Kapitel 22

Aus Ethans Sicht:

,,Sein du dir sicher?“, fragte ich ihn noch ein letztes Mal. ,,Nein … Aber nach dem, was du mir erzählt hast, ist es eindeutig Zeit dafür!“, beschloss er und öffnete die Tür. Lucy saß gerade auf ihrem Bett und sah uns an. ,,Hey Jungs!“, begrüßte sie uns. Bryan antwortete nicht. ,,Lucy, wir müssen reden!“, meinte er nur. Lucy sah ihn verwundert an. ,,Okay", meinte sie unsicher. ,,Ich habe mit der Zeit bemerkt, dass ich ein Auge auf Ethan geworfen habe … Und er auf mich!“, berichtete er. Ich nickte. ,,Wartet was?“, rief Lucy ungläubig und starrte uns an. Bryan sah mich an: ,,Meinst du sie hat es uns abgekauft?“, flüsterte er mir zu. ,,Ich glauben schon!“, flüsterte ich zurück. Lucy sah von mir zu Bryan. ,,Wollt ihr mich verarschen?“, schrie sie. ,,Irgendwie schon, ja. Immerhin ist heute der erste April", bestätigte Bryan grinsend. ,,Das ist so unlustig!“, rief sie und rannte aus dem Zimmer. ,,Na super! Das haben wir hingekriegt gut!“, meinte ich schuldbewusst. Und auf einmal. Ein Schrei! Lucys Schrei! Bryan und ich sahen uns an und rannten sofort los. Wir rannten in den Gang und entdeckten sofort Lucy, welche regungslos auf dem Boden lag. Wir rannten zu ihr. Ich merkte wie Tränen in mir aufstiegen. Das war alles unsere Schuld! Bryan kniete sich neben sie und schüttelte sie. ,,Lucy! Lucy wach auf!“, schrie er. Mit einem Mal schlug sie die Augen auf. ,,Ich glaube, jetzt sind wir quitt!“, meinte sie und setzte sich auf. Bryan stöhnte erleichtert und gleichzeitig genervt auf. ,,Unser Streich war nicht mal halb so schlimm wie das hier! Außerdem sind wir nicht quitt! Immerhin hast du Ethan, wie ich gehört habe, gestern ziemlich hereingelegt!“, meinte Bryan. Ich war immer noch ganz benommen von ihrem Streich, als plötzlich Herr Schwarz im Gang stand. ,,Was ist denn hier los?“, fragte er verwirrt. ,,Nur ein kleiner Streich sonst nichts", meinte Lucy ehrlich und stand genauso schnell wie Bryan und ich wieder auf. ,,Bryan, ich würde dich nochmal gerne im Sekretariat sprechen! Kommst du bitte mit?“, fragte er ihn. ,,Okay!“, willigte er ein und folgte Herr Schwarz schulterzuckend. Wir warteten eine Weile in Lucys Zimmer auf ihn, doch er kehrte lange nicht zurück! Nach einiger Zeit beschloss ich in mein Zimmer zu gehen und einen Brief an meine Tante zu schreiben, um ihr zu sagen, dass es mir gut ginge. Doch dazu kam ich nicht. Bryan betrat völlig aufgelöst das Zimmer. Er musste sich an der Wand des Zimmers abstützen und ich meinte zu sehen, wie er sich verstohlen eine Träne aus dem Gesicht wischte. ,,Hey, was ist denn los?“, fragte ich ihn überrascht. Er schüttelte nur den Kopf und setzte sich auf mein Bett. ,,Ist nur was wegen meinen Noten und so … Vielleicht verlasse ich das Internat ja doch, um mit Iwan zu verschwinden", überlegte er. ,,Oh … Das tun mir wirklich leid! Vielleicht können wir ja lernen zu dritt!“, schlug ich vor. Er schwieg. Er saß die ganze Zeit einfach nur da. Den Kopf auf die Hände gestützt und schweigend. Und da ergriff ich die Chance. ,,Bryan! Ich müssen dir etwas sagen!“, meinte ich leise. Er hob den Kopf.
