Kapitel 32:
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Nachdem Kate ihren Gefühlen freien Lauf gelassen hat, schließt sie den Schmerz wieder in sich hinein. Auf der Lichtung war Chuck zu einem Symbol für sie geworden – ein Hoffnungsschimmer, dass alles wieder gut werden würde.
Aber jetzt ist Chuck nicht mehr da. Und mit ihm ist auch die Hoffnung irgendwie verschwunden.
Plötzlich öffnet sich hinter dem Tor, das sich vorhin von selben geöffnet hat, eine weitere Tür und Soldaten marschieren hastig herein. Kate ist es egal, ob sie abgeschossen oder befreit werden. Sie trauert um ihren besten Kumpel, der gerade mal zwölf oder dreizehn Jahre alt geworden ist.
Kate denkt nach, was Chuck niemals erleben wird. Er wird niemals seinen ersten Kuss haben, geschweige sich verlieben. Er wird niemals Vater werden. Er wird niemals ein alter Mann werden und durch Altersschwäche sterben. Er wird sie niemals wiedersehen. Er wird sie niemals wieder in die Arme schließen können. Niemals. Nie.
„Kate...", wimmert Brad und streichelt sie am Rücken, aber sie lässt nicht von Chuck ab.
Sie zieht den Körper von Chuck, der noch warm ist, zu sich hoch, sodass sein Kopf auf ihrer Brust liegt und sein Körper auf ihren Oberschenkel liegen. Und sie weint so lange weiter, bis sie nicht mehr kann.
Die Soldaten zerren alle heraus. Einige leisten Widerstand, aber andere laufen auch ohne Soldaten die Tür hinaus. Am schwersten haben es die Soldaten bei Kate, die sich wie eine Zecke an Chucks Leiche krallt und nicht von ihm losgerissen werden will. Die Soldaten haben Masken an, sodass man ihre Gesichter nicht entdecken kann. Ein Soldat zieht an Kates Körper, aber sie befreit sich und krabbelt wieder zu Chuck.
„Los! Nimmt sie mit!", schreit ein Soldat zu zwei anderen, welche dann nach Kate greifen, sie hoch zerren und nach draußen zum Tor schleppen.
„NEIN!", schreit sie und versucht sich zu befreien. „IHR KÖNNT IHN DORT NICHT EINFACH LIEGEN LASSEN! CHUCK! NEIN! CHUCK!"
Die restlichen Lichter rennen über Sand in einen Helikopter, der neben dem hohen Gebäude an das Labyrinth gelandet ist. Kate wird immer noch von den Soldaten gezerrt und ihre schlaffen Füße werden über Sand gezogen. Als der letzte Soldat hinter ihr die Tür schließt und Chucks Leiche zusammen mit der von Gally nicht mehr zu sehen ist, kann sie sich ein Bild davon machen, was sich außerhalb der Mauern des Labyrinths befindet. Sie hat sich ja auf der Lichtung mit Chuck darüber unterhaltet, wie es wohl aussehen würde. Keiner von den beiden kam auf die Idee, dass eine Wüste das ganze Labyrinth umrundet. Nun wird Kate klar, dass Chuck dies niemals herausfinden wird. Er war so kurz davor, doch auch zu spät.
Die hohen Mauern, die vor ihr ragen, sind noch viel höher, als erwartet. Als sie auf den Boden fällt und die Soldaten ihr aufhelfen, rennt sie von alleine zum Helikopter, in dem bereits alle drinsitzen und auf sie warten. Newt reicht seine Hand zu Kate hin und hilft ihr hinein. Kate fällt in der Mitte zwischen alle Füße auf den Boden und setzt sich dann auf der anderen Seite ans Fenster. Die Tür des Helikopters wird augenblicklich geschlossen und vor Kate erblickt jeder einen Soldaten, der seine Maske abnimmt. Er hat lange hellbraune und vor allem fettige Haare, die bis zu seinem Kinn gehen. Sein Gesicht ist gerötet, vielleicht durch die Sonne verbrannt, und er sieht aus, als wäre er Mitte vierzig oder fast fünfzig Jahre alt.
„Alles okay, Leute?", fragt er und lächelt alle breit an. „Keine Angst. Ihr seid jetzt in Sicherheit."
Als der große Helikopter startet und sie immer schneller in die Höhe ragen, erblickt Kate auf ihrer Seite etwas Unvorstellbares. Das Labyrinth und zwar von oben. Niemand von ihnen hätte jemals gedacht, dass sie einen solchen Anblick je miterleben würden. Alle schauen durch die Fenster über Kate hindurch und kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Sie erblicken die Lichtung, auf der immer noch einige Jungen sind, die ab morgen alle bestimmt tot sind. Und sie erblicken alle Abschnitte des Labyrinthes, die Minho und andere Läufer all die Jahre durchgelaufen sind. Und das alles mitten in einer Wüste; Sand und Berge von Sand soweit das Auge reicht.
Ann, die neben Kate sitzt, nimmt ihre Hand, die völlig mit Blut verschmiert ist und streichelt diese sanft. Beiden kommt der Moment hoch, an dem sie ihre ersten Worte zusammen in der Box getauscht haben. Und sie erinnern sich an die Momente auf der Lichtung und nun sehen sie dem Ende ins Auge.
„Entspann euch.", lächelt der Soldat. „Alles wird sich verändern."
Und von da an ist es im Helikopter still. Niemand sagt auch nur ein Wort.
Denn für diesen Moment gibt es auch kein Wort mehr zu sagen.
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