15 | the successful and the disappointing child

Als ich schließlich mit meiner Familie am Esstisch sitze, bereue ich sofort, dass ich hier bin. Den ganzen Nachmittag schon, bin ich durchgehend Luft für meine Familie gewesen. Sie wollten alles von Logan und seiner Frau Ceil wissen und haben mich einfach gar nicht mehr beachtet.

Nachdem ich vorhin nach unten gegangen bin, um die beiden zu begrüßen, ist Tyler mir nachgegangen und hat sich dann von uns verabschiedet. Meine Eltern haben ihm zwar angeboten zu bleiben, er meinte allerdings, dass er uns nicht stören wolle.

Wäre er doch hier geblieben, dann wäre es jetzt wenigstens nicht so langweilig.

Andererseits hätte ich ihm vermutlich die ganze Zeit nicht ins Gesicht sehen können. Nachdem was vorher auf meinem Zimmer zwischen uns geschehen ist. Es war schön, doch irgendwie war es auch komisch, denn wir hatten keine Zeit gehabt darüber zu reden. Und wir sollten unbedingt darüber reden.

„Avery, gib doch bitte deinen Teller her.", höre ich die Stimme meiner Mutter sagen und ich reiche ihr meinen Teller, damit sie das Essen daraufhäufen kann.

Es gibt Lasagne, das Lieblingsessen meines Bruders. Natürlich kocht meine Mutter alles was er will, wen sie schon mal ihr Lieblingskind besucht.

„Also Logan habt ihr schon einen Namen für das Baby?", fragt mein Vater ihn interessiert und ich sehe meinen Bruder an, der schon eifrig die Lasagne in sich hineinschaufelt.

Man könnte ja fast meinen, dass nicht seine Frau Ceil, sondern er schwanger ist.

„Dad, ich weiß genau, was du mit dieser Frage bewirken willst.", Logan lacht und legt seine Gabel zur Seite. „Und nein, wir nennen unseren Sohn nicht Logan.", betont er dann nochmals extra, grinst aber dabei.

Mein Vater seufzt und bringt alle hier am Tisch zum Schmunzeln - außer mich. Ich bin es leid, ständig diese Namensdiskussionen mitanhören zu müssen. Wenn dieses Baby erst einmal auf der Welt ist, gibt es noch jemanden, den meine Eltern besser behandeln als mich.

„Ihr habt ja noch ein wenig Zeit. Ganz ausschließen würde ich diesen wunderschönen Namen an eurer Stelle aber nicht.", damit ist für meinen Vater das Thema erledigt und alle widmen sich wieder dem Essen zu. Außer meine Mutter, die jetzt anfängt ein Gespräch aufzubauen.

„Ceil, die Schwangerschaft lässt dich so strahlen.", macht meine Mutter ihrer Schwiegertochter ein Kompliment und diese fängt sofort an zu grinsen.

„Es macht sie noch schöner, als sie eh schon ist.", fügt mein Bruder grinsend hinzu und gibt seiner Frau einen Kuss auf die Wange, woraufhin meine Mutter sofort zu seufzen beginnt.

Ich hasse es. Ich hasse diese perfekte Beziehung, die die beiden führen. Dieses Küsschen hier, Küsschen da, hier ein Kompliment, da ein Kompliment. Das würde mir schon wieder viel zu anstrengend werden.

„Naja seit die Kugel zu wachsen begonnen hat, ist es schwieriger im Alltag zurechtzukommen.", gibt Ceil zu und sieht in die Runde, bis sie ihre Hand auf ihren Bauch legt und Logan seine dann sofort darüber positioniert. „Aber Logan hilft mir wo er nur kann.", sagt sie dann und wirft ihrem Mann einen verliebten Blick zu.

„So sind wir es von ihm gewohnt.", meine Mutter strahlt über das ganze Gesicht, während sie die beiden beobachtet und man schon fast die Herzen in ihren Augen sehen kann.

„Er war schon immer ein so braver Junge, hat immer geholfen.", erzählt meine Mutter weiter und ich verdrehe genervt die Augen, während ich die letzten Bissen meiner Lasagne hinunterschlucke.

„Da könnte sich Avery wirklich mal eine Scheibe von abschneiden.", war ja klar, dass dieser Seitenhieb wieder von meiner Mutter kommen muss.

Ich will gerade etwas darauf erwidern, als das Handy in meiner Hosentasche vibriert. Vorsichtig ziehe ich mein Handy aus der Tasche und entsperre es unter dem Tisch. Denn eigentlich ist es bei uns am Tisch verboten das Handy zu benutzen, da meine Eltern glauben, es stört die Kommunikationsfähigkeit oder so ähnlich.

Trotz dieser Regel reden sie nicht mit mir, also bringt sie nicht so wahninnig viel.

Ich stocke, als ich sehe von wem die Nachricht ist und öffne mit pochendem Herzen den Chat. Was will er denn jetzt schon wieder von mir?

Sei in 10 Minuten draußen. Ich hole dich ab, wir fahren zu ner Party von meinem Kumpel.

Darren. Kurz schließe ich die Augen. Kann er mich nicht einmal ein Wochenende lang in Ruhe lassen?

ich kann nicht. familie. mein bruder ist da.

Ich antworte ihm sofort und stecke dann mein Handy wieder weg. Hoffentlich gibt er sich damit zufrieden.

