mit ihren Füßen an. Doch dieses Mal treffe ich. Danach arbeite ich mich Stück für Stück mit einer Kugel nach oben..Der erste Schuss war nur eine Warnung an Sie!...Reden Sie! Ich werde langsam ungeduldig, Mister Stone!", funkelte sie ihn nun mordlustig an.
Würde sie wirklich auf ihn schießen? Wenn es die Situation erlaubt?...JA!...Wo, verdammt, blieb die Polizei?
"Es war...Es war...", stotterte er los.
"Reden Sie lauter! Ich kann Sie nicht hören, Matt!", schrie sie ihn an.
"Emilia Brando!", plauzte es aus seinem Mund heraus.
Für einen kurzen Moment ließ Lara die Waffe sinken. Das war für Matt das Zeichen, sich seine Waffe von der Empfangstheke zurückzuholen und das tat er. Er richtete sie auf Lara.
Lara hob ihre sofort wieder an und richtete sie auf Matt. Hatte sie sich gerade verhört? Ihre Mutter steckte hinter dem Einbruch? Sie ließ andere für sie die Drecksarbeit erledigen?
"Wieso Matt?"
"Ihre Mutter war der Meinung ihre Bücher zu checken, wie der Laden hier ohne sie läuft. Sie glaubt, dass Sie ihn in den Bankrott treiben...Sie hofft es sogar, damit sie wieder die neue Anlaufstelle wird und mehr Kunden bei ihr ein und ausgehen. Sie bekam zwar nach der Scheidung die anderen Salonfilialen, doch ein Kunde nach dem anderen sprang ab und kam zu Ihnen, Lara. Dadurch verlor ihre Mutter den Bekanntheitsgrad, wurde nicht mehr zu Partys eingeladen und verlor ihre Salons...Bis auf einen...diesen hier!", zeigte Matt auf Lara ihr Eigentum.
"Sie hat ihn verloren, an mich, ihre Tochter...Das ist mein Salon, Matt Stone!...Er gehört nicht meiner Mutter!...Nicht mehr! Er wurde auf mich überschrieben!"
"Und doch...Ich muss sagen, er wirft schöne, große Sümmchen ab.", sprach Matt sarkastisch.
"Was interessiert mich das Elend meiner Mutter, Matt?...Sagen Sie mir eines: Was hat das alles mit meiner Mutter zu tun? Sollen Sie ihr das Geld bringen, was wir hier alle schwer verdienen?...Will sie den Salon zurück? Nur über meine Leiche!...Sollen Sie den Tresor knacken, der sich leider nicht hier befindet? Oder sollen Sie mich zu ihr verschleppen, damit sie mich knechten und foltern kann?...Die Abfindung für die Scheidung war ihr wohl nicht gut genug? Bekommt sie den Rachen nicht voll?", fragte sie ihn genervt. Also langsam reichte es ihr. Wie lange sollte sie ihn denn noch in Schach halten, bis die Polizei hier endlich eintraf? Bis dahin hatte sie ihm vielleicht eine Kugel verpasst. Das wollte sie eigentlich verhindern, denn das stand nicht in ihren Optionen.
"Sie war hier vor einigen Tagen und verlangte eine gemeinsame Zusammenarbeit mit Ihnen, der Sie leider nicht zugestimmt haben. Und nun verlangt sie Genugtuung von Ihnen dafür!", und Matt entsicherte seine Waffe.
"Sie sagten, nur über ihre Leiche, Miss Stanwyck! Also? Geben Sie sie mir...ihre Leiche!" Dann raste er mit seiner aufgerichteten Waffe schnell auf Lara zu und feuerte unterwegs eine Kugel nach der anderen ab. Lara rannte ebenfalls los und war hinter die Empfangstheke geflüchtet. Aber bevor sie sich abduckte, drückte sie ihre Waffe ebenfalls ein paar Male ab und...zielte auf Matt.
Der allerdings fluchte laut. "Verdammte Scheiße! Du Miststück! Ich blute!...Ich bin getroffen!", und er wankte auf den Beinen hin und her. Lara hörte dann einen dumpfen Schlag auf den Boden. "Das war wohl Sinn und Zweck der Waffe...und meine Absicht, Stone!", sprach sie leise vor sich hin.
Matt lag auf dem Boden und starrte die Salondecke an und hielt eine Hand auf seine Wunde. "Du Miststück hast auf mich geschossen!", hörte sie ihn jammern und fluchen zugleich.
Lara lehnte sich, im Sitzen auf dem Boden, an die Theke und atmete schwer. "Das...Das war's Stone!...Sagen Sie gute Nacht!", und Lara ließ ihre Waffe sinken und auf den Boden kullern.
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