KAPITEL III: Die Wälder Lóriens
Wir waren eine Weile durch die Gänge geirrt, bis wir schließlich anhielten, weil Gandalf sich nicht mehr an den Weg erinnerte. Die Zeit nutzte ich, um nochmal einen Blick auf den Schnitt an meinem Arm zu werfen. Nach einer Weile hatten wir die Grabkammer von Balin gefunden. Gimli fiel vor dem Grab auf die Knie und brüllte: ,,NEIN!" ,,Hier ruht Balin", las Gandalf die Inschrift des Steins vor, ,,Herr von Moria." ,,Wir dürfen nicht verweilen, wir müssen weiter", beharrte Legolas. Ich fand das Tagebuch von Balin, entstaubte es vorsichtig und schlug es auf der letzten Seite auf. ,,Sie haben die Brücke und die zweite Halle eingenommen", las ich vor, ,,Wir haben das Tor versperrt, können es aber nicht lange halten. Die Erde bebt. Trommeln, Trommeln in der Tiefe. Wir können nicht hinaus. Ein Schatten bewegt sich in der Dunkelheit. Wir können nicht hinaus. Sie kommen." In dem Moment durchbrach Pippin auch schon die Stille, indem er dieses Skelett mit dem Eimer scheppernd in die Tiefen des Brunnens beförderte. ,,Närrischer Tuk!", fluchte Gandalf, ,,Wirf dich nächstes mal selbst rein, dann sind wir dich und deine Dummheit los!" Armer Pippin. Das Trommeln kam näher. ,,Frodo!", stieß Sam entsetzt aus. ,,Orks!", stellte Legolas fest und zog Pfeil und Bogen. Auch die anderen zogen ihre Waffen. Boromir warf einen Blick durch die Tür und schon zischte ein Pfeil knapp an ihm vorbei. ,,Bleibt zurück", befahl Aragorn, ,,Dicht hinter Gandalf." ,,Sie haben einen Höhlentroll!", fügte Boromir hinzu. ,,Sollen sie doch kommen", gab Gimli von sich, während er sich wieder vom Boden erhob, ,,Es gibt noch immer einen Zwerg in Moria, der noch nicht zu Staub zerfallen ist." Die Orks brachen durch die Tür und Legolas und Aragorn feuerten die ersten Pfeile ab. Während die anderen mit ihren Waffen kämpften, haute ich ein paar Orks mit Balins Tagebuch KO. Und einem trat ich auch volle Kanne in seine Ork-Nüsse (wenn ihr versteht, was ich meine). Dann kam der Troll rein. Legolas schoss ihm einen Pfeil in die Brust, aber das schien den Troll herzlich wenig zu interessieren. Ich ließ das Buch fallen, nahm mir einen Stein vom Boden und warf den auf den Kopf des Trolls. Ich erinnere an Harry Potter und der Stein der Weisen, der Bergtroll im Mädchenklo. Er drehte sich zu mir um, aber blieb stehen. Nachdem er mich eine Weile angesehen hatte, kam er urplötzlich auf mich zugeschossen und noch bevor ich reagieren konnte, hatte er mich mit einer Hand gepackt. Bevor mich die Schwärze umfing, sah ich noch, wie eine Wand aus Stein auf mich zu kam. Und das sehr schnell. Ich musste das Bewusstsein verloren haben, denn als es mir endlich gelang, die Augen zu öffnen, lag der Troll, der Frodo angegriffen hatte, tot am Boden und Legolas kniete mit einem besorgten Blick neben mir. ,,Was ist passiert?", fragte ich verwirrt und rieb mir den Kopf. Blut klebte an meinen Fingern. ,,Der Troll warf dich gegen die Wand", erklärte Legolas mir, ,,Ich fürchtete schon, du seist tot." ,,Ach quatsch", winkte ich ab und versuchte aufzustehen, nur um im nächsten Moment vor Schmerz zu schreien und wieder auf den Boden zu fallen. Ich konnte das rechte Bein nicht belasten. Scheiße, wahrscheinlich hatte mir das gegen die Wand werfen das Bein gebrochen. Die Erde bebte leicht. ,,Zur Brücke von Khazad-dûm!", befahl Gandalf. Ich wollte erneut versuchen, aufzustehen, um mich in Lisannes Sattel zu schwingen, aber Legolas machte mir da einen Strich durch die Rechnung, indem er mich einfach hochhob und mit mir auf den Armen los lief. ,,Lisanne!", rief ich den Namen der Stute und tatsächlich folgte sie uns auf dem Fuß. Schnell hatten wir die große Halle erreicht, wo mich Legolas schließlich auf Lisannes Rücken setzte, um die Hände frei zum kämpfen zu haben. Die Orks kamen in ihrer Masse und umzingelten uns. Gandalfs Licht ließ sie zurück