PROLOG ─── home

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AUS DEN ÄDERUNGEN DES MARMORS TROPFTE goldenes Blut. Seine Äste zogen sich verkümmert über das Gestein, ihre Erhabenheit war gefällt, ihre Krone irgendwo verschüttet und begraben zwischen Rauchsäulen und Qualmschwaden.

Trümmerteile knackten unter dem Gewicht seiner Stiefel. Ihr Staub wirbelte in der eisigen Nachtluft auf, rieselte wie grauer Nieselregen lautlos auf ihn herab und legte sich in der Manier eines Mantels auf seinen Schultern ab; als wollte ihn sein Zuhause ein letztes Mal mit seiner tröstenden Vertrautheit locken. Seine Fragmente brachen wie das Geäst im Dickicht am Fuß des Berges zu seinen Füßen und er wusste nicht recht, ob er sich nun, wo ihm die Glorie des Landes zu Füßen lag, mächtig fühlen sollte oder erbärmlich klein.

Taehyung hatte nicht gedacht, dass sogar Châteaus weinen konnten. Der Palast aus weißem Marmel und glänzendem Gold war ihm immer zu stolz vorgekommen, um einen Riss in seiner Fassade verlauten zu lassen.

Jetzt stand er auf der obersten Stufe des Grande Entrée und konnte nicht anders als in den Fall der steinernen Erhabenheit ein Mahnmal an ihre Arroganz zu interpretieren.

Beauxbatons schwieg, ob aus Scham oder Schock, das vermochte er nicht zu sagen. Aber es waberte Stille über dem Leichnam des Schlosses, das auf dem Schlachtfeld markerschütternde Schreie ausgespien hatte, und sie war lauter als die Rufe, die nur eine Stunde zuvor die Nacht zerrissen hatten.

Er wurde nicht mit ihr fertig. Lieber lauschte er den schreckenerregendsten Klagelauten und klirrendsten Kreischen als diesem bezwingenden, erstickenden Schweigen, in dem seine Gedanken so ungezügelt wirbelten wie der Steinstaub um ihn herum.

Das Gurgeln der Wasserspeier in den Labyrinthgärten war verstummt; die Melodie der Klaviere verhallt; die Echos in den Pyrenäen, die nach ihrer Namensvetterin riefen, verklungen. Vielleicht war sie befreit worden, dachte Taehyung bei sich, während er langsam die Treppenstufen zum Innenhof herunterstieg. Vielleicht geisterte sie nicht mehr durch die Korridore von Beauxbatons, sondern im Sternenvlies über der Gebirgskette.

Es leuchtete heller als der Lichtkegel, den das Steineichenholz in seiner Hand auf den Boden warf, um ihm den Weg durch Schutt und Asche zu bedeuten. Sein Zeigefinger schirmte den strahlenden Kern ab, der zwischen den Holzfasern durchschimmerte—Veela-Haar, aus der Strähne seiner Großmutter. Taehyung blieb stehen, um ausdruckslos den Schaden zu begutachten. Der letzte Entwaffnungszauber musste seinen Stab angeknackst haben. Er fühlte sich taub in seiner Hand an, müde vom Kämpfen und zu eigenwillig, um noch eine Formel zu befolgen.

Taehyung schüttelte seine Hand aus, die pochende Pein ignorierend, die seinen Arm hinaufschoss und in seiner Schulter mündete. Sein Körper schmerzte. Seine Lippe brannte und sein Rücken tat weh, als besannen sich seine Schultern erst jetzt, wo alles vorbei war, der Last, die auf ihnen bürdete. Er ließ sie hängen und senkte den Kopf, um im fahlen Schimmer seines Lumos nicht über Gesteinsbrocken und Schuldgefühle zu stolpern.

Monsieur Kim!"

Eine schmerzlich vertraute Stimme auf den gepflasterten Kopfsteinen katapultierte Taehyung unmittelbar aus seiner Trance in Nostalgie. Hinter den Flügeltoren des Innenhofs kristallisierte sich im Staubnebel eine Gestalt heraus, die seine müden Augen als seinen Professor erkannten—Monsieur Yves.

Obwohl sein Herz stach, schwoll es an vor perversem Stolz, zu wissen, dass er der letzte gewesen war, der die Gänge von Beauxbatons durchschritten hatte; am längsten in den Korridoren ausgeharrt hatte, während Pfeiler neben ihm eingestürzt und Treppen zerschmettert worden waren. Taehyung drosselte sein Tempo und blieb auf der letzten Stufe stehen, um zu dem braunhaarigen Herren herunterzusehen.

