Kapitel 20
Für mich hatte sich am vergangenen Abend mehr verändert, als ich jemals zuzugeben bereit war. Ich empfand eine Vertrautheit Villain und Coilin gegenüber, die mir gänzlich fremd war und mir mehr als nur ein wenig Angst einjagte. Ich weckte Villain indem ich leise sein Zimmer betrat.
„Hey." Ich blieb an der Tür stehen und wartete bis er wach genug war um mich wahrzunehmen und sich aufrichtete. Sein Oberkörper war unbekleidet und die weiße Decke lag um seine Hüften geschlungen.
„Guten Morgen", murmelte er verschlafen und grinste dabei schief. „Hat es einen Grund, dass du dich so früh am Tag in mein Zimmer schleichst?"
Seinen frechen Ton ignorierend, machte ich es mir auf der Kante des breiten Betts bequem. „Ich habe über etwas nachgedacht", begann ich mit schief gelegtem Kopf. „Sie sind also bei dir angekommen? Die drei andalesischen Stallions?"
Er nickte. „Und sind sie jetzt immer noch da?" Wieder bejahte er meine Frage.
Damit hatte ich gerechnet. „Ist es dein Schutzzauber, der sie in ihren Boxen hält?"
„Nein, der von einem Freund. Einem Mitglieder der königlichen Garde." Bei der unerwarteten Erwähnung der königlichen Garde zuckte ich zusammen und senkte betroffen den Blick. „Und... lebt dieser Freund noch am Hof?"
„Nicht direkt." Villain hob fragend den Blick. „Hast du einen Plan?", erkundigte er sich neugierig.
„Nicht wirklich, aber zumindest eine Idee." Ich richtete mich auf und schaute ihn direkt an. „Kannst du mir etwas von damals zeigen? Unseren Ritt?"
Er antwortete nicht sofort. Ich spürte, dass ihm klar war, dass es einen Grund geben musste, warum ich ihm um die Erinnerung bat. „Okay", stimmte er zu und streckte mir seine Hand entgegen. Ich musterte sie eine Spur zu lang. Unsicherheit brannte sich durch meinen Kopf. Dann nahm ich sie.
Ich hörte Lachen. Es war genau das Lachen, dass ich immer wieder in meinem Kopf gehört hatte. Doch sein Lachen wurde übertönt. Von meinem. Ich konnte spüren, wie seine Aufmerksamkeit sich auf mich verlagerte. Ich hörte das Donnern von Hufen, sah mich selbst auf Alessandros Rücken, wie wir mit einem unfassbar weiten Sprung über den Fluss flogen. Wie ich mich umdrehte um nach ihm und Baleria zu schauen. Mein strahlendes Grinsen. Blitzende, vor Glück leuchtende Kinderaugen. Er erlaubte mir zu spüren, was er damals empfunden hatte. Die Aufregung, die Freude und dieses unglaubliche Gefühl der Freiheit, was sich mit nichts auf der Welt vergleichen ließ. Keinen Funken Angst oder Sorge. Es war überwältigend.
Als ich mich von Villain löste, wanderte sein Blick über mein Gesicht. Ich war nicht imstande meine Mauern wieder hochzuziehen. Gerade jetzt wollte ich verletzlich sein. Ich wollte, dass er die Fae sah, die ich war.
„Danke, Vill." Ich erhob mich und war aus dem Zimmer verschwunden, bevor er etwas erwidern konnte. Ein süßlicher Geruch zog mich in die Küche und ich spürte, dass Villain mir folgte.
„Ein Prinz, der backen kann", bemerkte er, als er die Küche betrat.
Coilin verbeugte sich grinsend. „Stets zu Diensten", feixte er.
Ich begann den Tisch zu decken und bemerkte wie Villain innehielt und mich beobachtete. „Wieso kann das Haus das nicht eigentlich auch alleine? Es versorgt uns mit Wasser, Essen und Wärme. Aber ein gedeckter Tisch ist zu viel verlangt?" Villains vertrauter, warmer Tonfall bewirkte etwas in meinem Inneren, was mir gar nicht gefiel.
„So ist es." Coilin schmunzelte, als er die warmen Gebäcke auf die Teller verteilte und sich an den Tisch setzte.
Villain folgte seinem Beispiel, nur ich stand an die Wand gelehnt mit verschränkten Armen da. Um meinen Mund hatte sich ein misstrauischer Zug gelegt. „Ich gehe trainieren."
„Lass uns gleich zusammen trainieren, aber vorher solltest du etwas essen." Villain versuchte nicht zu fordernd zu klingen, dennoch spürte ich den wachsenden Druck in meiner Brust.
„Es wird dir schmecken. Hoffe ich jedenfalls." Coilin deutete auffordernd auf den leeren Stuhl. „Das ist nicht das Problem", erwiderte ich leise und hatte den Blick auf das mit Zimt bestäubte Gebäck gerichtet.
„Iss einfach mit uns und danach trainieren wir mit dir. Du darfst auch entscheiden, was wir machen", versuchte Villain es nochmal und schenkte etwas von dem süßen, warmen Getränk in meine Tasse.
Nach kurzem Zögern gab ich widerwillig nach und nahm Platz. Mit unsicheren Bewegungen schlossen sich meine Hände um die Tasse und ich zupfte ein Stück des Gebäcks ab. Coilin nahm sich bereits das zweite und auch Villain begann ordentlich zuzulangen. Ich beteiligte mich nicht an dem Gespräch der beiden, sondern war vollkommen auf das süße Gebäck fixiert.
Wir haben entschieden nicht auf meinen üblichen Übungsplatz zu trainieren, sondern direkt bei der Hütte zu bleiben. Die freie Fläche, die sich Richtung Klippe erstreckte, bot ausreichend Platz.
„Ich lasse euch den Vortritt", verkündete ich großzügig und deutete auf die beiden männlichen Fae. Coilin und Villain zogen ihre Schwerter und gingen in Position. „Falls es zu langweilig wird, könnt ihr mit einigen Überraschungen rechnen", prophezeite ich mit leichter Stimme und suchte mir einen windgeschützten Platz.
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Das ist der letzte Teil für heute ❤️ danke fürs Lesen!😇
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