47 | you look just like your mom

Letztes Kapitel, zum besseren Verständnis kann man gerne in mein Buch Dark Love reinlesen, jedoch kann man dieses Kapitel auch ohne Vorwissen lesen. Nur um eure Erinnerung wieder aufzufrischen ❤️

Mein Herzschlag hat sich um ein Vielfaches erhöht. Noch immer starre ich fassungslos auf das Klingelschild und den darauf verewigten Namen.

Als die Tür aufgeht, blicke ich geradewegs in braune Augen, die mich freundlich anschauen.

„Tyler, endlich!", eine Frau, die ungefähr so alt wie meine Mom ist, umarmt Tyler überglücklich und drückt ihn fest an sich. Dann lösen sie sich voneinander und sie lenkt ihre ganze Aufmerksamkeit auf mich. „Und du musst Avery sein, Tyler hat schon viel von dir erzählt. Nett dich kennenzulernen, ich bin Maria.", sie zieht mich ebenfalls in ihre Arme und ich erwidere noch etwas steif diese Umarmung.

„Kommt rein, ich habe extra Kuchen gebacken!", sie verschwindet im Inneren des Hauses und gerade, als ich ihr folgen will, hält mich Tyler am Arm zurück.

„Alles Okay bei dir? Du siehst aus, als hättest du ein Gespenst gesehen.", er sieht mich besorgt an, doch ich ringe mir nur ein halbherziges Lächeln ab. „Ja klar, ich bin nur einfach ein wenig aufgeregt deine Familie kennenzulernen."

Tief atme ich durch und behalte das Lächeln auf meinen Lippen bei. Vielleicht irre ich mich ja auch. Es gibt bestimmt unzählige David Blacks auf dieser Welt. Es muss ja nicht der Exfreund meiner Mom sein. Vielleicht heißt Tylers Adoptivvater einfach nur zufällig genauso.

Während ich mir diesen Satz immer wieder selbst einrede, betreten wir das Haus. Nachdem wir unsere Schuhe ausgezogen haben, sehe ich mich das erste Mal ein wenig um. An den Wänden hängen viele moderne Kunstwerke und Kinderfotos. Das Haus ist modern eingerichtet und schön dekoriert.

Das hier kann nicht das Haus des Exfreundes meiner Mutter sein. Nach allem was ich über ihn weiß, muss er ein schlechter Mensch sein und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass so jemand in einem solchen Haus wohnt. Und Maria sah ebenfalls wirklich nett aus.

Tyler legt seine Hand auf meinen Rücken und schiebt mich behutsam den kleinen Gang entlang, der ins Esszimmer führt. Links und rechts hängen zahlreiche Bilder, auf denen Tyler und seine anderen zwei adoptierten Geschwister zu sehen sind.

Als wir das Esszimmer betreten, steigt mir sofort der Geruch von selbstgebackendem Schokoladenkuchen in die Nase. Der Tisch ist bereits gedeckt und dekoriert.

„Tyler!", eine blondhaarige Frau Mitte zwanzig springt von ihrem Platz auf und fällt meinem Freund um den Hals.

„Victoria!", lachend löst er sich von ihr. „Das ist Avery!", die blonde Schönheit sieht mich mit freundlichem Gesichtsausdruck an und grinst schließlich breit. „Wow, mein Bruder hat nicht übertrieben, als er meinte, dass du wunderschön bist."

„Danke, aber das Kompliment kann ich nur zurückgeben.", erwidere ich ein wenig schüchtern und mustere Tylers Schwester genau. „Wie alt bist du, du siehst noch so jung aus?", fragt sie mich neugierig. „Achtzehn.", gestehe ich und lächle ein wenig nervös. Vielleicht denkt sie auch, dass ich zu jung für Tyler bin.

„Noch so jung?", ruft sie überrascht und sieht dann ihren Bruder an. „Na da hast du dir ja eine ganz Süße ausgesucht.", es klingt keinesfalls abwertend wie sie es sagt. „Du siehst sogar älter und reifer aus als ich und ich bin dreiundzwanzig. Verrate mir dein Geheimnis!", flüstert sie mir ins Ohr und wir fangen beide zu lachen an. Ich mag sie.

„Wo ist Sarina?", fragt Tyler seine Schwester und diese zuckt nur mit den Schultern. „Vermutlich telefoniert sie noch mit ihrem Freund, der ist gerade in Australien.", meint sie ratlos. „Dad, weißt du wo Sarina steckt?"

„Ich glaube sie telefoniert noch in ihrem Zimmer oder sie führt Selbstgespräche.", erschrocken drehe ich mich um, als ich eine männliche Stimme hinter mir vernehme.

