06 | two projects

Mit einem leisen Seufzen betrachte ich mich im Spiegel. Meine Hand wandert langsam über die Stellen, an denen sich Darren letzte Nacht vergriffen hat, und mein Blick fällt auf meinen Schminktisch. Kurz überlege ich, ob ich die Knutschflecken mit Concealer überdecken solle, entschließe mich dann aber dagegen.

Tyler wird in ein paar Minuten hier sein und mir zum zweiten Mal Nachhilfe geben. Ich verstehe nicht, warum meine Eltern ihn jede Woche hier antanzen lassen, aber solange es ihm selbst nicht zu blöd wird, soll er doch kommen.

Dann kann er doch auch ruhig sehen, dass man mit mir Spaß haben kann. Vielleicht werden die nächsten Knutschflecken auf meinem Hals schon von ihm sein.

Als ich heute morgen an meinen Eltern vorbei gehen musste, fielen ihre Reaktionen auf meinen Hals mal wieder sehr unterschiedlich aus. Während meiner Mutter jedes Mal vor Entsetzen die Augen ausfallen, wenn sie mich so sieht, ist mein Vater in der Hinsicht viel entspannter. Wenn meine Mom nicht da ist, erzählt er mir manchmal die wildesten Geschichten aus seiner Jugend und dann stelle ich jedes Mal erschreckenderweise fest, dass wir uns ziemlich ähneln.

Früher habe ich immer gedacht, dass ich genau nach meine Mutter komme. Wir haben uns, als ich jünger war, wirklich gut verstanden, doch jetzt streiten wir eigentlich nur noch. Ich weiß nicht genau was sich geändert hat, sie ist immer noch dieselbe, doch ich habe jetzt andere Sichtweisen zu bestimmten Themen. Und damit kommt sie wohl einfach noch nicht klar.

Ich verstehe nicht warum sie mich nicht einfach mein Leben leben lässt. Ich bin noch jung, das heißt, dass ich es genießen  sollte und nicht prüde und brav die Tage absetzen sollte, bis mein Leben spannender wird. Deshalb helfe ich mir selbst und bringe Spannung in mein Leben.

Obwohl ich zugeben muss, dass ich mir manchmal wünsche, ich wäre nicht halb so bekannt in dieser gottverdammten Stadt. Dann hätte ich das ein oder andere Problem weniger. Aber ich liebe Herausforderungen und mein Leben ist definitiv eine.

Mein müder Blick fällt auf meinen Wecker und ich verfolge ein paar Sekunden lang den Zeiger mit meinen Augen. Dann stehe ich von meinem
Schminktisch auf und laufe hinüber zu meinem Schreibtisch, auf dem sich alle Aufzeichungen zu Biologie und Chemie befinden, die wir in diesem Jahr gemacht haben.

Es hat mich einiges an Überwindung gekostet, Leute aus meinem Kurs danach zu fragen. Die einzigen Blicke, die sie mir dort meistens zuwerfen, sind verachtungsvoll (von Seiten der Mädchen) und angegeilt (von Seiten der Jungs). Also war ich wirklich froh, dass mir Amanda ohne groß zu zögern ihre Mitschriften geliehen hat. Entweder sie ist eine überaus freundliche Person oder aber sie war einfach nur extrem eingeschüchtert und hatte Angst, dass ich, wenn ich nicht bekomme was ich will, sie mit meinen High Heels zu Boden trete oder ihr mit meiner Gucci-Tasche eins überziehe. Ich tippe auf letzteres.

Tyler sollte zufrieden mit mir sein.

Ich war ein braves Mädchen und habe getan was er von mir verlangt hat, soetwas gefällt Männern doch normalerweise.

Tatsächlich hat Tyler zum ersten Mal, seit dem er mir Nachhilfe gibt, ein Lächeln auf den Lippen, als ich ihm ohne große Worte die kopierten Mitschriften in die Hand drücke, als er mein Zimmer betritt.

