3. Die Rückkehr
Es war das qualvollste was ich in meinem Leben jemals erleben musste. Erstmals schafften wir es, uns diese Masken vom Mund zu reißen nachdem das Eisenkraut nachgelassen hatte. Immer wieder versuchten wir diese steinerne Tür zu öffnen, oder sie gar zu zerstören, doch uns wurde schnell klar, das dieser Ausgang mit einem Zauber belegt worden war. Niemand kam hier rein, oder raus, zumindest kein Vampir. Nun würde ich meine Ewigkeit hier verbringen, verdursten, austrocknen und mich irgendwann nicht mehr bewegen können und das wegen eines verrats mit dem ich niemals gerechnet hätte.
Die ersten zwanzig Jahre waren eine nicht enden wollende Qual, aber wir konnten uns gott sei dank noch bewegen und reden, doch die weiteren Jahrzehnte schwächten einen immer mehr. Niemand war nach weiteren Jahrzehnten noch in der Lage sich zu bewegen. Meine ganzen 354 Jahre zogen immer und immer wieder an mir vorbei, es spielte sich alles wie ein Film ab, während ich immer wieder diesen unerträglichen Schmerz des Austrocknens spürte. Am liebsten wollte ich schreien, doch ich konnte nicht. Den mein Körper war völlig ausgetrocknet und sah von außen hin wirklich einfach nur schrecklich und beängstigend aus.
Mein Zeitgefühl war nach einigen Jahrzehnten völlig verschwunden, nichts zählte mehr, niemand hätte uns jemals hier heraus holen können. Nun musste ich die Ewigkeit mit diesen Schmerzen und dieser Folter Leben, während mein Leben sich immer wieder wie ein Film vor meinen Augen abspielte. Das alles hier würde niemals enden, niemand würde jemals diese Gruft öffnen und uns befreien können...
Es fühlte sich schrecklich an sich nicht bewegen, oder die Augen öffnen zu können, nichts mehr hören zu können, aber dennoch vor sich zusehen, wie das Leben einst war, welches man Jahrhunderte geführt hatte. Mein Zeitgefühl war verschwunden, doch irgendwann konnte ich doch etwas spüren. Irgendjemand bewegte mich und die Panik stieg in mir auf, ich war machtlos, konnte mich nicht wehren und war dieser Person völlig ausgeliefert, die nun alles mit mir hätte tun können. Doch anscheind passierte etwas völlig anderes, als ich jemals gedacht hätte. Nach und nach spürte ich, wie etwas auf meine Lippen und anschließend in meinen Mund tropfte, immer und immer wieder, bis ich den Geschmack von Blut deutlich herausschmecken konnte. Meine Augen waren noch immer geschlossen, da ich noch keine Kraft hatte, diese zu öffnen. Das einzige was ich nach kurzer Zeit schaffte war es, das Blut zu trinken, welches mir an den Mund gehalten wurde.
"Gut.. schön trinken", ertönte eine mir sehr wohl bekannte und vertraute Stimme, doch das konnte nicht möglich sein, diese Person war doch vor meinen Augen getötet worden. Nach einigen weiteren schlücken, blinzelte ich das erste mal seit Jahrzehnten wieder und das erste was ich sah, waren zwei blaue Augen, die mich besorgt aber auch hoffend zugleich anblickten. "D... Damon?!", entkam es mir mit leiser und noch immer geschwächter Stimme, denn das Blut was ich zu mir genommen hatte, reichte nicht aus um wieder bei vollen Kräften zu sein. "Schhhh.. alles ist gut, ich hol dich hier raus Serina", entgegnete der ältere Salvatore, der mich anschließend hoch hob und in Vampir Geschwindigkeit mit mir verschwand. Ich hatte meinen Kopf an seine Brust gelehnt, während mir hin und wieder mal die Augen zufielen, zumindest so lange, bis ich etwas weiches unter mir spürte. Als ich meine Augen wieder vollständig öffnete, sah ich das Damon mich auf einem Sofa abgesetzt hatte und der Raum in dem ich mich umsah, war mir nicht bekannt. Was war bitte los und wo war ich hier?
