CHAPTER EIGHT ─── l'appel du vide

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Namjoon Kim

Lean On Me — Bill Withers

ALS NACHFOLGER SEINES BRUDERS HATTE Taehyung unmittelbar vor Sangooks Tod in dessen Fußstapfen treten und als visage des jeunes, das Gesicht der Jugend für das französische Zaubereiministerium paradieren müssen.

Es war eine vielmehr modische Kokarde, die einem als vielversprechendster Nachwuchszauberer des Jahres angeheftet wurde, als eine politische. Jährlich entsandte das Ministerium ein Komitee nach Beauxbatons, das eine Woche im November lang Unterrichtsstunden, extra für den Anlass aufgezogenen Kunstausstellungen und sportlichen sowie künstlerischen Schauwettbewerben beiwohnte, um einen Anwärter auf das Amt aus den Letztklässlern auszuwählen. Mit der Betitelung kamen Ehre, ein feuchter Händedruck vom Zaubereiminister und Plakatierungen des eigenen Gesichts im gesamten Gebilde des Zaubereiministeriums einher, aber keine wirkliche politische Einflussnahme oder ein Karriereaufschwung selbst.

Stattdessen fertigte man sie mit einem obligatorischen Narzissenstrauß und einer Führung durch die verschiedenen Abteilungen des Zaubereiministeriums ab, und hatte man vermutlich schon den Namen des glücklichen Auserwählten vergessen, wenn sie den Raum der Ahnen, das Archiv des gesamten magischen Staates erreicht hatten.

Viele Reinblut-Familien bildeten sich trotzdem höllisch viel darauf ein, wenn das Gesicht ihres Kindes zur Schablone einer ganzen Nation von magischen Heranwachsenden auserkoren wurde.

Für seinen Vater, dem obersten Großmeister im Zaubergamot, hatte nie infrage gestanden, dass beide seiner Söhne einmal mit dem hohlen Titel ausgezeichnet würden. Da das zuständige Komitee für die Kürung der französischen Nachwuchszauberer und -hexen im September letzten Jahres dichtgemacht hatte, um seine Arbeitskräfte auf wirklich sinnvolle Beschäftigungsbereiche des in die Kriegskrise gestürzten Ministeriums zu verteilen, hatte Taehyung als erster Zauberer überhaupt seinen Titel verteidigt, und hielt ihn seit 2020 stolzlos inne.

Er erkannte das Gesicht, das im nächtlichen Schatten gehüllt eindringliche Worte mit Nicholas Balcombe austauschte, sofortig. Die unverkennbar gebogene Adlernase unter den grasgrünen Augen, die buschigen, mit grauen Härchen versetzten Brauenbögen und die tiefe, stetig beanspruchte Zornesfalte, kannte er aus den Staatsbanketten, die im Spiegelsaal der Kim'schen Sommerresidenz in Turin abgehalten worden waren. Der Mann mit dem ausgedünnten, braunen Haar hatte ihn damals persönlich statt seiner Unterstaatssekretärin in Empfang genommen, als Taehyung frisch nach Sangooks Tod durch die Ministeriumsabteilungen spaziert war. Benommen von den Ereignissen, war ihm nichts so klar in Erinnerungen geblieben wie die feste Hand, mit der Antoine Carpentier die ganze Zeit in väterlicher Manier seine Schulter festgehalten hatte.

Es entzog sich jeglicher Logik, weshalb der Leiter der magischen Strafverfolgung nun auf der andere Seite des Ärmelkanals war, wenn die Grenzen zu Frankreich seit Wochen schon geschlossen worden waren—vielmehr noch, wenn heute die Inquisitionsverfahren abgehalten werden sollten, von denen Professor McGonagall Jeongguk erzählt hatte, und die eigentlich von der magischen Strafverfolgungsbehörde initiiert wurden.

Sein Mund stand offen, während er erstarrt beobachtete, wie Mister Balcombe neben Monsieur Carpentier, augenscheinlich in ein Gespräch vertieft, die vertrackte Nebengasse herunterschritt. Ihre wirbelnden Umhangroben verschwanden um eine Biegung, die mit alten, zerrissenen Fahndungsfotos vollgekleistert war. Er hörte seinen Namen irgendwo am Rande seiner Peripherie. Dann tauchte Jeongguk neben ihm auf.

Er hielt eine angerauchte Zigarette zwischen Zeige- und Mittelfinger und war seinem starren Blick mit in Falten gelegter Stirn gefolgt. „Alles klar?", fragte er skeptisch, nachlässig auf die Papiertüte in seiner Hand deutend. „Du hast also einen Ersatz gefunden."

„Ich muss in die Straße dort."

„In die Nokturngasse?"

Taehyung zuckte die Schultern, nickte dann. „Wenn sie so heißt."

Er hatte genug Zeit mit Hoseok und Namjoon verbracht, um sich bildgewaltig vorzustellen, wie sie ihn des Irrsinns bezichtigt hätten; einem ungleichen Paar mächtiger Männer in eine zwielichtige Nebengasse zu folgen, nur weil seine Neugierde Antworten forderte.

Nicht so Jeongguk.

