Kapitel 73

Harry P.o.v

Viel zu schnell waren die Tage in LA vergangen und schon standen wir bereits wieder am Flughafen. Die Zeit mit Louis war so wunderschön, dass ich das Gefühl hatte, wir wären erst gestern hier angekommen. Dabei waren es ganze fünf Tage, die wir in LA verbracht hatten. Wir hatten Sightseeing gemacht, da für Louis die Stadt neu war, dann waren wir wellnessen und haben uns sogar Maniküren machen lassen. So entspannt wie jetzt, war ich seit Jahren nicht mehr und das hatte ich nicht mal den Massagen und dem Spa zu verdanken, es war alles dank Louis.

„Ich geh mal einchecken.", meinte Louis und zog mir meinen Pass aus dem Jackett. Leicht stellte er sich auf die Zehenspitzen und hauchte mir einen Kuss auf die Lippen. Von den ganzen Gefühlen, die mich immer wieder überkamen, wenn Louis mir auch nur die kleinste Berührung schenkte, war ich ganz benebelt. Somit bekam ich gar nicht mit, wie er davon lief. Nur unterbewusst sah ich ihm hinterher. Wie konnte ein Mensch nur so perfekt sein? Ich konnte immer noch nicht verstehen, wie schnell sich meine Gefühle für ihn entwickelt hatten. Schon vom ersten Moment an, als ich ihn gesehen hatte, wie er da im Pulli und Jeans auf dem Sofa sass, fühlte ich mich schon irgendwie zu ihm hingezogen. Und das obwohl es mich sauer machte, wie unangemessen er da angezogen war. Er hatte einfach etwas, das mich fesselte und das hatte er auch jetzt noch. Ich konnte meinen Blick nicht von ihm abwenden. Er stand bloss da am Check-In Schalter und wartete auf unsere Boardingpässe und trotzdem liess er mein Herz schneller schlagen. Er musste nicht mal was machen und schon kribbelte es in meinem Bauch. Es war verblüffend, was für eine Wirkung er auf mich hatte. Wie sehr er mich beruhigte und entspannte. Am liebsten würde ich ihn rund um die Uhr bei mir haben. Ihn nie aus den Augen lassen und ununterbrochen seine Hand halten. Er tat mir gut und ich hoffte doch sehr, dass ich denselben Effekt auch auf ihn hatte. Ob es noch zu früh war, ihn zu bitten, bei mir einzuziehen? Vermutlich war es das, doch der Gedanke daran fühlte sich gerade so richtig an. Jeden Morgen neben ihm aufwachen, mich mit ihm für die Arbeit fertig machen, mit ihm Frühstücken und dann zur Arbeit fahren. Den ganzen Tag mit ihm verbringen, entspannt ,weil er mich in Stresssituationen wieder runterholt und danach pünktlich Feierabend machen und mit ihm zusammen nach Hause fahren. Wir könnten gemeinsam kochen oder ich würde ihn bekochen, dann zusammen essen, gemeinsam unter die Dusche, vielleicht noch einen Film schauen und dann eng aneinander gekuschelt einschlafen. So stellte ich mir den Rest meines Lebens einfach perfekt vor. Mit Louis an meiner Seite konnte ich mir eine wunderbare Zukunft ausmalen. Eine Zukunft in der ich glücklich war und nicht kurz vor einem Burnout, so wie ich es vor einigen Wochen noch war. Eine Zukunft mit so viel Liebe und Glück, mit einer Familie. All das konnte ich mir mit Louis so gut vorstellen, all die Sachen, an die ich bisher noch nie gedacht hatte. Es hatte sich nicht einmal der Gedanke an eine Familie in meinen Kopf geschlichen. Doch jetzt wünschte ich es mir sehnlichst, einmal mit Louis eine Familie zu gründen. Er würde bestimmt einen wundervollen Vater abgeben. Mit seiner kindischen, verspielten Art, würden ihn die Kinder bestimmt lieben.