„Wie läuft's eigentlich in der Schule, Ave?", dringt die Stimme meines Bruders an mein Ohr, doch als ich den Spitznamen höre, muss ich sofort an Tyler denken. Ich weiß nicht genau, ob er sich dafür interessiert oder ob er mich vor allen auflaufen lassen will, denn eigentlich ist die Antwort doch ziemlich offensichtlich.

„Frag lieber gar nicht erst.", antwortet meine Mutter für mich und wirft mir einen vielsagenden Blick zu. „Tyler hat sich bereiterklärt ihr Nachhilfe zu geben - Zum Glück sonst wird das mit ihrem Abschluss nichts.", fügt mein Dad noch hinzu und streut nochmal Essig in die Wunde.

„Tyler Adams?", fragt mein Bruder erstaunt und wirft mir dann einen kurzen Blick zu, den ich sehr wohl deuten kann. Nachhilfelehrer männlich und gutaussehend - ich weiß was du denkst, Logan. Und so falsch liegt mein Bruder da nicht einmal.

Mein Handy vibriert erneut und sofort entsperre ich es. Bei Darren weiß man nie, deswegen muss ich immer sofort auf seine Nachrichten antworten.

natürlich kannst du! schleich dich aus dem Haus, ich warte am üblichen ort.

Zitternd halte ich das Handy in der Hand und starre auf die Nachricht. Ich kann hier nicht weg. Ich will nicht weg. Nicht wenn ich dafür zu ihm muss.

mein bruder ist da, darren. alle sind unten beim essen, also kann ich nicht durch die tür verschwinden.

Versuche ich wieder Darren davon zu überzeugen, dass ich nicht zu dieser Party muss. Doch seine Antwort kommt nur Sekunden später.

dein bruder ist da, sagst du, das trifft sich doch gut. sei in 10min draußen egal wie sonst klingle ich an deiner tür und erzähle deinem bruder und deinen eltern was du schon als junges Mädchen alles angestellt hast!

Ich merke wie die ersten Tränen in meinen Augen aufkeimen, doch ich lasse nicht zu, dass er mich schon wieder zwingt schwach zu sein.

Er wird seine Drohung wahrmachen und es meiner Familie erzählen und ich kann absolut nicht riskieren, dass sie es erfahren. Also muss ich ihm wohl oder übel gehorchen.

Tyler ist ein echter Glücksgriff, er wird Avery wirklich helfen und ihre Noten verbessern. Er ist klug und charmant und-", ich unterbreche die Schwärmereien meiner Mutter über Tyler, indem ich abrupt vom Tisch aufstehe.

Avery?", fragt mich mein Vater verwirrt, als ich mein Handy in der Hosentasche verschwinden lasse. „Ich muss kurz auf die Toilette.", sage ich mit entschuldigendem Blick und drehe mich dann um, um ins Bad zu laufen. Auf dem Weg dorthin schnappe ich mir noch meine Schuhe, eine Jacke kann ich in der Zeit nicht mehr finden.

Dann schließe ich die Badezimmertür, warte ein paar Sekunden und öffne anschließend das Fenster, das groß genug sein müsste, um ins Freie zu gelangen. Ein leichtes Quietschen ist zu hören, doch blitzschnell habe ich meinen Körper hindurch auf die anderen Seite befördert. Zum Glück ist dieses Zimmer ebenerdig, sonst wäre ich nicht so elegant gelandet.

Ich schleiche um das Haus herum und nehme extra den längeren Weg, der nicht am Esszimmer vorbeiführt. Da das Gartentor abgesperrt ist, klettere ich kurzerhand über den Gartenzaun und atme erleichtert auf, als ich mich umdrehe und unser Haus im Blick habe.

Meine Eltern werden früher oder später merken, dass ich abgehauen bin, aber bis dahin werde ich schon über alle Berge sein. Wenigstens kann ich so diesem Familiengespräch entfliehen.

Ich schlendere den Fußgängerweg entlang, ein paar Meter weiter von unserem Haus entfernt, holt mich Darren üblicherweise ab. Tatsächlich steht sein Auto schon am Straßenrand und ich sehe wie er am Telefonieren ist, als ich näher an ihn herantrete.

Vorsichtig mache ich die Autotür auf und ich sehe wie Darren etwas in den Hörer grummelt und dann seinen Gesprächspartner abwürgt. Anschließend zieht er mich zu sich und gibt mir einen hungrigen Kuss auf den Mund, den ich nur halbherzig erwidere.

Sein Mund erinnert mich wieder daran, was er mit mir gestern gemacht hat und mich überkommt ein kalter Schauer.

„Schade, dass ich Logan doch nicht zu Gesicht bekommen habe. Wir hätten uns sicher viel zu sagen gehabt.", kommt es von Darren, als er sich von mir löst und den Motor anschaltet.

Ich erwidere nichts darauf, da ich weiß, dass er es ironisch meint. Logan hasst Darren aus irgendeinem Grund und er wäre sicher wahnsinnig sauer, wenn er wüsste, was Darren und mich verbindet.

„So dann auf zur Party.", Darren grinst mich noch einmal an und drückt dann aufs Gaspedal. Ich kann nur die Zähne zusammenbeißen und ein Lächeln erzwingen. Hoffentlich wird es kein schlimmer Abend.

Seht dieses Kapitel als Einstimmung auf die Lesenacht heute Abend.

Es werden ca. 3-4 Kapitel von 17-20Uhr online kommen❤️

Ich hoffe ihr freut euch darauf💕

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