even the smallest life is worth something.

Ich denke, ich sollte die Geschichte von da an erzählen, wo sich alles innerhalb eines Atemzugs verändert hat. Mein Leben, meine Welt, und mein Körper. Soll ich mit dem Morgen beginnen, wo ich schon mit einem unmöglich starken Herzrasen aufgewacht bin? Oder mit der Notiz in der Schule, die ich in der Mathestunde zu ihnen heimlich geschoben habe? Denn, wenn ich das nicht getan hätte, wäre ich nicht zu seiner Katze geworden. Überhaupt, eigentlich sollte ich mit meinen verrückten Eltern anfangen oder mit dem Beginn meines richtigen Universums. Dazu gehört aber kein gewöhnlicher Urknall wie wir es von unserem kennen. Meines ist da anders.

Es fing mit einer Begegnung ein, die wir später noch lesen werden.

Aber ich muss erwähnen: mein Universum besteht nicht aus dunkler Materie, es besteht aus feurigen Funken und einem schimmerndem Gletscher, in dem sich die warmen Strahlen der Sonne reflektieren. Das Eis schmilzt allerdings nicht, dieses ist genauso unberechenbar wie das Feuerherz, in dessen Anziehungskraft wir uns ständig drehen.

Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, sollte ich doch damit anfangen. Mit dem Urknall, der mein Sternenstaub dazu brachte, in eine andere Hülle zu wandern.

In der einer weißen und ziemlich tollpatschigen Katze.

*

Sie sind zu spät. Mal wieder. Eine Möglichkeit von unendlich vielen, die ich für diesen einen Abend nicht eingeplant habe. Woran habe ich überhaupt gedacht? Ich gehe in meinem Kopf nochmal den heutigen Abend durch, aber ich bin so schrecklich nervös, dass ich nicht mal einen einzigen und klaren Gedanken zustande bringe. Es ist der Abend. Ich werde ihm endlich meine Gefühle gestehen. Verdammt, ich werde ihm meine Gefühle gestehen! Seit einem Jahr sind diese Gefühle nicht einfach nur Schmetterlinge gewesen, sie haben sich so richtig um mein Herz geschlungen wie dichte Wurzeln. Mittlerweile haben sie sich so zusammengezogen, dass meine Brust vor Gefühlen fast zu platzen scheint. Also habe ich diesen heutigen Abend vorausgeplant – um genau 3 Monate.

Weil ich weiß, dass er Katzen ganz besonders gerne hat, habe ich mich für das neue Katzencáfe am Rande unseres Stadtviertels entschieden. Ein gutes und warmes Plätzchen, das ihn vielleicht so in Vertrautheit und Faszination umgeben wird, dass er sie endlich wahrnimmt: meine Gefühle. Das wünsche ich mir, wirklich vom ganzen Herzen. Die Vorstellung, der Grund zu sein, warum er an diesen Abend lächeln würde, stimmt mich positiv.

Ich blicke nervös zur Straße und warte darauf, die zwei Jungs mit den Motorrädern kommen zu sehen. Aber da ist noch niemand, nur ein paar PKWs preschen vorbei. Haben sie meine Notiz nicht verstanden? Ist meine Schrift wieder zu unleserlich gewesen? Ich bin mir sicher, dass die beiden noch heute Morgen im Unterricht meiner Einladung zum Katzencafe zugestimmt haben. Der Abend ist so durchdacht, dass ich sogar die Adresse dazu geschrieben habe, weil ich weiß, wie schnell sich die beiden in der Stadt verlaufen können. Orientierungslose Volldeppen – aber deswegen habe ich so sehr in das Herz geschlossen. Sein bester Freund ist natürlich dabei; sie sind unzertrennlich. Keisuke hat mich, ehrlich zugegeben, ein bisschen in die Richtung geschubst, mit dieser offensichtlichen Andeutung, er würde in den letzten Wochen nur ständig über mich reden und kein Blatt vor dem Mund nehmen. Vielleicht, so hoffe ich inständig, sieht er endlich mehr in mir als nur eine gute Freundin. Viel, viel mehr.

Es ist ganz plötzlich passiert, und doch ist es so einfach gewesen, mich in ihn zu verlieben. Als hätte ich an einem warmen Herbstmorgen einen Atemzug zu lange genommen, und jetzt möchte ich ihn nie mehr ausatmen, um diese Gefühle nicht missen zu müssen.

