Kapitel 12
Ich habe anscheinend 3 Tage lang geschlafen. Es kam mir die ganze Zeit über viel kürzer vor, da die Zeit im Schlaf echt schnell vergeht, aber dennoch kam es mir irgendwie auch länger vor, da ich die ganze Zeit über solche Schmerzen ertragen musste, dass ich es fast nicht aushalten konnte. Jetzt, da ich wach bin, würde ich am liebsten gleich wieder zu meiner Arbeit zurückkehren, da sie mich alle brauchen. Ich weiß, dass Sonya das auch total gut macht und ich ihr blind vertrauen kann, aber dennoch ist es ja mein Job und ich fühle mich einfach dazu berufen, für die Lichter dazusein und ihnen zu helfen, wenn wir in einer Situation wie dieser feststecken. Wir müssen auf jeden Fall wieder eine Versammlung einberufen, damit wir Neues besprechen können. Dass mich einfach so ein Griewer angegriffen hat, müssen alle wissen und wir müssen beraten, was das denn nun für Auswirkungen auf unser Handeln hat. Die anderen wurden bisher immer nicht so direkt von den Griewern angegriffen, nur, wenn sie in irgendwelchen verborgenen Gassen waren und sie dort von den Griewern in die Enge gezwungen wurden. Bei mir war das auf einmal passiert, ich hätte nichts dagegen machen können. Wie viele Griewer würden unsere Gruppe dann erst angreifen, wenn es so weit sein würde, dass wir alle von hier abhauen würden? Sie würden uns alle attackieren und Newt hatte nur noch ganz wenige von diesen Spritzen, die uns heilten. Selbst, wenn man sie nimmt, ist man drei Tage außer Gefecht gesetzt, wie man ja jetzt an mir gemerkt hat. Was sollen wir denn nun machen? Ich muss das dringend regeln! Doch Sonya lässt mich einfach nicht! „May, du hast einen Griewerangriff überlebt und lagst drei Tage lang im Koma, dir musste ein Gegenmittel gegeben werden, da du sonst gestorben wärst, da kannst du nicht von mir erwarten, dass ich dich jetzt direkt wieder nach draußen lasse. Du musst dich auf jeden Fall noch weiter ausruhen. Wenn es etwas gibt, was wichtig ist, dann werde ich oder jemand anderes zu dir kommen und es mit dir besprechen. Wir brauchen dich schließlich in der besten Verfassung, damit du für uns alle da sein kannst, doch dafür müssen wir jetzt erst einmal für dich da sein. Du kannst mir vertrauen, das weißt du. Newt wartet auch schon draußen, er wird dir etwas Gesellschaft leisten und du kannst dich dann auch bei ihm für das bedanken, was er für dich getan hat." Sonya lächelt mich an, während sie meine Hand hält und sie ganz sanft tätschelt, wie wenn ich alt und gebrechlich wäre. Sie hat recht, ich nutze den anderen nicht viel, wenn ich in dieser Verfassung bin. Ich muss mich jetzt noch ein bisschen ausruhen und dann bin ich auch wieder voll einsatzbereit und kann den anderen helfen. Ich muss mich wirklich dringend bei Newt bedanken, auch dafür, dass er mir Gesellschaft geleistet hat, bevor ich aufgewacht bin. Daran erinnere ich mich noch vage, an seine Erzählung und welchen Schmerz er wohl deswegen haben muss. Einen Moment ...! Ich erinnere mich noch an viel mehr! Während ich ohnmächtig war, habe ich etwas geträumt, das mir jetzt gerade wieder einfällt, doch es kommt mir so vor, als wenn es zu real für einen Traum wäre. Ich sehe alles nur verschwommen, doch ich bin in einem großen Raum mit all den anderen Mädchen hier und da sind auch ganz viele Erwachsene, sie haben Kittel an und haben alle Tablets in der Hand. Warum ich weiß, was das ist, das weiß ich wirklich nicht. Sie untersuchen uns, auf unsere Leistungen. Das müssen die Schöpfer sein, wegen denen wir hier auf der Lichtung sind. Aber warum kann ich mich jetzt daran erinnern? Was wollen sie von uns? Warum sind wir alle so still, wir haben doch alle eine Schlafmöglichkeit, Schutz und genug zu essen? In dieser Sekunde wird die Tür geöffnet und Newt tritt ein. Ich habe, da ich in Gedanken versunken bin, gar nicht mitbekommen, dass Sonya schon verschwunden ist. Ich werde ihr nicht erzählen, was Newt mir gesagt hat, da ich nicht glaube, dass er das will und ich werde sein Geheimnis für mich behalten. Er soll selbst entscheiden, ob er es ihr eines Tages selbst erzählen will. Newt ist allerdings nicht alleine hier, dieses kleine Biest, Bianca ist bei ihm und hat sich ganz dicht an ihn herangedrückt, wie wenn er ihr riesiger Teddybär wäre. Ich muss fast kotzen, wenn ich sie so sehe. Bei ihr sieht das vollkommen lächerlich aus. Wie kann er denn nur mit einer wie ihr zusammensein? Ich sehe, wie sie immer, für das, was hier möglich ist, perfekt gestylt ist. Ihre Zicken und sie binden sich die Haare immer zu diesen Zöpfen, die auf mich einfach nur den Eindruck machen, als wenn sie nicht bis drei zählen könnten, was für sie aber anscheinend cool sein soll. Wenn es sie glücklich macht ... Von mir aus. Sollen sie aber unter sich bleiben und nicht Newt hier belästigen. „Hey, May, wir freuen uns, dass du wach bist und wollten fragen, ob es dich stört, wenn wir dir einen Besuch abstatten?" Am liebsten würde ich Bianca ins Gesicht giften, dass sie sich verpissen soll, doch ich nicke einfach nur stumm. Mich durchfährt ein Stich der Eifersucht. Warum? Was sollte das jetzt? Ich würde jetzt nicht das zu ihm sagen können, was ich eigentlich vorhabe. Ich sage das garantiert nicht in der Anwesenheit seiner bescheuerten Freundin, das kann er komplett knicken. Bianca scheint nicht zu merken, dass sie unerwünscht ist oder es interessiert sie einfach nicht, denn sie kommt in den Raum hinein, schnappt sich gleich einen Stuhl und setzt sich neben mich. Sie klimpert mit ihren Wimpern, als wäre sie ein ganz liebes Mädchen, doch ich weiß, dass ich ihr deswegen am liebsten den Hals umdrehen würde. „Na, May, wie geht es dir denn? Hat mein lieber Freund dir dein Leben gerettet? Ich würde mich an deiner Stelle mal bei ihm bedanken, das ist echt nicht selbstverständlich!" Ich schwöre, wenn nicht irgendein Wunder geschieht, gehe ich ihr an die Gurgel. Dann ist es mir völlig egal, dass ich mich ausruhen soll. Denn sie stört meine Ruhe. Und zwar gewaltig. „Bianca? Könnte ich mich vielleicht doch ein paar Minuten mit May alleine unterhalten?" Den Blick, den sie mir zuwirft, als sie hinausgeht, ist der, als wollte sie mich umbringen.
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