Zum zweiten Mal an diesem Tag rutscht mir das Herz in die Hose. Er sieht fast genauso aus wie auf dem Foto, das ich vor ein paar Jahren von ihm in den alten Sachen meiner Mom gefunden habe. Sie hat es immer noch auf unserem Dachboden aufbewahrt und als ich sie darauf angesprochen habe, hat sie mir erklärt, dass es sich hierbei um ihren Exfreund handelte, der sie geschlagen und beschimpft und mit Drogen gedealt hat und deshalb ins Gefängnis musste. Ich weiß nicht, weshalb sie das Bild behalten hatte, doch ich habe diesen Mann, der meine Mom schlecht behandelt hat, ab diesen Moment an gehasst ohne ihn wirklich zu kennen.

„Dad, das ist Avery, meine Freundin.", Tyler stellt mich seinem Vater vor und als dessen Blick auf mich fällt, kann ich die Verwirrung sehen, die ihn seinen grünen Augen aufblitzt.

„Avery Devany. Freut mich Sie kennenzulernen!", sage ich mit einem Lächeln und reiche ihm meine Hand. Ich habe mich extra mit vollem Namen vorgestellt, um seine Reaktion abzuwarten und Gewissheit zu haben.

Ich sehe meiner Mom sehr ähnlich, vermutlich hat er mich deshalb auch so verwirrt angestarrt. Bei dem Namen Devany steht ihm plötzlich der Schock ins Gesicht geschrieben und ich habe die Bestätigung. Dieser Mann ist der gewalttätige Exfreund meiner Mutter.

„Ich bin schon hier!", eine Frau um die zwanzig eilt mit schnellen Schritten ins Wohnzimmer, stoppt aber abrupt ab, als sie die seltsame Stimmung, die hier herrscht, bemerkt.

„Devany?", Tylers Dad wiederholt fassungslos meinen Nachnamen und schluckt dann heftig. Er hat mich genauso erkannt wie ich ihn.

„David, was ist los?", Tylers Mutter Maria steht plötzlich ebenfalls im Esszimmer und mustert ihren Mann, der mittlerweile genauso geschockt wie ich ist, verwirrt.

„Ave?", auch Tyler sieht mich besorgt an und will seine Hand um meine Taille legen, doch ich winde mich aus seinem Griff.

„David Black?!", fassungslos drehe ich mich zu Tyler um und sehe ihn verständnislos an. „Dein Adoptivvater ist der Exfreund meiner Mom!"

„Was?", kommt es verwirrt von Tyler und Maria gleichzeitig. David hingegen schweigt und seufzt kaum merklich.

„Sie hat Recht.", gibt er bloß zu und mustert mich dann anschließend von Kopf bis Fuß. „Du bist Emma ja wie aus dem Gesicht geschnitten!", Fassungslosigkeit breitet sich auf seinem Gesicht aus und seine Augen bleiben an meinem Gesicht hängen.

„Kann mich hier jemand aufklären?", Tyler schaut verwirrt zwischen seinem Vater und mir hin und her. Er scheint immer noch nicht verstanden zu haben, warum wir beide uns 'kennen'.

„Er ist der Mann, der meine Mom geschlagen hat!", kaum hat der Satz meinen Mund verlassen, steigen die Tränen in meinen Augen empor. Ich habe einen richtigen Hass auf David - er erinnert mich einfach an Darren.

„Du kennst die Devanys?!", fassunglos starrt Tyler seinen Dad an, der abermals heftig schlucken muss. Enttäuschung macht sich in Tylers Augen breit.

„Was heißt kennen - ich kannte halt Emma.", versucht sich David zu rechtfertigen.

„Ich habe euch doch schon vor eineinhalb Jahren von den Devanys erzählt! Warum hast du nie gesagt, dass du sie kennst!", Tyler starrt seinen Vater wütend an. Ich fühle mich schrecklich. Ich dachte ich lerne nur seine Familie kennen und plötzlich bin ich mitten in einem Familienstreit gelandet.

„Weil ich mich geschämt habe.", gibt David zu und lässt zu, dass sich seine Frau neben ihn stellt. „Ich bereue alles, was ich damals getan habe! Und ich wusste bis vor zwei Jahren nicht, dass du Chloes Sohn bist! Erst als du mit deinen richtigen Eltern Kontakt aufgenommen hast, habe ich von deiner Herkunft erfahren!"

„Heißt das, du kanntest auch meine leiblichen Eltern zuvor?!", noch immer wütend sieht Tyler seinen Vater mit funkelnden Augen an. Dieses Treffen nimmt eine unvorhersehbare Wendung.

„Nur deine Mutter - aber nicht besonders gut.", gibt David zu und blickt schuldig zu Boden.

„Ich fasse das alles einfach nicht!", ruft Tyler plötzlich laut und ich zucke kaum merklich zusammen. Tränen bahnen sich an, doch ich blinzle sie weg. Mein Freund sieht niedergeschmettert aus. So als erkenne er zum ersten Mal das wahre Gesicht seines Stiefvaters.

