Kapitel 9

„Einen Job?", fragte ich ungläubig. Dass es so einfach würde, etwas zu finden, hätte ich nicht gedacht.

„Ja, ich hab heute Morgen mit meinem Boss telefoniert und hab ihm von dir erzählt, weil ich weiss, dass er gerade einen Assistenten sucht. Ich weiss, es ist nicht das, was du bisher gemacht hast, aber wenn du Lust hast, kannst du dich schon morgen bei ihm vorstellen.", lächelte er. Total überfordert starrte ich ihn an. Assistent der Geschäftsleitung. War ich dafür wirklich gut genug? Ich hatte ja wirklich keine Erfahrung in dem Bereich und ich wollte Liam nicht schon als meinen Freund verlieren, wenn ich das hier auch noch versaute.

„Aber ich hab doch gar keine Ahnung was ich da tun müsste.", äusserte ich meine Bedenken. Liam winkte bloss ab.

„Das kannst du ja alles noch lernen. Harry wird dir schon erklären, was du zu tun hast. Er braucht gerade wirklich dringend jemand neues, daher denke ich, dass deine Chancen recht gut stehen. Also, hast du Lust?"

„Ähm, ja klar!", stimmte ich schliesslich zu. Zufrieden nahm Liam sein Handy raus und schickte mir den Standort der Firma.

„Du hast um 14 Uhr den Termin mit ihm. Melde dich einfach unten beim Empfang und sag ihnen, dass du zu Harry Styles möchtest, die werden dir dann sagen, wo du lang musst.", erklärte Liam. Verstehend nickte ich und damit schlossen wir das Thema Job für diesen Abend ab und unterhielten uns über anderes. Es war echt witzig mit Liam, wir verstanden uns wirklich sehr gut. Als es dann aber schon nach 22 Uhr war, entschieden wir uns, wieder nach Hause zu fahren, denn Liam musste morgen früh raus und zur Arbeit.

„Und vergiss nicht, morgen um 14 Uhr. Harry Styles.", wiederholte Liam zum letzten Mal, als ich aus dem Fahrstuhl stieg, er musste noch drei Stockwerke weiter rauf. Nickend lachte ich und verabschiedete mich von ihm, bevor ich zu Lotties Wohnung ging. Leise, da ich wusste, dass sie bereits im Bett war, schloss ich die Tür auf und betrat die dunkle Wohnung. Ich schlich mich in mein Zimmer und liess mich erstmal aufs Bett fallen. Nicht zu glauben. Ich hatte morgen schon ein Vorstellungsgespräch, dabei war ich doch gerade mal zwei Tage hier!

Lottie hatte ich nichts vom Vorstellungsgespräch erzählt. Sie war sowieso bereits zur Arbeit gegangen, als ich am nächsten Morgen aufstand. Ich liess mich mit meinem Tee und einem Toast auf ihr Sofa fallen und sah etwas fern, um die Zeit tot zu schlagen. Ich wusste gar nicht, was ich sonst machen sollte. Ausserdem war ich echt aufgeregt wegen dem Gespräch. Kurz nach Mittag, stieg ich unter die Dusche und machte mich fertig. Eine schwarze Skinnyjeans und ein weisser Hoodie, dazu meine geliebten Vans. Das war eigentlich das, was ich bisher immer zu meinen Vorstellungsgesprächen angezogen hatte. Ein letztes Mal sah ich noch in den Spiegel und richtete meine Haare, bevor ich meine Sachen nahm und zu meinem Auto raus ging. Ich machte das Navi an und gab den Standort ein, den Liam mir geschickt hatte. Die Fahrt würde nur etwa zehn Minuten dauern. Vor einem Hochhaus hielt ich und parkte auf dem grossen Parkplatz. Ich schloss mein Auto ab und lief auf den Eingang zu, staunte dabei über die Autos, die hier parkten. Auch Liams schwarzen Range Rover erkannte ich gleich wieder. Vor allem weil auf dem Schild vor seinem Parkplatz sein Name stand. Sein Parkplatz war ziemlich nah beim Eingang, was mich vermuten liess, dass er schon eine höhere Position in dieser Firma hatte. Der vorderste Parkplatz war mit „Harry Styles" beschriftet. Auf diesem parkte ein schwarzer Porsche und in dem Moment wurde mir etwas mulmig. Ich glaubte, ich hatte mich komplett falsch angezogen für dieses Vorstellungsgespräch. Genau das bestätigte sich auch, als ich das Gebäude betrat und sah, wie formell alle Mitarbeiter angezogen waren. Die Frauen hinter dem Empfangstresen trugen alle enge schwarze Kleider oder Röcke mit einer Bluse. Die Männer liefen nur in Anzügen herum. Schluckend sah ich an mir runter. Fuck. Am liebsten würde ich gleich wieder rausspazieren und nach Hause fahren. So würde ich diesen Job nie kriegen! Als ich dann auch noch den Blick, der Dame hinter dem Tresen bemerkte, wie sie mich von oben bis unten musterte, als ob sie wissen würde, dass ich hier komplett fehl am Platz war, drehte ich einfach um und lief wieder auf die grosse Glastür zu.

