Kapitel 27:
Kate erblickt einen Gang, grüne Lampen, die Lichtung und die Frau von weitem. Sie sieht aus, als wäre sie bereits über fünfzig oder fast sechzig Jahre alt. Die Bilder verschwinden ineinander. Kate erblickt Jungen und Mädchen in ihrem Alter, die vor Computern sitzen und sich Bilder der Lichter ansehen. Chuck. Minho. Newt. Bratpfanne. Zart. Jeff. Clint. Und Ann. Alle.
„Wer hat uns hergebracht?", hört sie ihre eigene Stimme fragen.
„Das wissen wir nicht.", antwortet Alby.
Während dem Gespräch erblickt sie Alby nicht, sondern weitere Jugendliche, die die Lichter beobachten. Und einer von ihnen ist Brad.
„Brad...", sagt Kate. „Warum tun wir das?"
Kate tippt auf einem Computer, dabei weiß sie nicht mal, was sie dort tut.
„Exzellent, Kate. Komm mit mir mit.", flüstert die Frau ihr ins Ohr.
Dann erblickt sie Bilder, wie in ihren alten Träumen. Sie liegt wieder auf der Liege und erblickt Brad Gesicht vor ihr, so nah, dass sie sogar seinen Atem auf ihrem Gesicht spürt.
„WICKED ist nicht gut!", sagt er kopfschüttelnd.
„Kate, WICKED ist gut.", sagt die Frau.
Bilder von Gally, Minho, Newt und Chuck verwischen ineinander. Alle sind in einem Behälter voll mit Wasser. Alle sind dabei zu ertrinken. Sie schreien; Blasen tauchen aus ihrem Mund an die Oberfläche. Wasser in den Lungen. Erbärmlich.
„Wie kann das meine Schuld sein?", hört Kate ihre ängstliche Stimme.
„Du... du warst das... Ich habe dich gesehen!", schreit Ben oder ist es Alby?
Die Stimme kann sie niemandem richtig zuordnen. Sie ist zu verzerrt. Und ein richtiges Gesicht kann sie nicht erblicken, denn sie sieht Monitoren, wo sie die Lichter beobachtet.
„Ich kann nicht mitansehen, wie sie sterben.", sagt Kate und schaut zu Brad hoch und verschwindet. Und damit verschwindet auch die Erinnerung.
Als sich ihre Augen mit einem Ruck öffnen, erblickt sie Anns Gesicht. Das ist das Erste; hellgrüne Augen, langes schwarzes Haar – ein schöner Anblick.
„Hey...", lächelt Ann leise. „Alles okay?"
„Was hast du dir nur dabei gedacht?!", fragt Chuck sofort mit einem wütenden Ton.
Als Kate sich langsam aufsetzt, sieht sie, dass sie im Bau zusammen mit Ann und Brad sitzt. Chuck, Minho und Newt hocken draußen vor ihrem Bau und starren zu ihnen herunter. Draußen ist es bereits hell, vielleicht ist es sogar Mittag oder später.
„Tut mir leid... Aber es musste sein.", murmelt Kate und stützt sich an der Bodenwand ab.
„Es musste sein? Katy, bist du komplett durchgedreht?!", fragt Newt wütend.
Brad streichelt kurz ihren Rücken und Kate muss plötzlich anfangen zu grinsen.
„Was gibt es denn da blöd zu grinsen?!", fragt Chuck wütend, denn die Lage ist ziemlich ernst, sogar für ihn.
Für einen Moment hat Kate ihre Erinnerungen oder besser gesagt Traum, vergessen.
„Ich kann mich nicht entsinnen, dass ich Katy heiße, Newty."
Da müssen alle kurz lachen und schütteln den Kopf bei Kates Anblick. Als sie jedoch nach wenigen Sekunden aufhören, werden alle wieder richtig ernst.
„Was ist denn eigentlich passiert?", fragt Kate und sieht sich um.