Sich in einen guten Freund zu verlieben ist nichts Ungewöhnliches. Das ist fast schon Gang und Gebe, denn diese Art von Empfindung ist ein ganz anderes Machtwerk als Worte. Worte kann man überdenken, ausbessern – doch Gefühle nicht. Sie sind schlagartig da und können nicht rückgängig gemacht werden. Anfangs habe ich mich selbstverständlich dagegen gesträubt, weil ich befürchtet habe, so unsere Freundschaft ruinieren zu können. Doch dann habe ich immer mehr begriffen, wie ich genau damit das Gegenteil bezweckt habe. Statt Gründe zu finden, wieso ich mich nicht ihn verliebt sollte, habe ich hundert Gründe mehr gefunden, mich in ihn zu verlieben. Die Reue verschwand, dafür wuchs die Intensität meiner Gefühle, und irgendwann sind sie so stark gewesen, dass ich sie aus Schutz unserer Freundschaft und aus Schutz meines leicht zerbrechlichen Herzens zu einem Geheimnis zwischen uns machte.

Ein Geheimnis, das gar nicht so leicht zu zurückhalten gewesen ist. Nicht, weil ich diesen unheimlichen Impuls hatte, es ihm zu erzählen. Nein. Es ist deswegen eine Herausforderung gewesen, wenn ich diesen unheimlichen Impuls verspürt habe, ihn auf eine Art und Weise zu berühren, die an der Freundesgrenze kratzt. Diese Chance, ihn wahrscheinlich nie so berühren zu können, wie ich es mir sehnlichst vom Herzen wünsche, ist zerreißend schmerzhaft gewesen. Es fasziniert mich, wie stark und wie gleichzeitig verletzlich die Liebe einen machen kann.

Es gibt diese Tage voller Sonnenlicht, da glaube ich, durch die Welt schweben zu können und mich würde nichts aufhalten können – und dann gibt es noch diese dunklen Tage voller Regen und grauen Wolken, an denen ich mich am liebsten unter meiner Decke verstecken und weinen würde.  Den ganzen Tag nur weinen und dabei hoffen, so diese verräterische Hingabe fortspülen zu können. Aber genau diese schweren und tränenreichen Tage haben mich verstehen lassen, dass einseitige Liebe ein Opfer mit sich bringt und dass ich bereit dafür bin, dieses Opfer für ihn auf mich zu nehmen.

Warum? Weil ich fest davon überzeugt bin, dass jeder Schmerz vergänglich sein wird, sobald er meine Gefühle erwidert.

Und wenn nicht, dann ist es auch in Ordnung.

Ich möchte ihn auch nicht dazu zu zwingen. Er soll nur wissen, wie glücklich es mich macht, in ihn verliebt zu sein und keinen anderen.

Ich lege irritiert die Stirn in Falten, als eine Katze an mir vorbeitrabt und weiter über die Straße zielt. Ist sie blind oder warum sieht sie den schwarzen PKW nicht? Plötzlich schlägt Panik über mich ein – doch aus einem völlig anderen Grund. Aus Angst, um das unschuldige und naive Leben dieser fremden Katze. Er hat auch einen Kater. Peke J, nennt er ihn liebevoll. Inmitten eines Blinzelns sehe seinen schwarzen Kater vor mir, seine großen und gelben Augen und die kleine Narbe auf seiner Stirn; sehe, wie er um seinen verlorenen Kater trauert und mich dafür verantwortlich macht, ihn nicht gerettet zu haben – dann renne ich los.

Jedes noch so kleine Leben ist wert, gerettet zu werden.

Nun werde ich es ihm beweisen.

„Warte, Kätzchen! Das ist zu gefährlich!", rufe ich ihr nach, doch sie läuft einfach weiter. Was soll das? Will sie sich etwa umbringen lassen? Ist das ihr Ziel? Mir ist es noch nie zu Ohren gekommen, dass Katzen Selbstmord begehen möchte, aber die Katze scheint komplett davon gepackt zu sein.  „Hey, bleib stehen!", versuche ich es weiter, ehe mich das grelle Licht zweier Scheinwerfer blendet. Ich halte mir fluchend die Hand vor die Augen, renne der Katze eilig hinterher.

Der schwarze PKW fährt zu schnell für diese Straße. Er fährt so schnell wie mein ganzes Leben auf einmal vorbei ist.

