Kapitel 25
Aus Ethans Sicht:
Ich lag unruhig in meinem Bett. Ich hatte überall versucht Lucy und Bryan zu finden, doch sie waren beide verschwunden! Und Anton war den gesamten Tag nicht mehr zurückgekehrt! Als ich mich ins Bett gelegt hatte, hatte ich nicht vorzuschlafen! Nein ich lag einfach nur da. Mit meinen Klamotten. Und ich dachte nach! An alles mögliche.
Und plötzlich klopfte es an der Tür. Ich setzte mich sofort aufrecht in mein Bett. Was wenn das der Mörder war, um mich zu holen? Was wenn er Bryan und Lucy schon längst getötet hatte? Egal wie sehr Bryan uns verraten hatte, er war immer noch mein Freund! Ich lief langsam auf die Tür zu. Unten lag ein Blatt-Papier. Ich hob es auf. Meine zitternden Hände ließen das ganze Blatt beben. Ich öffnete die Tür doch draußen war nichts zu hören, oder zu sehen! Ich schloss die Tür wieder und setzte mich aufs Bett. Ich faltete den Brief auseinander und begann zu lesen.
Lieber Ethan,
ich weiß, dass was ich getan habe ist unverzeihlich und es tut mir schrecklich leid! Ich werde dafür meine gerechte Strafe bekommen! Das alles hatte angefangen, als ich Herrn Schwarz bei einem Mord erwischt hatte! Er wollte mich töten, doch ich flehte ihn an mich zu verschonen. Er zwang mich dazu Leute zu töten, weil er mich sonst grausam umbringen würde. Ich hatte einfach Angst! Er weiß schon längst, dass ich es dir gesagt habe, da bin ich mir sicher! Er wird mich vermutlich im Kloster der Schwarzen Gräfin qualvoll töten. Aber das ist in Ordnung! Ich verdiene es! Immerhin habe ich unschuldige Leute getötet, nur um mich selbst zu schützen! Schreib Iwan einen Brief oder so, damit er weiß, wo ich liege und er mich beerdigen kann … Und bitte tu mir einen Gefallen! Einen letzten unter Freunden! Verschwinde! Nimm Lucy und flüchte, so schnell du kannst! Ihr seid jetzt beide in Lebensgefahr! Pass mir gut auf sie auf! Und sag ihr, dass es mir leidtut!
Bryan
Ich bemerkte wie eine Träne auf das Blatt fiel. Ich hätte ihn nicht einfach weggehen lassen sollen! Und dann fällte ich einen Entschluss! Lucy war schon die ganze Zeit nicht auffindbar! Wie sollte ich also mit ihr fliehen? Nein, ich würde nicht weglaufen! Ich würde dem ein für alle Mal ein Ende machen und Bryan retten! Ich ließ den Brief fallen und rannte aus dem Zimmer. Ich musste herausfinden, wo sich dieses Kloster befand! Die beste Möglichkeit es herauszufinden, fand ich darin, im Sekretariat nachzuschauen. Ich öffnete die Tür und wunderte mich, wieso dort noch Licht brannte. Der Bürostuhl von Herrn Schwarz war mit dem Rücken zu mir gewandt und begann sich langsam zu drehen. Anton! ,,Ich wusste, dass du nicht auf Bryan hören würdest und fliehen würdest!“, grinste er. Ich blieb wie erstarrt stehen. Anton stand langsam auf und bewegte sich auf mich zu. ,,Mein Vater, hat mich darum gebeten, mich um dich zu kümmern!“, sagte er. Und jetzt bemerkte ich die schwarze Pistole, die er in der Hand hielt. Ich sah ihn geschockt an. ,,Ach ich bitte dich Ethan! Im Gegensatz zu Bryan wird dein Tod ganz schnell und fast schmerzlos sein!“, Anton grinste jetzt schon wirklich gruselig. ,,Du sein doch krank!“, rief ich. Er zuckte nur mit den Schultern und feuerte mit einem Mal, komplett unerwartet ab. Ich schaffte es gerade noch auszuweichen und die Kugel bohrte ein Loch in die Wand. Mein Herz raste! ,,Ethan, wehr dich nicht dagegen! Du weißt, dass du keine Chance hast!“, meinte er. Und dann schoss er gleich zwei Kugeln ab! Ich schaffte es nicht beiden auszuweichen und die eine traf meinen Arm! Ich schrie auf und sank zusammen. Anton kam näher und richtete die Waffe direkt auf meinen Kopf. Der Schmerz in meinem Arm ließ keinen Moment nach! ,,Ich bin nicht der Mensch, der lange Reden schwingt!