38 | he's finally gone

Grinsend drehe ich mich im Spiegel und werfe mir meine Haare über die Schulter.

Nach einer knappen Stunde bin ich endlich fertig angezogen und geschminkt. Meine Eltern sind bereits vor einer halben Stunde zu meinem Bruder gefahren, in dessen Wohnung sie heute die ganze Nacht über bleiben. Wenigstens an meinem Geburtstag darf ich ungestört feiern.

Tyler ist gerade im Nebenzimmer und macht sich fertig. Vorher hat er mir eine dreiviertel Stunde lang meine Haare gelockt und ich war wirklich froh, dass er mir geholfen hat, sonst hätte es bestimmt noch länger gedauert.

Das schwarze Kleid, das ich für diesen Abend ausgewählt habe, ist hauteng und am Rücken tief ausgeschnitten und ich bin gerade sehr froh, es auf den Rat meiner besten Freundin hin trotz des hohen Preises doch noch gekauft zu haben.

Ein leises Klopfen lenkt meine Aufmerksamkeit vom Spiegel zurück in die Realität und ich fange an zu grinsen, als Tyler mein Zimmer betritt.

Er hat tatsächlich meinen Wunsch ernstgenommen und das schwarze Hemd angezogen, das ich ihm rausgelegt habe. Zusammen mit dem schwarzen Ledergürtel und der dunkelgrauen Hose sah er einfach nur zum Anbeißen aus und ich würde es ihm am liebsten sofort vom Körper reißen, doch Geduld. Vielleicht erlebe ich ihn heute ja mal betrunken, das wäre bestimmt lustig.

„Wow!", ist das einzige, das aus seinem Mund kommt, als er mich mustert und mein Herz beginnt bei seinem tiefen Blick schneller zu schlagen. „Das Kleid steht dir fantastisch!", meint er und leckt sich einmal ungewollt über die Lippen.

Grinsend komme ich auf ihn zu und lege meine Hände auf seine breiten Schultern. „Das Hemd sieht an dir einfach nur verdammt sexy aus."

Als sich unsere Lippen vereinen, vergrabe ich sofort meine beiden Hände in seine Haare und verwuschle sie noch ein bisschen mehr, da ich etwas unordentliche Haare an ihm liebe. Seine großen Hände fahren über meine Seite bis hin zu meiner Taille, die sie mit einem festen Griff umschließen.

So gerne ich auch diesen Kuss niemals enden lassen würde, schiebe ich ihn dennoch sanft von mir. Es ist bereits neun Uhr, bald werden also massenweise Teenager dieses Haus füllen und ich muss unten noch die letzten Vorbereitungen treffen.

„Ich habe noch etwas für dich.", flüstert mir Tyler ins Ohr und greift in seine Hosentasche, aus der er ein kleines quadratisches Päckchen herauszieht.

„Ich weiß, dass es noch ein bisschen früh ist, aber es ist kein Verlobungsring-", fängt er schnell an zu erklären, als ich das Geschenk aufmache und mit fassungslosem Blick auf den silber funkelnden Ring starre, der sich darin befindet.

„Er ist wunderschön.", stottere ich, während ich ihn aus der Verpackung nehme und ihn mir von Tyler an meinen Ringfinger stecken lasse.

„Die Idee ist aus Amerika und offiziell heißt es 'Promise Ring'.", klärt mich Tyler weiter auf und gibt mir einen weiteren Kuss auf den Mund, den ich nur zu gerne erwidere.

„Damit alle betrunkenen Typen heute wissen, dass du glücklich vergeben bist.", er grinst mich an, ehe er seine Hand auf meine Hüfte legt und mich erneut an sich zieht.

„Aber das ist noch nicht alles.", redet er dann geheimnisvoll weiter und ich sehe ihn überrascht an. „Nicht?", ich sehe ihn verwundert an, während ich meine Hände um seinen Nacken lege. „Nein, ich will dir noch einen Vorschlag machen.", sagt er fast schon ein wenig schüchtern.

„Wenn du deinen Abschluss hast, will dich nach Schottland einladen. Da wohnen nämlich meine Stiefeltern und ich will unbedingt, dass sie dich kennenlernen.", Tylers Hand fährt über meine Wange und ich ziehe ihn augenblicklich in eine lange Umarmung.

„Das klingt fantastisch. Danke, dass du mich ihnen vorstellen willst.", ich lächelte ihn ehrlich an und er gab mir einen erneuten Kuss, dieses Mal auf die Wange.

„Sie werden begeistert von dir sein.", unsere Lippen treffen sich erneut und Tylers Zunge fährt augenblicklich in meinen Mund. Leise stöhnend kralle ich meine Fingernägel in sein Hemd und küsse ihn leidenschaftlich.

Gerade als ich sein Hemd nur ein wenig aufmachen will, klingelt es an der Tür und ich löse mich schwerenherzens von ihm.

„Das müssen Brad und die anderen sein, sie wollten mir noch ein bisschen beim Aufbauen helfen.", murmle ich laut vor mir hin und gehe noch einmal im Kopf durch, was noch gemacht werden muss.