„Hallo erstmal.", begrüßt er mich, während er mir die Blätter aus der Hand nimmt, wobei sein Blick kurz meinen Hals streift und ich mir wünsche, er hätte länger auf diese Stelle gesehen. „Hi", entgegne ich kurz und knapp und schließe hinter ihm die Tür, damit meine Eltern von meinem Vorhaben auch ja nichts mitbekommen.

„Du hast dir echt alle Hefteinträge besorgt?", fragt er mich und ein bisschen Anerkennung schwingt in seiner Stimme mit.

Stolz nicke ich und verkneife mir ein Grinsen, da er gerade so überwältigt von seinem "Erfolg" ist.

„Das ist schon mal ein guter Anfang, Avery.", lobt er mich zugleich und dieses Mal grinse ich. Ich glaube er kann den ganzen Tag hierbleiben, so oft, wie er mich mit netten Worten ködert. Da können sich meine Eltern mal eine davon Scheibe abschneiden.

„Hast du dir sie nur kopiert oder auch schon angeschaut?", fragt er mich mit einem hoffnungsvollen Blick, doch ich beiße mir auf die Unterlippe, denn durchgelesen habe ich sie noch nicht.

„Das ist wohl ein Nein.", sein Blick hängt an meinen Lippen, während ihm ein Seufzen über seine eigenen entwischt.

„Also gut fangen wir mit Biologie an", seine Stimme klingt immer noch euphorisch und ich beneide ihn ein wenig für seine stetige Motivation. Er setzt sich wie selbstverständlich auf mein ungemachtes Bett und meine Augen werden ein weniger größer, als er neben sich auf die Matratze klopft und mir signalisiert sich neben ihn zu setzen.

Dies tue ich auch und bin augenblicklich überwältigt von seiner plötzlichen Nähe. Mein Oberarm streift seinen und auch unsere Knie berühren sich, immer wenn er sich zu mir herüberlehnt, um auf eine Grafik auf den Hefteinträgen zu deuten.

Ich weiß nicht, ob er das Kitzeln auch spürt, jedes Mal wenn ich ganz zufällig seine Hand streife, wenn er mir etwas erklärt, aber ich fühle es ganz deutlich und es fühlt sich überraschenderweise gut an.

Doch jetzt fällt es mir schwer mich darauf zu konzentrieren, was Tyler mir zum Thema Immunbiologie erzählt, denn seine Hand, die die rechte Ecke meines Heftes hält, berührt ganz sacht meinen Oberschenkel, der nur von einem dünnen Rock überdeckt wird.

Ich weiß nicht, was Tyler fühlt und ob er überhaupt etwas fühlt, doch ich weiß, dass ich ihn etwas fühlen lassen will, wenn er in meiner Gegenwart ist. Nicht nur, um seine Gefühle dann gegen ihn zu verwenden, aber auch, um mir selbst zu beweisen, was ich für eine Wirkung auf Männer habe. Und wenn ich nur Begierde in ihnen hervorrufen kann, dann ist es trotzdem ein Gefühl.

Ich sehe an seiner Art, dass er wohl unsicher bei Frauen ist, zumindest bei mir. Denn er meidet öfter meinen Blick und seine Augen fokussieren meistens die Wand hinter mir und nicht mein Gesicht.
Vielleicht fühlt er sich unwohl bei mir oder aber er fühlt sich zu wohl.

Egal was es ist, ich werde es herausfinden und dann zu meinem Gunsten drehen.

„Hörst du mir eigentlich zu?", Tylers Stimme holt mich aus meinem Tagtraum zurück und ich schrecke vielleicht ein wenig zu auffällig hoch.

„Avery!", seine Stimme klingt wütend und sofort tut es mir leid, dass ich ihm nicht zugehört habe. „Du musst mir schon zuhören, verdammt!" Ich habe ihn noch nie fluchen gehört und verfluche mich gerade selbst dafür, dass ich solche Ausdrücke aus seinem Mund sogar ziemlich heiß finde.

