Epilog
3 Jahre später
„Wow dein Dad ist ja echt schlecht gelaunt.", Tyler schmunzelt, während er seine Hände über meine Schultern zu meiner Taille gleiten lässt. Wie üblich bescheren mir seine Berührungen eine Gänsehaut.
„Dieser Tag ist seit ein paar Jahren total verhasst bei ihm. Er kann immer noch nicht damit umgehen, dass er älter wird.", ich zucke mit den Schultern und drehe mich dann zu Tyler um. Mit einem verführerischen Lächeln auf den Lippen spiele ich an den Knöpfen seines Hemdes herum und werfe dann einen Blick über seine Schulter.
Gerade sind auch mein Bruder und seine Frau eingetroffen, natürlich mit ihren beiden Söhnen im Gepäck. „Tante Avery!", ihr Ältester Noah kommt auf mich zugelaufen und ich nehme ihn sofort auf meine Arme. „Du wirst ja immer größer!", ich wuschle ihm durch die Haare, was ihm ein kindliches Lachen entlockt.
„Da bist du also hingerannt!", mein Bruder steht plötzlich neben mir und sieht seinen Sohn an, während er ihm zulächelt. „Der Kleine ist ja ein richtiger Wirbelwind.", meint Tyler lachend, als Noah sich in meinen Armen windet und ich ihn schließlich runterlasse. Kaum auf dem Boden angelangt, stürmt er los geradewegs auf seine Oma zu, die gerade mit einem Kuchen in der Hand zur Tür hineinkommt und Mühe hat, diesen nicht fallen zu lassen, als sie von ihrem Enkel begrüßt wird.
„Ja zum Glück kann Alec gerade Mal krabbeln.", Ceil taucht neben ihrem Mann auf, auf ihrem Arm hält sie ihren zweiten Sohn Alec, der gerade sieben Monaten alt geworden ist.
„Du bist auch so groß geworden!", meine Stimme klingt plötzlich viel höher als sonst, als ich mit meinem kleinen Neffen spreche und er mich nur mit seinen großen blauen Augen ansieht.
„Und wann erwartet ihr das dritte?", frage ich meinen Bruder neckend, da es mir so vorkommt, als würden die beiden ständig neue kleine Logans produzieren.
„Naja also eigentlich.", er kratzt sich verlegen am Hinterkopf und mir klappt fassungslos der Mund auf. „Was?", frage ich laut, da es eigentlich ein Scherz sein sollte.
„Wir wissen noch nichts genaues, aber ich bin seit drei Wochen überfällig.", kommt es zaghaft von seiner Frau, die etwas leiser spricht, damit nicht sämtliche Verwandten von wahrscheinlich Baby Nummer 3 Bescheid wissen.
„Ich sollte euch beide mal dringend über Verhütung aufklären.", Tyler sieht die beiden grinsend an und schüttelt dann den Kopf, während ich mir ein Lachen nicht verkneifen kann. „Naja wie sieht es eigentlich bei euch mit der Familienplanung aus?", lenkt mein Bruder die Aufmerksamkeit von der Vielleicht-Schwangerschaft seiner Frau auf Tyler und mich. „Gehst du nicht bald auf die dreißig zu?"
Tyler verzieht kaum merklich das Gesicht, als die Zahl dreißig fällt. „Ja in ein paar Wochen ist es soweit.", er seufzt leise und ich lege beruhigend meine Hand auf seinen Rücken. „Aber Ave ist gerade Mal zweiundzwanzig, da hat das doch noch ein bisschen Zeit.", er gibt mir einen Kuss auf die Wange und ich werfe ihm einen verliebten Blick zu.
Tyler hat Recht, über Kinder haben wir uns noch keine Gedanken gemacht. Ich weiß nicht mal, ob ich überhaupt welche will. Wobei meine kleinen Neffen natürlich schon sehr süß sind. Vielleicht kann ich meinem Bruder ja einen abkaufen, er scheint eh schon sein nächstes Kind produziert zu haben.
„Logan, Ceil, da seid ihr ja endlich!", meine Mom kommt auf meinen Bruder und meine Schwägerin zu, um die beiden zu begrüßen. An ihrem Bein klammert ihr Enkelsohn Noah, der sich ja vorher so rasant aus dem Staub gemacht hat.
„Ach und mein kleiner Alec, wie süß er mich mit diesen blauen Augen ansieht! Die hat er eindeutig von seinem Opa. Apropos wo steckt eigentlich mein Mann? Seitdem er diesen Geburtstagskomplex entwickelt hat, ist er echt anstrengend!", meine Mom seufzt laut und streicht ihrem Enkelsohn nochmal über die Wange, ehe sie mit hektischen Schritten in der Küche verschwindet.
„Vorher hat er mich schon so vernichtend angesehen, als ich ihm die Glückwunschkarte mit der großen 50 gegeben habe.", Tyler verkneift sich ein Lachen, als mein Vater endlich im Wohnzimmer steht, sichtlich gestresst und genervt. Dabei haben wir extra nur Familie und Freunde eingeladen und meine Mom wollte es sich nicht nehmen lassen, daheim zu feiern.
„Da bist du ja!", meine Mutter wirft meinem Vater einen strengen Blick zu, als sie ihn erblickt und augenblicklich wird es still.
Nachdem sich mein Vater dazu überwunden hat eine kleine Ansprache zu halten, begeben sich alle Gäste langsam zu ihren Plätzen.
„Ach Logan, was soll ich denn sagen, ich habe die fünfzig bereits überschritten.", mein Onkel Olliver, also der Bruder meines Dads, klopft seinem jüngeren Bruder aufmunternd auf die Schultern, was fast alle zum Lachen bringt. Mein Vater murmelt nur irgendwas Unverständliches und ringt sich dann zu einem Lächeln ab.