Er hatte die Augenbrauen in schwacher Irritation zusammengezogen, als schien er innerlich abzuwägen, wie profitabel das Abenteuer wäre, das er aus diesem Abstecher melken könnte. Vielleicht war das die inhärente Differenz zwischen Gryffindor und den anderen Hogwart'schen Häusern—während die Ravenclaws, mit denen er Bekanntschaft gemacht hatte, sich auf ihre besonnenen, von Logik gesteuerten Köpfe verließen, rührte die Entscheidungsgewalt eines Gryffindors aus der Brust heraus; aus einem unersättlichen Leuchtfeuer, das für Furchtlosigkeit und Heldentum brannte.

Womöglich unterschied ihn doch nicht so viel von den in Verruf geratenen Gryffindors wie er angenommen hatte.

Denn Jeongguk nahm nur einen Zug von seiner Zigarette, atmete aus und aschte dann ab. „Nur dubiose Gestalten verkehren in der Nokturngasse. Sie ist berühmt-berüchtigt dafür, schwarzmagische und nicht ganz... legal beschaffene Artefakte zu verkaufen."

Das war mehr, als Taehyung hören musste. Er entledigte sich der braunen Papiertüte, knüllte sie zusammen und schob sie in eine Tasche seines Mantels, ehe er die Schatulle seines Stabes kurzerhand schrumpfte und ihr folgen ließ. Es musste ein gutes Omen sein, dass ihm der Stab, wenn auch ein wenig befremdlich seiner Hand angeschmiegt, bedingungslos gehorchte. Jeongguk rief ihm verwirrt nach, doch Taehyung war schon mit schnellen Schritten in die düstere Seitenstraße abgebogen.

Laute Fußschritte in Pfützen kündigten seinen Verfolger an. „Fuck, was ist eigentlich mit dir?", stöhnte Jeongguk entnervt. „Wie wär's, wenn du mal erklärst, warum es dich so unaufhaltbar hierherzieht? Ich will nicht meinen Kopf hinhalten müssen, weil du ihn dir in irgendeinem schwarzmagischen Ramschladen versehentlich absäbeln lassen hast."

„Das ist Frankreichs Leiter der magischen Strafverfolgung", presste Taehyung hervor—und presste sich rücklings gegen die feuchte Backsteinmauer, weil er rechtzeitig erspäht hatte, dass die Herren vor einem schwach beleuchteten Geschäft stehengeblieben waren.

Jeongguk tat es ihm gleich. Er roch nach Rauch. „Der Typ in dem blauen Mantel?", hakte er leise nach, und fügte auf Taehyungs stilles Nicken misstrauisch hinzu: „Sollte der nicht auf dem Festland feststecken?"

„Ganz genau." Sein Herz vollführte einen kleinen Hüpfer in seiner Brust. „Er kennt mich. Die Carpentiers sind alte Familienfreunde, enge Vertraute meines Vaters, vielleicht kann er mich zurück nach Frankreich schleusen."

Erst blieb Jeongguk still. Taehyung erwartete seine Zustimmung; einen dramatischen Luftkuss zum Abschied, der von unbändiger Freude darüber gespeist war, ihn endlich losgeworden zu sein. Eine Hand legte sich um seinen Oberarm, bevor er auch nur in Erwägung ziehen konnte, die vertraulich aussehende Konversation zwischen den Männern mit seinem Auftreten zu stören.

„Taehyung", gab Jeongguk ihm mit vor Murmeln rau geschliffener Stimme zu bedenken. „Wie sehen die beiden Typen für dich aus?"

Als er keine Antwort ausklügeln konnte, schob Jeongguk mit ungeduldigem Nachdruck seinem Raunen hinterher: „Wie Leute, die nicht gesehen werden wollen. Ich meinte es ernst, als ich gesagt hatte, dass dieses Viertel der Winkelgasse nur die zwielichtigsten Gestalten frequentieren. Die bestsituiertesten Politiker riskieren ihren Ruf, wenn sie der Nokturngasse nur einen schiefen Blick zuwerfen. Und die beiden Herren hier erscheinen mir nicht wie Vorzeigeexemplare von tadellos weißen Westen."

„Willst du damit sagen", presste Taehyung mit gerunzelter Stirn gedämpft hervor, „dass sie etwas im Schilde führen?"

„Zweifellos." Jeongguk klang düster. Sein Atem stieß gegen Taehyungs Hals. „Wer tunlichst nicht auffallen will, der findet Mittel und Wege, sich und sein Anliegen bedeckt zu halten. Ein dunkler Verschlag in einer dubiosen, verlassenen Seitengasse erscheint mir wie der perfekte Ort dafür."

Tief atmete Taehyung durch. Sein Zauberstab presste in das Fleisch seines Unterarms, wo er ihn in einer umständlich geformten Faust in die Sicherheit seines ausladenden Ärmels hochgeschoben hatte. „Das macht keinen Sinn", murmelte er leise für sich, und wusste dabei selbst nicht, weshalb er laut auf Englisch überlegte. Vermutlich, damit seine wirren, hoffnungslos überforderten Gedanken irgendwo auf Resonanz stießen. „Was sollte Antoine Carpentier dazu bewogen haben, sich gegen die Grenzschließung des Internationalen Magischen Gerichtshofs aufzulehnen und Paris zu verlassen?"

