Kapitel 90
Harry P.o.v
«Wollen Sie uns nicht noch was sagen?», drangen die Worte des Iren in meine Ohren. Mein Herz blieb stehen und ich hatte das Gefühl, mein Blut würde einfrieren. Dass Horan kein Fan von mir war, hatte ich schon des Öfteren bemerkt und zu spüren bekommen, doch dass er nun vor der kompletten Firma einen Aufstand machen musste, wäre wirklich nicht nötig. Leises Getuschel ging durch den Saal, als Horan einfach stehen blieb und mich abwartend ansah. Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte, weshalb mein Blick automatisch hilfesuchend zu Louis schweifte. Unsere Blicke trafen sich und ich konnte ganz klar Angst in seinen Augen erkennen. Er hatte mir noch erzählt, dass Horan mal eine Bemerkung ihm gegenüber gemacht hatte, als wir von unserem Urlaub zurückgekommen waren. Ich hätte es besser direkt in die Hand genommen und das Gespräch mit meinem Human Ressources Leiter gesucht. Nun stand ich ganz schön blöd da. Schluckend sah ich zurück in die Menge und zu Horan, welcher mich abwartend ansah. Okay, einfach Dominanz ausstrahlen. Tief atmete ich durch, ehe ich mich wieder aufbaute und streng auf ihn hinab sah.
«Ich wüsste nicht was.», beantwortete ich seine Frage und wollte schon weitersprechen und die Angestellten zurück an ihre Arbeit schicken, als Horan mich erneut unterbrach.
«Wie wär es, wenn Sie endlich mal damit rausrücken, was zwischen Ihnen und Louis läuft?» Das Getuschel wurde lauter und erneut huschte mein Blick zu meinem Freund, welcher sich Hinter Liams Rücken in dessen Hemd krallte. Am liebsten würde ich ihn direkt in den Arm nehmen und ihm die Angst nehmen, doch vor all meinen Angestellten konnte ich das nicht. «Es ist schon komisch, dass der liebe Louis auf einmal gleichzeitig mit Ihnen anfängt zu arbeiten. Sagen Sie, musste Ihr Assistent bisher nicht spätestens um halb Sieben im Büro sein, um alles herzurichten? Und auf einmal haben Sie beider auch um 17 Uhr Feierabend, Geschäftsausflüge dauern plötzlich eine ganze Woche und gefrühstückt wird anscheinend auch auf Arbeitszeit. Soll das gegenüber den anderen fair sein?», sprach er weiter und brachte mein Blut damit zum Lodern. Er sollte besser aufpassen, was er sagte, wenn er seinen Job morgen noch haben wollte. Ach was dachte ich da, den hatte er jetzt eh schon verloren. Als ob ich ihn nach dieser Szene nicht feuern würde! «Hätte ich gewusst, dass ich bloss meinen Arsch ein bisschen an Ihnen reiben muss, hätte ich das schon längst getan, um ein Bisschen mehr Freizeit zu kriegen!»
