Kaltes Herz
Kaltes Herz
Razor Crest
Nachts
Es war immer dasselbe gewesen.
Jagen, Essen, Schlafen.
Jagen, Essen, Schlafen.
Jagen, Essen, Schlafen; vierundzwanzig Stunden am Tag, sieben Tage die Woche für nahezu vierzig Jahre.
Credits für den Stamm zu sammeln, um damit Findelkindern zu helfen. Ziele zu jagen und gegen deren Kopfgeld neue Waffen zu besorgen, um wiederum noch viel mehr Credits zu verdienen. Noch mehr Waffen, noch mehr Credits. Weiter, weiter, immer weiter.
Und immer so weiter.
Din öffnete die Augen. Sein Körper fühlte sich an, als wäre er mit dem Metall darunter verschmolzen, seine Extremitäten schwer und taub wie Karbonitblöcke, und nur allmählich glitt er aus dem endlosen Schlaf, in den er irgendwann unbewusst geglitten war. Er lag in seiner Schlafzelle, alleine, reglos, erschöpft, während durch das Metall der Schiffswand das Rauschen eines heftigen Regenschauers eines Planeten drang, dessen Name er nicht kannte. Sekunden zogen vorüber, in denen er nur dalag und den Turbulenzen draußen lauschte.
Explosionsgewitter.
Rauschen hinabstürzender Wassermassen.
Murmeln tausender Stimmen.
Weit entfernte Turbinengeräusche.
Weinen.
Weinen?
K
älte fraß sich durch seine Rüstung. Der Overall darunter war noch immer feucht, das Gewicht des Capes auf Dins Schultern schwer wie ein Bantha. Was er spürte war die Last der Verantwortung, die in Form eines kleinen grünen Kindes im Cockpit lag und gerade bitterlich weinte.
Das Kind.
Din bewegte die Finger. Jeder Faser seines Körpers war steif und schmerzte – kein Wunder bei dem, was er heute durchgemacht hatte. Oder gestern? Ihm war sämtliches Zeitgefühl abhandengekommen, und nur ein Blick auf die Uhr seines HUDs überzeugte ihn davon, dass er nicht hunderte von Jahre, sondern gerade einmal vier Stunden geschlafen hatte.
Weinen. Gedämpft, ein fernes Echo, doch es war da. Hilfloses, bitterliches Weinen. Und es kam geradewegs aus dem Cockpit.
Ächzend stemmte Din sich auf die Ellenbogen. Er lag jetzt auf dem Bauch. Schmerzhaft bohrte sich seine Rüstung in seine Haut, doch er blendete das Gefühl aus und kämpfte sich stattdessen auf die Knie. Die letzte Mission war furchtbar gewesen, das sagte ihm sein bunt geschlagener Körper und seine aufgerissene rechte Wade, aber irgendwo musste er die Credits ja herbekommen. Selbst wenn das bedeutete, sich fast von einem tollwütigen Rancor zerstampfen zu lassen.
Din hatte jetzt ein Maul mehr zu stopfen. Er musste jetzt mehr verdienen, mehr als je zuvor.
Weinen, das zu Schreien anschwoll. Müde deaktivierte Din die Klappe, die seine Koje vom Laderaum der Razor Crest trennte. In Begleitung brennenden Schmerzes sprang er auf die Füße, biss die Zähne aufeinander, als sich der Schmerz der Wunde an seiner Wade quer durch sein Bein brannte. Er hätte den Schnitt sofort ausbrennen sollen; ohne ein Bacta-Kit dauerte der Heilungsprozess eine Ewigkeit.
Egal. Das Kind war am Weinen, und wenn er nichts dagegen unternahm, würde es die gesamte Nacht so weitermachen. Din sprach aus Erfahrung – er hatte es einmal versucht zu ignorieren, und war kläglich daran gescheitert.
Wie hatte dieser Doktor Pershing das nur ausgehalten? Din würde alles für eine einzige ruhige Nacht tun.
Alles.
Er bestieg die Sprossenleiter, die zum Cockpit führte. Die Sturmgeräusche und das Schreien wurden hier lauter, und so auch die Resignation in ihm. Stille war etwas, was er immer genossen hatte, wo er sich zurückziehen und den Tag Revue passieren lassen konnte, was er brauchte um nach einer Mission zu verschnaufen... Aber mit dem Kind an seiner Seite war ihm nicht einmal das geblieben.