schrecken, doch etwas anderes trieb sie in die Flucht. ,,Der Dämon", hauchte ich und griff fest die Zügel von Lisanne. ,,Lauft!", rief dann auch Gandalf aus, als sich der Dämon näherte. Und ich ließ Lisanne angaloppieren. Die Brücke von Khazad-dûm hatten wir schnell überquert und quetschten uns nun auf diesem schmalen Vorsprung an die Felswand. Irgendwie fehlte etwas aus dem Film. Diese komische gespaltene Brücke war gar nicht gekommen. Vielleicht gab es die in echt gar nicht. Es musste ja nicht alles zwangsläufig so laufen, wie im Film. Vielleicht würde Gandalf dann auch nicht von dem Dämon in die Tiefe gerissen werden. ,,Du. Kommst nicht. Vorbei!", rief Gandalf in dem Moment schon dem Vieh entgegen. Eine Sache war anders als im Film: Er ließ die ganze Sache mit dem Wächter der Flamme von irgendwo aus. Aber die Brücke zerbrach und Gandalf hauchte: ,,Flieht ihr Narren." Aus dem Stand ließ ich Lisanne wieder angaloppieren und schaffte es dadurch als erste aus den Minen Morias heraus. Es war verdammt schmerzhaft, so wie gewohnt zu reiten. Versucht ihr mal eine auf die Schenkel konzentrierte Reitart mit einem gebrochenen Bein zu reiten! Alle wirkten sie zutiefst erschüttert. Kein Wunder, immerhin kannten sie alle Gandalf seit Jahren und hielten ihn für tot. Kurz überlegte ich, ob ich ihnen verraten sollte, dass Gandalf im nächsten Teil zurück sein würde, entschied mich dann aber dagegen. Das würde ihnen ja die gesamte Spannung verderben. ,,Wir dürfen nicht rasten, wir müssen weiter", sagte Aragorn im Befehlston, ,,Gimli, Legolas, helft ihnen auf!" ,,So lasst ihnen doch einen Moment Zeit!", rief Boromir dazwischen und wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. ,,Es sind immer noch Orks in der Nähe", stimme ich Aragorn jedoch zu, ,,Wenn der Ring Sauron nicht in die Hände fallen soll und wenn wir alle überleben wollen, dann sollten wir schleunigst weiter." Mit schieben meiner Hüfte konnte ich Lisanne zum weiterlaufen bringen. Es tat weh, sie so verletzt zu sehen. Besonders Legolas. Er hatte schon so viele verloren. Seine Mutter. Tauriel. Und jetzt Gandalf. ,,Bitte, ihr müsst mir vertrauen Leute", versuchte ich erneut, sie zum Aufbruch zu bewegen, ,,Der Ring muss vernichtet werden. Wenn er Sauron in die Hände fällt, war alles um sonst! Dann wird es keine Welt mehr geben, in die ich zurück kehren kann und ich würde irgendwann schon gerne wieder nach Hause!" ,,Sie hat recht", meinte dann zu meiner Überraschung Frodo, ,,Wenn der Ring nicht bald vernichtet wird, dann werden wir alle kein zu Hause mehr haben, zu dem wir zurück kehren können. Wir sollten aufbrechen."
Und so ging es weiter richtung Mordor. Ebenso wie Mordor rückte auch Boromirs Tod immer näher. In den Wäldern von Lórien angekommen sagte Gimli doch tatsächlich zu Meri und Pippin: ,,Passt nur auf, dass ihr nicht ihrer Stimme lauscht. Sonst wird die Waldhexe euch verzaubern." ,,Was redest du da eigentlich für einen Müll?", fuhr ich den Zwerg an. ,,Das ist die Wahrheit", beharrte Gimli, ,,Doch mich würde sie eh nicht erwischen. Ich habe die Augen eines Habichts und die Ohren eines Fuchses." ,,Der Zwerg atmet so laut, wir hätten ihn im Dunkeln erschießen können", sagte dann plötzlich dieser Elbentyp, dessen Name ich mir nicht merken konnte und hielt seine Waffe auf Gimli gerichtet. Wir waren umzingelt. ,,Wir sollten verschwinden", meinte Gimli leise. ,,Ihr habt das Reich der Herrin des Waldes betreten, ihr könnt nicht mehr umkehren", meinte dazu nur dieser Elbentyp. ,,Ach ne, erzähl mir mal was neues", sagte ich nur zu dem Typ und ließ Lisanne weiter gehen, ,,Kommt schon, wir haben nicht das ganze Leben Zeit. Wir müssen immer noch Sauron vernichten." Da waren die erstmal baff. Tja, man sieht nicht alle Tage einen Mensch, der sich den Elben von Lórien wiedersetzt. Aber ich hatte so langsam echt die Schnauze voll von Mittelerde.