«Jetzt reichts aber, Mr. Horan!», unterbrach ich ihn, als das Fass definitiv am Überlaufen war. Meine Finger krallten sich tief ins Rednerpult, während meine Augen ihn fixierten. Meine Stimme war wohl etwas lauter, als ich gedacht hatte, denn auf einmal herrschte Stille im ganzen Saal. Gut so. «Also erstens geht mein Privatleben Sie einen feuchten Dreck an, Mr. Horan. Das habe ich Ihnen bei unserem letzten Meeting bereits klar und deutlich gesagt. Es hat Sie nicht zu interessieren, wen ich date und selbst wenn es mein Assistent ist, dann hat das keinen Einfluss auf die Arbeit!», sprach ich mit tiefer Stimme und erneut traf mein Blick auf den von Louis. Sein Anblick beruhigte mich etwas, weshalb sich auch meine Stimme ein bisschen senkte. «Ja, ich führe eine Beziehung mit meinem Assistenten. Louis und ich sind nun schon einige Monate zusammen und ja, seit er für mich arbeitet, hat es einige Änderungen in meinem Arbeitsalltag gegeben. Louis Tomlinson ist ein ausgezeichneter Assistent. Er denkt mit und arbeitet schnell und exakt. Somit nimmt er mir viel Arbeit ab, die ich bisher selbst erledigen musste und dafür bin ich ihm sehr dankbar. Durch seine effiziente Arbeitsweise spart er uns sehr viel Zeit ein, wodurch er es uns ermöglicht, während unserer morgendlichen Besprechung, was den Terminplan angeht, gemeinsam zu frühstücken.» fuhr ich meine Ansprache fort. Horan stand bloss mit verschränkten Armen da und ich spürte, dass er mir am liebsten wieder ins Wort fallen würde, doch ich liess ihm gar nicht die Zeit dazu. «Hätten Sie auch nur ein kleines Bisschen aufgepasst und ihre Aufmerksamkeit aufs Geschäft geleitet, dann hätten Sie ausserdem gemerkt, dass unsere Umsätze in den letzten Monaten drastisch gestiegen sind. Wir haben sehr viele neue Partnerschaften abgeschlossen, was dazu führt, dass ich häufiger auf Geschäftsreise muss, um eben diese Partner genauer kennenzulernen und zu begutachten. Denken Sie, ich kann das alles nach wie vor in zwei Tagen erledigen, so wie bisher? Alleine in New York habe ich in den letzten drei Monaten, drei neue Partnerschaften abgeschlossen und die pflege ich nun mal gerne vor Ort und nehme mir Zeit dafür.», ich musste mir das Grinsen zurückhalten, als der Typ, der neben Horan sass, an dessen Jackett zog und dieser sich nun tatsächlich wieder setzte. Einen Moment lang liess ich die Stille auf ihn einwirken. Ehrlichgesagt fühlte es sich gut an, vor all den Leuten zu sagen, dass Louis und ich zusammen waren. Es tat auch sehr gut, ihn für seine ausgezeichnete Arbeit zu loben, denn das tat ich definitiv zu selten. Kurz sah ich zum Bühnenrand rüber und lächelte Louis zu, dann sah ich Liam an, welcher mir stolz zunickte. Seufzend wendete ich meinen Blick wieder nach vorne.
«Ich finde es schade, dass ein solch freudiges Ereignis nun so enden musste. Ich hätte wirklich gerne noch mit dem einen oder anderen von Ihnen über die Zukunft unseres Betriebs gesprochen und darüber, wie sehr es mich freut, welch grosse Fortschritte wir machen. Doch ehrlichgesagt ist mir die Lust dazu nun vergangen.», gab ich zu. Erneut traf mein Blick auf den von Horan. «Ich mache es jedem von ihnen sehr leicht. Sollte nach wie vor noch jemand ein Problem damit haben, dass ich eine glückliche Beziehung mit meinem Assistenten führe, dann wissen Sie wo die Tür ist. Mehr möchte ich dazu gar nicht mehr sagen. Ich danke Ihnen allen, dass Sie sich die Zeit genommen haben, sich hier zu versammeln. Sie dürfen zurück an die Arbeit und ich wünsche Ihnen einen erfolgreichen Tag.», beendete ich meine Rede. Mit einem Nicken verabschiedete ich mich von meinen Angestellten und lief vom Rednerpult weg, als auf einmal ein tosender Applaus ausbrach. Ich liess mir meine Freude nicht anmerken, sondern schüttelte Liam kurz die Hand und klopfte ihm auf die Schulter. Sein Blick reichte mir aus, um zu wissen, dass er mit allem einverstanden war, was ich gesagt hatte. Lächelnd legte ich meine Hand auf Louis rücken und führte ihn sanft an meiner Seite zum Aufzug. Jetzt war ich gespannt, ob Horans Tisch sich von alleine leerfegte, oder ob ich da noch nachhelfen musste.
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