Kapitel 17
Die letzten Tage der Woche waren schrecklich! In jeder Nacht gab es einen neuen Todesfall und der Mörder schien tatsächlich querbeet zuzuschlagen! Wir hatten sogar einmal versucht eine Kamera in den Gang zu stellen, welche aber seltsamerweise kaputt war, als wir sie am nächsten Morgen fanden. Anton hatte auf keine unserer Fragen geantwortet! Egal was wir versuchten, er schwieg. Er ließ sich einfach nicht einschüchtern im Gegensatz zu Diego. Im Internat herrschte Panik. Keiner benahm sich mehr normal. Niemand vertraute niemandem und immer mehr Eltern holten ihre Kinder vom Internat. Die einzigen, die noch lebendig auf diesem Internat waren, waren Lucy, Ben, Diego, Bryan, Anton, ich und nur ungefähr 20 weitere. Von den sonst 200 Schülern war nun keine Spur mehr. ,,Das machen es viel leichter den Täter zu finden!“, bemerkte ich. Lucy nickte. ,,Tja, das müsst ihr dann wohl ohne mich machen… ich komme erst Sonntagabend zurück!“, bemerkte Bryan. Ohne Bryan würde es eindeutig komplizierter werden, aber er freute sich so sehr über den Besuch seines Bruders, dass man ihm einfach nicht hätte böse sein können! Es wäre bestimmt mal gut für ihn einfach abzuschalten und mal bei der Familie zu sein! Ohne, dass einen ständig Leute verdächtigten, oder schief ansahen. Bryan sah überglücklich aus, als Iwan hineinstürzte. Ich hatte noch nie Geschwister gesehen, denen man ansah, dass sie sich wirklich mochten! Ich war Einzelkind und wünschte mir von ganzem Herzen Geschwister. Ich fand es traurig, wenn Freunde von mir kamen und sagten: ,,Du kannst meine haben! Die sind sowieso nur am Nerven und mögen tu ich sie auch nicht!“ Das fand ich einfach nur Herzlos. Aber sowas wie bei Bryan und Iwan, solche Brüder gab es nicht oft! Bryan umarmte uns zum Abschluss und sagte bestimmt tausendmal, dass wir auf uns aufpassen sollen und uns in Acht vor dem Mörder nehmen sollten! Er hatte nämlich keine Lust noch jemanden zu verlieren, der ihm wichtig war!
,,Und noch was!“, sagte er kurz vor der Tür. ,,An Eurer Stelle würde ich mit dem Mensa-Chef beginnen! Der kommt mir nicht ganz sauber vor!“ Wir nickten und er drehte sich um und ging.
Wir schlenderten in die Mensa und sahen uns gründlich um, ob jemand da war. Als wir niemanden entdeckten kletterten wir über den Tresen, da die Küchentür in die man normalerweise reinkommt, wenn man zu den Köchen gehört, verschlossen war. Als ich versuchte darüber zu klettern, verhakte sich mein Schnürsenkel irgendwo. Ich stolperte. Fiel. Mit dem Gesicht voraus. Ein ,,Autsch!“ ließ Lucy aufschrecken. ,,Alles okay?“, fragte sie besorgt und streckte mir die Hand hin. Ich rappelte mich auf und nickte dann, obwohl es unglaublich weh tat!
Jetzt bloß keine Schwäche zeigen!
Nicht vor ihr!
Warte, was?
,,Ja mir gehen es gut!“, sagte ich bloß und lief dann voran. ,,Wenn du was findest, sagen Bescheid!“ Ich sah mir die Mensa genau an, aber ehrlich gesagt wusste ich gar nicht, nach was ich suchen sollte. Nach einiger Zeit rief Lucy plötzlich: ,,Bescheid!“ Ich sah sie fragend an. Sie hielt einen Brief in die Höhe. ,,Der lag an der Kasse!“, erklärte sie mir. Plötzlich hörten wir ein fröhliches Pfeifen! Es kam immer näher! ,,Los! Runter!“, flüsterte Lucy und wir quetschten uns dicht in eine Ecke! Ich konnte ihren schnellen Herzschlag hören und hatte das seltsame Bedürfnis nach ihrer Hand zu greifen!
Sie ist die Freundin deines besten Freundes Ethan!
Denk nicht mal im Traum daran!
Das Pfeifen kam näher und ich hoffte, dass die Person uns nicht entdecken würde. Leider lief sie jedoch direkt in unsere Richtung und wir erkannten auch noch, dass es der Mensa-Chef war! Er stellte sich mit verschränkten Armen vor uns und…
Er grinste!
