Blass und kalt

Ich versuchte, ihn aufzufangen, bevor er auf den Boden aufschlug. Erschrocken griff ich fester an seine Taille, ließ mich mit ihm nach unten sinken. Panik kam in mir auf. "Harry!" rief ich aus und rüttelte an ihm, doch er öffnete seine Augen nicht mehr. 
Ich sah im Augenwinkel, dass die Gästeschar sich um uns versammelte, dann erkannte ich Zayn, der sich neben mich hockte. Auch Niall und Anne erkannte ich.
"Harry!" rief ich erneut, während Tränen unaufhaltsam meine Sicht verschwimmen ließen. "Wer hat ein Handy? Ruft jemanden an!" schrie ich, brachte Harry zittrig in die stabile Seitenlage, während Zayn die Finger an seinen Hals legte. 
"Was tust du da?!" fragte ich ihn panisch. 

Er sah mich beruhigend an. "Es wird alles gut, Lou, okay? Es wird alles wieder gut", versuchte er mich zu beruhigen, doch das war eine schier unmögliche Aufgabe. Auch ich prüfte nun Harry's Puls, atmete erleichtert aus, als ich ihn fühlen konnte. 
"Hat irgendjemand den Krankenwagen gerufen?!" schrie ich schon beinahe und blickte mich um, traf auf erschrockene Gesichter, die Harry anstarrten. 
"Ja, sie kommen gleich, Liebling", sagte meine Mutter und strich mir über den Rücken. Ich schüttelte sie leicht ab und blieb nah bei Harry, strich ihm durch die Haare und rüttelte wieder sanft an ihm.
"Haz, komm schon", hauchte ich schluchzend. Er konnte nicht einfach umfallen, das war nicht möglich. Jemand musste mir hier einen Streich spielen. Grob wischte ich mir die Tränen aus den Augen, dann blinzelte er plötzlich. 

"Hazza", hauchte ich weinend und er sah zu mir, seine Augen wirkten als wäre ein Schleier über sie gelegt. Mühsam wollte er sich aufsetzen und ich half ihm sofort dabei. "Vorsichtig, mach ganz langsam", sagte ich leise und er sah mich verwirrt an.
"W-Was ist passiert?" murmelte er und hielt sich den Kopf, zischte leicht auf. 
"Du bist zusammengebrochen", sagte ich mit zittriger Stimme. Er sah mich erschrocken an und ich nickte leicht um es noch einmal zu bestätigen. "Du warst plötzlich einfach weg...Haz, tut dir etwas weh?" 
"Mein Kopf", hauchte er und ließ sich gegen mich fallen. Ich hielt ihn sofort fest, sah mit panischem Blick zu Zayn, der mir zunickte. "Ich sehe nach, wo der Rettungsdienst bleibt." 
"Danke", sagte ich und blickte zu Anne. "Holst du uns bitte ein Glas Wasser?" fragte ich sie leise, woraufhin sie nickte und sofort den Weg zur Bar antrat. 

Ängstlich blickte ich in Harry's Augen, er erwiderte den Blick. Fast schon fühlte es sich an, als würde er Sicherheit darin suchen und ich hielt den Augenkontakt, um ihm diese zu geben. Sanft strich ich ihm durch die Haare und schniefte leise, legte die Lippen schließlich auf seine Stirn. Er war eiskalt, kalter Schweiß war auf seiner Haut entstanden. Sofort zog ich mein Sakko aus und legte es über ihn, sah zum Scheuneneingang, doch Zayn war noch immer verschwunden und kein Sanitäter in Sicht. 
"Lou", hauchte Harry und ich sah sofort wieder zu ihm. "Ja, mein Schatz?" fragte ich ihn leise und schenkte ihm ein ängstliches Lächeln. 
"Mir ist so schwindelig, ich..." Er stoppte sich selbst und schloss erneut die Augen. "Es geht mir irgendwie nicht so gut." 

