4.
Natürlich war es kein Date, auf das ich mit Riley ging, aber es fühlte sich viel zu sehr danach an. Ich musterte meinen Kleiderschrank und versuchte, mich für ein Kleid zu entscheiden. Riley hatte zwischenzeitlich angerufen und mir den Namen eines Nobelrestaurants genannt.
Ich brauchte etwas, mit dem ich die Aufmerksamkeit des Mafiabosses auf mich ziehen konnte, das aber gleichzeitig nicht billig aussah. Ich biss mir nachdenklich auf die Unterlippe. Rot und hochgeschlossen oder schwarz und dafür mit einem mit glitzernden Strasssteinen besetzten Ausschnitt?
Ich hatte eigentlich keine Wahl, ich musste schon wieder telefonieren. Riley hob nach dem ersten Klingeln ab. »Du brauchst Styling-Hilfe, oder?«
Ich verdrehte die Augen. Wir waren wirklich keine Freunde, aber dafür kannte er mich viel zu gut. »Rot oder schwarz?«
»Schick mir von beiden ein Foto.«
Ich seufzte. »Kannst du nicht -«
»Willst du jetzt meine Hilfe oder nicht?«
»Ist ja gut.« Ich holte beide Kleider aus dem Schrank und schickte Riley ein Bild.
»Schwarz«, sagte er sofort. »Das Rot ist zu grell, wir gehen heute auf klassisch. Aber schmink dir die Lippen rot.«
Kommentarlos legte ich auf. Warum hatte ich das noch gleich für eine gute Idee gehalten?
Nachdenklich hielt ich das schwarze Kleid vor meinen Körper. Leider hatte Riley recht. Roter Lippenstift war die passendste Wahl. Also schön.
So kurze Zeit später, dass ich schon beinahe stolz auf meine Effizienz war, warf ich noch einen abschließenden Blick in den Spiegel. Ich hatte das Kleid mit simplen schwarzen High Heels kombiniert, meine braunen Haare wieder unter einer blonden Perücke versteckt und deren Strähnen zu einer kompliziert aussehenden Frisur hochgesteckt. Diese Frisur hatte noch etwas ganz Besonderes an sich, aber das war eine Zugabe, die nur für Lansky bestimmt war.
Auf sämtliche anderen Waffen hatte ich verzichtet. Trotz Rileys angeblichen guten Kontakten zu der Szene war es unwahrscheinlich, dass ich nicht abgetastet werden würde, bevor man uns zu Damian Lansky ließ.
Blieb nur noch zu hoffen, dass ich nicht rennen musste, das dürfte in diesen Schuhen schwierig werden.
Riley holte mich in einem unauffälligen, aber luxuriösen Bentley ab. Ich ersparte mir die Frage, ob es sein eigener Wagen war.
»Also«, sagte Riley, kaum, dass ich die Tür hinter mir zu gezogen hatte. »Er erwartet uns zu einem Geschäftsessen. Ich kann dafür sorgen, dass das Gespräch ihn genug langweilt, um seine Aufmerksamkeit auf dir landen zu lassen.«
»Mhm«, machte ich und versuchte, die aufsteigende Nervosität zu ignorieren. »Was für ein Geschäftsessen?«
Ich hatte nicht damit gerechnet, dass Riley der Frage stotternd auswich. Das allerdings lenkte mich tatsächlich ab. »Hast du Geheimnisse vor mir?«
Riley warf mir einen ungläubigen Blick von der Seite zu. »Wie kommst du darauf, dass ich dir alles anvertrauen würde? Wir sind keine Freunde.«
»Ist ja gut«, murmelte ich. »Ich habe doch nur gefragt.« Seltsam war es trotzdem. Wie gut konnten Rileys Beziehungen zur Mafia sein, dass er ohne nennenswerte Verzögerung ein Treffen mit dem Typen organisieren konnte, der laut seiner Aussage ›die Mafia war‹? Sollte mich das beunruhigen?
Wir sprachen nicht mehr, bis wir vor dem Restaurant ankamen, das Riley mir beschrieben hatte. Cantoro Trattoria stand in geschwungenen Buchstaben über der sanft ausgeleuchteten Holztür.
»Bereit?«, fragte Riley, bevor er ausstieg und ich die Tür öffnete.
»Immer«, erwiderte ich. Ich ignorierte die Hand, die er mir entgegenhielt, und stieg selbst aus dem Bentley aus.
»Du weißt, dass wir uns als Pärchen verkaufen, oder?«, flüsterte Riley. »Wir sollten tun, als würden wir zusammengehören.«
»Natürlich, Schatz«, sagte ich zuckersüß und drückte ihm einen federleichten Kuss auf die Wange. Wieso hatte ich nicht selbst daran gedacht? Solche Ausrutscher konnten mich das Leben kosten, sobald ich das Restaurant betreten hatte.
