Ein schrecklicher Freund

"Also, wieso habt ihr uns hier hergeschleppt?" fragte Lottie uns, kurz nachdem wir uns alle bei unserem Lieblingsmexikaner an einen großen Tisch gesetzt hatten. Neben mir saß meine Mutter, bereits fest in ein Gespräch mit Harry's Mutter Anne vertieft. Als Lottie jedoch ihre Frage stellte, sahen die beiden Frauen nun ebenfalls neugierig zu uns. 
Ich verdrehte die Augen. "Wollen wir nicht erstmal wenigstens die Getränke aussuchen? Wir haben uns vor fünf Sekunden hingesetzt!" sagte ich zu ihr und zeigte auf die Karte vor ihrer Nase. Sie verzog das Gesicht, nickte aber und öffnete sie. Die anderen taten es ihr gleich, doch ich spürte Mom's Blick auf mir liegen. 
"Was hast du?" fragte ich sie also mit einem Lächeln. 
"Nichts, mein Schatz. Aber ihr scheint große Neuigkeiten zu haben und wir sind neugierig!" sagte sie mit einem entschuldigenden Lächeln. 

Ich seufzte auf und hörte Harry's kleines Lachen neben mir, sah genervt zu ihm. Er riss sich zusammen, nicht zu sehr zu grinsen.
"Fein!" rief ich aus. "Sollen wir also sagen, was wir zu sagen haben?!" fragte ich in die Runde und erhielt nur eine Sekunde später ein kollektives "Ja!" als Antwort. 
Harry lachte und ich nickte ergeben und sah ihn an. "Wollen wir es einfach sagen?" 
Er schüttelte den Kopf und drückte meine Hand sanft. "Vorher würde ich gern ein paar Worte sagen, denn wie wir alle wissen bin ich gern ein wenig dramatisch und dass wir heute alle zusammen sind, möchte ich entsprechend nutzen!" sprach er, ehe er sein Glas in die Hand nahm und mich anlächelte. 
"Okay, was kommt jetzt?" murmelte ich, denn eine Rede von ihm war nicht abgesprochen gewesen. 

"Ich möchte mich bedanken bei euch. Ihr habt mich und meine Familie sofort aufgenommen, als wäre es nie anders gewesen", setzte er an und sah zu meinen Freunden. "Ihr drei seid mit Abstand wohl die besten Freunde, die ein Mensch haben kann und ich bin sehr dankbar, dass ihr mich akzeptiert und bei euch aufgenommen habt, als ich Lou kennengelernt habe." Er lächelte und Niall, sowie auch Zayn sahen ihn gerührt an. Dann atmete er tief durch und sah zu mir. "Und Lou..." 
Ich schluckte, lächelte ihn warm an. "Mein Lou, ich weiß nicht, wie ich ohne dich vorher gelebt habe. Mit dir fühlt sich selbst das Herumliegen auf der Couch an wie ein Abenteuer. Für dich bin ich am meisten dankbar, weil du mir zeigst, was Liebe ist." 
Automatisch kamen mir die Tränen und ich schniefte leicht, schüttelte den Kopf und lachte leise. "Hör auf so perfekt zu sein", brachte ich hervor, ehe ich ihn sanft küsste. Er erwiderte lächelnd und sah mich dann vollkommen verliebt an. "Ich bin sehr froh, dass wir diesen nächsten großen Schritt wagen." 

"Welchen Schritt?" unterbrach nun auch Gemma den Moment, entlockte uns ein erneutes Lachen, ehe sie sich von Harry einen mahnenden Blick einfing. Sie hob entschuldigend die Hände, ehe er mich ansah. 
"Möchtest du es sagen?" 
Ich fing an zu strahlen und nickte sofort, sah in die gespannten Gesichter vor uns. "Ich werde jetzt gar nicht versuchen, etwas so Perfektes zu sagen wie Harry hier, denn das wird eh nichts", sagte ich lachend und küsste noch einmal seine Wange. "Daher sage ich jetzt einfach, was Sache ist. Ihr wisst, wir heiraten in zwei Wochen. Aber gestern ist noch etwas passiert, dass wir euch nicht vorenthalten wollen." 
"Dann tu's nicht!" rief Zayn ungeduldig. 
"Meine Güte seid ihr ungeduldig!" rief ich aus, nahm Harry's Hand und drückte sie sanft. "Wir haben euch nichts davon erzählt, aber wir haben uns für eine Adoption angemeldet. Gestern kam die Nachricht, dass es für uns ein Kind gibt. In drei Wochen zieht sie zu uns!" verkündete ich endlich und fing an zu strahlen. 

Einen Moment war am Tisch völlige Ruhe. Geschockte Gesichter mit großen Augen blickten zu uns. 
"Ihr werdet also Eltern?" fragte Liam uns, ich nickte ihm strahlend zu. 
Die erneute Ruhe unterbrach ein Schluchzen, welches von meiner Mutter ausging. Sie sprang auf und fiel uns um den Hals, brachte somit Leben in die Runde. Sie alle gratulierten uns nun und wir zeigten das Foto der Kleinen. 
"Wie alt ist sie? Sie sieht ja ganz ängstlich aus", sprach Anne, während sie das Foto betrachtete. "Das ist Sarah. Sie ist vier", antwortete Harry und strich Anne über den Arm. "Du hast eine Enkelin", fügte er schulterzuckend und lächelnd hinzu. Voller Stolz blickte seine Mutter uns an. "Ihr zwei, ihr macht das ganz fantastisch! Ich freue mich jetzt schon darauf, sie kennenzulernen! Ich helfe euch natürlich bei allem, gar keine Frage! Ihr könnt mich immer anrufen!" sagte sie, ehe sie uns beide fest umarmte. 
"Danke, Anne", sagte ich gerührt und lehnte mich an Harry, der den Arm sofort um mich legte und meine Schläfe küsste. 

