Das Grübchengrinsen
Der Tag zog sich wie Kaugummi, während ich noch immer nicht fassen konnte, dass dieser attraktive Mann heute morgen mich nach einem Date gefragt hatte. Mich!
Harry war ganze zwei Stunden im Café geblieben. In dieser Zeit hatten wir uns über alles mögliche unterhalten, größtenteils jedoch über seinen Job und die verschiedenen Aufträge, die er bereits ergattern konnte. Er war faszinierend, klug und unglaublich schön. Irgendwie hatte er mich in diesen zwei Stunden so beeindruckt, dass ich jetzt bereits im Kopf mein Outfit für heute Abend plante.
Harry wollte mich zum Essen ausführen und irgendetwas sagte mir, dass er ein schickes Restaurant wählen würde. Also überlegte ich, ob ein Sakko vielleicht das Richtige wäre. Oder war das zu viel? Ich war unsicher, während ich den Laden aufräumte, den ich vor wenigen Minuten geschlossen hatte. Die Kaffeezeit war vorüber und so langsam wurde Manchester lebhafter, je näher der Abend rückte. Schon bald würden die Restaurants und Bars geflutet werden und dann war auch der Verkehr nicht mehr zu ertragen. Ich wollte unbedingt vorher zuhause sein, damit ich genug Zeit hatte, mich zurecht zu machen.
"Hallo Loulou!"
Ich drehte mich um und lächelte, als Niall den Laden betrat und sich einmal schüttelte wie ein Hund. Die Regentropfen flogen von ihm herunter und ich seufzte und verdrehte die Augen. "Kannst du nicht wie ein normaler Mensch einen Regenschirm benutzen? Jetzt muss ich noch wischen!" meckerte ich.
Niall lachte. "Du hättest sowieso gewischt. Außerdem ist ein Regenschirm nervig. Man muss ihn in der Hand halten, über seinen Kopf halten, es ist so viel Arbeit!" jammerte er und kam zu mir, umarmte mich fest.
"Wie geht's dir?" fragte er, während er die Jacke auszog und sich einmal im Raum umsah. "Hast du schon Schluss gemacht für heute?" Irritiert sah er zu mir.
Ich nickte und konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. Niall hob eine Augenbraue und kam mir näher. "Was hat es mit dem überaus glücklichen Gesicht auf sich?"
Ich zuckte mit den Schultern und grinste ihn weiter an. Sein Blick war prüfend und er musterte mich, dann riss er die Augen auf.
"Nein!?"
"Was nein?" fragte ich lachend.
"Hast du jemanden kennengelernt? Gehst du auf ein Date?!" rief er und ich konnte es sowieso nicht mehr verbergen, also grinste ich und nickte. "Heute morgen im Café. Er hat mich einfach geradeheraus gefragt, ob ich mit ihm ausgehen möchte!" antwortete ich begeistert. Niall nickte anerkennend. "Und wer ist es?"
Ich zückte mein Handy. "Das glaubst du mir nie!" sagte ich und öffnete Harry's Profil, hielt es Niall vor die Nase und er nahm das Handy aus meiner Hand und sah sich den Inhalt auf dem Display genauer an. In ein Foto zoomte er herein und dann sah er zu mir.
"Der ist echt heiß. Wie hast du den denn gekriegt?" fragte er frech.
"Niall!" rief ich lachend und schlug mit dem Geschirrtuch nach ihm. Mein bester Freund wich lachend aus und händigte mir mein Telefon wieder aus.
"Er hat dich also einfach gefragt? Einfach so?" fragte er, während ich den Wischeimer und den Mob in die Hand nahm. Ich nickte ihm zu und begann damit, den Boden zu wischen. Mahnend sah ich zu Niall. "Du gehst mit deinen Schuhen schön auf den Abtreter und wehe, du bewegst dich weg!" sagte ich.
Lachend salutierte er mir und stellte sich vor die Tür auf den schwarzen Abtreter. "Wie Sie wünschen! Und jetzt will ich mehr wissen!" forderte er mich auf.