„Bitte, Tyler, hör mir zu!", sein Vater sieht ihn flehend an und blickt dann wieder zu mir. „Ich weiß, dass es falsch von mir war, aber ich wollte einfach nur meine Vergangenheit hinter mir lassen! Ich habe euch doch damals die Geschichte erzählt wie ich im Gefängnis gelandet bin und ich bereue nichts mehr, als was ich Averys Mutter angetan habe!"

Zum ersten Mal seit den ersten Sekunden, als dieser Mann ins Zimmer gekommen ist, schaue ich ihm wieder direkt in die Augen. Doch ich erkenne in ihnen nichts außer Reue und Schmerz. Ich habe furchtbar Schlechtes von David gehört, doch dieser David hier scheint nicht wie der Alte zu sein.

Tyler zögert neben mir. Kurzerhand verschließe ich meine Hände mit seinen. Er braucht jetzt meinen Halt.

„Bitte Tyler, hör deinem Vater zu.", Maria meldet sich zu Wort und legt einen Hand um ihren Mann. „Dein Vater hat mir nie wehgetan, er bereut zutiefst was damals vor über siebenundzwanzig Jahren geschehen ist! Er hat mit uns allen offen über seine Fehler geredet und sich so oft entschuldigt!", sie wirft ihrem Mann einen warmen und aufbauenden Blick zu, ehe sie weiterspricht.

„Er hat sogar deine Mutter vor dem damaligen Freund von Tylers Mutter gerettet und sich so oft bei ihm entschuldigt! Können wir diese Geschichte nicht endlich vergessen!", auch ihr kommen jetzt die Tränen und ich sehe mit einem kleinen mitfühlenden Lächeln dabei zu, wie David seine Frau herzlich umarmt.

Tyler steht immer noch schweigend neben mir. Er hat sich noch überhaupt gar nicht zu dieser Situation geäußert, doch plötzlich räuspert er sich.

„Es tut mir leid, ich war wütend, dass du mir nicht die Wahrheit gesagt hast!", wendet er sich an seinen Vater und umarmt ihn ebenfalls. „Aber ich kann dir erst verzeihen, wenn Avery dir verzeiht.", er sieht mich mit liebevollem Blick an und küsst mich auf die Wange.

Vorsichtig löse ich mich von Tyler und gehe einen Schritt auf Tylers Vater zu, der in mir wohl immer noch meine Mutter sieht.

„Tyler hat nur Gutes von Ihnen erzählt.", fange ich an und atme tief durch. Das ist nicht Darren. Das ist jemand, der sich wirklich geändert hat.

„Ich vergebe Ihnen.", bringe ich hervor und lächle dann leicht. „Sie bereuen Ihre Taten und haben Tyler so herzlich in Ihrer Familie aufgenommen, Sie können kein schlechter Mensch sein."

„Danke!", Davids Augen werden feucht und er zieht mich in eine Umarmung. Zögerlich erwidere ich diese. Er bereut wirklich was er getan hat.

„Aber du musst mich nicht Siezen.", meint er lachend und sieht mich direkt an. „Schließlich bist du jetzt Familie."

Der restliche Nachmittag verläuft gut. Ich erfahre wie sich meine Mom und David überhaupt kennengelernt haben, wie sie sich unsterblich ineinander verliebt haben und schließlich in eine Wohnung gezogen sind. Wie Davids Schwester bei einem Verkehrsunfall, in dem ein Auto in das Auto von ihm und seiner Schwester hineingerannt ist, ums Leben kam.
Wie er aufgrund von Schuldgefühlen in falsche Bahnen gekommen ist und schließlich mit Drogen gedealt hat.
Wie er meine Mom immer mal wieder körperlich misshandelt hat, bis sie gegen ihn Anzeige erstattet hatte und er ins Gefängnis kam.

Wie er nach fünf Jahren Gefängnis am Boden war, als sie meinen Vater geheiratet hatte.
Wie er noch versucht hat mit Chloes und Johns Plan sie für sich zu gewinnen, aber schließlich aufgeben und das Land verlassen hat.

Wie er schließlich seine Frau Maria kennengelernt hat und sie relativ schnell, nachdem bekannt wurde, dass Maria unfruchtbar war, Tyler, Victoria und Sarina adoptiert hatten. Wie er, nachdem klar wurde, dass Tyler Chloes Sohn war, Angst hatte, dass er auch die Devanys kennenlernen und seine ganze Vergangenheit erfahren könnte. Wie er am Boden war, als Tyler das erste Mal von den Devanys erzählt hat und er sich anschließend dazu entschlossen hat, ihm nicht die Wahrheit zu sagen.

Trotzdem war er immer sehr offen zu seinen Kindern und hat ihnen die richtigen Werte vermittelt und Tyler so gelernt, ein Gentleman zu sein und jede Frau gut zu behandeln.

Je länger ich bei David und Maria bin, desto mehr mag ich sie. Ich habe nur Angst, wie meine Eltern reagieren werden, wenn sie von diesem seltsamen Zufall erfahren.

Epilog folgt in fünfzehn Minuten, würde mich da über viele Kommentare freuen☺️🥰

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