Jeongguk drückte einmal seinen Arm, als wollte er mit der schwachen Geste Trost bekunden. „Euer Land liegt im Krieg", murmelte er, andächtig; als läge etwas immens Tragisches und Bedauernswertes darin, Taehyung diesen Umstand in Erinnerung rufen zu müssen. „Menschen in Kriegsgebieten tun... sicherlich manchmal fragwürdige Dinge, um zu überleben."

Es traf etwas in ihm: die Vagheit in Jeongguks Worten, die so unbedarft hin- und herpendelten, weil sie von völliger Ahnungslosigkeit durchwirkt waren. Ganz tief in sich fühlte Taehyung etwas ins Schwanken geraten: seinen Sinn für Moral, wahrscheinlich, oder sein gestörtes Erinnerungszentrum, das sich seit dem Winter des letzten Jahres, der in den Zeitgeist als hiver sombre, der dunkle Winter eingegangen war, von seinem Gedächtnis abgeschottet hatte.

Und oh, süßer, naiver Jeongguk hatte keine Ahnung davon, wozu Menschen fähig waren, wenn ihr Überlebenssinn auf die letzte Probe gestellt wurde.

Gutgläubiger, träumerischer Monsieur Ollivander hatte nicht den leisesten Schimmer davon, welcher Sorte von Macht er einen Kanal zum sicheren Ausbruch, zum Schaffen von Großem beschaffen hatte.

Heftig schüttelte Taehyung den Kopf, bevor etwas Fragiles in sich, das mit tiefen, archaischen Rissen durchzogen war, zerbersten konnte; bevor sich etwas an die Oberfläche kämpfen würde, das er seit einem halben Jahr nun in einem abgekapselten Part seiner erschütterten und zerrütteten Seele unter ständigem, lichtlosen Verschluss hielt.

Es würde nicht den Tag erleben, an dem Taehyung Kim brach.

„Wir sollten ihnen folgen", stieß er hinter zusammengebissenen Zähnen hervor.

Jeongguk überraschte ihn, denn er schüttelte entschieden den Kopf. „Versuch's besser mit einem Abhörzauber, wenn die Typen dich schon kennen", raunte er konzentriert. „Ich lehn mich mal ganz weit aus dem Fenster und behaupte, dass gerade du es dir nicht erlauben kannst, von zwei Ministerien auf Spurensuche erwischt zu werden."

Obwohl es Taehyung missfiel, konnte er nicht abstreiten, dass Jeongguk im Recht lag. Alles, was er sich in Großbritannien zu Schulden kommen lassen würde, würde auf direktem Wege Resonanz in Frankreich erzeugen, und dabei drangekriegt zu werden, zweien der mächtigsten Männer in der Verwaltung ihrer Länder nachspioniert zu haben, würde ihn teuer zu stehen kommen. Selbst das Kim'sche Vermögen, das ihren Namen wie ein unantastbares Bollwerk schützte, könnte keinen solch hartnäckigen Fleck von seiner politischen weißen Weste waschen.

Cave Inimicum", murmelte er unter seinem Atem, sicherheitshalber, und ein engmaschiges, dünnflüssiges Netz aus gesponnenem Silber segelte lautlos aus der Spitze seines Zauberstabs auf sie herunter; würde sie vor Feinden unhörbar und unsichtbar machen, wenn sein Zauberstab denn Mr. Balcombe und Monsieur Carpentier als ebensolche Feinde erkennen würde.

Er war nicht bereit, es drauf ankommen zu lassen und seinen Ruf—den seines Vaters—zu riskieren. Die feuchten Backsteine der Modeboutique drückten unangenehm in seinen Rücken, als Taehyung sich, fest gegen die Wand gepresst, bis an den äußersten Rand des Gebäudes stahl, um um die Ecke herum zu den Männern zu linsen.

Sie standen noch immer im Halbschatten einer der wenigen Laternen, die die ausgestorbene Nokturngasse schummrig erhellten. Ein Geschäft, das Schnäppchenangebote von transsilvanischen Fledermausflügeln und echten Grabwürmern im Schaufenster anpries, knipste gerade das Licht aus, als Monsieur Carpentiers Stimme dumpf durch den Unsichtbarkeitsschleier an seine Ohren drang.

„...scheint es um Ihr Interesse nicht halb so gut bestellt zu sein wie Sie es in Ihren Eulen verkündet haben", zischelte der Mann mit schwerem, französisch versetzten Englisch. Taehyung merkte, dass Jeongguk ihn nicht verstand, daran, dass er mit eklatanter Falte auf der Stirn näher an ihn heranrückte. „Wenn das Zaubereiministerium davon Wind bekommt-"

„Aber das wird es nicht." Mister Balcombes Stimme klang genauso samtig falsch wie Taehyung sie aus Monsieur Dumbledores Büro an seinem ersten Tag in Hogwarts in Erinnerung behalten hatte. „Darüber waren wir uns doch einig gewesen, oder etwa nicht, Antoine?"

Antoine schnaubte. „Ich riskiere bereits meinen Hals dafür, die andere Seite des Ärmelkanals betreten zu haben. Vagheit garantiert mir keine sichere Überfahrt."

„Der Schleuser wird Sie wie besprochen empfangen und problemlos überführen, Sie haben mein Wort."

„Was bringt mir in diesen düsteren Zeiten schon ein Wort?"