„Louis!", hielt mich eine bekannte Stimme auf. Ich drehte mich um und sah, wie Liam auf mich zugelaufen kam. Auch er natürlich in einem Anzug. Bei mir angekommen nahm er mich am Arm und zog mich etwas zur Seite. „Sag mal spinnst du, so zu einem Vorstellungsgespräch zu gehen?", flüsterte er mir zu. Verzweifelt sah ich ihn an. Ich wusste ja, dass ich total underdressed war, aber ich hatte ja keine Ahnung, dass das hier so eine formelle Firma war!

„Ich wusste ja nicht, wie gross diese Firma ist oder wie sich hier alle an einen Dresscode zu halten haben!", verteidigte ich mich.

„Willst du mir sagen, du weisst nicht wer Harry Styles ist?", flüsterte er wieder. Ich schüttelte bloss den Kopf. Der Name war mir bis gestern noch komplett unbekannt gewesen. Woher sollte ich den auch kennen? Ich war doch erst seit Samstag in London. Als ob sein Name in ganz England bekannt war!

„Nein!", zischte ich daher und Liam schlug sich die Hand vor die Stirn.

„Dann hättest du ihn doch googeln können! Jetzt ist es eh zu spät, du musst rauf, sonst kommst du noch zu spät. Du musst jetzt eben mit deinem Charakter gewinnen.", meinte Liam. Ja genau, weil das ja meine Stärke war. „Warte hier." Er lief zum Empfang rüber und sprach mit der Dame, die hinter dem Tresen stand. Diese sah mich wieder missbilligend an, ehe sie zum Telefon griff und Liam zu mir zurückkam. „Komm, ich bring dich rauf." Er führte mich zum Fahrstuhl und drückte die Taste für den obersten Stock. Nervös knetete ich meine Hände, die bereits pitschnass waren. Ich zitterte am ganzen Körper. Mir war klar, dass ich diesen Job niemals kriegen würde, so wie ich aussah. Wozu brachte Liam mich denn noch rauf? Oben angekommen traten wir in einen weiteren Empfangsbereich, hier war allerdings niemand hinter dem Tresen. Vermutlich war das der Arbeitsplatz des Assistenten, der zur Zeit frei war.

„Okay, setz dich da drüben aufs Sofa und warte, bis Harry dich reinholt. Und bitte, zeig dich von deiner besten Seite!", flüsterte Liam. Ich nickte und ging auf zittrigen Beinen zum Sofa rüber, während Liam wieder im Aufzug verschwand. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und mir wurde richtig schlecht. Ob ich jetzt noch Zeit hatte, ihn zu googeln? Gerade wollte ich mein Handy rausholen, als sich die grosse Türe neben dem Sofa öffnete und ein gutaussehender junger Mann heraustrat. Seine braunen Locken fielen ihm locker über die Schultern. Auch er trug einen Anzug, seiner war aber nicht so wie die anderen schlicht schwarz oder blau, sondern hatte weisse Streifen, glitzerte sogar noch leicht. Anders als die anderen trug er auch keine Krawatte, sondern trug sein schwarzes Hemd sogar leicht geöffnet. Seine grünen Augen trafen auf mich und er musterte mich mit gerunzelter Stirn, ehe er sich im grossen Raum umsah. Bestimmt hoffte er, dass nicht ich derjenige war, der sich vorstellen wollte. Doch der Raum war ausser mir leer. Erneut traf sein Blick auf meinen.

„Louis...?", fragte er und kam etwas näher. Ich erhob mich sofort vom Sofa und wischte meine Hände an meiner Hose ab, bevor ich ihm eine Hand entgegenstreckte.

„Louis Tomlinson, Sir.", stellte ich mich vor. Zögernd griff er nach meiner Hand und schüttelte sie kurz. Einen Moment musterte er mich noch, ehe er seufzend zur Seite trat.

„Also gut, kommen Sie rein Mr. Tomlinson."


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