„Kannst du bitte noch dein Zimmer und das meiner Eltern zusperren?", bitte ich Tyler, während ich nochmal meinen Lippenstift nachziehe. „Klar mache ich, aber was ist mit deinem?"

Kurz zögere ich, doch dann winke ich ab. „Das lassen wir lieber auf.", ich zwinkere ihm zu, ehe ich aus dem Zimmer eile und die Treppe hinunterlaufe. Vielleicht wollen Tyler und ich später mal Zeit zu zweit.

„Hey, Leute!", begrüße meine vier Freunde, die vor der Tür stehen. „Wow, Avery, willst du, dass sich dein Freund heute mit allen Typen prügeln muss?", Brad ist der erste, der mich in eine Umarmung zieht.

„Also ist das zwischen euch schon fest?", fragt mich Dean neugierig und umarmt mich ebenfalls. „Schau dir doch mal ihre Hand an!", Brian deutet mit wissendem Blick auf meine rechte Hand und umschließt mich schließlich auch mit seinen starken Armen.

„Ihr habt euch verlobt?!", schreit Brad fassungslos, doch ich breche nur in schallendes Gelächter aus. „Nein, so weit sind wir noch nicht. Er hat ihn mir geschenkt, damit jeder sieht, dass ich vergeben bin.", kläre ich meine Freunde auf und als ich fertig bin, werfe ich Austin einen Blick zu, der ganz und gar nicht glücklich aussieht. Oh Gott, ich habe schon wieder vergessen, dass er ja in mich verliebt ist.

„Hey Austin!", begrüße ich ihn zögerlich. Ohne etwas zu sagen, zieht er mich in eine Umarmung, in der er mich wirklich lange an sich drückt. „Glückwunsch.", raunt er mir ins Ohr und haucht mir einen Kuss auf die Wange. „Wenn es zwischen euch vorbei ist, bin ich der derjenige, der ihn dich vergessen lässt."

Ein lautes Räuspern ertönt und endlich löst sich Austin von mir. Tylers Augen funkeln wütend, während er meinen Freund Austin mustert, und ich entferne mich sofort ein paar Meter von diesem.

„Also Avery, was genau müssen wir noch machen?", Brad legt freundschaftlich einen Arm um mich und zieht mich so weit es geht von Austin weg. Dean und Brian folgen uns sofort, da die beiden wohl auch die Spannung mitbekommen haben mussten und ich sehe nur noch aus dem Augenwinkel heraus, wie Tyler Austin am Arm festhält, als sich dieser ebenfalls auf den Weg in die Küche machen will.

„Austin ist aber auch ein Idiot.", Brad schüttelt den Kopf, als wir zu viert in der Küche stehen und den Alkohol aus dem Kühlschrank holen.

„Was ist da eigentlich so genau zwischen euch vorgefallen, Avery?", fragt mich Dean, während er drei Kästen Bier auf den Boden abstellt.

Noch bevor ich antworten kann, übernimmt das der liebe Brad für mich.

„Sie hat sich von Austin lecken lassen und dabei Tylers Namen gestöhnt.", schon wieder prustet Brad los, weil es wohl immer noch super witzig findet. „Und danach hat Austin ihr seine Liebe gestanden, doch Avery bleibt lieber bei ihrem Arzt."

„Oh man.", seufzt Brian und schüttelt den Kopf. „Er kann einem schon ein bisschen leid tun.", stimmt auch Dean zu und wirft mir einen komischen Blick zu.

„Warum lässt du dich auf ihn ein, wenn du eh schon weißt, dass er auf dich steht und du nichts von ihm willst?!", fragt mich Brian vorwurfsvoll und ich sehe ihn leicht verwirrt an.

„Ich wusste doch davor nicht, dass er Gefühle für mich hat.", versuche ich mich zu verteidigen.

„Als ob du das nie gemerkt hast. Da hat doch jeder Blinde gesehen.", Brian verschränkt seine Arme vor seiner Brust und pflichtet Dean bei.

„Wie? Ihr wusstet alle, dass er etwas von mir will?", frage ich fassungslos und alle drei nicken sofort.

„Er hat doch bei jeder Party etwas mit dir angefangen. Wir dachten immer du wüsstest es selbst.", Dean zuckt mit den Schultern und ich seufze laut auf. Eigentlich hätte ich echt die Anzeichen sehen sollen.

„So jetzt lasst uns noch den restlichen Alkohol aus dem Auto holen und dann kann es eh schon losgehen!", weist uns Brad an und wir gehen alle vier aus der Küche.

-

Eine Stunde später ist das Haus fast voll. Ständig kommen irgendwelche Leute auf mich zu, die ich nicht kenne und die mich eigentlich auch nicht kennen, und gratulieren mir zum Geburtstag.

Nachdem ich die ganze Zeit mit Tyler getanzt habe, ist dieser kurz aufs Klo verschwunden und ich habe die Bar aufgesucht. Ich bin meinen Freunden wirklich dankbar, die gerade hinter dem Tresen stehen und alle durstigen Teenager mit Alkohol versorgen.

