Kapitel 17
Nach einem Tag, in dem eigentlich jeder im Labyrinth gewesen ist, haben wir bemerkt, dass wir es doch nicht schaffen können und noch ein oder zwei Leute hier bei uns auf der Lichtung brauchen, damit sie uns bei wichtigen Sachen helfen können. Es dauert sonst nämlich sehr lange, wenn man alles zusammenpacken will, was die Lichter dann bei der Flucht tragen können. Es muss ja so gut wie möglich zusammengestaut sein und lange halten, einen beim Rennen aber auch so wenig wie möglich belasten. Es mag ja jetzt fies klingen, aber wir haben uns Fiona, das jüngste Mädchen hier ausgesucht, damit sie uns hilft und nun auch Bianca, da sie sich leicht verletzt hat und einen halben Tag ausgefallen ist. Uns tut es ja auch leid, dass sie nicht helfen können, aber sie können wir noch am ehesten entbehren. Fiona ist noch ziemlich entzückt, dass sie nun eine so wichtige Aufgabe hat, alles zu packen und sie strahlt meistens und hüpft aufgeregt wie in Flummiball um Sonya und mich herum. Es nervt einen natürlich schon, doch es ist für mich auch motivierend, wenn ich sie glücklich sehe. Und es könnte ja auch noch viel schlimmer kommen, wenn sie totale Panik hätte und alle anderen auch noch verängstigen würde, sodass keiner mehr etwas machen würde. Denn dann hätten wir echt ein großes Problem. Wie man es sicherlich schon denken kann, ist Bianca von diesem Job nicht ganz so begeistert wie Fiona. Sie zieht den ganzen Tag ein Gesicht, das mich ein bisschen an eine Hackfresse erinnert und sie motzt alles und jeden an, sogar Gegenstände, die sich nicht in Luft auflösen, wenn sie an ihnen vorbeiläuft. Es ist wahnsinnig anstrengend mit ihr. Wenn Fiona mit ihr reden will, habe ich immer ein kleines bisschen Angst um die Kleine, da Bianca sie so behandelt, wie wenn sie sie gleich umbringen will. Eigentlich müsste Newt ja helfen, damit sie sich beruhigt, doch er schafft es anscheinend nicht oder sie ist einfach nicht zu bändigen. „Kann ich mal mit dir sprechen?", fragt mich in diesem Moment Bianca. Wenn man gerade vom Teufel spricht. Sie sieht mich böse an und ihre Augen funkeln voller Hass, dass man denken könnte, dass das Blau ihrer Augen voller Gift wäre. Sie wirft ihre blonden Haare über die Schulter und stolziert ein paar Schritte voraus in den Wald. Ich hasse es, wenn sie stolziert. Es sieht ein bisschen so aus, als wäre sie eine Ente. Will sie mit mir im Wald verschwinden, damit es nicht auffällt,wenn sie mich umbringt und es wie ein Unfall aussieht oder was ist mit ihr? „Gib es zu, das war alles geplant!", giftet sie und baut sich vor mir auf, wie wenn sie sich gleich mit mir prügeln wollen würde. Das sieht sehr komisch aus, da sie kleiner als ich, sogar ein ganzes Stück und sie nun auf den Zehenspitzen steht. Wenn ich mich auf ihr Niveau herablassen würde, könnte ich sie ja fragen, ob es hier einen Zwergenaufstand gibt. Doch ich will sachlich an die Sache herangehen, es reicht schon, dass sie auf 180 ist. Abgesehen davon, habe ich wirklich keine Ahnung, was denn nun geplant sein soll. Dass wir hier alles für eine Flucht vorbereiten? Falls sie das meint, hat sie recht, denn das geht ohne Plan schlecht oder sogar gar nicht. „Würdest du dich bitte etwas gezielter ausdrücken?" versuche ich es so freundlich wie möglich zu formulieren. Wenn ich mal um mich sehe und alle die Vögel zwitschern höre, kann man gar nicht darauf kommen, dass hier die Stimmung so angespannt ist. „Du weißt schon genau, was ich meine. Erst habe ich nur gedacht, dass es an dir liegt. Man merkt ja schon sehr lange, dass du wie eine Dumme auf meinen Freund stehst und dich ihm förmlich an den Hals schmeißt. Deswegen dachte ich, dass du ihn einfach nur von mir entfernen willst, damit du mehr Zeit mit ihm verbringen kannst, doch jetzt merke ich, dass du ihn wohl schon mit deinen Giftfäden eingewickelt hast, da er mich nun anscheinend auch nicht mehr sehen will. Nun lasst ihr mich diese einfach nur schwachsinnige Arbeit erledigen, damit ich keinem von euch zu nahe komme und ihr miteinander machen könnt, was ihr wollt. Du bist echt so falsch, May. Und so etwas ist unsere Anführerin." Diese miese Kleine ... Sie macht mich so wütend, ich könnte ihr ohne zu zögern an die Gurgel gehen und ihr eine knallen. Doch dann würde ich große Probleme kommen, da die zweite Regel hier ist, dass man niemand anderen verletzen darf und ich nicht einfach dagegen verletzen kann. Ich würde es so gerne. Es juckt mir unter den Nägeln. Was denkt sie, wer sie ist? Ich stehe nicht auf Newt und nur, weil ich sie zusammen nicht mag, habe ich doch noch lange nichts organisiert, damit sie sich nicht mehr so oft sehen können. Und was denkt sie von Newt? Dass er sie nicht mehr sehen will, weil ich ihm das eingeredet habe? Das ist doch ein total schlechtes Vertrauen in der Beziehung. Wenn Newt wüsste, was sie ihm gerade alles vorwirft, ich glaube, er würde sich gründlich überlegen, ob er noch länger mit ihr zusammen sein will. „Bianca, das ist alles kompletter Schwachsinn. Newt hat nichts gegen dich und außerdem hast du dich verletzt, da können doch wir nichts dafür." Sie sieht mich immer noch mit diesem Blick an. Wenn Blicke töten könnten. „Ist mir doch egal, was dein Sunnyboy denkt, ich mache auf jeden Fall Schluss. Wir beide sind ab dieser Sekunde nicht mehr zusammen. Und ich traue euch zu, dass ihr so etwas geplant habt, irgendetwas, damit ich hinfalle und es so aussieht, als wäre es ein reiner Zufall." Sie halluziniert sich die ganze Geschichte zusammen. Wenn ich nicht wüsste, dass sie gestört ist, würde ich mir jetzt ehrlich Sorgen um sie machen. Ich hoffe allerdings, dass Newt diese Neuigkeit gut verkraften wird und Bianca wenigstens jetzt die Klappe hält. Soll sie doch ihre Geschichte glauben, ich weiß, dass es nicht stimmt und auch nicht mal ansatzweise.
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