Balcombes Stimme sank herab in einen rauen Wisperton, den sogar Taehyung kaum aufgreifen konnte. „Es herrscht Krieg, Antoine. Früher oder später muss ein jeder von uns eine Entscheidung treffen, und sie wollen doch nicht bereuen, auf der falschen Seite der Geschichte gestanden zu haben. Ich kann Ihnen diese Sicherheit nicht nur garantieren, ich werde mich dafür verbürgen, dass Ihre Mühen belohnt werden, wenn alles vorbei ist."

Antoine wirbelte so abrupt seinen Kopf in ihre Richtung, dass Taehyung sich wie vom Blitz getroffen zurückzog und gegen die Mauer presste. Sein Herz pochte in seiner Brust so schnell wie das eines Hasen auf der Flucht, erfüllte ihn bei jedem Schlag mit mehr Fragen, die durch seinen Kopf flackerten. Er lehnte sich eine Winzigkeit vor, gerade so viel, um den blauen Umhang des Leiters der französischen Strafverfolgung schlackern zu sehen, als sich die Männer in Bewegung setzten, die lange, dunkle Gasse herunter.

„Das will ich hoffen", zischelte Antoine noch. „Kaum auszudenken, wie es um Frankreich stehen wird, wenn diese Schreckensherrschaft endlich ihr Ende nimmt. Die Kinder müssen zurückgebracht, das Auge gefunden, die Akademie aus der Asche neu errichtet werden... wirtschaftliche Katastrophe, ein Desaster, das alle Abteilungen trifft... entsetzlich unterbesetzt..."

Ihr Stimmgewirr verschmolz zu einem undurchdringlichen Ball von Klängen, und Taehyung realisierte verärgert, dass ein knisterndes Rauschen ihr Gespräch übertönte und immer lauter in seinen Ohren dröhnte. Jemand von ihnen musste einen Muffliato-Spruch beschworen haben, um ihr vertrauliches Gespräch zu konservieren. Gereizt flickte er seinen Stab und die silbrig glänzende Blase, die sie umhüllt hatte, zerfiel wie eine dünne Regenwand. Dann ertönte ein leises, saugendes Plopp—und sie waren disappariert.

Merde", murmelte er unter seinem Atem.

Jeongguk trat zurück, die Arme locker vor der Brust verschränkt, ein Ausdruck des Misstrauens im Gesicht. „Was war das?"

Taehyung schüttelte abgelenkt den Kopf.

„Klingt für mich wie ein zwischenstaatliches Geheimbündnis."

„Eines, das unter vier Augen ausgerechnet in der Nokturngasse besprochen werden muss? Wohl kaum." Jeongguk schnaubte kritisch. „Ist das irgendein französisches Sprichwort? Das Auge finden?"

Taehyung runzelte die Stirn. Die beiläufig gestreute Information hatte er überhört, war sie doch völlig untergegangen im eiskalten Schauer, der ihn überkommen hatte. „Nein", atmete er skeptisch aus. „Nicht, dass ich wüsste. Sie sind hinter etwas her", schloss er leiser, tief in Gedanken versunken. Eine Furche grub sich zwischen seine Brauen. „Die Stillen Schwestern kamen nach Beauxbatons, um etwas zu finden. Etwas Wertvolles, das das Schloss behütet hat. Vielleicht ist das das Auge, von dem Balcombe und Carpentier gesprochen haben, und es ist noch niemandem in die Hände gefallen."

Jeongguk klang nicht überzeugt. „Denkst du nicht, sie hätten alles daran gesetzt, zu bekommen, was sie in Beauxbatons vermutet haben? Warum sollen sie mit leeren Händen aus eurem Schloss abgezogen sein, bevor sie jeden Stein danach umgedreht haben?" Durchatmend setzte er Fuß auf das feuchte Kopfsteinpflaster, den Kopf weit in den Nacken gelegt. „Wir sollten verschwinden, bevor uns jemand hier herumlungern sieht. Komm. Im Tropfenden Kessel warten zwei Butterbierkrüge auf uns."

Keine Viertelstunde später belegte ein cremiger, vollmundiger, süßer Muskatgeschmack seine Zunge. Mit dem Handrücken wischte Taehyung den warmen Schaum von der Oberlippe, dann stellte er den Krug wieder auf dem Nachttisch neben seinem Bett ab und ersetzte den Henkel durch seinen Zauberstab, den er gedankenverloren durch seine Finger gleiten ließ.

Jeongguk hatte das Zimmer neben seinem bezogen, das höchstwahrscheinlich (und hoffentlich) ein gespiegeltes Duplikat seiner Unterkunft war: ein großes Bett war achtlos an eine Seite der tristen, grauen Wand geschoben, an der der Putz feinkörnig herunterrieselte, wann immer ein Zug auf dem geradewegs benachbarten Gleis am Pub vorbeirauschte und alles in ein beunruhigendes Wackeln brachte. An einem alten Kleiderschrank gegenüber des Betts und an einem Rundtischset hatte der Zahn der Zeit erbarmungslos genagt, sahen die Möbel doch eher aus wie klägliche Überbleibsel aus der Zeit vor dem letzten Weltkrieg. Ein staubiger Teppich lag nutzlos auf dem Boden und hatte über die Jahre hinweg so viel Staub in sich hineingefressen und Abdrücke von dreckigen Schuhpaaren abgewischt, dass sein Muster, einst rot und kunstvoll gestaltet, tragischerweise zu einem unappetitlichen Einheitsbrei aus grau und braun verkommen war.