Ergeben nickte ich und erzählte ihm von der Begegnung mit dem hübschen Fotografen, plapperte vor mich hin und ließ keine Kleinigkeit aus. Als ich fertig war, sah ich ihn mit leuchtenden Augen an. "Du machst dir keine Vorstellung, das war so schön! So habe ich noch nie jemanden kennengelernt. Irgendwie hatten wir direkt einen Draht, es war echt cool!" schwärmte ich grinsend.
Niall nickte lächelnd. "Dann muss ich also heute alleine trinken gehen", sagte er. Ich zuckte grinsend mit den Schultern. "Sorry, Bro."
"Es tut dir kein bisschen leid, du elender Lügner!" antwortete er lachend und ich stimmte darin ein.
Wenig später schlossen wir das Café gemeinsam endgültig ab und liefen in Richtung meiner Wohnung. Ich wohnte eine viertel Stunde vom Café entfernt in einer geräumigen Altbauwohnung, die ich mir vor einem Jahr genommen hatte. Bis damals hatte ich noch mit Niall und unserem Kumpel Zayn in einer WG gewohnt, doch ich hatte darauf keine Lust mehr. Ich mochte es, hin und wieder meine Ruhe zu haben, was einfach nicht möglich war, wenn man mit Niall zusammenwohnte. Und wenn dann noch Zayn dazu kam, war alles vorbei. Er war ein Musiker, wie er im Buche stand. Immer hatte er eine Gitarre in der Hand, sang verschiedenste Melodien, schrieb ständig Texte in ein kleines, rotes Buch, welches er immer bei sich trug. Mit seinem dunklen Teint und den schwarzen Haaren sah er aus wie ein orientalischer Märchenprinz. Als ich ihn kennenlernte, hatte ich mich direkt in ihn verknallt, doch er war schon ewig in einer Beziehung mit Liam, zu dem er schlussendlich vor zwei Monaten auch gezogen war, nachdem sie geheiratet hatten. Und nun war Niall alleine und dementsprechend gelangweilt.
"Und was mache ich dann heute?" fragte er mich, als wir kurz vor meiner Wohnung waren. Ich zuckte mit den Schultern. "Mir beim Outfit helfen?"
Er verdrehte die Augen und seufzte theatralisch. "Hochspannend!" maulte er. Ich schloss die Haustür auf und wir gingen im Treppenhaus nach oben zu meiner Wohnung. "Ich habe noch deinen Lieblingswhiskey. Du kannst dabei was trinken und frag doch Zayn, was die Beiden heute machen."
Er nickte, zog sich in meiner Wohnung die Schuhe aus, als wir sie betraten. "Hab ich schon. Die bleiben drin und recherchieren nach Adoptionsmöglichkeiten."
Mein Blick schoss zu ihm. "Sie wollen ein Kind?"
Niall nickte lächelnd. "Sie sind sich ganz sicher. Ich habe ihnen schon versprochen, dass wir zwei ihnen Leumundszeugnisse schreiben!"
Ich grinste sofort begeistert. "Klar machen wir das!" antwortete ich begeistert und warf meine Jacke auf die Couchlehne, ehe ich in die Hände klatschte.
"Also, was ziehe ich an?" fragte ich ihn.
"Wo geht ihr denn hin?" fragte er mich.
"Ich habe keine Ahnung. Er holt mich um sieben ab, mehr weiß ich nicht!" gab ich zu und sah ihn nun ein wenig ratlos an.
Er schmunzelte und nickte. "Nun, ich sehe dich ja am Liebsten in dem hellblauen Wollpullover, den dir deine Mom letztes Jahr geschenkt hat."
Ich verzog das Gesicht, während ich ins Schlafzimmer an meinen Schrank ging. Niall folgte mir, ließ sich auf mein Bett fallen.
"Darin siehst du mich also am Liebsten, ja?" neckte ich ihn und er grinste. "Ja, der steht dir. Du siehst darin aus wie ein Bibliothekar, wenn du noch deine Brille aufsetzt!" antwortete er.
Ich lachte auf und schüttelte den Kopf. "Also, keine Kontaktlinsen? Was, wenn ihm die Brille nicht gefällt? Er kennt mich ja nur ohne!" gab ich zu Bedenken. Unsicher griff ich nach der auf dem Nachttisch liegenden Brille und drehte sie in meinen Händen.