Damon brachte mir vier Blutbeutel, die ich gierig aufriss und in Sekunden austrank. Ich spürte deutlich das dieses Blut mich wieder stärkte, denn es war Menschen Blut, welches ich damals Jahrhunderte versucht hatte zu meide, da ich mich nicht unter kontrolle hatte und Menschen verletzen, wollte ich gewiss nicht. Als Stefan, dann plötzlich auch noch den Raum betrat, sah ich die beiden Brüder abwechselnd und ziemlich verwirrt an. "Ihr seid Tot, ich.. Ich hab gesehen wie euer Vater euch erschossen hat, wie ist es möglich das ihr hier seid?", man hörte mir meine Verwirrung deutlich an, doch ein weiterer Blick zu den beiden Salvatore Brüdern, verwirrte mich ebenfalls. "Was tragt ihr für Kleidung? Welches Jahr haben wir?", stellte ich gleich alle Fragen aufeinmal, schließlich konnte ich endlich wieder sprechen und mich verständigen. "Also erstmal zu Punkt eins. Ja wir wurden durch unseren Vater erschossen, aber Katherine hat uns jeden Tag ihr Blut gegeben und uns manipuliert, damit wir es wieder vergessen. Punkt zwei, wir tragen Klamotten von diesem Jahrhundert", klärte Damon mich auf und seine Ausdrucksweise, bei jedem einzelnen Wort verwirrte mich. Sprach man heute nicht mehr so höflich? Damons Veränderung waren mir gleich aufgefallen, denn er schien selbstbewusster geworden zu sein, er war einfach völlig verändert. "Und zu dem Thema mit dem Jahr.. Wir haben das Jahr 2018, du warst 154 Jahre in der Gruft. Bedeutet, diese Kleider trägt man nicht mehr. Du hast mehr als über ein Jahrhundert nicht miterlebt, wir werden dir helfen dich an dieses Jahrhundert zu gewöhnen und dich anzupassen", versicherte Damon mir, während ich an mir runter sah und mein Kleid betrachtete. "So etwas trägt man nicht mehr?", hakte ich nach, was Stefan anschließend den Kopf schütteln ließ. "Nein, aber meine Freundin Elena wird dir Sachen von sich geben, damit du dich erstmal daran gewöhnen kannst", klärte Stefan mich auf.
Als ich Schritte hörte und jemand den Raum betrat, fing mein Atem wieder an schneller zu werden, dieses mal jedoch aus Wut. In Vampir Geschwindigkeit lief ich zu ihr, packte sie am Hals und drückte sie gegen die Wand. "Wie konntest du mir das antun? Mich verraten und schließlich zurück lassen?", knurrte ich die junge Frau vor mir an, wurde aber von Damon vorsichtig zurückgezogen. "Das ist nicht Katherine, das ist Elena, sie ist Katherines Doppelgängerin", klärte Damon mich auf. "Hör genau hin, konzentrier dich dann hörst du ihren Herzschlag", klärte Damon mich auf und sah mir dabei genau in die Augen. Ohne zu zögern erwiderte ich seinen Blick, während unsere Blicke sehr tiefgründig wirkten, genauso wie damals, so als wäre da etwas zwischen uns gewesen.
So gut es ging versuchte ich mich zu konzentrieren, mein Blick stets auf Damons Augen gerichtet, ehe ich Elenas schnellen Herzschlag wahrnahm und ich meinen Blick kurz darauf zu ihr wendete. "Tut mir leid, ich... du siehst einfach genauso aus wie sie", entschuldigte ich mich. "Schon okay, du bist nicht die erste die mich mit ihr verwechselt", die Brünette lächelte mich an und reichte mir schließlich eine ziemlich enge Hose, die ich musterte und anschließend mein Blick einmal komplett über Elenas Klamotten glitt. "Hosen? Seit wann tragen Frauen bitte Hosen? Das gehört sich nicht", niemals hätte jemand von uns damals Hosen getragen, weder im 14, noch im 18 Jahrhundert. "Heute schon. Ich weiß es wird sehr ungewohnt für dich sein Serina, aber du wirst dich daran gewöhnen", hörte ich nun Stefans ruhige und mitfühlende Stimme, die er schon damals hatte, er schien sich nicht groß verändert zu haben, im Gegensatz zu Damon. "Wenn du möchtest kann ich dir helfen das Korsett an deinem Kleid zu öffnen", bot Elena mir an, während ich deutlich ihr Blut fließen und ihren Herzschlag hören konnte. "Verzeih mir diese Aussage Elena, aber dein Blut bringt mich um den Verstand, es wäre nicht ratsam alleine mit mir in einem Raum zu sein", erklärte ich ihr vorsichtig, während Damon schon neben mir stand und mich ansah, "Ich mach das wenn es für nicht schlimm ist", bot er mir an, was mich wieder nicken ließ, ehe er mich eine Treppe hoch führte und in ein Zimmer mit einem eigenen Bad brachte.
