24.

Die Dunkelheit über mir lichtete sich. Jedenfalls fühlte es sich für mich so an – bis ich die Augen aufschlug. Dann stellte ich nämlich fest, dass ich immer noch von Dunkelheit umgeben war. Mein Kopf dröhnte, aber zumindest war ich am Leben. Irgendwie.

Stellte sich nur noch die Frage, wo ich war. Draußen jedenfalls nicht mehr. Langsam gewöhnten sich meine Augen an die Dunkelheit. Ich lag in einem Zimmer, in dem sich langsam einige unförmige Konturen abzeichneten – inklusive des breiten Bettes, in dem ich lag.

Schritte. Als ich in die Richtung herumfuhr, schoss mir neuer Schmerz in den Schädel, aber ich konnte auch den schmalen Lichtstreifen erkennen, der unter einer geschlossenen Tür hindurchfiel.

Ich wollte nach meiner Waffe tasten, nur, um dann festzustellen, dass jemand mich ausgezogen hatte. Das Abendkleid war verschwunden und durch ein dünnes Papierhemdchen ersetzt worden.

Als ich mir die Haare aus den Augen streichen und meine Situation genauer in Augenschein nehmen wollte, stieß ich mit den Fingern an einen dünnen Schlauch, der zu meiner Nase führte.

Umstandslos riss ich ihn heraus. Das führte allerdings zu einem nervtötenden Piepen, das meine Kopfschmerzen wie mit Nadeln malträtierte.

Das wurde noch schlimmer, als die Tür geöffnet wurde, jemand den Raum betrat und das Licht anschaltete. Die plötzliche Helligkeit schoss wie ein Blitz in meine Augen und geblendet hob ich die Hand.

Jemand kam auf mich zu, während ich noch immer halb blind war, sagte etwas, das ich nicht verstehen konnte. Ich versuchte zurückzuweichen. Allerdings hatte ich nicht damit gerechnet, dass mein Bett so schnell zu Ende sein würde.

Ich war drauf und dran, über die Kante zu kippen, als mich zwei Hände am Arm ergriffen und stützten. »Fügen Sie sich nicht noch mehr Schaden zu. Es ist alles in Ordnung.«

Langsam ließ der blendende Effekt der Helligkeit nach, während ich den Händen erlaubte, mich zurück aufs Bett zu schieben. Sie wirkten fürsorglich, nicht aggressiv.

Allmählich konnte ich erkennen, wer sich vor mir befand. Es war eine junge, etwas rundliche Frau in einem graublauen Zweiteiler und einem an dessen Brusttasche gepinnten Namensschild, das ich noch nicht lesen konnte.

»Wo ...«, brachte ich heraus. Meine Stimme war kaum mehr als ein Krächzen.

»Es ist alles gut. Sie sind im Tallahassee Memorial Hospital.«

Ich drehte die Worte eine Weile in meinem Hirn hin und her, bis sie Sinn ergaben. Krankenhaus. Ich war in einem Krankenhaus. Das stellte mich vor eine ganze Reihe an Problemen, von der dasjenige, dass ich keine Krankenversicherung hatte, das geringste war.

»Wie ...«, krächzte ich meine nächste Frage. Die Krankenschwester schenkte mir ein mitleidiges Lächeln.

»Meine Liebe, Sie wurden am Lake Jackson gefunden, völlig unterkühlt und bewusstlos, und hierher gebracht.«

»War jemand bei mir?« Die erste vollständige Frage, die ich herausgebracht hatte.

Das Lächeln meines Gegenübers gewann an Wärme. »Ein junger Mann. Er ist auch hier. Ihr Freund, nehme ich an? Ehemann? Verlobter?«

Unangemessene Frage aber die Frau war nett zu mir gewesen. »Es ist kompliziert«, wich ich stattdessen aus. »Wo ist er?«, fragte ich stattdessen. Schließlich schuldete Damian mir immer noch Geld. Und wer wusste, wen er kontaktieren würde, wenn ich nicht dabei war.

Wo wir gerade von kontaktieren sprachen ... Melissa. Ich musste unbedingt ein Telefon finden. Mein Handy lag auf dem Grund des Lake Jackson. Meli würde vor Sorge verrückt werden, nach dem, wie unser Gespräch abgebrochen war.

»Wenn Sie nicht verwandt oder verheiratet sind, kann ich Ihnen leider nicht mehr sagen«, sagte die Krankenschwester jetzt bedauernd. »Tut mir leid.« Sie musterte mich für einen Moment und mein Gesichtsausdruck führte dann wohl dazu, dass sie hinzufügte: »Aber er kommt auch wieder auf die Beine.«

»Kann ich ihn sehen?«

»Meine Liebe, es ist zwei Uhr nachts. Morgen können wir bestimmt etwas arrangieren, aber jetzt sollten Sie sich ausruhen.«

Die Worte waren zwar freundlich gesprochen, machten aber gleichzeitig deutlich, dass die Krankenschwester keinen Widerspruch erlauben würde.

»In Ordnung«, murmelte ich. »Dann morgen.«

Ich hätte so gerne widersprochen und verlangt, zu Damian gebracht zu werden, aber meine Bewegungen fühlten sich an, als würde ich gegen Honig ankämpfen. Die ungute Ahnung machte sich in mir breit, dass meine Beine mich nicht tragen würden, sollte ich versuchen, auf eigene Faust nach Damian zu suchen.

»So ist es gut.« Die Krankenschwester tätschelte meinen Arm und verließ das Zimmer, während ich mich zurück in die Kissen sinken ließ. Die erschöpfungsbedingte Müdigkeit zupfte bereits an mir. Es war sicherlich nicht das Klügste, das ich je getan hatte, aber ich entschied, dem nachzugeben. Nur für ein paar Stunden.

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