"Wenn du den Pulli anhast, wird er dich so oder so heiß finden. Und ich wette, er wird auf die Brille stehen!"
"Ich weiß nicht", murmelte ich, setzte die Brille auf und musterte mich im Spiegel. Sie gefiel mir, ja, aber heute musste ich absolut perfekt aussehen.
"Du hast sein Profil doch gesehen. Ich muss wirklich gut aussehen, Niall. Er ist kein normaler Kerl, er sieht aus wie ein gottverdammter Engel!" jammerte ich.
Niall sprang auf und stellte sich hinter mich, legte die Hände auf meiner Oberarme und sah mich durch den Spiegel hindurch ernst an. "Hör auf an dir zu zweifeln. Du siehst ebenfalls aus wie ein gottverdammter Engel, überleg nur wie viele Nummern du im Café ständig zugesteckt bekommst. Und niemand hat deine wundervollen Augen, mein Lieber. Nicht mal dein Harry", sprach er sanft.
Lächelnd wurde ich ein wenig rot. "Du bist der beste Freund, den man sich wünschen kann."
"Ich weiß!" sagte er lachend und haute mir mit der flachen Hand auf den Hintern, ehe er sich wieder auf mein Bett legte. "Zieh den Pulli an und setz die Brille auf! Vertrau mir!"
Ich ergab mich schließlich und zog mir eine blaue Skinny Jeans an, dann den Pullover, den Niall so toll fand. Als ich mich im Spiegel so betrachtete, seufzte ich leise auf.
"Irgendwie langweilig", murmelte ich.
Niall stand erneut auf, nahm meine Brille und setzte sie mir vorsichtig auf, dann griff er mir in die Haare und stylte sie aus meiner Stirn nach hinten. Zufrieden blickte er in den Spiegel zu mir. "Jetzt siehst du super heiß aus."
Ich musterte mich, lächelte dann zufrieden und sah ihn an. "Danke!" sagte ich, ehe ich im Bad verschwand und die Frisur mit Haarspray und Haarwachs bearbeitete, bis alles so saß wie es sollte. Konzentriert legte ich die Zungenspitze dabei auf meine Oberlippe, wie ich es immer tat. Als es klingelte, zuckte ich förmlich zusammen und sprintete aus dem Bad.
"Ist er das?" fragte Niall neugierig.
"Ja, ist er!" rief ich und drückte den Buzzer. "Erste Etage!" sagte ich in die Gegensprechanlage und strich den Pullover glatt, ehe ich zu Niall sah. "Fall nicht um, wenn du ihn siehst, okay?" scherzte ich, wobei es zu siebzig Prozent mindestens mein Ernst war. Niall grunzte und lachte dann.
Ich grinste ebenfalls und öffnete die Wohnungstür. Davor stand Harry, hatte wieder den Wollmantel an und darunter ein weißes Hemd. Ich stockte leicht, als ich in seine strahlenden Augen sah. Harry musterte mich ebenfalls, dann sah er mich lächelnd an.
"Du trägst eine Brille", stellte er fest. Ich nickte scheu, und er legte den Kopf schief. "Steht dir gut. Du siehst fantastisch aus! Schön dich zu sehen!" sprach er und beugte sich zu mir, küsste meine Wange kurz und lächelte mich fröhlich an.
Ich atmete tief durch und nickte. "Ich freu mich auch", entgegnete ich. Der Lockenkopf blickte im nächsten Moment fragend hinter mich und ich drehte mich ebenfalls um.
"Das hier ist Niall, mein bester Freund! Niall, das ist Harry", stellte ich ihn kurzerhand vor und sie gaben sich lächelnd die Hand.
"Ich haue jetzt ab, ich geh zu Zayn und Liam. Euch wünsche ich viel Spaß!" sagte Niall und zog sich die Schuhe an. Dann ging er an uns vorbei, winkte noch einmal und verschwand. Lächelnd sah ich zu Harry, der mich noch immer musterte.
"Und? Wo gehen wir hin?" fragte ich ihn neugierig.
Er grinste sofort das Grübchengrinsen. "Sag ich dir nicht", antwortete er zwinkernd und streckte die Hand aus. "Komm einfach mit und vertrau mir."
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