Kapitel 16

Aus Ethans Sicht:

Eigentlich wollten wir Anton einen Besuch abstatten, aber wir konnten ihn in der gesamten Schule nicht finden. Also beschlossen wir im Zimmer zu warten, bis er zurückkehren würde. Je später es wurde, desto unwohler wurde mir! ,,Meint ihr der Mörder hat ein bestimmtes Ziel?“, sprach ich schließlich das aus, was alle dachten. ,,Ich meine, denken ihr, dass er auch einen von uns töten wollen kann?“, fragte ich beunruhigt. Bryan sprang auf. ,,Ausgeschlossen!“, schrie er. ,,Bevor dieser Mistkerl euch was tut muss er an mir vorbei!“ ,,Und wenn du es nicht merkst?“, überlegte Lucy. Bryan setzte sich wieder hin. ,,Wir müssen diesen Mörder finden! Egal ob es einer von den Opfern verdient hatte oder nicht, das kann so nicht weiter gehen!“ Wir nickten, im selben Moment klopfte jemand an die Tür. ,,Herein!“, rief Bryan. Die Tür ging auf und hereintrat ein, mir unbekannter, Junge. Bryan sprang plötzlich wieder auf. ,,Iwan!“, rief er ungläubig. Lucy und ich sahen uns an. ,,Komm her mein Bruder!“, rief Iwan und streckte seine Arme aus. Bryan rannte auf ihn zu und umarmte ihn. ,,Was machst du denn hier?“, fragte Bryan immer noch fassungslos. Iwan hatte fast keine Ähnlichkeit mit seinem Bruder. Er hatte braune Rastazöpfe und gebräunte Haut! Bryan war eher blass und hatte blonde Haare. Außerdem war Iwan bestimmt noch größer als ich. Aber sie sahen beide gut aus, das musste man ihnen lassen. Iwan war zudem genauso muskulös wie Bryan. Aber das auffälligste waren tatsächlich die geheimnisvollen, dunkelbraunen Augen, die schon fast schwarz aussahen, wenn man nicht richtig hinsah. ,,Darf ich denn nicht mal meinen Lieblings Bruder besuchen?“, fragte Iwan grinsend. ,,Du hast nur einen!“, protestierte Bryan. Iwan wuschelte Bryan durch die Haare und sagte dann wieder ernst: ,,Aber du hast recht, es gibt einen Grund wieso ich hier bin…“ Bryan musterte ihn unsicher. ,,Es geht um Papa!“, meinte Iwan. Bryans Gesicht verfinsterte sich. ,,Kommst du kurz mit raus?“, fragte Iwan ihn. Bryan nickte und sie verließen das Zimmer. ,,Was meinen du, was sie reden?“, sagte ich mehr zu mir als zu ihr. Lucy zuckte mit den Schultern. ,,Vielleicht wurde herausgefunden, wer seine Eltern getötet hat!“, überlegte Lucy. Ich nickte und überlegte, ob ich das gut oder schlecht finden sollte.

Nach einer Weile betrat Bryan mit gesenktem Kopf wieder das Zimmer. ,,Iwan glaubt, dass Papas Mörder der gleiche wäre wie hier im Internat. Er glaubt, der Mörder hätte es auf mich abgesehen. Er möchte, dass ich mit ihm komme und das Internat verlasse..", erzählte Bryan. ,,Was?“ Lucy sprang auf. ,,Du lässt uns hier alleine?“ Ich sah sie verwundert an. Er konnte doch nichts dafür! ,,Nein, natürlich nicht! Er macht sich halt total Sorgen um mich! Er hat darauf bestanden, dass ich dieses Wochenende zu ihm komme und wenn ich es mir überlegt hätte sollte ich bei ihm bleiben! Iwan und ich sehen uns zwar nicht oft, aber wir sind die einzige Familie die wir noch haben! Wenn mir was zustoßen würde, würde er nicht damit fertig werden!“, meinte Bryan. Lucy setzte sich seufzend wieder auf den Stuhl. ,,Also erstmal nur dieses Wochenende?“, fragte sie, als hätte sie alles andere überhört. Bryan nickte.

Nachdem uns Bryan das erklärt hatte, holte er Iwan erneut in unser Zimmer. ,,Und wer seid ihr?“, fragte Iwan ausgelassen, als er sich auf mein Bett gesetzt hatte. ,,Wartet! Sagt nichts! Ich rate!“, beschloss Iwan motiviert. ,,Du bist Lucy, von der Bryan die ganze Zeit schwärmt!“ Lucy wurde etwas rot und nickte. ,,Und das ist Ethan dein bester Freund, oder nicht?“, riet Iwan. ,,Stimmt genau!“, bejahte ich. Iwan hatte einen relativ lustigen und gut gelaunten Charakter, er war so anders als Bryan… ,,Du weißt also viel über uns, aber wir wissen nichts über dich!“, fiel Lucy auf. Iwan streckte freudig die Hand aus. ,,Ich bin Iwan Seidel. Halber Russe und halber Amerikaner dennoch spreche ich fließend deutsch. Ich habe einen Deutschen Nachnamen, da meine Eltern ihren Namen geändert haben, um vor ihren Verfolgern versteckt zu bleiben. Dennoch wurden sie gefunden und getötet. Ich bin dabei eine Weltreise zu machen und bin gerade zu Besuch in Bremen! Als ich erfahren habe, dass in eurem Internat ein Killer rum spukt, habe ich mich entschieden meinen liebsten Bruder Bryan Seidel ehrenvoll zu retten, wie es jeder Bruder machen sollte! Mein Bruder hat aber ganz andere Pläne! Ja, er will nämlich lieber im Killer Haus bleiben, als mit seinem einzigen Bruder um die Welt zu reisen! Könnt ihr euch das vorstellen? Ach ja und ich bin 21 Jahre alt. Noch fragen?“, erklärte Iwan in einem Tempo, was keiner von uns erwartet hätte. Lucy schüttelte langsam den Kopf. ,,Ich kriege dich schon noch überredet Bruder!“, meinte Iwan überzeugt und schlug Bryan auf die Schulter. ,,Das glaube ich nicht!", murmelte Lucy so leise, dass es keiner außer ich hören konnte.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top