Sein dunkelblauer Umhang schlug Falten, als er außer Atem vor ihm stehen lieb. Schmutz haftete auf seinen eingefallenen Wangen, aber das geronnene Blut auf ihnen vermochte das besorgte Strahlen in den blauen Augen nicht zu dämpfen. Unwillkürlich fühlte Taehyung sich unter ihrer Durchleuchtung unwohl.

„Wir haben Sie überall gesucht!", stieß Professor Yves hervor, den Zauberstab in seiner Faust gereckt als hätte er befürchtet, noch einen letzten, verirrten Angreifer abwehren zu müssen. „Die vorletzte Division ist soeben aufgebrochen. Sie fehlten."

„Ich habe mir den Kopf gestoßen", murmelte Taehyung, doch er wusste, dass Yves seiner halbherzigen Ausrede keinen Glauben schenkte.

Es war ihm überraschenderweise egal, was sein Professor für Etikette davon dachte, dass er ihm ohne mit der Wimper zu zucken ins Gesicht log. Er hatte die Minuten nach dem Niedergang der Akademie nutzen wollen, um ein letztes Mal durch ihre ruhmvollen Hallen zu schlendern.

Es war ein schwacher Trost gewesen, dass Erinnerungen nicht in Marmorsäulen festgehalten wurden—oder ein Fluch, denn die Vergangenheit suchte ihn heim, wenn er daran dachte, dass früher Gargoyles den Eingang zum Schloss gesäumt hatten. In der Hitze des Gefechts waren sie geköpft und zu Rudimenten ihres früheren Kunstgeschicks zertrümmert worden.

Yves blinzelte ihn besorgt an. Dann presste er die Lippen schuldbewusst aufeinander. „Sie sollten sich in Sicherheit begeben."

„Die Schwestern sind weg", entgegnete Taehyung und bemerkte mit einem nicht unwesentlich zu heißen Rausch an Ärger, wie sein Professor bei der Erwähnung der vermummten Verbrecherinnen zusammenzuckte. Gereizt schob er die Augenbrauen zusammen. „Hier ist keiner mehr. Das Schloss ist leer, ich hab's mit eigenen Augen gesehen."

„Sie werden zurückkommen. Und wenn sie wiederkehren, sollten alle Schüler evakuiert sein", beharrte der hochgewachsene Mann, eine Hand energisch nach ihm ausgestreckt. Sie bohrte sich in die pastellblaue Seide seiner Uniform und Taehyung gab ihrer Dringlichkeit nur widerwillig nach.

Der verbrannte Saum seines Umhangs schlug das feinkörnige Pulver des Marmors am Boden auf, als er von den Stufen stieg und in stillen Einvernehmen neben seinem Professor über den Innenhof schritt.

„Es war heldenhaft, was du an der Front geleistet hast, Taehyung."

Taehyung konnte sich nicht daran erinnern, von seinem Professor je geduzt geworden zu sein. Dann allerdings, wenn er bei sich dachte, war er auch noch nie mit ihm über das Pflaster gegangen, während Feuer, Tränen und Rauch die Silhouette der Berge verschleierten. Ein Klos bäumte sich in der Krümmung seiner Kehle auf, drückte verräterisch gegen seine Stimmbänder.

Er künstelte ein Husten. „Das hätte jeder an meiner Stelle getan."

„Aber du bist der einzige, der es getan hat. Du warst geistesgegenwärtig. Das Ministerium würde dich dafür unter anderen... Umständen mit einer Medaille auszeichnen." Er hielt einen Augenblick lang inne und Taehyung hoffte, dass das, was auf seiner Zunge brannte, nicht seinen Mund verlassen würde. Die Götter schienen ihn durch den Rauch nicht zu erhören.

„Dein Bruder wäre stolz auf dich, Taehyung."

Er presste seinen Kiefer zusammen, um sich davon abzuhalten, eine Antwort auszuspucken, die er im Nebel seiner Benommenheit bereuen würde. Seine klammen Finger wanden sich fester um den Stab in seiner Hand; unwissend, ob er ihn gegen seinen Professor richten sollte oder gegen die Ungerechtigkeit einer gesamten Welt, die heute endgültig vom seidenen Faden gefallen und aus ihren Fugen gerutscht war.