Damon legte die Sachen die Elena mir gegeben hatte auf eine dunkle Holzkommode, während ich ihm meinen Rücken zu drehte und meine Haare nach vorne legte, damit er mein Korsett öffnen konnte. "Ich weiß all das hier ist ungewohnt und neu für dich, aber wir werden dir helfen und all deine Fragen beantworten die du hast", sagte Damon, während er die Schnüre meines Korsetts öffnete und löste. Langsam drehte ich mich zu ihm um und sah zu Damon auf. Er war deutlich größer als ich es war, weswegen ich zu ihm Aufsehen musste. "Ja, ich habe wirklich einige Fragen", schließlich war noch immer alles sehr verwirrend für mich, all das hier war mir unbekannt und fremd, alleine würde ich das hier sicher nicht durchstehen. "Geh erstmal in Ruhe duschen, ich warte hier", mit diesen Worten gab Damon mir die Sachen von Elena, die ich mit ins Bad nahm und über das Waschbecken legte, während Damon mir ein großes und ein kleines weißes Handtuch daneben legte und anschließend den Raum verließ.
Erst als Damon die Tür hinter sich geschlossen hatte, zog ich mir mein völlig verdrecktes Ballkleid aus und sah mich dabei etwas um. Noch nie hatte ich so ein Badezimmer gesehen, aber anscheind war das in diesem Jahrhundert modern, auch wenn es auf mich sehr komisch und ungewohnt wirkte. Vorsichtig näherte ich mich der Dusche und stellte diese an, betrat diese aber erst, als das wasser angenehm warm war.
Ich spürte wie das warme Wasser auf mich herab prasselte und meine Haare immer nasser wurden, was mich leicht die Augen schließen ließ und ich mir durch mein nasses Haar fuhr. Man konnte deutlich spüren, wie der Dreck aus der Gruft von meinem Körper glitt und in dem Abfluss der Dusche herunter ran. Es war ein befreiendes Gefühl diesen Dreck von über einem Jahrhundert endlich los zu werden, denn es war einfach ein unangenehmes Gefühl und durch diese Dusche fühlte es sich so an, als würde einfach eine Last von mir fallen. Umso mehr genoss ich es, zumindest so lange, bis ich mich fertig gewaschen hatte und anschließend das Wasser ab stellte.
Sofort band ich mir ein kleines Handtuch um meine langen lockigen Haare und trocknete mich schließlich ab, während mir einfach nur so viele Fragen in den Kopf schossen. Wie war es bitte möglich das Elena Katherines Doppelgängerin war? Dazu hätte Katherine ein Kind bekommen müssen und mit 18 jahren hatte sie sicher etwas besseres zutun, als im 14 Jahrhundert ein Kind auf die Welt zubringen. Damals war alles so streng, gerade in Bulgarien. Niemand hätte jemals zugelassen, das ihr eignes Kind in so jungen Jahren schon Mutter werden würde. Denn damals wäre all das in einem riesen Drama geendet.
Einen moment lang blickte ich die Sachen von Elena an und die Unterwäsche wirkte auf mich ziemlich aufreizend, trug man so etwas wirklich? Ein leises seufzen verließ meine Lippen, ehe ich begann mir die Unterwäsche anzuziehen, danach dieses Oberteil und zu guter letzt die Hose in die ich hinein schlüpfte. Das ganze war völlig unbequem und sah in meinen Augen einfach nur albern aus. Das Oberteil saß zwar so das es meine Figur betonte, jedoch lag es anders, als wie wenn man ein Korsett trug. Mein Blick glitt kurz zu meinem Ballkleid, welches ich ordentlich zur Seite legte, meine Haare einmal durchbürstete und anschließend aus dem Badezimmer heraus trat und wieder in dem Zimmer stand, in dem Damon auf mich wartete. "Ich seh albern aus Damon, diese Kleidung ist grauenhaft und unbequem. So etwas kann eine Frau doch heutzutage nicht wirklich tragen wollen?" "Doch Serina. Ich weiß das es dir komisch vorkommt und du dich vielleicht im ersten Moment unwohl fühlst und du denkst das es vollkommen bescheuert aussieht, aber es steht dir", bei Damons Worte legte ich leicht meine Stirn in Falten und musterte ihn genau. "Bescheuert? So eine Ausdrucksweise wählt man heute also?", fragte ich nach, denn früher gab es so eine Wortwahl nicht, so sprach man einfach nicht, da es unhöflich und schrecklich klang. " Das werde ich dir alles noch erklären, aber jetzt sollten wir dir erstmal deine Fragen beantworten, denn auch wir haben Fragen an dich", bei Damons Worten nickte ich leicht und machte mich mit ihm schließlich wieder auf den Weg nach unten, wo Stefan und Elena schon auf uns warteten. Noch immer war es erschreckend für mich, das Elena Haargenau so aussah wie Katherine, denn so etwas hatte ich noch nie zuvor gesehen.
Langsam setzte ich mich auf das Sofa und versuchte eine bequeme Position zu finden, da dies in dieser Hose für mich kaum möglich war.
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