,,Ja?“
,,Es gehen um Lucy … Ich … Ich glauben, ich haben mich in sie verliebt auch!", meinte ich und wurde beim Sprechen dieses Satzes immer leiser. Anstatt das Bryan wie erwartet aufsprang und mich anschrie oder etwas Ähnliches, nickte er nur. Er sah eine Weile ins Nichts dann sagte er: ,,Mir ist das schon aufgefallen … Und ich glaube, für seine Gefühle kann man nichts! Und ich weiß, dass du dich niemals versuchen würdest, an Lucy heranzumachen, aber genaugenommen ist es ihre Entscheidung, wen sie liebt!“, Ich nickte. Damit hatte er recht! ,,Ich wollten nur, dass du das wissen! Ich meine, wir sein beste Freunde und wir sagen uns die Wahrheit!“, sagte ich erleichtert darüber, dass er nicht sauer war. Plötzlich stand Bryan auf. Er lief nervös im Zimmer auf und ab und sagte schließlich: ,,Du hast recht… ich muss dir die Wahrheit sagen!“ ,,Was meinen du?“, fragte ich irritiert. Er sah mich eine Weile lang an und ich sah Angst in seinen Augen aufflackern. ,,Was es auch sein, sag es mir!“, beteuerte ich. ,,Dann komm mit!“, sagte Bryan schließlich nervös. Ich stand auf und folgte ihm ins Bad. Er stellte sich vor den Spiegel und sah hinein. Ich folgte seinem Blick und sah ebenfalls in den Spiegel, doch was ich dort entdeckte ließ mein Herz für einige Sekunden stocken. Bryan hatte kein Spiegelbild! Oder eher gesagt, es war nicht sein Gesicht im Spiegel! Es war das eines Jungen in unserem Alter, den ich nicht kannte. Der Junge starrte uns angsterfüllt an. Ich hatte noch nie ein so ängstliches Gesicht gesehen wie seines. Ich konnte meinen Blick kaum abwenden. ,,Was…?“, fragte ich Bryan schließlich. ,,Das passiert, wenn man jemanden im Auftrag des Mörders getötet hat! Jedes Mal wenn man in den Spiegel sieht, dann sieht man den letzten Blick, des Opfers, vor seinem Tod! Das ist Julian!“, erklärte er mit zitternder Stimme. Ich realisierte überhaupt nichts mehr. Ich sah ihn nur geschockt an und sagte kein Wort mehr. ,,Ich gehöre zum Mörder Ethan! Und er hat mich dazu beauftragt Lucy zu töten!“, rief Bryan. ,,Was?“, schrie ich empört auf. ,,Du wussten das alles? Du hattest uns von Anfang an angelogen! Du haben uns verraten! Wie konntest du nur?“, rief ich. ,,Ich wurde dazu gezwungen Ethan! Ich hab das nicht mit Absicht getan, Chert voz'mi!“ Ich schüttelte den Kopf. ,,Lässt du dich jetzt etwa auch dazu zwingen Lucy zu töten?“, schrie ich ihn an. ,,Das werde ich nicht zulassen! Und ich dachte wir wären Freunde!“, murmelte ich wütend und verließ das Bad. ,,Der'mo!“, hörte ich Bryan noch sagen bevor er das Zimmer verließ. Im selben Moment betrat Anton das Zimmer. Die Tür fiel ins Schloss und er stellte sich mit verschränkten Armen vor mich. ,,Was hat er dir erzählt?“, fragte er wissend. Ich hob den Kopf und sah ihn voller Furcht an. Er gehörte genauso dazu! Ich sagte kein Wort. Auf einmal grinste Anton: ,,Ich konnte ihn noch nie leiden!“, sagte er und verließ das Zimmer wieder.

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