Mein Herz vollführt zum letzten Mal einen wilden Salto.

Mein Herz fühlt zum letzten Mal, wie schön und schwerelos es ist, verliebt zu sein.

Und mein Herz, oh mein armes Herz, bricht an dem Gedanken, es nicht geschafft zu haben, ihm meine Gefühle zu sagen. Was für ein trauriges Ende für eine schöne und doch einsame Liebe.

Ich nehme einen Atemzug, und plötzlich ist der Herbst machtlos gegen die kommende Kälte eines harten Winters.

Es ist ein harter Aufprall.

Ein Schrei. Reifen quietschen schrill und hilflos.

Aber ich nehme keinen Schmerz wahr, nur das warme Bündel einer flauschigen Katze zwischen meinen Armen. Sie ist in Sicherheit, denke ich mir und kann mir ein mattes Lächeln nicht verkneifen, als ich eine Flüssigkeit spüre, bei der ich mir nicht sicher bin, ob es Blut oder Tränen sind. Oder beides. Beides – auf jeden Fall. Ich habe es geschafft, Chifuyu. Ich habe ein Katzenleben gerettet – sowie du!

Sterben ist eine Leichtigkeit. Leben hingegen ist ein Stolperweg, ein unklimmbarer Berg, weil es gibt keine Anleitung dafür, wie man ein gutes und aufrichtiges Leben führt. So oft wie man zurückfällt, glaubt man auch, die Spitze erreicht zu haben – nur, um wieder zurückzufallen und um vorne zu beginnen.

Für das Sterben gibt es eine Anleitung.

Eine sehr knappe sogar.

Eine letzte Gelegenheit, zu atmen und sich zu erinnern. Ein letzter und schöner Gedanke.

Vergisst mich bitte nicht.

Chifuyu.

Keisuke.

Und dann nichts.

Wirklich rein gar nichts.

Und dann wieder: ein wilder, polternder Herzschlag. Ein rasender Puls, vollgepumpt mit Adrenalin und Dopamin. Ein lauter und brennender Schnapper nach Luft. Ich fühle mich merkwürdig erschöpft, schlaflos, kann mich nicht bewegen. Die Erschöpfung ist so ergreifend, dass ich nicht mal die Augen aufschlagen kann. Aber den kalten und feuchten Asphalt, den fühle ich gegen meine Wange drücken. Mein Schädel brummt und meine Ohren sind wie mit Watte gefüllt, doch ich höre sie. Lauter, intensiver als jemals zuvor.

Stimmen. So viele vertraute, aufgelöste Stimme.

„Was ist passiert?", fragt die eine Stimme. Er hört sich so an, als wäre er erkältet und könnte nur mit einem Knoten im Hals sprechen. Ist er deshalb zu spät gekommen? Weil er eigentlich krank ist, aber nicht den Mut besetzen hat, es mir zu sagen? „Oh mein Gott... Ist das..." Seine Stimme überschlägt sich bei dem Anblick vor ihm. Es muss unbegreiflich für ihn sein – weil er einen eigenartigen Ton annimmt. Als wüsste er nicht, ob er träumt. „Ist sie das, Baji? Ist das..." Er kann oder möchte es nicht aussprechen, aber ein bestimmter Teil meines Herzens wünscht es sich so sehr, er würde meinen Namen einfach aussprechen, als würde er damit mein Leben retten können. Aber da ist diese Schwere, diese Endgültigkeit, dass mir die schreckliche Tatsache realisieren lässt, dass selbst er mich nicht retten kann. Der Junge, von dem ich glaube, er könnte mir aus jeder Dunkelheit helfen. Mit dem Sonnenlicht seiner grünblauen Augen eines tiefen Gletschers.

Aber diese Dunkelheit ist eine andere.

„Sie..."  Keisuke gibt dem Schmerz in seiner Stimme keine Macht über sich. Er kämpft mit sich; daran erkenntlich, wie er laut der Zähne zusammenbeißt.  Er schafft es in solchen erschütternden Momenten eher die Fassung zu bewahren als sein bester Freund. Dieser schluchzt auf einmal auf. Sein Schluchzen ist voller Bitternis, voller Schock und Trauer, so dass jede Wunde um sich herum weiter aufreißt. Wenn Chifuyu weint, dann ist schlimm und herzzerreißend – denn dieser Junge verliert sonst sie sein Lächeln.

