14 | touching his lips

Einen Tag später tut mein Unterleib immer noch weh, wenn ich nur einen Schritt gehe. Nachdem sich Darren nach mehreren Malen komplett ausgepowert hatte, hat er mich endlich gehen lassen. Trotzdem hat er mir unfassbare Schmerzen bereitet und ich könnte sofort wieder losheulen, wenn ich nur an sein ekelhaftes Grinsen denke.

Als ich gestern nach Hause gekommen bin, konnte ich mir wieder die Standpauke meiner Mutter anhören, warum ich denn nicht Bescheid gesagt habe, dass ich nicht zum Abendessen komme, doch das war da wirklich mein geringtes Problem. Als Bestrafung hat sie mir heute extra Stunden Nachhilfe aufgedrückt, denn normalerweise wäre Tyler an diesem Samstag nicht gekommen.

Ich weiß nicht wie ich ihm unter die Augen treten soll, nachdem ich ihn gestern einfach so sitzen gelassen habe und mit Darren mitgegangen bin. Und als wäre das noch nicht schlimm genug, kommen heute auch noch mein Bruder und seine Frau zu Besuch und ich kann jetzt schon wieder die Vergleiche mit ihm hören, die mir wieder von meinen Eltern an den Kopf geworfen werden.

Nimm dir ein Beispiel an deinem Bruder. Der hat alles richtig gemacht im Leben.

Und ich habe nichts richtig gemacht. Mit meinen siebzehn Jahren bin ich schon ein Wrack, bevor ich überhaupt erwachsen geworden bin. Hänge an einem Typen, der mich wie Dreck behandelt und mich nur zur Befriedigung seiner Triebe benutzt, habe schon viel zu viele Kerle an mich herangelassen und bin dabei mich selbst komplett zu verlieren.

„Avery, ist die Aufgabe zu schwierig?", Tylers Stimme reißt mich aus meinen Gedanken und ich zucke zusammen, als er sich zu mir herunterbeugt und auf mein noch leeres Blatt starrt. Mit großen Augen sehe ich zu ihm auf. Ich soll irgendeine Reaktionsgleichung aufstellen, doch momentan kann ich mich einfach nicht darauf konzentrieren.

„Du hast die ganze Zeit noch nicht einen vernünftigen Satz mit mir gerredet.", Tylers Blick wandert jetzt wieder zu meinem Gesicht und er setzt sich auf mein Bett, bevor er neben sich klopft und mich fragend ansieht. Ich weiß nicht, wann er von meinem Lehrer zu meinem Seelsorger mutiert ist, doch dieses Verhältnis passt mir eindeutig besser.

Mit einem Seufzen erhebe ich mich von meinem Schreibtischstuhl und lasse mich neben Tyler auf mein Bett fallen. Gott mir tut alles weh. Doch als ich den nächsten Atemzug nehme, nehme ich zugleich seinen Duft in mir auf und sofort fühle ich mich ruhiger.

Ich merke wie er mich nachdenklich mustert, doch ich starre nur in die Leere und versuche nicht schwach zu werden.
Ich will nicht, dass er sich Sorgen um mich macht. Ich schaffe das alleine irgendwie. Ganz sicher.

„Hast du Stress mit deinem Freund?", Tylers Stimme ist so einfühlsam, dass ich mich am liebsten an ihn kuscheln würde. Noch dazu legt er seine Hand beruhigend an meinen Arm und ich muss mich beherrschen, mich nicht an sie zu schmiegen.

„Das ist sicher alles meine Schuld. Ich hätte mich da nicht dazusetzen sollen. Ist er jemand der schnell eifersüchtig wird? Denn er sah ziemlich wütend aus, als er-", seine Stimme klingt besorgt und trieft nur so vor Reue. Ich will nicht, dass er irgendein Treffen mit mir bereut, ich will, dass er gar nichts, was mit mir zu tun hat, bereut.

„Darren ist nicht mein Freund.", ist das einzige, das meine Lippen verlässt und Tylers Redefluss stoppt abrupt. Bei diesem Satz muss ich fast lachen. Darren ist alles andere als mein Freund. Das beweist seine Aktion gestern nur allzu deutlich.

„Macht er dir Ärger? Wenn du willst, kann ich mal mit ihm reden.", Tylers Hand fährt aufmunternd meinen Arm auf und ab und es ist fast schon unwirklich, wie gut sich diese einfache Berührung anfühlt.

„Es ist alles Okay, Ty.", murmle ich und bringe ein unüberzeugendes Lächeln zustande. Tyler sieht mich überrascht an, als ich ihm einen Spitznamen gebe, doch dann lächelt er plötzlich. Mein Körper wird augenblicklich warm, als ich ihn lächeln sehe und meine ganze Haut beginnt zu kribbeln, weil ich mir ins Gedächtnis rufe, dass ich der Grund für dieses Lächeln bin.

„Ave, ich sehe doch das dich etwas bedrückt.", Tylers undurchdringlicher Blick verfängt sich in meinen Augen und ich kann nicht anders als einfach nur zurückzustarren. Sein Lächeln war nur von kurzer Dauer und die besorgte Miene ist zurückgekehrt.

„Es ist nichts.", sage ich leise und wende den Blick ab, da es mir schwerfällt ihn anzulügen, während ich ihm in die Augen sehe.

„Du weißt, dass du mir vertrauen kannst, oder? Ich bin da für dich Avery, wenn du mich brauchst. Und jetzt sag nichts, es ist nichts, denn du bist sonst nie so still.", mein Herz beginnt sofort schneller zu schlagen, als ich diese Worte aus seinem Mund höre. Doch ich antworte ihm nicht, beiße mir auf die Zunge nichts zu sagen, denn ich kann es nicht. Es kann es niemandem sagen, sonst bringt mich Darren eigenhändig um. Und dann wäre mein ganzes Leiden umsonst.