„Wow Onkel Logans Ego ist ja wirklich ganz schön angekratzt.", erschrocken drehe ich mich zu meinem Cousin um, der das Geschehen grinsend beobachtet. „Pablo!", erfreut schließe ich ihn in meine Arme.
„Lange nicht gesehen, cugina.", begrüßt er mich und ich kann deutlich seinen italienischen Akzent hören. „Wo hast du denn Federica und den kleinen Domenico gelassen?", frage ich ihn nach seiner Frau und seinem Sohn. „Die sind daheim geblieben. Der kleine hat Magen-Darm.", seufzt er und ich wünsche augenblicklich gute Besserung. Pablo sehe ich sonst nur an Weihnachten, die letzten Jahre eigentlich gar nicht mehr. Er ist schließlich auch neun Jahre älter als ich.
„Ciao, nonnina!", ich umarme meine Oma Claudia herzlich und sie drückt mich ganz fest an sich. „Avery, wie schön du geworden bist!", sie gibt mir einen Kuss auf die Wange. „Und das ist?", fragt sie lächelnd, als sie Tyler erblickt, der sich hinter mich stellt und mich umarmt. „Mein Freund Tyler.", stelle ich ihn ihr vor. „Tyler Adams.", ertönt es zugleich hinter mir und er reicht meiner Oma die Hand.
„Da hast du dir aber einen richtigen Charmeur ausgesucht.", meine Oma kichert und seufzt dann. „Wenn das nur dein Großvater erleben könnte."
„Er sieht bestimmt vom Himmel auf uns herab.", ich lächle ihr zaghaft zu. Seit mein Großvater vor fünf Jahren gestorben ist, ist sie ganz allein. Es bricht mir immer noch das Herz sie so zu sehen.
„Na da ist ja unsere kleine Enkelin!", höre ich die Stimmen meiner anderen Großmutter Elizabeth, die ihren Mann, also meinen Opa Thomas hinter sich herzieht. „Hallo Claudia!", begrüßt meine Oma meine andere Oma stürmisch, ehe sie sich zu mir und Tyler stellt. „So und wie war dein Name noch gleich? Irgendetwas mit T? Ah ich habs Ted! Oder doch Tristan?"
„Tyler.", unterbricht sie mein Freund grinsend und meine Oma nickt augenblicklich. „Tyler! Genau! Wusste ich es doch!"
„Mama, Papa, soll ich euch eure Plätze zeigen?", meine Mom steht plötzlich neben uns und sieht ihre Eltern abwartend an. Fast bin ich ein wenig erleichtert, dass gerade kein Verwandter etwas von mir will.
Ich bemerke Tylers Blick zur Uhr und sehe, dass er angespannt wirkt. „Sie werden schon noch kommen.", beruhige ich ihn mit sanften Worten und gebe ihm einen Kuss auf den Mund. „Ich hoffe es.", murmelt er und atmet tief durch.
„Komm wir setzten uns auf unsere Plätze.", ich verschränke unsere Hände ineinander und ziehe ihn hinter mir her.
Während wir an der großen Tafel vorbeigehen, entdecke ich eine Menge bekannter Gesichter.
Sämtliche Freunde meines Vaters sind mit ihren Frauen gekommen. Auch seine besten Freunde Nathan und Mason sitzen mit ihren Ehefrauen am Tisch. Neben ihnen sitzen Ethan und seine Frau Alice, die die beste Freundin meiner Mom ist und für meinen Bruder und mich sowas wie eine Tante darstellt. Neben ihnen platzieren sich gerade meine Großeltern mütterlicherseits und neben ihnen ist Moms Platz.
Auf der anderen Seite sitzen meine Tante Madeleine, die extra aus Amerika angereist war. Neben ihr mein Onkel Olliver, seine Frau Giulia und ihr Sohn Pablo. Meine Oma Claudia sitzt rechts von ihnen und neben ihr versuchen gerade Logan und Ceil ihren Ältesten zum Hinsetzen zu bewegen. Alec schläft währenddessen seelenruhig im Kinderwagen.
Gerade als wir uns zu ihnen sitzen wollen, ertönt die Haustürklingel und Tylers Miene erhellt sich schlagartig.
Meine Mutter springt auf um die Tür zu öffnen und ich sehe wie mein Freund glücklich zu lächeln beginnt, als er die ihm gut bekannten Stimmen vernimmt, die aus dem Gang hallen.
Sie haben es doch noch geschafft.
Als David und Maria den Raum betreten, herrscht kurz Stille. Vor drei Jahren war es noch unvorstellbar gewesen, dass der Exfreund meiner Mom einmal bei der Geburtstagsfeier ihres Mannes eingeladen sein würde, doch wie schon einmal, wurde unsere Familie durch Tyler wieder zusammengeführt.
Nachdem ich damals erfahren habe, dass David Black der so liebevolle Adoptivvater von Tyler ist, war ich erstmal geschockt. Auch meine Eltern waren sichtlich verwirrt, als sie von dieser Neuigkeit erfahren haben. Doch irgendwie haben sie schließlich zu David und seiner Frau Maria Kontakt aufgebaut und sich ein für alle Mal versöhnt.
Nur dank Tyler sitzen wir jetzt alle hier und können friedlich den Geburtstag meines Dads feiern. Tyler hat nicht nur meine Welt wieder zusammengefügt, sondern auch meine Familie wieder vereint. Dafür bin ich ihm unendlich dankbar.
Ohne ihn wäre alles anders verlaufen...
~
Ende
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