“, sagte Anton. Ich zwang mich dazu meine Hände zu heben und nach der Pistole zu greifen. Pistolen liegen sehr unsicher in den Händen des Schützens! Wenn man es richtig machte, dann konnte man sie mit einem Schlag aus der Hand des Gegners schlagen. Doch Anton dachte gar nicht darüber nach loszulassen. Dennoch drückte er nicht nochmal ab, da ihm die Waffe anscheinend zu sehr zwischen seinem und meinem Körper schwankte. Ich schaffte es mich aufzurichten und ließ schließlich die Waffe los. Anton richtete sie sofort auf mich. Diesmal grinste er nicht mehr. Er sah wütend aus! Bevor er ein weiteres Mal abdrücken konnte, kickte ich mit meinem Fuß gegen seine Hände. Es funktionierte! Die Waffe flog im hohen Bogen aus seinen Händen und ich fing sie auf. Ich versuchte den furchtbaren Schmerz in meinem Arm zu ignorieren und richtete die Waffe auf Anton. ,,Versuchen dich nicht mal zu wehren! You know, ich sein stärker als du!“, sagte ich. Er hob die Hände. ,,Und jetzt setzten dich auf den Stuhl da!“, befahl ich. Er gehorchte. Ich schnappte mir eine Rolle Klebeband und klebte ihn so fest wie möglich an den Stuhl, dann klebte ich noch einen Streifen auf seinen Mund. ,,So gefallen du mir!“, grinste ich. Ich lief zu einem Notfallkasten und holte dort einen weißen Verband heraus. Ich wickelte ihn so gut ich konnte um meinen verletzten Arm. Meine Hände waren schon ganz blutig. Dann versuchte ich, nach einer Karte von Bremen zu suchen, fand stattdessen aber ein Telefonbuch. ,,Perfekt!“, freute ich mich und suchte nach der Nummer eines Taxis Unternehmens. Ich musste mich wirklich beeilen! Ich wählte die Nummer in das Telefon des Direktors und wartete ab. ,,Taxi Unternehmen Möller, was kann ich für sie tun?“, fragte eine männliche Stimme, an der anderen Seite der Leitung. Ich hab ihm die Adresse meines Internats durch und wo ich hin wollte. ,,In Ordnung, wir sind in etwa 5 Minuten da!“, antwortete er. ,,Beeilen sie sich! Es sein dringend!“ Ich schnappte mir die Pistole und sah nochmal zu Anton. ,,Du rühren dich nicht vom Fleck!“, drohte ich ihm. Vielleicht hätte ich in diesem Moment die Polizei rufen sollen, doch ich war so darauf fixiert den Mörder zu töten, dass ich nicht darüber nachdachte. Draußen wartete ich ungeduldig auf das Taxi. Ich hoffte, Lucy ging es gut und sie war an einem sicheren Ort! Nervös lief ich auf und ab. Was, wenn Bryan schon längst tot war? Wenn ich zu spät war? Und da kam auch schon das Taxi. Ich rannte hin und stieg ein. ,,Zum Kloster der schwarzen Gräfin!“, sagte ich schnell. Er fuhr los. ,,Junge, was ist denn mit deinem Arm passiert?“, fragte der Taxifahrer erschrocken. Ich sah auf meinen Arm. Der Verband war voller Blut! ,,Mir wurden rein geschossen!“, sagte ich und bemerkte erst dann, dass ich das vielleicht nicht hätte sagen sollen. Er sah mich entgeistert an. ,,Und dann willst du in ein verlassenes Kloster und nicht ins Krankenhaus?“ Ich schüttelte mit dem Kopf. Ich entschied mich dazu ihm die Wahrheit zu sagen. Als ich meine Rede beendet hatte, sah er vollkommen überfordert aus. ,,Können sie nachher rufen bitte die Polizei , wenn ich da drinnen bin?“, fragte ich ihn hoffnungsvoll. Er nickte und dann trat er aufs Gas. ,,Dann haben wir wohl keine Zeit zu verlieren!“, meinte er und legte ein Tempo ein mit dem er, wenn er erwischt werden würde vermutlich seinen Job loswerden würde! Nach ein paar Minuten bremste er schließlich. ,,Da wären wir!“, meinte er. ,,Pass auf dich auf Junge!" Ich nickte und stieg aus. ,,Tut mir leid, ich kann hier nicht bleiben! Ruf selber die Polizei!“, sagte er plötzlich und raste davon. ,,Was?“, rief ich irritiert. Das ergab doch alles keinen Sinn! So ein verdammter Feigling!