„Ave", versucht Tyler es wieder, doch ich lege meinen Zeigefinger auf seine Lippen, sodass er nicht mehr weiterreden kann.

Überrascht sieht er mich an, sein Gesicht ist dabei nur ein paar Zentimeter von meinem entfernt, und ich sehe überrascht zurück, da ich nicht einmal weiß, was ich da eigentlich genau tue. Mein Finger fängt augenblicklich an zu brennen, als ich merke, dass ich gerade seine Lippen berühre.

Niemand sagt etwas, das einzige, was ich höre, ist sein und mein schweres Atmen. Dann hebe ich meinen Finger an und entferne ihn von seinen Lippen, jedoch nur, um danach die Konturen seines Gesichtes nachzufahren.

Meine Hand kribbelt wie verrückt, als sie seine Wangenknochen nachfährt, sein Kinn berührt und dann seinen Kieferknochen erkundet. Tylers Augen sind geschlossen, während ich ein leichtes Beben seiner Haut unter meinen Fingern spüre, und ich hoffe einfach nur, dass er auch etwas dabei fühlt wie ich es tue. Dass ich nicht die jenige bin, die sich hoffnungslos in etwas verrennt, was nur einseitig ist.

Meine zweite Hand wandert in seinen Nacken und ich rutsche kaum merklich ein wenig näher an ihn heran. Tylers Augen sind nun wieder geöffnet, er beobachtet mich mit einem neugierigen Blick.

„Ich bin den ganzen Tag so still, weil ich über etwas nachdenke.", gestehe ich ihm und wage einen kurzen Blick auf seine so einladend wirkenden Lippen. Ich habe Angst, doch ich werde es nicht mehr verhindern können. Nicht wenn er mir so nah ist und ich endlich wieder jemanden brauche, der mir freiwillig nahe sein will.

Auch Tyler starrt mir jetzt auf meinen Mund und ich nutze die Chance und rutsche noch näher an ihn heran, sodass sich unsere Oberschenkel berühren und seine Hitze jetzt auf meinen ganzen Körper übergeht.

„Ich weiß nicht, ob ich es machen soll oder nicht.", rede ich weiter und Tylers Augen werden größer, als ich anfange, seine Wange zu streicheln.

Dass ich nicht hauptsächlich über ihn nachdenke, sage ich ihm nicht. Eigentlich frage ich mich eher, was wohl passieren würde, wenn ich Darren links liegenlasse.

Doch je mehr ich darüber nachdenke, desto klarer wird, dass ich es nicht riskieren kann. Ich werde zu viel Schaden davontragen.

Er beugt seinen Kopf noch näher zu mir und legt plötzlich seine beiden Hände auf meine Oberschenkel. Kurz durchzuckt mich ein Stechen, doch ich rufe mir ins Gedächtnis, dass es nicht Darren ist, der mich dort berührt. Es ist Tyler und dessen Hände fühlen sich gut an, an Stellen, die sich schon seit langem nicht mehr gut angefühlt haben.

Dann sehe ich ihm wieder in die Augen. Gott ich werde das bereuen. Mehr als alles andere was ich je getan habe. Aber Tyler kümmert sich so um mich. Er ist der einzige, der fragt wie es mir geht. Ich will nicht, dass er mich verlässt, wie alle anderen. Ich will, dass er bei mir bleibt und mich festhält und mich Darren vergessen lässt.

Auch die zweite Hand findet einen Weg in seinen Nacken und ich ziehe ihn so nah an mich heran, wie es nur irgendwie geht.

„Über das denke ich schon die ganze Zeit nach.", flüstere ich und mein Atmen prallt dabei gegen seine Lippen. Ganz langsam beuge ich mich zu ihm vor, sodass sich unsere Münder schon fast berühren. Ein wohliger Schauder durchzuckt mein Inneres, als meine Lippen sanft seine streifen.

Mein Herz schlägt mir bis zum Hals, als ich langsam seinen Mundwinkel küsse und mich dann immer weiter vorarbeite bis ich meine Lippen schließlich zärtlich auf seine lege.

Ich bewege meinen Mund nicht, sondern lasse einfach nur die ganzen Emotionen auf mich hereinprasseln, während Tyler ebenfalls keine Anstalten macht, seine Lippen zu bewegen. Und trotzdem schlägt mein Herz voller Wucht gegen meine Brust, dass es fast schon wehtut.

Es ist kein richtiger Kuss, sondern nur Mund auf Mund, trotzdem ist es schöner, als alles, was ich bisher erfahren durfte.

Tylers Hände verkrampfen sich in meinen Oberschenkeln und gerade, als er sich fängt und seine Lippen bewegen will, ertönt die Türklingel.

Voller Schreck springe ich auf und entferne mich voller Tyler, der mich überfordert ansieht.

„Avery! Dein Bruder ist hier!", erklingt die laute Stimme meiner Mutter durch das ganze Haus und ich seufze laut auf.

Mein Blick fällt auf Tyler, der immer noch auf dem Bett sitzt, und mich anstarrt, dann schüttle ich den Kopf und sprinte nach unten.

Und mein Herz ist ein wenig gebrochen, da er keine Anstalten gemacht hat, den Kuss zu erwidern.

bin ich nicht nett?

habe latein lernen einfach ignoriert und stattdessen weitergeschrieben😌

was soll als nächstes passieren?❤️

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