Keisuke muss mit  erstickender Stimme weiter sprechen. „Sie ist es, Chifuyu, und... Sie hat wohl diese Katze retten wollen."


Hallo? Ich finde meine Stimme in dieser Dunkelheit nicht. Meine Lippen sind wie betäubt. Chifuyu? Baj? Ich bin hier! Hallo?

„Ist... sie noch am Leben?", fragt Chifuyu gebrochen, „die Katze?"

Hey, warum bist du so... traurig? Ich habe sie doch gerettet. Ist das nicht toll?

„Ja, sie atmet zumindest. Aber..." Er kann es nicht aussprechen. Niemand der beiden scheint es aussprechen zu wollen wie ein jämmerlicher Versuch, dieser harten Realität entkommen zu können. Bloß für ein paar Sekunden. Sie glauben, sich so darauf vorbereiten zu können, doch niemand kann sich auf diesen Schmerz vorbereiten. Er ist so ernsthaft, so richtig ernsthaft, dass man zum ersten Mal den wahren Schmerz kennenlernt.  Herzschmerz ist nichts im Vergleich dazu.

Redet mit mir, bitte. Ich will euch nicht so leiden hören... Ihr wisst, das kann ich nicht ausstehen!

„Kannst du nachschauen?" Chifuyu redet leise und hört sich unfassbar müde an.

Auf einmal ist da eine warme Berührung, direkt über meinen aufgebrachten Herzschlag, dann wird die Berührung zu einem Druck.

Hörst du es, Baji? Mein Herz schlägt! ES schlägt! Ich lebe. Kein Grund, traurig zu sein.

„Sie lebt noch." Das sagt Keisuke so leer und kalt wie sein Herz in diesem Augenblick sein muss. „Sie hat ihr wirklich das Leben gerettet."

„Ist das unsere Schuld, Baji?"

Nein. Niemals. Chifuyu, bitte. Wein nicht so sehr... Das ruiniert dein hübsches Gesicht. Mir geht's doch super! Siehst du das nicht?

Der Druck wird stärker, es fühlt sich beinahe so an, als würde sich jemand an mir festkrallen. Dieser jemand zittert, schafft es nur mit aller Mühe, sich auf den eigenen Beinen zuhalten. Dann schlingt sich noch etwas Anderes und Kräftiges um mich, achtet darauf, mich so achtsam wie möglich hochzuheben, als wäre ich das zerbrechlichste, das er jemals in seinen schlotternden Armen gehalten hat. Ich glaube, ich bin auch zerbrechlich. Jetzt gerade besonders. Mit angebrochenem Herzen. Da ist noch mehr gebrochen als das, was ich momentan nicht wahrnehme, da der Schmerz in meiner Brust so mächtig, so betäubend ist.

„Wieso sollte das unsere Schuld sein?", entgegnet er seinem besten Freund.

Was? Was ist eure Schuld?

Ich kämpfe mit allem gegen diese schwere Müdigkeit in meinem Körper an, versuche, wachzubleiben, weil meine Angst ist zu groß, dass, wenn ich jetzt das Bewusstsein verliere, dem Tod tatsächlich nicht entkommen kann. Ich will die beiden nicht verlassen. Ich will bei ihnen bleiben.  Sie brauchen mich – und ich... ich brauche sie.

„Wir hätten ihr sagen sollen, dass wir ihr noch ein Geburtstagsgeschenk besorgen, dann... dann hätte sie nicht hier auf uns warten müssen. Wir..."  Er hält inne. „Was hast du mit der Katze vor?"

Bitte. Hört auf so traurig zu sein. Ich bin doch hier!

Wärme umfängt mich wie bei einer Umarmung, aber es macht es mir lediglich schwerer, mich dieser Müdigkeit hinzugeben. Diese Umarmung ist friedlich, aber auch da ist auch ein anderes Gefühl darin. Wie Hilflosigkeit, der glatte Bruch eines einzelnen Herzens.

„Was wohl? Ich nehme sie mit. Sie hat ihr Leben für die Katze geopfert – also werde ich diese letzten Reste ihrer Selbstlosigkeit mit mir nehmen." Seine Worte sind durchschneidend, entschlossen.

Wieso ignoriert ihr mich?

Chifuyu schnappt geschockt nach Luft. „Aber was ist, wenn sie es doch schaffen wird?"

„Mann, Chifuyu", knurrt der andere, „ihr Schädel ist zertrümmert! Sie..."