Din würde den Zwerg niemals aus den Händen geben. Die Gefahr, dass das Restimperium ihn sich zurückholte, war einfach zu groß – selbst auf einem so abgelegenen und unterentwickelten Planeten wie Sorgan. Er käme niemals auf die Idee, seine Entscheidung von damals zu revidieren, doch das hier... Das hier war nicht so einfach, wie er sich das vorgestellt hatte.
Din hatte doch keine Ahnung von Kindern.
Blitzlicht schlug ihm entgegen. Das dunkle Material seines T-Visors filterte den Großteil seiner Helligkeit aus, nichtsdestotrotz verspannte sich Din. Er hasste Gewitter, und er hasste den Regen. Der Lärm erinnerte ihn nur an jenen Tag auf Aq Vetina, die Kälte an die Leere in seinem Inneren, die seitdem Besitz von ihm ergriffen hatte. Er hasste die lauten Schluchzer und das Herumgeheule, das aus der eiförmigen Krippe neben dem Pilotensitz ertönte und ihn an sein eigenes kindliches Abbild erinnerte, wie es sich in dem dunklen Schacht zu einer zitternden Kugel zusammenrollte.
Er hasste es. Und er hasste, dass er nichts dagegen unternehmen konnte. Nicht die Kraft dazu hatte, nicht den Mut aufbrachte, zu tun, was getan werden musste, damit das Kind das Weinen aufhörte. Was auch immer das sein mochte.
Donnern, das ihm durch Mark und Bein ging. Din ließ sich auf den Pilotensitz fallen, darauf bedacht, die schwebende Kugel nicht zu stoßen, ehe er im Dunklen nach dem kleinen Knopf an der Vorderseite suchte. Mehrere Sekunden lang fuhren seine groben behandschuhten Finger über das zerkratzte Plastoid, dem Epizentrum des kindlichen Geschreis in dieser stürmischen Nacht, bis es einen Klick gab und die obere Hälfte der Krippe automatisch zurückklappte.
Das Bettchen war nicht angenehm – konnte nicht angenehm sein. Als er den Knirps auf Arvala-7 gefunden hatte, war es nicht mehr als ein Gehäuse mit einem nackten plastoiden Inneren. Din hatte es mit Teilen seiner Kleidung und einer Decke zu polstern versucht, welche er bis dato immer zum Schlafen benutzt hatte, doch auch das half mehr schlecht als recht. Die Krippe war so unangenehm wie eh und je... und so war es das Geschrei desjenigen, der darin hauste.
Din seufzte. Hätte er seinen Helm nicht getragen, hätte er das von Erschöpfung zerfurchte Gesicht in den Händen vergraben. Nun blieb ihm nichts anderes übrig, als sich über die Krippe zu beugen und auf das kleine fremde Lebewesen hinabzublicken, geradewegs in diese großen Äugelein, hinein in dieses grüne und schrumpelige und auf eine seltsame Weise doch niedliche Gesicht mit den großen Öhrchen, das vor lauter Tränen bereits völlig verkrustet war. Herunter zu diesen winzigen Fingerchen, die sich ihm entgegenstreckten und zu einem anderen Zeitpunkt ein Schlammhorn in der Luft hatten schweben lassen.
»Uaaaah! Uaaaaah!«
Din verzog das Gesicht. Jetzt, wo er die Krippe geöffnet hatte, war das Geheule noch viel lauter. Er hob die Hände, ahnungslos, was er tun sollte oder was in einer Situation wie dieser überhaupt zu tun war, aber mehr als überfordertes Schweigen und Starren fiel ihm nicht ein, und so ließ er sie zurück in seinen Schoß sinken. Das Kind derweil schien keine Notiz von ihm zu nehmen, denn als er seinen Mund zu einem stummen Hilfsgebet öffnete, zog es die ausgestreckten Händchen plötzlich zurück, schlug sich damit aber selbst ins Gesicht und schrie noch viel lauter.
»Uwaaah!! Uwaaah!!«
Dins Ohren klingelten. »Hey, ruhig.« Er versuchte, die Krippe zu packen und sie von der gläsernen Cockpitfront wegzuziehen – vielleicht hatte der Knirps nur Angst vor dem Gewitter? -, doch auch das erwies sich als zwecklos. »Hey, Kleiner.« Das Kind machte eine Handbewegung, als versuche es am rauen Stoff der Decke Halt zu finden. In einem Moment presste es die Augen feste zusammen, im anderen riss es sie auf und starrte Din mit laufenden Tränen ins behelmte Gesicht. Hatte er einen Albtraum? Einen Wutanfall? Eine Panikattacke?