Taehyung hatte nach dem Schälen aus seinen feuchten Klamotten und in eine gemütlichere Hose die Beine angezogen und die Ellbogen auf seinen nackten Knien abgestützt, während er nach dem Gelächter unten im Schankraum lauschte; nach Jeongguks Stimme, die gedämpft durch die dünnen, geringfügig isolierten Wände zu ihm drang. Die Bettfedern gaben einen quietschenden Protest von sich, als er sich schließlich aufsetzte und die Beine über die Kante schwang.

Es war zu viel passiert, er hätte, wie auch anders zu erwarten, sowieso nicht einschlafen können mit dem gesicherten Wissen im Hinterkopf, dass Frankreichs Grenzen passierbar waren und das Ministerium mit dem von England in äußerst engem, wie es schien, Kontakt stand.

War es eine Drohung, die Mister Balcombe an Monsieur Carpentier gerichtet hatte, oder ein gutgemeinter, genuin besorgter Rat, der nur holprig überbracht worden war? Ersuchte Frankreich bei Großbritannien die Rückendeckung, die es benötigte, um seine Wunden zu lecken und sich zu erholen?

Wussten die anderen Abteilungen der Verwaltung oder gar die Professoren in Hogwarts Bescheid, dass seine Heimat sich nicht so streng isoliert hatte wie angenommen?

Tief atmete Taehyung durch, und verbannte Jimin und Seokjin und all seine Freunde auf Hogwarts aus seinen abdriftenden Gedanken. Er wollte sie nicht mit etwas behelligen, das nicht in trockenen Tüchern lag, und ihnen zumindest diese Nacht noch im Unwissen, er wäre sicher und wohlbehütet unten in London, schlafen lassen. Es war ein vergänglicher, süßer Komfort, der spätestens mit Jeongguks Rückkehr zur Hochschule im schottischen Hochland platzen würde, aber sie brauchten jede Ruhe, die sie bekommen konnten.

Auf leisen Sohlen ging Taehyung zur Tür, drehte den Knauf und zog sie knarzend auf. Dann überquerte er den leeren Flur und klopfte zweimal an dem gegenüberliegenden Zimmer.

Dielen knackten, bevor Jeongguk, in ein ausgeleiertes, verwaschenes Quidditch-Shirt der Montrose Magpies gekleidet, ihm öffnete und ihn fragend anblinzelte.

„Ist was?", hakte er nach, und Taehyung ging einfach davon aus, dass die Weise, wie er sein Handy an seine Brust und den kleinen Finger dezidiert ans untere Ende des Geräts gepresst hielt, garantierte, ihr Gespräch vor einem weiteren Ohrenpaar abzuschirmen.

Taehyung drehte sich um, als es irgendwo im hinteren Abteil des Korridors laut zu poltern begann und ein hohes, einem Ghoul oder Gargoyle ähnliches Gackern erklang, dann wandte er sich wieder Jeongguk zu.

„Ich muss zurück nach Frankreich", erklärte er ihm knapp, und jetzt runzelte Jeongguk die Stirn, warf das Handy nach einem Klick auf die Bildfläche auf sein Kopfkissen, und lehnte sich mit einer Schulter in den Türrahmen.

„Und das soll neu sein? Davon redest du schon, seit du hier angekommen bist."

„Nein", atmete Taehyung entnervt. „Die Angelegenheit pressiert. Ich muss herausfinden, in welcher Korrelation das britische Zaubereiministerium mit dem französischen steht. Balcombe und Carpentier haben mir allen Grund zur Annahme geliefert, dass hinter Frankreichs Isolation mehr steckt als befürchtet, deswegen wirst du der Division meiner Schule erklären müssen, weshalb ich morgen Abend nicht zurückkommen werde."

Jeongguk schien gelinde gesagt nicht überzeugt. Er hatte die Augenbrauen zusammengeschoben und nahm seinen nächtlichen Besucher in einen skeptischen Augenschein, als seine Augen langsam an ihm herabwanderten. „Aha", gab er trocken von sich. „Und wie genau, stellst du dir vor, erkläre ich den Professoren, dass du mir verloren gegangen bist?"

„Wenn meine Erwartungen stimmen, dann sind sie bereits in dieses Geheimbündnis eingeweiht. Ich bereite ihnen sowieso mehr Ärger und Umständlichkeit, weil euer Ministerium an meinen Fersen klebt, sie werden keine Nachfragen anstellen."

„Das sind mir ein paar zu viele Wenn's für einen Plan dieses Kalibers."

Taehyung schluckte seine Irritation herunter und biss die Kiefer aufeinander. „Du verstehst das auch nicht", gab er mit verärgertem Nachdruck zurück. „Ich muss zurück, jetzt mehr denn je zuvor. Wenn mein Land vor die Hunde geht, will ich nicht aus sicherer Entfernung dabei tatenlos zugeschaut haben."