Meine Augen verschmelzen mit seinen und ich erkenne zum ersten Mal, dass sie in einem dunklen Grün schimmern.

Sofort setze ich den unschuldigen Blick auf, den ich seit Jahren perfekt beherrsche, und knabbere auf meiner Unterlippe herum.

„Sorry", murmle ich und wende beschämt den Blick ab. Okay vielleicht übertreibe ich mit meiner Reue gerade ein wenig, aber ich weiß, dass es ihn bestärken wird, wenn ich ihm Respekt zeige.

„Avery", mein Name ist mit einem tiefen Seufzen aus seinem Mund verbunden und er schüttelt leicht den Kopf. „So wird das hier nichts. Dann kann ich ja gleich mit einer Wand reden. Ich mache das hier für dich und nicht für mich. Glaub mir ich könnte mir meinen Samstag Vormittag auch anders vorstellen. Aber mit deiner Hilfe und wenn du dich anstrengst, kann das hier alles andere als unangenehm für uns beide werden."

Sein hoffnungsvoller Blick trifft mich ein wenig unvorbereitet und ich zwinge mich dazu brav zu nicken. Gott bin ich froh, wenn ich ihn los bin. Sein übertrieben guter Charakter geht mir jetzt schon auf die Nerven.

„Gut.", sagt er dann schließlich und lächelt mir aufmunternd zu.

Und ich erkenne in seinem Blick, was ich für ihn bin. Ein Projekt. Ein Projekt, das er unbedingt erfolgreich abschließen will, um sich und anderen zu beweisen, dass er über vielfältige Qualitäten besitzt.

Doch was er nicht weiß, ist, dass er ebenfalls mein Projekt ist. Und ich ihm schon mehrere Schritte voraus bin.

Jemand (sorry hab vergessen wer es war xd) hat mich gebeten mal wieder 5 geheime Fakten über mich aufzuzählen. Wenn ihr sie schon kennt, dann frage ich mich nur Woher?!😂😳

1. Ich kann meinen Namen nicht besonders leiden. Anna ist so ziemlich der einfallsloseste Name den ich kenne und es gibt so viele Annas haha. Außerdem wurde ich nach einem Lied von einer Band benannt, die mein Dad feiert und ich absolut hasse xd. Deshalb sage ich immer ich bin nach meinen beiden Omas benannt, die Anna und Maria (mein Zweitname auch so kreativ omg) heißen.

2. Wenn ich könnte würde ich die Zeit zurück drehen und wieder in die Grundschule gehen. Da war alles so einfach, man war die ganze Zeit draußen, keine Handys und so gut wie keine Probleme. Im Ernst ich bin nicht bereit erwachsen zu werden und in die Oberstufe zu kommen. Schule stresst mich einfach nur und nimmt meinen kompletten Alltag ein :/

3. Mir fällt es schwer Geheimnisse für mich zu behalten. Nicht unbedingt von anderen, wenn sie mich darum bitten es nicht weiter zu sagen, mache ich es auch nicht (außer sie lästern über meine Freunde dann sorry) aber meine eigenen kann ich nie besonders gut verbergen. Außer Wattpad ich schaffe es seit 2 Jahren niemandem etwas davon zu erzählen das ist Rekord.

4. Ich habe keine beste Freundin und habe absolut kein Problem damit. Früher hatte ich eine aber wenn man sich zu sehr auf eine Person fixiert habe ich schlechte erfahrungen gemacht. Jetzt habe ich drei, vier Personen in meinem Leben ohne die ich mir meinen Alltag nicht vorstellen könnte und bin glücklich so.

5. Ich bin durch das Seepferdchen gefallen. Ja kein Witz. Ich habe 2 Anläufe gebraucht um dieses Abzeichen zu machen. Aber nicht weil ich zu dumm war oder so sondern weil ich beim ersten Mal von 10 Treffen mindestens 6-7 mal krank war und mir die Übung gefehlt hat. Das Trostabzeichen die Seerobbe habe ich immer noch xd

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