Eine wilde Diskussion entstand am Tisch, darüber wer Sarah was beibringen würde und wen sie von allen wohl am Meisten lieb haben würde. 
"Natürlich mich, was ist das für eine Frage!" rief Niall meiner Schwester entgegen, die ihn daraufhin empört ansah. "Spinnst du? Sie wird mich am meisten lieben! Ich bin ihre Tante!" rief sie aufgebracht.
"Ich auch, vergesst das nicht!" sagte Gemma nun und fing sich von Niall einen bösen Blick ein, den sie nur mit einem Lachen quittierte. Ganz wie Harry immer. 
Zufrieden beobachtete ich alle, bis ich Zayn und Liam sah, die leise miteinander sprachen. Sie wirkten nicht so glücklich wie die anderen, wohl eher gegenteilig und ich schluckte. Bei allem Glück, was ich verspürte, hatte ich beinahe vergessen, dass ihnen in den letzten Jahren die Chance auf ein Kind verwehrt geblieben war. Sofort bekam ich ein schlechtes Gewissen. 

Ich stand auf und ging zu Zayn, legte meine Arme um seinen Körper und stützte das Kinn auf seiner Schulter ab. "Ich bin ein schrecklicher Freund", sagte ich leise. 
Zayn schüttelte sofort den Kopf. "Bist du nicht", sagte er, seine Stimme war belegt und er sprach leise. Sofort tat es mir im Herzen weh. 
"Ich wollte nicht unsensibel sein, Zaynie. Es tut mir so leid", flüsterte ich. 

Als ich mich löste, sah er mich an und seine braunen Augen schimmerten wässrig. Ich schluckte leicht, hockte mich zwischen ihn und Liam und griff nach den Händen der Beiden. "Ihr wisst, dass ihr das genauso, wenn nicht noch viel mehr verdient habt, oder?" fragte ich sie. Liam nickte und Zayn sah einen Moment zu ihm, ehe er wieder mich ansah. 
"Und trotzdem scheint es nicht zu klappen", sagte er leise und wirkte mit einem Mal todtraurig, was ich ihm nicht verübeln konnte. Hätten wir keine guten Nachrichten erhalten, würden wir wohl genauso aussehen. Und die Beiden warteten nun mehr als zwei Jahre darauf. 
"Irgendwann wird es klappen, Baby", sagte Liam und streichelte ihn, während ich kräftig nickte. "Das wird es! Das weiß ich hundertprozentig!" bestätigte ich sofort und sah sie beide warm an. "Harry und ich wollten euch eigentlich etwas fragen. Aber ihr könnt natürlich Nein sagen, unter den Umständen. Wir könnten es verstehen!" 
Zayn sah mich fragend an. "Was denn?" 
"Wir würden uns wünschen, dass ihr für Sarah die Paten werdet, wenn ihr das möchtet. Wir könnten uns niemand Besseren für diese Rolle vorstellen!" eröffnete ich ihnen unseren Wunsch, sah sie vorsichtig und abwartend an. 

Über Zayn's Wangen liefen mit einem Mal Tränen. Erschrocken riss ich die Augen auf. "Nicht doch!" entschuldigte ich mich sofort. "Es tut mir so leid, dass ich gefragt habe. Zaynie, ehrlich, bitte nicht weinen!" flehte ich ihn an. Keinen meiner Freunde konnte ich so sehen. Wie automatisch kamen mir ebenfalls Tränen, während Zayn aufschluchzte und den Kopf schüttelte. 
Neben uns erschien Harry, der nun ebenso besorgt zu Zayn blickte. Liam streichelte ihn und lächelte uns beide an. "Er ist nicht traurig!" sagte er.
"Nein", sagte Zayn nun und sah uns mit einem Lächeln im Gesicht weinend an. "Das ist...es ist Rührung, sorry! Ich bin...also ich für meinen Teil fühle mich einfach so geehrt." 

Harry sah mich fragend an. "Ich habe sie gefragt", erklärte ich. 
"Oh!" rief er aus und sah zu Zayn und Liam. "Ihr macht es also?" 
"Natürlich!" riefen die Beiden synchron aus, ehe sie aufstanden und uns fest umarmten. Besonders Zayn drückte ich liebevoll enger an mich und küsste seine Wange. "Ich bin immer für euch da, verstanden?" flüsterte ich ihm zu. 
Er löste sich und sah mich an. "Versprochen?" 
Sofort nickte ich. "Natürlich, Zaynie. Ihr seid wie Brüder für mich, ich würde euch nie im Stich lassen." 
Er lächelte, während ich ihm die letzten Tränen von den Wangen strich. "Wollen wir jetzt trotzdem ein wenig feiern? In drei Wochen können wir nicht mehr so machen, wie wir lustig sind", scherzte ich. Ein kläglicher Versuch, die Stimmung zu retten. 

Es klappte, denn der Schwarzhaarige lachte und nickte. "Als ob wir uns nicht für euch freuen würden!" sagte er mit Nachdruck. 
Auch Liam stimmte sofort zu. "Wir freuen uns auf Sarah! Und als Patenonkel werden wir sie so richtig verwöhnen und alles an Erziehung einreißen, was ihr versucht aufzubauen, das wisst ihr oder?" fragte er mit einem amüsierten Lachen. 
"Na na, Payne, Vorsicht!" mahnte Harry ihn spielerisch, während er den Arm um ihn legte. "Also, eine Runde Schnaps für alle?" 
"Sambuca?" fragte Niall hoffnungsvoll.
Harry schüttelte sofort bestimmt den Kopf. "Auf gar keinen Fall Sambuca!"

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