Gekringelte Locken hingen Jeongguk in der Stirn, die die ehrliche Unbeeindrucktheit in seinen Augen zu Taehyungs ewigem Leidwesen nicht verfälschten. „Du hast keinen Schleuser, der dich über die Grenze bringt", gab er schulterzuckend zu bedenken, als wäre es ihm im Grunde genommen völlig egal, ob er mit oder ohne ihn morgen in Hogsmeade aufkreuzte; wahrscheinlich, weil es genau so war und auf Gegenseitigkeit beruhte. „Balcombe, sagst du? Balcombe muss Himmel und Hölle in Bewegung versetzt haben, um eine Schneise zwischen Frankreichs Grenzpatrouillen und Schutzzauber gebahnt zu haben, wie stellst du dir vor, kommst du rüber? Mit einem Floß?"

„Ich appariere."

Du appa-Richtig." Jeongguk kräuselte spöttelnd die gerade Nase. „Sag, gab es in Beauxbatons elitäre Fortbildungen zur Ausbildung von, keine Ahnung, Offensiv-Apparationen? Könnt ihr beim Disapparieren durch die stärksten Schutzvorkehrungen und ganze Bollwerke von Sicherheitsmaßnahmen brechen, ja?"

„Ich appariere nicht nach Frankreich", stellte Taehyung klar, der allmählich spürte, wie seine Geduld unter Jeongguks höhnischer Miene elementare Risse erfuhr. „Sondern nach Italien, nach Turin. Von dort aus reise ich weiter bis nach Lyon. Es könnte mich ehrlich gesagt nicht weniger interessieren, was jemand wie du dazu zu sagen hat, also spar dir deine Bemerkungen. Ich wollte dich nur darüber in Kenntnis setzen, warum ich morgen nicht zurück nach Schottland fahren werde, dort oben verschwende ich meine Zeit und die meines Landes, von der es bekanntlich nicht mehr so viel gibt."

„Denkst du nicht", hob Jeongguk an, dieses Mal mit einer Bedachtsamkeit, die Taehyung irgendwo tief in sich genauso behelligte wie sie ihn aufmerksam machte, „dass du eine Idee vorschnell reagierst? Du bist nicht Frankreichs einziger Beschützer, Taehyung, und du bist auch nicht irgendein Schutzpatron, der sein Leben für seine Heimat opfern oder aufwerten muss. Du bist nur ein Schüler", schloss er ruhig, nicht in einem anklagenden oder denunzierenden Ton, sondern mit einer ruhigen, nüchternen Tatsache in seiner Stimme. Er zog gleichgültig eine Schulter hoch. „Frankreich hat dich zu uns entsandt, damit du hier ein normales Leben weit weg vom Krieg in deinem Land weiterführen kannst, und nicht um dich zu bestrafen. Wir haben nur einen Ausschnitt von dem gehört, was die beiden Männer beredet haben-"

„Mein Bauchgefühl-", unterbrach Taehyung ihn, doch Jeongguk fuhr ihm kopfschüttelnd über den Mund.

„Ist vermutlich gestört, seit du durchgemacht hast, was du durchgemacht hast, mir würd's wahrscheinlich nicht anders ergehen. Du solltest schlafen und dir nicht den Kopf über Verschwörungen und Komplotts zerbrechen, die vielleicht nicht einmal im entferntesten Sinne solche sind. Deine Freunde in Hogwarts brauchen dich dringender als dein Ministerium, das offenbar nur gewählte Abgeordnete entsendet—und einlädt. 'S wär ein Armutszeugnis, wenn sie ihre größte Bürde auf ein Kind setzten. Meinst du nicht, sie hätten längst einen Weg gefunden, dich zu kontaktieren, wenn du so unentbehrlich für sie wärst wie du denkst?"

Es fiel Taehyung ungeheuerlich schwer, in dieser Nacht Schlaf zu finden. Jeongguks Telefonat war längst erstorben, aus den anliegenden Zimmern drang leises, friedliches Schnarchen. Der Putz beregnete sein Gesicht in der Dunkelheit in feinen Wellen. Er wälzte sich in den weißen Laken hin und her, doch die Müdigkeit zierte sich, ihn in eine traumlose, schwerelose Leere zu entführen.

Seufzend vergrub Taehyung beide Hände in seinen Haaren und starrte hinauf zur Decke.

Vermutlich hatte, und er hasste es, sich diese Niederlage eingestehen zu müssen, Jeongguk Recht, und er wäre in Schottland unter Gleichgesinnten besser aufgehoben. Bei Jimin, der einen Arm dafür eingebüßt hatte, um bei ihm sein zu können, und Seokjin, der so makellos und geschmeidig in die leere, noch warme Hülle eines Bruders geglitten war, dass Taehyung manchmal entfiel, nur einen unmittelbaren Blutsbruder besessen zu haben.

Und zu seinem Leidwesen konnte er nicht garantieren, nicht doch an Frankreichs Grenze zu Italien abgewiesen zu werden.

Erschöpft atmete er durch. Er würde in der Sicherheit des alten Schlosses herausfinden müssen, worüber die beiden Politiker gesprochen hatten, und seine ehrgeizigen Studien wieder aufnehmen, um nicht das Vermächtnis zu besudeln, für das Beauxbatons geblutet hatte. Womöglich hatte Genevieve Balcombe unwissentlich einen perfekten, tödlich präzisen Zeitpunkt abgepasst, um ihn in die Fänge eines illegalen Duelliervereins zu locken. Er musste unbedingt wissen, in welchem Verhältnis sie zu Nicholas Balcombe stand—und könnte etwas Ruhm für sein angeknackstes Ego gut gebrauchen.