Din wusste es nicht. Din wusste überhaupt nichts über Kinder. Beim großen Mand’alor, er wusste ja nicht einmal, was für eine Spezies er da vor sich hatte! Er konnte das Kind in den Tod treiben, und er würde es wahrscheinlich nicht merken. Wenigstens hatte er einen guten Appetit auf alles, was er ihm vorsetzte.
Schreien, gemischt mit lautem Schluchzen. Das Kind saß jetzt wieder aufrecht, die Ohren angelegt und mit den Händchen in der Luft herumfuchtelnd. Din gab einen weiteren Seufzer von sich. Vielleicht lag es doch nur am Gewitter. Vielleicht bescherte ihm der Lärm Albträume, vielleicht musste er ihn nur in den Schiffsbug bringen und er würde damit aufhören.
Eine gute Idee. Das würde er machen.
Die nächste Minuten verbrachte Din damit, die Krippe durch den Eingang des Cockpits in den Laderaum der Razor Crest zu bugsieren. Es war dunkel, es war eng und mehrere Male blieb er mit dem Cape an irgendwelchen Kanten hängen, während hinter ihm das Kind aus vollen Leibeskräften schrie. Ob uns irgendjemand hört?, dachte Din, nachdem er das Plastoid-Ei in eine Ecke des Laderaums winkte. Der kratzende Geruch von verhärtetem Karbonit lag hier noch immer in der Luft, eine Anekdote an das, was weiter hinten in einem großen Block gelagert wurde und nur darauf wartete, bei seinem Auftraggeber abgeliefert zu werden.
Din machte es nichts aus. Dem Kind hingegen... Als er sich auf einer Kiste niederließ, um es zu betrachten, hielt es sich beide Hände vor das Näschen. Für einen beängstigend langen Herzschlag lang stellte es das Schreien ein, sah aus glasigen Äugelein zu ihm herauf, und kurz dachte Din, er hätte es endlich geschafft...
Bis ein Donner durch die Nacht wetzte, und es erneut zu Heulen begann.
Din ließ die Schultern hängen. »Was hast du nur?«, wollte er wissen. Dieses Verhalten hatte er schon ein paar Mal beobachtet, aber dass es tatsächlich am Karbonit liegen könnte, war ihm bis dato nicht in den Sinn gekommen. Ob die Gase es beruhigten? Wenn das so war-
Din verwarf den Gedanken, bevor er sich in seinem Kopf festsetzen konnte. Nein. Nein, so etwas Furchtbares würde er nicht tun. Der Zwerg war nur ein Kind und das, was soeben Fuß in ihm hatte fassen wollen, das war genau das weswegen er ihn dem Restimperium gestohlen hatte.
Er beugte sich über die Krippe. »Uh...« Es musste einen anderen Weg geben, das Kind zum Schweigen zu bringen, einen ohne Waffen und Gewalt; einen Weg so fernab von seinem eigenen, dass es ihm befremdlich vorkam, einfach nur dazusitzen. Ohne einen Blaster in der Hand war Din nur ein ahnungsloser Mann. »Ist dir kalt?«
Keine Antwort. Nur Geheule und Geschrei.
»Hast du Hunger? Soll ich dir eine Suppe kochen?« Irgendwo musste noch Gemüse herumliegen.
Geheule. Geschrei. Schluchzen und Schniefen. Alles außer eine Antwort.