Seine Stimme wurde ein wenig schwammig und die Wörte klangen, als würde er lallen. Mit einem Mal wurde er wieder ganz blass. "Haz!" sagte ich alarmiert, schlug ihm ganz sanft gegen die Wange, doch er reagierte nicht mehr. In meinen Armen wurde er schwerer.
"Harry!" Sofort sah ich panisch zu den anderen, erkannte Niall. "Geh gucken, wo Zayn ist!" rief ich panisch, winkte dann Liam zu mir heran. 
"Hilf mir, er muss vom Boden weg!" forderte ich ihn zitternd auf. Er nickte sofort und kam zu uns. Beherzt hoben wir den Lockenkopf hoch und brachten ihn zu den Sitzbänken, legten ihn dort ab und ich wischte mir aufkommende Tränen aus dem Gesicht. Er hatte erneut das Bewusstsein verloren. 
"Scheiße, was passiert hier", stieß ich hervor und weinte, während ich nah an ihm blieb und meinen Kopf gegen seinen lehnte. 

Und endlich, nach was sich für mich anfühlte wie Stunden, kam der Rettungsdienst durch den Eingang der Scheune und eilte auf uns zu. 
"Guten Tag", sagte einer der Sanitäter freundlich und ich hätte ihn am Liebsten dafür verflucht, dass er so gute Laune hatte. Doch stattdessen nickte ich ihm zu. 
"Was ist passiert?" fragte er, sah sich dabei Harry bereits genauer an. "Wir haben gerade noch getanzt, da ist er umgefallen. Er war ganz blass und kalt, wirkte erschöpft. Und plötzlich war er bewusstlos", erklärte ich zittrig.
Der Sanitäter sah mich an. "Und sie sind?" 
"Louis Styles, sein Ehemann", antwortete ich ihm, sah auf die Uhr. "Seit ungefähr vier Stunden..." 
Der Mann nickte. "Wir nehmen Ihren Mann mit. Wollen Sie mitkommen? Sie können im Rettungswagen mitfahren, wenn Sie das möchten." 
Fest nickte ich. "Ja, definitiv möchte ich das!" 

Während der Rettungsdienst Harry versorgte, legten sie ihm eine provisorische Infusion. Als die Nadel durch seine Haut stach, blickte ich weg, kniff die Augen einen Moment zusammen. Dann sah ich unsere Gäste, die mit besorgten Blicken im Raum standen und alle neben der Spur wirkten. Unsere Mütter standen nicht weit von uns entfernt, also ging ich zu ihnen. "Ich fahre mit ihm ins Krankenhaus. Ihr kommt sicherlich auch, oder?" 
Anne und meine Mom nickten sofort und Anne griff nach meiner Hand. "Was ist da los, Louis? Hatte er das schon einmal?" 
Ich schüttelte den Kopf. "Nein, noch nie. Ich weiß es selbst nicht", antwortete ich ihr zittrig und sah zu Harry, der soeben auf eine Liege gelegt wurde. 
"Ich geh wieder zu ihm", sagte ich und lief zu Harry. Neben mir tauchte Zayn auf und ich sah ihn besorgt an. Er strich mir über den Rücken. 
"Ich löse den Abend hier auf, ja? Liam telefoniert schon nach Taxis. Wenn alle versorgt sind, kommen wir ins Krankenhaus, okay?" 
"Danke", hauchte ich und er nickte lächelnd, ehe er sich mit einem letzten, besorgten Blick auf Harry auf den Weg zu den Gästen machte. 

Nur eine Stunde später saß ich im Warteraum der Notaufnahme eines Krankenhauses, anstatt auf meiner Hochzeit an einer langen Tafel. Entsetzt und maßlos besorgt saß ich neben meiner Mutter und Anne, die sich leise unterhielten, während ich keinen klaren Gedanken fassen konnte. Mein Mann war einfach umgefallen, ohne jegliche Vorwarnung war er in meinen Armen zusammengebrochen. Auch wenn ich es wollte, ich konnte meine Tränen einfach nicht zurückhalten. 
Ich spürte die Arme meiner Mutter, doch lehnte mich nicht an sie, vergrub mein Gesicht in meinen Händen und wollte mich am Liebsten vor der Welt verstecken. Das konnte nicht echt sein, das musste einfach ein böser Albtraum sein.  

"Lou?" 
Ich sah sofort nach oben. Vor mir standen Zayn, Liam und Niall. Sie alle drei sahen mich besorgt an. In mir kam ein tröstendes Gefühl hoch, jetzt, wo sie da waren. "Hi", hauchte ich kraftlos, woraufhin alle drei sich vorbeugten und mich in eine Umarmung zogen. Ich schloss die Augen und atmete tief durch, fühlte mich für einen Moment sicher und geborgen. 
"Danke, dass ihr euch gekümmert habt", flüsterte ich.
"Hast du schon was gehört?" fragte Liam mich und ich schüttelte sofort den Kopf. "Nein, noch nichts", antwortete ich leise, konnte die Panik in meiner Stimme nach wie vor nicht verheimlichen. 