Am Horizont brach bereits die Morgenröte auf, als Taehyung in einem unterbewussten Dämmerzustand endlich einfiel, welchen Preis er sich aus den siegreichen, zukünftigen Duellen des Clubs versprechen wollte.



Am Sonntagmorgen eilten sie über die regenverhangenen Straßen (nach einer äußerst unangenehmen Eskapade, in der Taehyung in einem Ausdruck des absoluten trotzigen Verdrusses nach Lyon zu apparieren versucht hatte und von den magisch gezogenen Begrenzungen derartig stark abgeprallt war, dass er durch die Wand in Jeongguks Kleiderschrank gepoltert war) und erwischten gerade noch den dampfenden Hogwarts Express, bevor er empört hupend losfuhr.

Sein Rücken meldete sich immer noch mit peinvollem Ziepen zu Wort, als Taehyung sich aus mit schmerzverzerrtem Gesicht aus seinem Mantel schälte und sich am Fenster niederließ. Die unverschämte teure Tüte, die er im Morgengrauen noch in Sugaplums Süßigkeitenladen erworben hatte, stellte er auf den Sitz neben ihm ab. Jeongguk schoss die Glasscharniere hinter sich, das Handy zwischen Wange und Schulter eingeklemmt, und tauschte mit seinem anderen älteren Bruder, wie er ihm ungefragt zugesteckt hatte, hitzköpfig die neuesten Ergebnisse aus dem Viertelfinale der Quidditch-Weltmeisterschaft aus, das an an diesem Wochenende anscheinend in Dänemark abgehalten worden war.

Die ersten Heidefelder flogen bereits an ihnen vorbei, als er auflegte, und Taehyung öffnete die Augen aus einem Dösen, in dem sich seine Gedanken wie bereits seit heute Nacht in einer unaufhörlichen Endlosschleife um ein und dasselbe Thema gedreht hatten. „Wer hat gewonnen?", hakte er beiläufig nach, sodass Jeongguk einen Blick auf ihn abschoss, ehe er die Zungenspitze konzentriert gegen seine innere Wange drückte und sich mit verschränkten Armen zurücklehnte.

„Tendenz spricht für die Warsaw Werewolves. Gegen Berns Bogeymen, 310 zu 290. Das Spiel geht in Verlängerung, Bukoski hat den Schnatz offenbar schon gefangen, als seine Mannschaft den Schweizern 200 Punkte nachstand, und ihn erst dann preisgegeben, als sie nach zwei Stunden aufgeholt hatten und den Moderatoren aufgefallen ist, den Schnatz kein einziges Mal gesichtet zu haben."

Langsam nickte Taehyung und streckte seine Beine durch, die vor Müdigkeit ganz verkrampft waren. „Die Werwölfe waren in polnischer Relegation, bevor sie für die Nationalaufstellung nominiert worden sind, oder?"

Jeongguks Augenbrauen schossen herausfordernd in die Höhe. „Ja. Genau. Eingefleischter Quidditch-Kenner, huh?"

„Saisonal." Taehyung zuckte nachlässig die Schultern und schaute zum Fenster raus. „Aber ich hab schon lange den Anschluss in der Meisterschaft verloren, seit meine Favoriten ausgeschieden sind."

„Paris Peluda?"

„Nein, die sind nach dem hässlichen Handgemenge mit Dijons Dames Blanches in der Qualifikationsphase nicht einmal nominiert worden. Die Quiberon Quafflepuncher?" Er fuhr ruhig fort, als Jeongguk in milder Konfusion die Augenbrauen zusammenzog. „Eine eher unscheinbare Truppe aus Zweitligisten. Sie wurden nur in die Europameisterschaft aufgenommen, damit ein Team Frankreich repräsentiert, das nicht durch Impulsivität in den Vorrunden geglänzt hat. Wurden relativ zeitig von den Portugiesen ausgeschaltet."

„Eugenie Aubert spielt für Frankreich", sagte Jeongguk mit einem fiebrigen Glanz in den Augen, den Taehyung amüsiert als Bewunderung las. „Sie ist die jüngste Treiberin seit Menschengedenken. Hat in ihrem Debütspiel den gegnerischen Sucher und seine Jäger im Alleingang ausgeschaltet."

Taehyung zuckte die Schultern. „Quidditch ist in Frankreich ein absoluter Frauensport. Männer trauen sich nur selten auf einen schwindelerregend hohen Besen."

„Spielst du?", hakte Jeongguk nach.

„Früher. Erster Jäger", fügte er bei Jeongguks bohrendem Blick hinzu.

Sein Gegenüber zog eine Braue in die Höhe. „Ich könnte noch einen Jäger gebrauchen", scherzte er sarkastisch, mit einer Hand an seinem Lippenpiercing drehend. „Wenn Hyunok nicht diesen Schwachkopf McGregor einbestellt hat, heißt das, der Idiot versucht seit seinem vierten Schuljahr in den Try-Outs mit ein paar halbherzig gedrehten Faultierrollen zu überzeugen. Mein Ego packt es nicht, Min die Siege auf dem Silbertablett zu servieren, falls er es tatsächlich durch das Training geschafft haben sollte. Eher stürze ich mich vom Astronomieturm, als ihm den Pokal am Ende des Schuljahres überreichen zu müssen."

