Kapitel 31:

„Chuck!", schreit Kate, sodass ihr fast die Stimmbänder zerreißen. „Chuck! Oh nein, Chuck!"

Kate starrt auf seine Wunde und drückt sie zu sofort zu, egal, wie weh es ihm tut. Er darf kein Blut verlieren. Das ist das Einzige, an was Kate denkt. Chuck krümmt sich zusammen und wimmert leise. Aus Kate kommt nichts anderes, als ein Durcheinander von Worten.

„Chuck... Nein, Chuck!"

Sie legt Chuck auf ihren Schoß und sieht ihm in die Augen. Chuck zittert wie verrückt und schnappt schwer nach Luft, doch seine jungen Lungen verlieren langsam den Kampf, was deutlich zu hören ist. Durch Kates Finger fließt das Blut hindurch die Hand herunter bis zu ihrem Handgelenk.

„Sieh mich an, Chuck! Sieh mich an..."

Ann steht davor, hält sich fassungslos zu und beginnt zu weinen.

„Ich bin bei dir, Kumpel. Halt durch...", wimmert Kate weiter und hört, wie Chuck ununterbrochen nach oben starrt und seltsame Töne von sich gibt.

Dann schnappt er sich den Oberarm von Kate und versucht ihn fest zu ergreifen.

„Kate... Kate...", flüstert er.

„Oh shit", weinte Kate laut. „Halt d-durch, mein F-freund."

Plötzlich hält Chuck in seiner Hand die Holzfigur, die er ihr gestern Abend noch gezeigt hat. Die Figur ist ja für seine Eltern gedacht und bei diesem Gedanken fließen immer mehr Tränen von Kates Augen. Vor allem, wenn sie noch an das Gespräch mit ihm denkt. Alle anderen um sie herum zittern, Newt hält sich den Mund zu, um nicht laut los zu weinen, aber die Unterdrückung macht es nur noch schlimmer. Minho hält den Blick trauernd gesenkt, so wie Winston und Bratpfanne auch. Andere können das nicht mit länger ansehen, drehen sich um und weinen leise los.

„Nein, nein, Chuck! Du wirst es ihnen selber geben, weißt du doch, das habe ich dir gesagt!"

„Tue du es.", flüstert er. „Tue du es..."

Bratpfanne fängt an lauter zu weinen und Kate hält Chucks Wunde fester zu. Ihre ganze Hand ist mit seinem Blut überströmt, als wäre sie durch einen Eimer voller roter Farbe getränkt worden.

„Nein, Chuck. Du gibst es ihnen. D-das habe ich dir ja gesagt."

„Danke...", flüstert er schnell, als hätte er nicht mehr genug Zeit dafür und drückt ihr die Figur in die Hand. Dann schließt er ihre Hand, genauso wie sie es bei ihm getan hat. „Danke... Danke..."

„Nein, Chuck. Du wirst es..."

Kates Stimme verzerrt sich, die sieht durch die Tränen in ihren Augen alles verschwommen, sodass sie ihre Augen fest zudrückt und die Tränen auf ihre Hand fällt, die immer noch Chucks Wunde zu hält.

Dann nimmt Chuck seinen letzten Atemzug und Kate spürt, dass sein Körper von einer Sekunde zur anderen schlaff wird. Sein Oberkörper nimmt keine Armbewegung mehr und er lässt seinen schlaffen Kopf hängen. Kate hat gespürt, wie er noch vor wenigen Sekunden noch sein Körpergewicht so gelagert hat, dass Kate keine Last tragen muss, aber jetzt, da er schlaff ist, spürt sie sein Gewicht.

„Chuck?" Sie lässt zum ersten Mal die Wunde los, wo das Blut nur so herausquillt und schüttelt an ihm. „Hey! CHUCK, KOMM SCHON!"

Chucks Augen sind weit geöffnet und starren gerade aus auf die Decke hoch, ohne ein einziges Blinzeln, ohne ein einiges Zeichen von Leben in ihm.

„Wach auf... Wach auf!" Kate legt besiegt von ihren Gefühlen ihren Kopf auf die Brust von Chuck und weint so laut sie kann drauf los. „W-wach auf... Wir haben's geschafft, komm schon!"

Ann fällt vor Chucks Füßen auf die Knie, da ihre Beine sie nicht mehr tragen können, sodass Minho sie in letzter Sekunde auffangen muss und sie in die Arme nimmt, wo sie sich an seiner Brust ausweint. Kate bekommt kein einzig klares Wort mehr heraus, ihre Stimme ist so verzerrt, dass sie selbst nichts versteht. Aber sie ist gerade so im Schmerz wie alle anderen, dass nichts dies bessern kann. Sie versucht sich alles Gute einzureden, aber ihr wird es mit jeder Sekunde klar, dass ihr Kumpel Chuck, der Jüngste der Lichter, tot ist.

Kate hört abrupt auf mit Weinen und erhebt ihren Kopf. Ihr Gesicht läuft rot an, die Adern machen sich auf ihrer Stirn sichtbar und sie greift an Chucks Klamotten. Es beginnt mit einem winzigen Körnchen Wut, tief in ihrer Brust. Rache, Hass. Etwas Finsteres, Schreckliches. Schließlich explodiert es und durchdringt ihre Lungen, ihren Hals, ihre Arme und Beine. Und dann ihren Kopf.

„GOTT VERDAMMT! VERDAMMT!"

Newt und Minho ziehen sie von Chucks Leiche weg, doch ihre Arme zerren sich von ihnen weg. Ihre Augen wandern zu Gally, der reglos dalag; Kate spürt, wie der Hass aus ihr strömt wie flüssiges Feuer.

Und dann ist es plötzlich vorbei. Sie denkt nur noch an Chuck.

Sie schüttelt Newt und Minho erneut ab und krabbelt zum leblosen Körper ihres Freundes, diesmal wagen Newt und Minho nicht erneut sie von ihm zu entreißen.

„Ich hab's ihm versprochen!", brüllt sie. „Ich hab's ihm versprochen! Ich hab' versprochen, dass ich ihn nach Hause bringe! Ich hab's ihm versprochen!"

Kate weint, wie sie noch nie geweint hat. Ihr lautes, gequältes Schluchzen hallt durch den Raum wie eine Symphonie unerträglicher Schmerzen.

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