„Ich will keine Brosche", hörte er sich dumpf sagen. Seine Stimme klang blechern. Sie kratzte in seinem Hals, belegt von Staub und Schutt. Taehyung wusste, dass er sich kindisch aufführte, aber er konnte sich nicht davon abhalten, leiser hinterherzuschieben: „Ich will alles zurück, wie es vorher gewesen ist."

Er erwartete keine Antwort von Professor Yves und er erhielt auch keine außer langes, bedrücktes Schweigen. Es kam ihm gelegen. Lobpreisungen und Komplimente auf seine Person brachten nicht zurück, was er heute verloren hatte, und kein Gold der Welt konnte ihn dafür entlohnen, zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen zu sein—oder vielleicht genau deswegen am richtigen.

Er fühlte sich nicht wie der Held, den die anderen Schüler in ihm sahen, als er in den Schutz der Ebereschen einkehrte. Das Feuer, das sie in seine Großtat interpretierten, war keines, das ihn entzündet hatte, sondern eines, das ihn verbrannte.

Taehyung ließ sich schweigend in die Umarmung seines blonden Vetters ziehen und stützte sein Kinn auf dessen Schulter ab. Die Kratzer auf seiner Wange brannten, als bläulich angelaufene Fingerkuppen sie ertasteten und das Blut auf ihr verschmierten.

Er öffnete den Mund, bevor noch eine Sorgenbekundung ihm den Boden unter seinen zitternden Knien wegreißen konnte.

„Wo ist-?"

„Schon fort." Die runden, braunen Augen seines Freundes blickten ihn mit einer traurigen Form von Erleichterung an. Der Lyonnais in seiner Stimme klang heimelig, aber Taehyung fühlte sich nicht von ihm beruhigt. „Er ist mit einer der ersten Divisionen gereist. In den Norden, wahrscheinlich. So weit weg wie möglich."

Langsam nickte Taehyung und wartete darauf, dass Betrübnis darüber, einen seiner engsten Vertrauten nicht verabschiedet zu haben, sein Herz ergreifen würde. Es kam nichts. Vielleicht hatte er es auf dem Schlachtfeld verloren, vielleicht war es betäubt von der eisigen Kälte, die langsam und tödlich durch die Seide seiner Uniform kroch. Er knüpfte trotzdem seinen Umhang ab, um ihn an zwei Zweitklässlerinnen zu reichen, die neben ihm durch den Schnee stapften.

Unter ihren Augen prangten violette Schimmer, aber das Lächeln auf ihren Lippen wirkte dankbar und echt. Taehyung fand Trost in dem Gedanken, dass die monatelange Belagerung von Beauxbatons nichts von den Wesen seiner Bewohner abgeschliffen hatte. Und für den Moment reichte ihm das Wissen, ein anderes der wichtigsten Relikte im Schloss behütet zu wissen, um ihn während des Marschs durch das gefrorene Dickicht warm zu halten.

Sein Atem stieg in Wolken hinauf in den Nachthimmel, während er merkwürdig geduldig darauf wartete, dass etwas passierte—vermutlich, weil er noch nicht jäh Lebewohl zu der Taubheit in ihm und der Vertrautheit um ihn herum sagen wollte. Sein Herz sackte eine Idee tiefer in seinem beengten Brustkorb, als jemand verkündete, dass der letzte Trupp der Beauxbatons-Akademie für Magie aufbrechen würde—in die Sicherheit. Er wusste nicht, wo das sein sollte, aber er reihte sich dennoch protestlos in den Kreis ein, den sie unzeremoniell um eine Statue bildeten, die wie ein alter Monolith im Kiefernwald herausstach.

Taehyung warf einen letzten Blick zur weißen Ruine auf der Spitze des Berges, die er vierzehn Jahre lang seine Heimat genannt hatte und deren Wunden nun der fallende Schnee leckte. Dann griff er nach der Hand der Statue und ließ sich in ihren verschluckenden Sog ziehen.

Auf der anderen Seite der Meerenge, in einem anderen Land beobachteten zur selben Zeit leuchtende Kinderaugen das Flügelschlagen von weißen Abraxanern im schüttenden, schottischen Regen und den urplötzlichen Lichtstrahl, der den Raum zerriss und ihre Welt blendete.

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Author's Note
LET'S GOO, IT'S SEPTEMBER 1ST SO LET THE ANGST BEGIN

In welchem Hogwarts-Haus seid ihr?
Meines ist Slytherin 🐍

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