„Min ist Jäger?", hakte Taehyung nur nach, um leichte Konversation zu betreiben und sich von gestrigen Geschehnissen abzulenken, und nicht etwa aus echtem Interesse. Er war sich sicher, dass Namjoon ihm schonmal davon erzählt hatte, als er sie in die Hierarchie der Schule eingeweiht hatte, aber er hatte den jeweiligen Häuseraufstellungen nicht so viel Aufmerksamkeit beigemessen, um ihre Positionen aus seiner selektiven Erinnerung hervorzurufen. Außerdem wurmte es ihn irgendwo ganz tief in sich, dass Jeongguks größte Sorge darin lag, das schulinterne Sportturnier zu gewinnen.

Es behelligte ihn und machte ihn zugleich ungeheuer neidisch.

Sein Gegenüber schüttelte den Kopf und rutschte so weit auf der blauen Sitzbank herunter, dass Taehyung seine eigenen Knöchel überschlagen musste, um Jeongguks wahrscheinlich gesellschaftlich empörend weit gebreiteten Beine nicht in die Quere zu kommen. „Sucher. Zu meinem Leidwesen ein brillanter", gab er entnervt klingend zu. „Er beherrscht ein fatales Manöver, das er Russisch Roulette nennt: erst lockt er die Klatscher zu sich, dann umfliegt er haarsträubend nah die gegnerischen Sucher und Jäger. Knockt die besten meiner Spieler aus, wenn er es ausführt."

Taehyung biss sich auf die Lippe, um sein offensichtliches Amüsement zu verbergen. „Er ist Russe?"

„Halbrusse", atmete Jeongguk verdrießlich aus, den Kopf zurückgelehnt, die Musikhörer um seinen Hals geschoben. „Seine Familie unterhält irgendwelche Beziehungen zum ehemaligen russischen Zarenhaus, und sie vermählt ihre Kinder mit irgendwelchen adeligen Sprösslingen, die von hohen Tieren in der Politik abstammen. Wir spielen Anfang Oktober gegen die Slytherins, dann kannst du dich selbst davon überzeugen, dass sich der Großteil dieser reinblütigen Pisser nur des Geldes wegen ins Team eingekauft hat."

„Mal schauen", erwiderte Taehyung gleichmütig, auch wenn er keine Absichten hegte, sich freiwillig stundenlang der schottischen Kälte und explosiven Geräuschkulisse auszuliefern, nur um irgendwelche Amateur-Spieler beim Fliegen zu beobachten.

Herausfordernd zog Jeongguk einen Mundwinkel in die Höhe. „Du bist es mir eigentlich schuldig, meine Mannschaft anzufeuern", amüsierte er sich, mit der Zungenspitze sein Lippenpiercing berührend.

Kühl zog Taehyung eine einzelne Braue hoch, nachdem sein Blick von dem metallenen Ring zurück hoch zu seinen Augen gezuckt war. „Ich bin dir etwas schuldig?", wiederholte er mit herablassenden Unglauben.

Der Gryffindor neigte den Kopf und taxierte ihn aus verspielten, frech glänzenden Augen. „Deinetwegen muss ich mit dem arbeiten, was mein Co-Captain an Land zieht", säuselte er.

Taehyung schnaubte. „Sieh es als Herausforderung an, aus jedem Nichtsnutz einen passablen Flieger drillen zu können", konterte er sarkastisch, während er ausdruckslos aus dem Fenster schaute.

Jeongguk grinste sein breites, charismatischen Grinsen, und erinnerte ihn beim Kopfschütteln nicht unwesentlich an einen pechschwarzen Pudel, der sein nasses Fell ausschüttelte.

„Du gibst dich schwer zu beeindrucken."

„Ich bin schwer zu beeindrucken", entgegnete Taehyung schwach irritiert. „Ehrlich gesagt sehe ich keinerlei Reiz in irgendeinem rabiaten, amateurhaft aufgezogenen Schulturnier."

Jeongguk schmunzelte charmant und überheblich. „Du wirst deine Meinung noch ändern, wenn du Gryffindor erst einmal spielen siehst."

„Ich kann's kaum abwarten", murmelte er, und drehte sich gänzlich der Aussicht zu, denn Jeongguk setzte seine Ohrkapseln auf und hatte sein Handy gezückt, das er mit geübten Bewegungen seines Daumens bediente.

Eine dünne Entschuldigung, ihm die Aufnahmeprüfungen für seine Hausmannschaft ruiniert zu haben, sammelte sich vorsichtig und zart auf seiner Zunge an. Taehyung schaute einige Momente länger zu Jeongguk. Dann schluckte er die Worte, die sich unverhofft in seiner Kehle geregt hatten, wieder runter und schaute stattdessen still aus dem Fenster den Schäfchenwolken und weiten, hügeligen Wiesen beim Vorbeiziehen zu.

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Author's Note

was ist euer liebstes magisches tierwesen aus der harry potter welt? ich glaube, meins sind (mainstream, ich weiß lmao) einhörner 🦄

ein bisschen eigenwerbung: ich hab eine neue Jikook-Story begonnen, die im Gang-Milieu angesiedelt ist, sie heißt RED SUN RISING und wird (im besten fall zweimal) wöchentlich geupdated, schaut gern vorbei :))

please support this story by voting and leaving comments! 🧞‍♀️

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