Kapitel 7

Der Abend entpuppt sich als doch nicht ganz so schlimm. Ich unterhalte mich sehr lange mit Newt und er schafft es tatsächlich, mich ein paar Mal zum Lächeln zu bringen. Ich stand sogar kurz davor, zu lachen. Das muss wirklich etwas bedeuten, wenn man es schafft, dass ich in so einer Situation noch lachen kann. Newt ist ein besonderere Junge, ich erinnere mich zwar an keine anderen Jungs, doch dennoch habe ich es im Gefühl, dass er besonders lieb ist und Mädchen wohl besser zu verstehen scheint. Das würde ja auch Sinn machen, schließlich ist er der Bruder meiner besten Freundin und sie ist eine wahnsinnig liebe Person, der man sich immer anvertrauen kann. Die ganzen Mädchen halten sich zum Glück den ganzen Abend über sehr weit von uns entfernt, was ich wirklich sehr gut finde. Newt tut es sicherlich auch ganz gut, wenn er das hier einfach genießen kann, ohne ständig von den Mädchen belagert und vollgequatscht zu werden. Je später es wird, desto mehr Spaß habe ich. Sonya hat sich zu uns gesellt und auch noch ein paar Mädels, die nicht zu dieser Zickengruppe gehören und mit denen ich mich eigentlich wirklich sehr gut verstehe. Wir erklären Newt, wie es so ist, ein Mädchen zu sein und wie ein Alltag unter Mädchen so ungefähr abläuft. Wir sollten ihn damit wirklich nicht ins kalte Wasser werfen, da ich mir vorstellen kann, dass Mädchen sehr anstrengend sein können, vor allem, wenn sie in so großen Gruppen sind. Ich muss aber dennoch leider sagen, dass wir uns alle schlafen legen sollen, als es dann ziemlich spät ist. Ich kann jetzt nicht verantworten, dass wir morgen völlig von der Rolle sind und dann vielleicht wichtige Hinweise übersehen. Als ich meine Augen schließe, atme ich ein und muss lächeln. Das Leben hat doch nicht nur schlechte Seiten, das hat sich mir in den letzten Stunden gezeigt. Es gibt Menschen, die das Leben erst lebenswert machen und Menschen, mit denen man sich einfach super versteht, als würde man sie schon eine Ewigkeit kennen. So fühle ich mich ins Newt Anwesenheit. Wie wenn er auch ein Bruder oder ein bester Freund für mich wäre, an den ich mich enden kann, wenn es mir nicht gut geht. In dieser Nacht träume ich auch von ihm ...

Ich muss wohl irgendetwas Schönes geträumt haben, denn als ich aufwache, wünsche ich mir nichts sehnlicher, als die Augen wieder schließen zu können und einfach das, was ich gerade geträumt habe, zu Ende träumen zu können. Es muss wohl ein Traum gewesen sein, in dem wir dem Labyrinth entkommen sind. In dem wir in der schönen Welt da draußen gelebt haben und ich noch immer sehr viel Kontakt mit meinen Freunden hatte. Und Newt war dabei, er hat eigentlich die wichtigste Rolle dieses Traums gespielt. Er war sehr nett zu mir gewesen und wir hatten da diese Verbindung. Ich glaube, in meinem Traum sind wir zusammen gewesen und haben auch zusammen in einem Haus gewohnt, in dem uns die anderen dann immer besuchen gekommen sind, da sie ebenfalls nur ein paar Minuten entfernt gewohnt haben. Wieso kann so etwas nicht Realität sein oder es zumindest werden? Wir alle haben uns ein normales Leben mehr als verdient und ich meine, wir alle riskieren schließlich unser ganzes Leben, da kann man wenigstens so gnädig sein und uns ein schöne Leben schenken. Ich frage mich manchmal, ob wir hier eingesperrt sind, da wir vielleicht etwas verbrochen haben, aber wenn ich dann sehe, dass wenige Mädchen erst 12 oder 13 Jahre alt sind und immer so ängstlich und unschuldig aussehen, frage ich mich, was sie denn wohl Schlimmes getan haben, damit sie so leiden müssen.

Ich habe kurzerhand beschlossen, dass ich heute auch mal einen Ausflug mit ins Labyrinth unternehmen werde und dass Newt auch mitkommen wird. Er ist eigentlich noch nicht so weit mit seinen Berufen, dass er den Läufern zugeteilt werden würde, doch ich denke, wenn ich jetzt auch dabei bin, ist er auch nicht von all den anderen Mädchen umzingelt. Ich kann ihm sicherlich einige Sachen erzählen und wer weiß, vielleicht ist er ja auch ein Genie oder die Köpfe von Jungs arbeiten anders und er findet irgendetwas Wichtiges raus, was wir die ganze Zeit übersehen haben. Wir müssen auf jeden Fall alles probieren, was uns möglich ist. Auch wenn ich mir schon denken kann, dass es sicherlich nicht ganz so gut bei den anderen ankommen wird, ist mir das ziemlich egal, da sie froh sein sollen, wenn ich überhaupt etwas unternehme im Gegensatz zu ihnen. Ich mache mich nun auf den Weg zu Newt, um ihm zu sagen, dass er heute mit ins Labyrinth kommt. Ich finde ihn anfangs nicht, doch als ich dann eine Gruppe Mädchen stehen sehe und auch wieder laut kichern höre, kann ich mir sehr gut denken, wo er ist. Der Arme, ich glaube, wenn ich er wäre, würde ich das nicht aushalten. Ich muss mir mit Hilfe meiner Ellbogen einen Weg durch die Mädchengruppe durch bahnen. „Ich muss jetzt etwas mit ihm besprechen. Ihr habt alle was zu tun, macht das jetzt mal weiter, die Pause ist zu Ende", sage ich etwas giftiger als beabsichtigt. Die Mädchen werfen mir einen vernichtenden Blick zu und verschwinden dann aber zum Glück auch ziemlich schnell, nur das eine Mädchen, Bianca heißt sie, sie ist auch die beste Freundin von Ella, stellt sich auf die Zehenspitzen und gibt Newt einen Kuss auf die Wange, bevor sie sich kichernd verkrümelt. Oh mein Gott, ich muss mich zurückhalten, damit ich mich nicht übergeben muss. Was soll das denn? Wie kann er zulassen, dass ihn so ein grausames Mädchen auf die Wange küsst? Ich kann ihn doch allerdings nicht einfach sagen, was sie für ein mieses Mädchen ist, da ich mich da doch eigentlich nicht einmischen will. Was ist denn nun aber, wenn sie beide etwas miteinander anfangen und sie ihn zu einem schlechten Menschen macht? Ich kann Newt auf keinen Fall als Feind gebrauchen. Er darf sich nicht von der Mädchengruppe beeinflussen lassen.

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