Die Elben brachten uns zu Galadriel. Ich blieb dabei die ganze Zeit auf Lisannes Rücken. ,,Seid willkommen", begrüßte Galadriel uns alle, ,,Sansa, du bist verletzt. Lass mich dich heilen." Anders als es üblich war, schwang ich das linke Bein auf die rechte Seite des Pferdes (nachdem ich beide Füße aus den Steigbügeln genommen hatte) und wollte mich langsam auf den Boden gleiten lassen, doch Legolas kam mir schon wieder zuvor und sagte: ,,Ich werde nicht zulassen, dass du dich noch schlimmer verletzt." Und so trug er mich rüber zu Galadriel. So ein bisschen peinlich war das ja schon... Aber es war auch süß, dass er sich scheinbar Sorgen um mich machte. Galadriel legte einfach nur ihre Hand auf mein gebrochenes Bein und schon ebbte der Schmerz ab. ,,Du kannst sie nun auf den Boden lassen", meinte Galadriel zu Legolas, doch der zögerte. ,,Schon gut, ich vertraue ihr", sagte ich jedoch zu ihm. Als er mich dann absetzte, konnte ich ein überraschtes Oh nicht verhindern. ,,Ihr seid neun, doch von Bruchtal sollten zehn aufbrechen", fragte dann Galadriel, ,,Wo ist Gandalf?" ,,Dämon in den Minen von Moria", antwortete ich, ,,Damit hat er uns unsere Hintern gerettet. Sorry für die seltsame Sprache." ,,Eure Fahrt steht auf Messers Schneide", verkündete Galadriel (wobei mir auch mal auffiel, dass ihr Mann gar nicht zu existieren schien), ,,Geht ihr nur um ein Weniges fehl, wird sie scheitern. Was den Untergang für alle bedeutet. Und doch gibt es Hoffnung, solange die Gemeinschaft treu ist. Lasst euch das Herz nicht schwer machen. Geht nun und ruht. Ihr alle seid erschöpft."
Ihre Aura war wirklich beeindruckend. Doch der Kampf in den Minen hatte mir wieder einmal gezeigt, dass ich nicht kämpfen konnte. Ich hatte mir einen von Legolas' Dolchen geschnappt und hatte mich ein Stückchen von der Gruppe entfernt, um mit mir selbst zu üben. ,,Ein Klagelied für Gandalf", hörte ich dann Legolas sagen, ,,Was sagen sie? Mein Herz vermag es nicht zu übersetzen. Für mich ist die Trauer noch zu nah." Aus Versehen musste ein kleiner Zweig dran glauben, als ich einen Schwung tätigte. Was lernen wir daraus? Elebenwaffen sind scharf! ,,Wo ist Sansa?", hörte ich Legolas dann fragen. ,,Sie hat sich mit einem deiner Dolche davon gemacht", hörte ich Gimli antworten, ,,Das du es nicht mal bemerkst, wenn deine Waffen verschwinden!" ,,Ich werde sie suchen", verkündete Legolas schließlich und kam auf mich zu. Ich schlug weiter mit dem Elbendolch um mich in die Luft. Bis Legolas plötzlich von hinten seine Hand auf meine legte. ,,Auch du solltest dich ausruhen Sansa. Du hast viel durchgemacht in den letzten Tagen." ,,Ich kann nicht schlafen", sagte ich dann und wandte mich wieder von ihm ab, ,,Immer wenn ich einschlafe, träume ich von Sauron. Von unserem Scheitern. Und wie sich die Gemeinschaft sich nach und nach auflöst. Ich kann nicht schlafen Legolas, ich kann nicht!" ,,Du wirst schon noch deine Ruhe finden", sagte er sanft zu mir und es klang wie ein Versprechen. Tatsächlich schlief ich friedlich in dieser Nacht. In meinem Traum erschien mir nicht Sauron, sondern Galadriel. ,,Sei vorsichtig, wem du dein Herz schenkst", sagte sie zu mir und sie zeigte mir ein Bild, wie ich Legolas küsste. Okay. Das war sehr unwahrscheinlich.
Als wir am nächsten Morgen aufbrachen, fühlte ich mich endlich sicher. Galadriel hatte mir magische Waffen geschenkt. ,,Vertraue in diesen Bogen und er wird auch dir vertrauen", hatte sie zu mir gesagt, ,,Dein Ziel ist sein Ziel, dein Feind ist sein Feind. Und das Schwert des Sternenlichts. Nie wird es sein Ziel verfehlen." Ich hatte ein Boot für mich allein bekommen. Okay, ich hatte ja auch ein Pferd bei mir. Vom Aussehen her genoss ich die Schönheit unserer Umgebung, aber gleichzeitig wusste ich auch, dass Boromirs Tod immer näher rückte...
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