Es war also kein Hunger. Keine Kälte. Keine Angst. Was dann? Din kam eine Idee. »Dein Ball? Vermisst du deinen Ball?« Wenn der Knirps unterwegs schrie, dann wollte er meistens mit dem runden Hebelknauf spielen. Hastig stand er auf, um in seiner Hosentasche nach dem besagten Gegenstand zu wühlen. Er hatte aufgegeben, ihn jedes einzelne Mal wieder an die Apparatur anzuschrauben, also konnte er ihn auch genauso gut mit sich führen. Seine Finger bekamen die Kugel zu fassen und ehrfürchtig hielt Din sie dem Kind vor die Nase. »Hier. Er gehört dir. Nimm ihn.«
Doch das Kind wollte ihn nicht. Jammernd drückte es die Metallkugel von sich. Entsetzliche Verzweiflung begann in Dins Inneren aufzuschäumen. Was sollte das heißen, er wollte ihn nicht? Er wollte ihn doch immer. Energisch drückte er dem Zwerg den Ball entgegen – dieses Verhalten machte überhaupt keinen Sinn! »Nimm ihn!«
Schreiend schwenkte das Kind mit dem Arm aus. Zeitgleich schlug es Din den Hebelknauf aus der Hand, und ein lautes Klonk erfüllte die Razor Crest, als er mit dem metallenen Boden kollidierte. Din ballte die Hände zu Fäusten, kurz davor, sie in irgendeine naheliegende Wand zu schleudern, nur um sie sofort wieder zu lösen und sie über seinem Helm zusammenzuschlagen. »Was willst du!??«
Absolute Stille.
Dins Schrei blieb ihm im Halse stecken. Geschockt über seinen Wutausbruch blinzelte er ein paar Mal, starrte auf seine Hände, die sich zitternd in die Oberschenkelrüstung darunter krallten. Was hatte er getan? Er hob den Blick, um in die Krippe zu sehen... und stolperte bei dem Anblick darin fast über seine eigenen Worte.
»Es... Es tut mir leid.«
Das Kind war vor ihm zurückgewichen. Ängstlich drückte es sich in das Plastoid, als wolle es vor ihm flüchten, als wäre der Mann vor ihm eine tickende Zeitbombe, und dabei vergrub es das Gesicht unter seinen großen Ohren, die in dem Blitzlicht, welches vom Cockpit in den Schiffsbug eindrang, seltsam fragil wirkten.
Es hatte Angst vor ihm. Din hatte es verängstigt.
»Es tut mir leid«, echote er. Die Wut war sofort verpufft, stattdessen übermannte ihn wieder die Verzweiflung. Statt es zu trösten hatte er das Kind von sich gestoßen, statt auf es einzugehen hatte er nur an sich selbst gedacht, statt die Herausforderung anzunehmen, hatte er nur erneut bewiesen, was für ein schlechter Ziehvater er doch war. Für immer sein würde.
Es war so schwer. Wieso war es nur so schwer?
»Baduu.«
Din schloss die Augen. Er hätte nie gedacht, dass es so schwer sein würde, ein Kind großzuziehen. Er hatte sich in diese Vaterrolle wie ein Lebensmüder in den Ozean gestürzt, ohne wirklich zu wissen, was ihn unter der Oberfläche erwartete. Er hatte gedacht, mit einem Kind zu leben wäre einfach, denn Kinder waren immerhin Kinder und Kinder waren schutzlos; sie konnten weder kämpfen, noch sich gegen Feinde behaupten. In Retrospektive betrachtet war das jedoch der größte Trugschluss seines Lebens.
Kinder brauchten Pflege. Sie brauchten Aufmerksamkeit und Liebe, Schutz und Sicherheit und nicht in dem Sinne, dass Din einfach jeden umnietete, der ihm zu nahe kam. Omera hatte es ihm erklärt. Kinder brauchten ein Zuhause, und sie brauchten eine Person, die sie auf dem Weg des Großwerdens begleitete. Die sich ihnen öffnete und sie tröstete, wenn sie ängstlich waren.
Etwas, zu dem Din nicht imstande war.
»Baduu?«
Er biss die Zähne aufeinander. Das hier war nichts, bei dem der Kodex ihm je behilflich hätte sein können. Er musste die Lösung alleine finden, aber ohne seine Waffen und die Rüstung war er ein Niemand. Außerhalb des Weges war er ein Nichts. Eine Welt ohne den Kodex war eine fremde Welt, ein großes leeres Vakuum, in dem er wie ein Wrack herumtrieb, ohne Kompass, ohne Navigationsgerät, ohne jeden Sinn und Zweck.
Hätte er doch nur jemanden, mit dem er sich diese knochenzermürbende Verantwortung teilen konnte. All die Unfähigkeit, all das Unwissen, das er auf den Schultern trug. All die Schuld, die er sich mit Momenten wie diesen selbst aufhetzte.
Hätte er doch nur einen Partner. Einen Freund. Es musste nicht einmal so eine herzensgute und unschuldige Person wie Omera sein, nicht einmal jemand, der Ahnung von Kindern hatte.