Was? Ich...

Sirenen.

Schrille, immer lauter werdenden Sirenen.

Ich bin tot?

Dämmernde Stille.

„Kennen Sie die Person?", fragt eine andere, weibliche Stimme. „Wir bräuchten ein paar Informationen zu ihr."

„Warum?", fragt Chifuyu irritiert, doch sein Unterton einer bitteren Hoffnung macht mich traurig. „Wird sie es schaffen?"

„Ich...  äh," Die Frau ist perplex und scheint darüber nachzudenken, ob sie ihm gleich die Hoffnung nehmen soll oder noch lieber etwas abwartet.  Offenbar hat sie ein gutes Herz. „Das kann ich nicht sagen, ich bin kein Arzt. Ich bin Polizistin. Aber ich könnte einen von euch mit ins Krankenhaus nehmen. Das steht als Nächstes auf meiner Liste."

„Baji, kann ich...?"

„Geh ruhig, Chifuyu. Ich kümmere mich um die Katze." Baji hat einen überraschend sanften Ton in seiner Gebrochenheit. Jemand berührt mich an der Wange, ein vertrauter Daumen streicht darüber, malt kleine Kreise wie ein Versuch, die Wärme zurück in mein Gesicht zu bringen. Mein Herz sackt ein. Es fühlt sich so an, als ob ich endlos tiefer falle und mich nicht vor der Müdigkeit schützen kann.

„Schaffst du das ohne mich?", fragt Chifuyu verunsichert nach. „Du und sie...  Wolltest du ihr heute nicht sagen, was du für sie empfindest?"

Wie? Was meint er damit?

Der schlagartige Schmerz in Keisukes Stimme ähnelt dem Aufbrechen eines Herzens. Nur quälerischer, echter. „Das ist jetzt egal, Chifuyu, wirklich."

„Wie meinst du das?"

„Saejin..."  Genau. Das ist mein Name – aber ich habe gar nicht daran gedacht, wie schmerzvoll es sein kann, wenn man ihn ausspricht. Oder wie traurig erklingen kann. Ich erinnere mich daran, wie Chifuyu mir mal erzählt, dass mein Name „Juwel des Universums" bedeutet und dass er froh ist, in dem Universum zu sein, wo auch ich bin. Er mag diesen Namen, er hat so einen schönen, sanften Klang; wie schmelzender Zucker auf der Zunge.  Jetzt ist mein Name nur noch ein einziger Schmerz – für beide. „Sie wird es niemals erfahren – sie ist tot, verstehst du?" Sein Ernst ist unerträglich.

Aber wieso bin ich dann noch hier? Jungs, bitte, redet endlich mit mir!

„Nein!"  Chifuyu schreit und schnieft, als hätten ihn Keisukes Worte das eigene Herz aufgeschnitten und mit einem ätzenden Schmerz aufgefüllt. Nun geht er langsam unter, in diesem Universum, wo ich nicht mehr bin, und er scheint alles zu versuchen, um die harte Realität nicht darüber gewinnen zulassen. „Ich glaube nicht daran, dass sie tot ist! Sie wird es schaffen!"

„Ich muss jetzt los." Der Polizistin ist es hörbar unangenehm sich in dieses Herzgebreche einzumischen. Aber beide scheinen zu verstehen, dass sie nur versucht, ihren Job richtig zu machen. „Wenn du mitwillst, dann bitte jetzt."

„Gib mir Bescheid – wegen der Katze."

Baji erwidert nichts.

Es regnet. Ohne ein Rauschen, ohne den warmen, feuchten Geruch des Regens, wenn er an solch einem warmen Sommerabend auf den Asphalt trifft. Aber da sind ganz viele, stumme Regentropfen, die über mein Gesicht einfallen. Statt eines grollenden Donners ertönt ein verletztes Winseln wie von einem verwundeten Tier.

„Wieso, Saejin?", murmelt Baji, so dicht an meinem Ohr, dass ich die Vibration seiner kräftigen und tiefen Stimme fühle. „Wieso hast du das getan?"

Weil ich musste, antworte ich in Gedanken, bevor die Müdigkeit mich einschließt wie eine zweite Umarmung. Ich kann mich nicht dagegen wehren, sie ist besser als die harte Realität. Weil jedes Leben seinen Wert hat. Auch das noch so kleinste Leben.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top