Riley lächelte mich unschuldig an. In dem Anzug, den er heute trug, fiel seine Schlaksigkeit viel weniger auf. »So ist es viel besser, Liebling.«
Mir blieb keine Gelegenheit, ihn mit Blicken zu erdolchen. Wie erwartet, wurden wir am Restauranteingang von zwei breit gebauten Schergen aufgehalten. »Mr. Und Mrs. Meyer, nehme ich an?«
»Das ist richtig«, bestätigte Riley und ich klimperte mit den Wimpern und tat ganz auf Dummes-Blondchen-das-sicherlich-keinem-Lansky-eins-auf-die-Rübe-geben-will.
»Ich nehme an, Sie haben Verständnis für einige Sicherheitsvorkehrungen.«
Ich versuchte, mir meine Gereiztheit nicht anmerken zu lassen, als breite Hände mich an meinem ganzen Körper abtasteten und dabei keine Stelle aussparten.
»Glücklich?«, fauchte ich einen der Lakaien noch an, bevor wir weitergingen.
»Sie ist immer so«, sagte Riley mit einem entschuldigenden Lächeln, bevor er mir eine Hand auf den Rücken legte und mich in das Restaurant schob.
Meine Rolle verbot es mir, die Hand wegzuschlagen, auch wenn ich es gerne getan hätte.
Im Inneren des Restaurants hatte ich kaum Zeit, wieder nervös zu werden oder auch nur die elegante Einrichtung aus dunklem Holz und die gedimmte Beleuchtung wahrzunehmen, bevor mein Blick von der Gruppe angezogen wurde, die den Tisch in direkter Sichtlinie zu der Tür belegte, und deren Mitglieder bereits alle zu uns sahen.
Damian Lansky war leicht zu erkennen. Nicht nur, dass er der Jüngste der Gruppe war und am Kopfende des Tisches saß, seine Autorität umgab ihn wie eine unsichtbare Blase. Er war zweifellos derjenige, über den alle Entscheidungen liefen.
Obwohl er die typische leicht gebräunte Haut seiner italienischen Vorfahren hatte, leuchteten seine Augen in einem hellen Blau, das mich an einen Eisberg erinnerte.
Als Lanskys Blick mich erfasste, hätte ich unmöglich sagen können, ob er über zukünftige Geschäfte nachdachte oder darüber, wie er uns am besten loswerden konnte.
Ich schluckte trocken, als ich und Riley uns dem Tisch näherten.
»Mr. und Mrs. Myers, willkommen.« Natürlich hatte nicht Lansky gesprochen, sondern einer der anderen beiden Männer, die mit ihm am Tisch saßen.
»Wir freuen uns sehr über dieses Treffen«, sagte Riley geflissentlich und neigte den Kopf.
»Setzen Sie sich«, wurden er und ich aufgefordert und wir kamen dem nach.
Lansky ließ mich nicht einen Moment aus den Augen. Ich wusste, dass von mir wahrscheinlich erwartet wurde, den Blick abzuwenden, aber ich dachte gar nicht daran. Schließlich wollte ich die Aufmerksamkeit des Mafiabosses.
Während Riley also Smalltalk mit den anderen Anwesenden begann, ließ ich meinen Blick auf Lansky ruhen und ein schmales Lächeln meine Lippen umspielen.
Leider war dieses Spiel nicht möglich, ohne dass ich Lansky ebenso gründlich wahrnahm wie er mich. Und so kam ich nicht umhin zu bemerken, wie interessant der Kontrast war zwischen den harten Gesichtszügen des Mafioso und den braunen Locken, die ihm in die Stirn fielen und so weich aussahen, dass ich mich bei der Überlegung erwischte, wie sie sich wohl zwischen meinen Fingern anfühlen würden.
Als wir unseren Wein gebracht bekamen und Rileys Tonfall eindringlicher wurde, flackerten Lanskys Augen immer wieder zu seinem eigentlichen Gast hinüber, kehrten aber innerhalb kürzester Zeit wieder zu mir zurück.
Ich bemerkte mehr als einmal, dass sie auch zu meinem von Strasssteinen umrahmten Ausschnitt blitzten. Das Kleid war eine gute Wahl gewesen.
Schließlich ahnte ich, dass der richtige Moment gekommen war, und schenkte Lansky ein weiteres Lächeln, breiter als die vorhergehenden. Es war eine eindeutige Einladung und an dem Aufblitzen in den Eisaugen erkannte ich, dass Lansky mich sehr gut verstanden hatte.
»Bitte entschuldigen Sie mich für einen Moment«, hauchte ich und erhob mich.
He's here!
Aber die wichtige Frage zuerst ist natürlich ... war es wirklich kein Date, auf dem Laura mit Riley war?
Magst du Riley noch oder verblasst er gegenüber Damian Lansky?
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