Einfach irgendwer, der ihm dabei half, das Eis in seinem kalten Herzen zu schmelzen. Jemand, mit dem er lernen konnte.
»Baduu!«
Din blickte auf. In der Zeit, in der er reglos dagesessen hatte, war der Knirps an den Rande der Krippe getreten. Er hatte aufgehört zu weinen, die Angst war ihm aus dem Gesicht geschwunden. Er wich jetzt nicht mehr vor ihm zurück, sondern krabbelte geradewegs auf Din zu, und dabei streckte er ihm ein grünes Händchen entgegen, als fordere er den Kopfgeldjäger dazu auf, es zu ergreifen.
Perplex kam Din der Bitte nach. Zögerlich näherte er sich den winzigen Fingerchen, so, wie es auf Arvala-7 das erste Mal stattgefunden hatte, einen tiefen Atemzug machend, als sich drei Krallen um seinen Zeigefinger legten. Dies waren die Finger, die ein tonnenschweres Schlammhorn in die Luft gehoben hatten. Die ihm das Leben gerettet hatten. Feste schmiegten sie sich an das Leder seines Handschuhs, eine Sekunde, fünf Sekunden, lange genug für Din um zu merken, dass es nicht der Halt an sich war, nach dem es suchte.
Nähe. Es wollte seine Nähe.
Din sank auf die Knie. »Du willst meine Hand halten«, stellte er fest. Das Kind brabbelte etwas, das er nicht verstand, doch es hörte sich zufrieden an. Din realisierte: Er war nicht alleine. Sie waren längst zu zweit - er und dieses schrumpelige, grüne, niedlich dreinblickende Ding, dessen Name er nicht kannte.
Realisierend, was er falsch gemacht hatte, griff er in die Krippe hinein. Das Kind brabbelte wieder, vergnügter diesmal, und vorsichtig hob Din es aus der groben Decke in seine eigenen Arme.
»Du willst nur nicht alleine sein.«
Müdigkeit ergriff den Kopfgeldjäger. Wenn er nur früher darauf gekommen wäre. Erschöpft von den Strapazen der letzten Tage und Wochen lehnte er sich mit dem Rücken gegen die Kiste, auf der er zuvor gesessen hatte, das Kind im Schoß behaltend, wo es sich sofort an seiner Brustpanzerung hochzuziehen begann. Din ließ es machen. Er ließ es auf seine Schultern klettern und seinen Visor betatschen, an Helm und Overall und Cape ziehen, brabbeln und quieken; alles, was ihm beliebte und das es davon abhielt, erneut in Tränen auszubrechen. Wie eine Puppe lag der beste Kopfgeldjäger des Parsecs auf dem Boden, während auf ihm das grüne schrumpelige Baby herumtollte, und es fühlte sich so an, als hätte er soeben etwas unglaublich Großes vollbracht.
Als hätte er endlich die allererste Stufe jener Treppe überwunden, die den Weg in sein neues Leben darstellte. Ein Leben gemeinsam mit diesem wundersamen Kind und ihm als sein Vater.
Als Vater.
Das Kind war auf der Oberseite seines Helms angekommen. In einer flüssigen Bewegung pflückte Din es auf und hob es zurück in seine Arme. »Kannst du mir verzeihen?«, fragte er. Als Antwort bekam er undeutliches Gebrabbel. »Wir werden einen Weg finden«, sprach er leise weiter. Unterbewusst streckte er seine Hand aus, um dem Kind sanft über die geröteten Wangen zu streichen. Das hier war nur der erste Schritt auf einem langen und steinigen Weg. Es gab so viel, was Din noch zu erlernen hatte, doch für dieses kleine Bündel würde er alles tun. Er hatte sich damals dazu verbürgt, ihm ein Vater zu sein. Seinem kleinen grünen Zwerg. Seinem Partner.
Seinem Kind.
»Ich werde einen Weg finden, das verspreche ich dir.«
Der Knirps griff nach seinem Daumen, blickte ihm durch den schwarzen Visor in die Augen. Din wusste nicht, ob er ihn verstanden hatte, ob sie überhaupt dieselbe Sprache sprachen, doch er hoffte es. Wollte es hoffen. Er hoffte es so sehr.
Din trieb in einem Vakuum, ohne Ziel und Sinn, doch er hatte das Kind. Das war Sinn genug.
»Baba!«
ENDE
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