Ich rannte geradewegs auf die alte Ruine zu. Das einzige was zu hören war, war das zirpen der Grillen im hohen Gras und ab und zu ein Uhu. Es war so furchtbar still! Was, wenn ich wirklich zu spät war? Ich trat in das Haus ein und sah mich um. Wo sollte ich denn zuerst suchen? Der Mond war die einzige Lichtquelle, die ich hatte um etwas zu sehen. Ich vernahm ein Knarzen! Das Geräusch kam von oben! Ich versuchte die Treppen so leise wie möglich hochzugehen, was sich als große Herausforderung herausstellte, da sie dreimal so laut quietschte, wie die im Internat. Als ich die letzten Stufen bezwungen hatte, lief ich weiter geradeaus. Ich umklammerte die Pistole, wie ein Kind seinen Teddybären. Ein weiteres Knarzen! Und dann … Stimmen! Vielleicht war ich doch nicht zu spät! Je näher ich kam, desto deutlicher waren die Stimmen zu verstehen! Als ich noch ein wenig weiter gelaufen war, konnte ich hören in welchem Raum sie sich befanden. Ich kniete mich auf den Boden und versteckte mich hinter der Wand. Vorsichtig schaute ich in den Raum. Bryan saß mit gesenktem Kopf auf dem Boden, Herr Schwarz stand vor ihm. ,,Jetzt tun sie es doch einfach!“, murmelte Bryan. War er etwa betrunken? Seine Stimme klang danach! ,,Nein, das wäre zu einfach!“, lachte Herr Schwarz. Seine Stimme war es gewesen, die uns bekannt vorgekommen war! ,,Wäre es qualvoll genug, wenn ich Ethan und Lucy vor deinen Augen töte?“, sagte Herr Schwarz mit einem Unterton von psychischen Problemen. Bryan sprang auf. ,,Das wagen sie nicht!“, schrie er. ,,Oh nein, dass muss ich auch gar nicht! Sie sind nämlich schon längst tot! Anton hat sich um sie gekümmert!“, lachte er. ,,Was?“, schrie Bryan und wollte losrennen, doch Herr Schwarz zückte blitzschnell sein Messer und hielt es an Bryans Hals. Und dann fing Bryan an zu weinen! Ich sah nicht oft, dass ein Junge weinte, aber Bryan weinte, als würde ihm das Herz in tausend Teile zerspringen. Das konnte ich nicht weiter mit ansehen! Ich richtete meine Waffe auf Herrn Schwarz. Wenn er genau so stehen bleiben würde, dann würde ich ihn treffen! Ich holte tief Luft und dann drückte ich ab. Im selben Moment ließ Herr Schwarz das Messer fallen und stellte Bryan vor sich. Die Kugel traf seinen Bauch und er schrie unter Schmerzen auf. ,,Dachtest du ich würde dich nicht sehen?“, schrie Herr Schwarz mir zu und dann verschwand er. Ich hatte nicht realisiert was gerade passiert war, bis ich wieder zu Bryan sah der zusammengekrümmt am Boden lag. Ich ließ vor Schreck die Waffe fallen. ,,Bryan!“, schrie ich. Ich rannte zu ihm. Ich kniete mich zu ihm. Aus der Schusswunde strömte Blut. ,,Oh shit! Oh shit! Es tut mir so leid!“, sagte ich verzweifelt. ,,Ich wollten dich doch retten!“ Ich legte seinen Kopf auf meinen Schoß und versuchte die Wunde zuzudrücken. ,,Ethan.", flüsterte Bryan kaum hörbar. ,,Lass das! Das...das bringt doch nichts!“ Aber ich wollte nicht auf ihn hören! Es konnte nicht zu spät sein! Niemals! Ich wollte meinen Verband am Arm abmachen, doch Bryan hob mit aller Kraft seinen Arm, um meine Hand festzuhalten. ,,Versprich mir, … Dass du auf Lucy aufpasst!“, flüsterte er. ,,Das machen du Bryan! Du werden leben hörst du?“, rief ich verzweifelt. Er schloss die Augen für ein paar Sekunden, dann öffnete er sie wieder. ,,Versprich es mir Ethan! Bitte!“ Er sah mich flehend an. Ich nickte. ,,Okay!“, flüsterte ich. ,,Und sag ihr, dass ich sie … Dass ich sie liebe!“, er wurde immer leiser. ,,Bryan, bleib bei mir bitte!“, schrie ich. ,,Danke!“, hauchte er und dann wurden seine Augen plötzlich leer. Er starrte ins Nichts und sein Körper erschlaffte. ,,Nein!“, schrie ich unter Tränen und schüttelte ihn. ,,Nein, bitte nicht! Bitte tu mir das nicht an!“, flehte ich, doch er antwortete nicht mehr. Ich schloss zitternd seine Augen und dann begann ich noch stärker zu weinen. Ich weinte über Stunden und niemand hörte mich. Ich weinte, bis meine Tränendrüsen ausgetrocknet waren und meine Augen brannten. Es war niemand, der mich hätte Trösten können da! Es waren nur ich und der tote Bryan in meinem Arm! Ich hatte meinen besten Freund getötet! Ich war ein Mörder!
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