Brian, Dean und Austin scheinen vollkommen ausgelastet zu sein, denn das Haus ist wirklich voll. Und alle wollen sich so richtig volllaufen lassen.

Doch einer fehlt doch! „Brian, wo ist Brad?", rufe ich Brian über die laute Musik zu. „Er hat sich die nächste geklärt!", schreit dieser zurück und gerade, als ich mich umdrehen will, sehe ich Brad zurückkommen. Das Mädchen in seinen Armen kommt mir verdammt bekannt vor und plötzlich klappt mir der Mund auf, als die beiden näher kommen.

„Skye!", rufe ich fassungslos und sehe meine beste Freundin schockiert an, die sich immer noch in Brads festem Griff befindet und seine Hand auf ihrem Arsch hat.

„Hey, Avery!", fängt sie an zu kreischen und schon als sie auf mich zu gelaufen kommt, merke ich wie betrunken sie tatsächlich ist.

„Alles Gute, Schatz!", sie küsst meine Wange und bricht dann in schallendes Gelächter aus, als sie fast das Gleichgewicht verliert und sich gerade noch so an mir festhalten kann.

„Musste das sein?", frage ich nun auch Brad, der sich unschuldig grinsend neben mich stellt und mit den Schultern zuckt. „Sie kann sich morgen eh nicht mehr erinnern.", er winkt ab und versenkt anschließend wieder seine Zunge in Skyes Mund.

„Ist er nicht heiß?", fragt sie mich schreiend und klammert sich dann an ihren neuen Lover. „Und er ist so gut im Bett!"

„Avery hat sich schon früher von meinen Qualitäten überzeugen können.", frech grinst mich Brad an und schiebt dann halbherzig meine beste Freundin von seinem Hals weg.

„Da bist du!", gerade, als ich darauf etwas antworten will, werde ich von hinten in eine Umarmung gezogen und als ich mich umdrehe, legt mein Freund auch schon seine Lippen auf meine.

„Uuuh Avery, wer ist den diese heiße Schnitte da?", ruft Skye laut und ich löse mich von Tyler.

„Tyler, das ist Skye, meine beste Freundin. Skye, das ist Tyler, mein fester Freund.", mache ich die beiden miteinander bekannt.

„Sie hat schon zu viel getrunken.", flüstere ich Tyler ins Ohr, der Skye ein wenig misstrauisch mustert, da diese sich immer noch an Brads Shirt festhält.

„Warte mal!", ruft Skye plötzlich laut und bohrt dann ihren Finger in Tylers Brust. „Bist du nicht ihr Nachhilfelehrer?! Oh mein Gott, dann hat dein Plan ja wirklich funktioniert! Du wolltest ihn doch verführen, damit ihn deine Eltern rausschmeißen!"

Mein Herz rutscht mir in die Hose, als meine betrunkene Freundin meinen lächerlichen Plan offenbart, den ich schon vor etlicher Zeit aus den Augen verloren habe.

„Ist das wahr?", höre ich Tyler neben mir fragen und ich schlucke, als ich in sein wütendes Gesicht schaue.

„Ja, aber nur als erstes, jetzt ist es ganz ande-", versuche ich fieberhaft eine Erklärung finden, doch ich kann meinen Satz nicht beenden, da sich Tyler einfach umdreht und mich stehen lässt.

„Warte!", rufe ich panisch und renne ihm hinterher. „Ups.", Skye bricht in schallendes Gelächter aus und ich schlucke meinen ganzen Ärger auf sie hinunter. Sie ist betrunken und das war nicht ihre Absicht.

Tyler drängt sich durch die Menge hindurch und ich habe alle Mühe ihn nicht aus den Augen zu verlieren. Ich hole ihn erst ein, nachdem er aus dem Haus gegangen ist und schließlich im Garten tief durchatmet.

„Tyler, bitte!", rufe ich, als ich ihn entdecke und schlucke die Tränen runter. Ich will nicht an meinem Geburtstag heulen.

„Lass mich in Ruhe!", faucht er mich an, als ich meine Hand auf seinen Arm lege, und er schüttelt diese ab.

„Bitte hör mir zu!", flehe ich ihn an und kann die erste Träne nicht mehr zurückhalten.

„Ich bin gerade verdammt wütend, Avery.", weist er mich zurück und entfernt sich ein paar Zentimeter von mir. „Ich muss jetzt nachdenken, geh mir nicht nach!", mit diesen Worten geht er aus dem Garten und verschwindet in der Dunkelheit.

Jetzt kann ich meine Tränen wirklich nicht mehr zurückhalten. Schniefend stehe ich da und starre in die Leere, die Tyler hinterlassen hat.

„Endlich ist er weg.", mein Blut gefriert mir in den Adern, als ich von zwei starken Armen umgedreht werde und in ein allzu bekanntes Gesicht sehe. „Happy Birthday, Kleine!"


Frohes Neues euch allen!

Kommentiert viel, dann gibt es bald das neue Update :)

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