„Gally hat die Kontrolle übernommen. Er sagt wir haben die Wahl. Entweder folgen wir ihm oder wir werden zusammen mit dir verbannt.", erklärt Newt ihm.
Kate verdreht die Augen und versucht sich bequemer hinzusetzen. „Und die anderen waren einverstanden?"
„Gally hat alle davon überzeugt, dass du der Grund bist, warum das alles passiert.", sagt Brad.
„Naja..." Kate starrt zu Boden. „Bis jetzt hat er Recht."
„Was redest du da für'n Zeug?", fragt Minho und runzelt die Stirn.
„Dieser verfluchte Ort... er ist nicht das, was wir dachten.", murmelt Kate. „Das ist kein Gefängnis, das ist ein Test. Angefangen hat alles, als wir noch klein waren. Sie stellen uns vor Herausforderungen, sie haben Experimente an uns durchgeführt... und... und dann verschwanden die Leute plötzlich. Jeden Monat einer nach dem anderen, wie ein Uhrwerk."
„Sie wurden ins Labyrinth gebracht?", fragt Newt einleuchtend.
„Ja, aber nicht alle von uns."
„Wie meinst du das?"
Kate schaut zu ihnen hoch und sie bekommt es kaum über die Lippen. Sie kann es nicht glauben, was sie gesehen hat. Sie will es einfach nicht glauben.
„Jungs... ich bin einer von denen." Kate nimmt tief Luft. „Die Leute, die euch hierher gebracht haben... ich habe mit ihnen gearbeitet." Es schmerzt Kate in der Seele das zu sagen. „Ich... ich habe euch jahrelang beobachtet. Die ganze Zeit über, die ihr hier wart. Da war ich auf der anderen Seite..." Kate schaut zu Brad auf. „... und du auch, Brad."
„W-was?", fragt er.
„Wir haben ihnen das angetan, Brad."
Er schüttelt den Kopf. „Nein... Das kann einfach nicht sein."
Newt starrt zu Boden, streicht sich nachdenklich über den Mund, als würde ihn etwas schrecklich dabei bedrücken.
„Es ist so. Ich hab's gesehen."
Brad kullert eine Träne aus den Augen. „Aber warum schicken die uns hierher, wenn wir doch mit ihnen arbeiten?"
„Das spielt keine Rolle."
„Aber wieso bin ich denn mit dir zusammen hoch gekommen?", fragt Ann, wobei Kate die Achseln zuckt.
„Sie hat Recht.", sagt Newt dazwischen. „Das spielt keine Rolle. Nichts davon. Denn die Menschen, die wir vor dem Labyrinth waren, sie existieren nicht mehr. Dafür haben die Schöpfer gesorgt. Aber was eine Rolle spielt ist, wer wir jetzt sind und was wir tun, hier und jetzt!" Newt schaut die ganze Zeit über Kate tief in die Augen. „Ann ist ins Labyrinth gegangen und hat einen Ausgang gefunden."
Er will Kate und Brad damit aufmuntern, aber das bringt Ann diesmal den Tränen nahe, je mehr sie über Newts Worte nachdenkt.
„Aber hätte ich das nicht getan, wäre Alby jetzt noch am Leben!", wimmert Ann.
„Vielleicht...", murmelt Newt und schaut wieder zu Kate. „Aber ich weiß, wenn er jetzt hier wäre, würde er euch ganz genau dasselbe sagen. Reißt euch zusammen und beendet, was ihr angefangen habt! Denn wenn wir jetzt nichts tun, dann ist Alby umsonst gestorben und das kann ich nicht zulassen."
Kate nickt langsam, als ihr Newts Worte richtig durch den Kopf gehen und schaut zu Ann. „Okay... aber vorher müssen wir noch an Gally vorbei..."
„Und wie lautet dein Plan, Katy?", fragt Chuck und lächelt dabei kurz.
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