Jemand räusperte sich und als ich realisierte, dass der Arzt vor mir stand, sprang ich sofort auf. Unsere Mütter taten es mir gleich. 
"Mister Styles?" fragte er in die Runde. 
Für einen Moment reagierte niemand, dann hob ich die Hand. "Der bin ich", sagte ich ein wenig ehrfürchtig. Dass es ein Arzt sein musste, der mich zum ersten Mal bei meinem neuen Nachnamen nannte, hatte ich mir so sicherlich nicht gewünscht. Dennoch fühlte es sich für eine Sekunde fantastisch an, den Namen meiner großen Liebe nun tragen zu dürfen. 
Er nickte mir zu. "Ihr Mann wird gleich entlassen, es geht ihm wieder ganz gut, er sollte sich nur ein wenig schonen." 
Ich runzelte die Stirn. "Was ist...weshalb ist er umgefallen? Einfach so?!" fragte ich ihn verwirrt, woraufhin der Arzt leicht nickte. 
"Wir gehen von einfacher Erschöpfung aus. Er hat uns erzählt, dass er eine anstrengende Reise hinter sich hatte. Auf dem Flug hat er wohl nicht geschlafen, sagt er. Diese Anstrengungen zusammen mit diesem heutigen emotionalen Ereignis waren einfach zu viel für seinen Körper", erklärte er mir sanft. 

"Kann ich zu ihm?" fragte ich sofort. 
"Natürlich, folgen Sie mir", antwortete er und ich sah zu Anne. "Ich hole ihn, okay? Ist das okay für dich?" 
"Ja, Louis. Alle gut", sagte sie und wirkte unglaublich erleichtert. Ich gab ihr einen Kuss auf die Wange, ehe ich mit eiligen Schritten dem Arzt folgte. Mein Herz klopfte heftig in meiner Brust, während wir die kühl beleuchteten Gänge entlanggingen. 
Als ich schließlich endlich den Raum betrat, saß Harry auf dem Bett und blickte müde zu mir. "Babe", hauchte ich, eilte auf ihn zu und legte mich sofort zu ihm auf das Bett. 
"Darling", sagte er leise und umarmte mich fest, lehnte seinen Kopf gegen mich. 
"Wie fühlst du dich?" fragte ich ihn und löste mich leicht, sah ihn prüfend an. Er hob die Hand und strich mir Tränen von den Wangen, ehe er antwortete. 

"Deutlich besser, aber ziemlich müde. Lou, es tut mir so leid, ich habe unseren Hochzeitstag versaut", sagte er mit einem entschuldigenden Blick. Sofort schüttelte ich den Kopf. "Du hast doch nichts versaut, Haz. Es ist alles gut, die Hauptsache ist, dass es dir besser geht", sagte ich und schluchzte leise.
Der Lockenkopf drehte sich auf die Seite und zog mich mehr an sich, platzierte einen Kuss auf meinem Kopf. "Es tut mir leid, Lou", flüsterte er. "Ich habe in New York kaum geschlafen, auf dem Flug gar nicht. Es war wohl alles ein wenig viel." 
Sofort sah ich zu ihm hoch. "Ab heute gilt, keine Reisen mehr vor einem großen Event, versprochen?" 
Harry nickte sofort und sah mir in die Augen. "Versprochen, Lou." 

Bevor wir zu den anderen gehen würden, stahl ich mir einen Moment Ruhe mit ihm. Wir sahen uns in die Augen und er strich mir über die Wange. Erleichterung kroch in mir hoch und ließ mich endlich besser fühlen. 
"Jag mir nie wieder so eine Angst ein", hauchte ich. 
Er nickte leicht und küsste mich sanft. "Verzeih mir, Darling. Unsere Hochzeit sollte eigentlich der wundervollste Tag unseres Lebens werden", sagte er leise.
Ich lächelte müde und sah ihn sanft an. "Mach dir keine Gedanken. Die Hauptsache ist, dass du und ich jetzt nach Hause gehen können. Gemeinsam", sprach ich leise und strich ihm zärtlich die Haare aus dem Gesicht. 
"Na komm. Da draußen stehen ein paar Leute, die ebenso krank vor Sorge sind. Lass uns nach Hause, Haz. Es wird Zeit." 

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top