Kapitel 9

Nebelschwaden ließen das Antlitz des Mondes verblassen und drohten sein helles Strahlen verschwimmen zu lassen. Der Himmel leuchtete in einem magischen Dunkelblau und wohin man auch sah, es war kein Stern zu sehen, dessen Funkeln die Nacht erhellte. Der Himmel erzählte seine eigene Geschichte, jede Nacht aufs Neue.

Ich ließ mir die kühle Brise auf die Haut wehen und reckte mein Gesicht den Himmel entgegen. Was ich dafür geben würde, jetzt mit Les ausreiten zu können? Alles. Absolut alles.

Ich bin vorhin mit Mina spazieren gegangen, seit wir hier sind haben wir kaum miteinander gesprochen. Es herrschte so viel Trubel, so viel Aufregung, vor Allem seit dem Auftritt unserer neuesten Kerkerinsassin. Die Feierlichkeiten für meine Krönungszeremonie sollten um Mitternacht beginnen. Das war Tradition in Alejandra schon lange vor dem letzten Krieg und der Spaltung des Reiches. Und da hatte der Spaziergang sehr gutgetan.

Hinter jeder Ecke wurde getuschelt. Alle fragten sich, ob Aurelion zu der Zeremonie kommen würde. Wie der Norden sich verhalten würde oder was jetzt mit den beiden herrscherlosen Ländern geschieht. Der Regenbogen Palast wurde gestürmt und Andalesien stand kurz vor einem Bürgerkrieg. Wir hofften, dass nach meiner Krönung in Alejandra etwas Ruhe einkehren würde und wir uns mit den anderen Herrschern zusammensetzen können. Doch, dass es so kommen würde, war nicht gewiss. Ganz und gar nicht.

Ich vermisste Les manchmal so sehr, dass es wehtat. Automatisch landeten meine Hände auf meinem Herzen, um den aufkommenden Schmerz zu lindern. Ich drehte mich, den Blick noch immer zum nächtlichen Himmel erhoben und hoffte auf ein Wunder.

„Belle." Ein wohliges Flüstern lief durch meinen Geist. „Ich habe eine Überraschung für dich."
„Riesenschildkröten", fragte ich Vaughn und erntete ein rumpelndes Lachen, voller heiterer Schwingungen.
„Dieses Mal nicht." Ich steuerte den Weg zurück in die Burg an, ging mir klopfenden Herzen an der Tür zum Ratssaal vorbei und versuchte verzweifelt nicht rot zu werden. Die Wächter sahen statt geradeaus und verzeihen keine Miene.

Bevor ich unser Schlafzimmer betrat, tauchte Vaughns stimme erneut in meinem Geist auf. Ich spürte seine Anwesenheit hinter der hölzernen Flügeltür, das Band zwischen uns begann zu glühen, je näher ich ihm kam.
„Mach die Augen zu", bat er mich und ich trat ein, die Augen geschlossen.
Zuerst fiel mir der Geruch ein. Es roch nach Vaughn, Minze und Winterapfel, aber der Rest des Raumes roch fremd. Nicht so vertraut, wir es heute morgen noch der Fall gewesen war.

Vaughns Arme legten sich um mich und ich schmiegte mich an seine Brust.
„Schönes Kleid, Belle." Ich hörte sein anzügliches Grinsen und ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht.
„Oder?", erwiderte ich spitz. Seine Finger strichen lockend um meinen Hals.
„Soll das meine Überraschung sein?", fragte ich leicht außer Atem. Er lachte leise.

"Mach die Augen auf, Belle."

Und das tat ich. Das Schlafzimmer, das ich heute morgen verlassen hatte, war nicht mehr wieder zu erkennen.

Der Raum wurde beherrscht von einem riesigen Kreisrunden Himmelbett. Schwarze wehende Samtvorhänge flossen von der Decke herab und umspielten die mattschwarzen Säulen. An den Wänden hingen schmale gläserne Vitrinen mit blassblauen Blüten. Sie leuchteten und tauchten den ganzen Raum in einen warmen goldenen Schimmer. Vergissmeinnicht.

Es war schöner, als ich es mir vorgestellt hatte. Viel viel schöner.

"Dabei hast du doch das Beste noch gar nicht gesehen." Vaughn lächelte mich zärtlich an und schob mich durch den Vorhang. Das Licht veränderte sich, wurde silberner und als ich den Blick hob, sah ich die Sterne.

"Du hast...", begann ich.

"Eine Decke aus Glas war nicht so leicht machbar." Vaughn strahlte. Er freute sich diebisch über meine Sprachlosigkeit.

"Du hast es dir gemerkt. Du hast..." Wieder fehlten mir die Worte. Vaughn hatte mir mein Traumschlafgemacht geschenkt. Ich drehte mich in seinen Armen zu ihm um und küsste ihn stürmisch. "Danke." Ein Kuss. "Danke." Ein weiterer Kuss. Und als ich mich soweit unter Kontrolle hatte, das ich wieder einen ganzen Satz sagen konnte, sagte ich Vaughn, wie unglaublich schön es geworden war und wie viel es mir bedeutete, dass er das für mich gemacht hatte.

Ich liebte die Leichtigkeit zwischen uns. Die ursprüngliche Selbstverständlichkeit in unseren Berührungen. Seinen intensiven Blick auf mir. Und fragte mich, wie lange es noch so zwischen uns bleiben würde, wenn Morla begann Unfrieden zu stiften.

Ihre Worte suchten sich immer wieder einen Weg in mein Bewusstsein. "Du hast vielleicht deine Tante umgebracht, aber mich nicht, Arabella. Zwischen uns beiden ist noch einiges ungeklärt." Der Blick ihrer eisgrauen Augen hatte sich Vaughn zugewandt, aber ich erkannte eine stumme Drohung, wenn ich sie sah. Sie wollte nicht nur ein Land oder alle. Sie wollte ihn und sie wird alles dafür opfern.

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Ich habe eine neue Urban Fantasy Story hochgeladen und würde mich so so so sehr freuen, wenn ihr mal bei Crown of Fire vorbei schauen würdet 💛🧡

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