Wir sahen ihn schuldbewusst an…
Was wenn er uns jetzt ermorden würde? Man wusste ja nie…
,,Na...habt ihr keinen besseren Platz zum Knutschen gefunden?“, fragte er schmunzelnd. Wir sahen uns fragend an. Dann ergriff Lucy das Wort: ,,Ja...genau...hier sind einfach so viele Polizisten, da findet man keinen ruhigen Ort mehr dafür. Tut uns wirklich leid Sie belästigt zu haben..", entschuldigte sich Lucy und zog mich am Arm nach oben. Dann rannte sie mit mir davon.
Als wir uns ein wenig entfernt hatten, hörten wir ihn wieder pfeifen. Lucy fing an zu lachen. ,,Der dachte ernsthaft, dass du und ich…“, sie lachte weiter. ,,Ich meine… niemals!“, sie kriegte sich nicht mehr ein. Ich spürte einen tiefen Stich in meiner Brust, der sich ausbreitete. Was hatte ich denn anderes erwartet?
Sie liebte Bryan!
Und das war auch gut so! Bryan und Lucy gehörten zusammen! Ich würde das ihnen sicher nicht kaputt machen! Ich sollte besser nie wieder darüber nachdenken! Bryan hatte mich sofort in ihre Freundschaft eingeschlossen! Ich würde niemals, wirklich niemals, ihm seine Freundin klauen!
,,Alles okay?“, fragte Lucy plötzlich besorgt. ,,Was? Ja klar! Waren nur ziemlich knapp gerade!“, log ich. Sie nickte. ,,Hoffentlich versalzt er unser Essen nicht!“, kicherte sie. Ich sah sie verwirrt an. ,,Wieso sollten er?“, fragte ich. ,,Na ja, verliebte Leute versalzen ja bekanntlich das Essen!“, meinte sie grinsend. ,,Haben ich noch nie gehört! Du meinen er sein verliebt?“, fragte ich gespannt. ,,Natürlich! Das sieht doch ein Blinder mit Krückstock!“, scherzte sie. Jetzt wo sie es sagte, musste ich ihr zustimmen. Wir gingen hoch in ihr Zimmer und öffneten den Brief, den sie mit geschmuggelt hatte. Zum Glück hatte sie keine Zimmer Mitbewohner mehr, da alle vom Internat genommen worden waren. Lucy las den Brief vor:
Er springt dahin, aber läuft nicht!
Er kann sich winden, ohne sich von der Stelle zu bewegen! Er macht Geräusche, aber redet nicht. Er hat ein Bett, aber schläft nicht!
Morgen sehen wir uns am nächsten hinter dem Wald! Sei pünktlich um 15:00 Uhr bereit! Wir haben eine Aufgabe für dich!
,,Keine Grüße!“, beendete sie den Brief. ,,Alles Computer geschrieben! Wir können keine Handschrift entziffern!“, meinte sie. ,,Fingerabdrücke?“, fragte ich. ,,Mal schauen..", antwortete sie. ,,Hast du eine Idee, was mit dem Rätsel gemeint sein könnte?“, fragte sie mich. Ich nahm ihr den Brief aus der Hand und las ihn noch einmal durch. Dann überlegte ich. ,,Hinter dem Wald..", dachte sie nach. ,,Da ist eine alte Hütte, eine Grillwiese, ein altes Kloster, ein See, ein Fluss und ein geschlossener Tierpark!“ Ich ging alles, was sie gesagt hatte noch einmal im Kopf durch, bis ich auf die Idee kam. ,,Eine Fluss!“, rief ich. Sie riss die Augen auf. ,,Du hast recht!“, rief sie. ,,Er hat ein Bett und schläft nicht, er windet sich, bewegt sich aber nicht… Das passt!“, sie schrie beinahe. ,,Und morgen gehen wir dahin! Natürlich Inkognito!“, grinste sie. ,,Inkockniewas?“, fragte ich ahnungslos. ,,Ich hab da noch ein paar alte Verkleidungen… die müssten gehen!“, sagte sie ohne auf meine Frage einzugehen. Und schon kramte sie in ihrem Schrank herum. Mit einem Mal hatte ich eine schwarze Sturmhaube auf und sah sie fragend an. ,,Perfekt!“, rief sie aus und klatschte in die Hände. ,,Wir werden sowas von getarnt sein!“
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top