„Hazza?", drang der Klang seiner Stimme zu mir durch. So langsam kam ich wieder zu mir. Ich hatte gar nicht gemerkt, wie sehr ich abgedriftet war. Erst als seine Hand sich in meine legte, kam ich wieder zurück in die Realität und sah in diese wunderschönen blauen Augen, in die ich mich so sehr verliebt hatte. Lächelnd beugte ich mich vor und küsste ihn sanft. Ich merkte, wie Louis nebenbei meinen Pass zurück in mein Jackett schob und musste leicht lächeln. Viel zu früh löste er sich wieder von mir und sah sich etwas um. Seine Hände legten sich an meine Brust und schoben mich leicht zurück. „Wir sollten vielleicht etwas weggehen. Wir stehen mitten drin und sind vermutlich allen im Weg.", bemerkte er. Da hatte er recht. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich die ganze Zeit mitten in der Halle gestanden war und ihn angestarrt hatte, als er beim Einchecken war. Wir nahmen unsere Koffer an die Hand und liefen händchenhaltend los zum Sicherheitscheck. Einmal mehr nahmen sie Louis raus zum Abtasten. Ich fand das auf der einen Seite wirklich verdammt witzig, dass sie sich immer ihn aussuchten. Anscheinend sah er aus wie jemand, der wohl was schmuggeln wollte. Auf der anderen Seite aber, machte es mich auch leicht eifersüchtig. Denn die Typen fassten da gerade meinen Freund an. Er war meins und nur ich durfte ihn so anfassen. Doch in dem Moment, als Louis' Hand sich wieder in meine legte, verschwanden die Gedanken sofort wieder und ich war wieder tiefenentspannt.

Wir begaben uns zum Gate, wo schon kurz darauf das Boarding bereits begann. Mit unseren First Class Tickets durften wir wieder als erste rein und wurden gleich am Eingang von derselben Stewardess begrüsst, die auf dem Hinflug für uns zuständig gewesen war. Grinsend sah ich zu, wie ihr Gesicht knallrot anlief, als sie uns beide entdeckte. Sie führte uns schnell zu unseren Sitzen, ehe sie wieder zurück zum Eingang des Flugzeugs flüchtete. Irgendwie tat es mir ja leid, dass sie das alles miterleben musste und nun so peinlich berührt war. Doch auf der anderen Seite fand ich es auch sehr amüsant.

Das Flugzeug war noch nicht lange gestartet, als mein Handy klingelte und ich zum ersten Mal seit Tagen von Liam hörte. Es freute mich wirklich sehr, dass er meine Firma für die paar Tage ganz alleine für mich übernehmen konnte. Was wäre ich bloss ohne Liam?

„Liam, wie geht's meinem besten Mann?", fragte ich gut gelaunt, als ich den Anruf entgegennahm.

„Hey Harry, hast du kurz Zeit oder ist es grad schlecht?", stellte Liam eine Gegenfrage, schien allerdings alles andere als glücklich. Die Stirn runzelnd setzte ich mich etwas aufrechter hin. Was war passiert?

„Was ist los?", fragte ich direkt und hörte Liam seufzen.

„Wir haben ein Problem.", fing er an und machte eine unnötige Pause, in der mein Puls bereits wieder auf das doppelte angestiegen war. „Der Johnson Vertrag hatte eine rechtliche Lücke und nun wollen sie ohne Frist aus dem Deal aussteigen."

„Was?!", schrie ich fast schon ins Telefon und zog damit die Aufmerksamkeit einiger Passagiere auf mich, unter anderem auch die von Louis. Er sah mich verwundert an, doch seinen Blick ignorierte ich für den Moment einfach. Ich wollte wissen, das da schiefgelaufen war. „Wer hat das verbockt?", wollte ich sofort wissen, bekam aber als erstes nur wieder ein Seufzen von Liam als Antwort. Warum konnte er nicht einfach direkt mit der Sprache rausrücken?

„Der Praktikant der Rechtsabteilung hat den Vertrag wohl verfasst und offenbar wurde er nicht korrekturgelesen, bevor er abgeschickt wurde. Also würde ich sagen, ist nicht nur der Praktikant alleine schuld.", erklärte Liam. Mein Herz raste immer schneller und ich spürte schon, wie meine Schläfen anfingen zu pochen. Weg war die Entspannung. Bestimmt ging mein Blutdruck gerade durch die Decke. Das hatte ich nun davon, dass ich ein paar Tage Urlaub nahm. Unter meiner Aufsicht wäre das niemals passiert.

„Liam, du musst sie jetzt hinhalten, bis ich wieder da bin. Sie dürfen auf keinen Fall aus dem Vertrag aussteigen, die sind einer unserer wichtigsten Partner!", meinte ich streng und spürte nur kurz darauf eine warme Hand auf meinem Knie liegen. Mein Blick huschte rüber zu Louis, welcher mich besorgt ansah. Zwar beruhigte ich mich für einen Moment, als unsere Blicke aufeinander trafen, doch während Liam mir mehr von dem Problem erzählte, wurde ich gleich wieder gestresst. Louis deutete mir, tief durchzuatmen, doch das brachte im Moment auch nichts, weshalb er es weiterhin mit seinen Händen auf meinen Oberschenkeln versuchte. Jedoch wusste ich nicht, ob mich das beruhigen oder anturnen sollte.

„Ich tu was ich kann.", sagte Liam noch zum Abschluss, ehe er sich von mir verabschiedete und ich schwerdurchatmend das Handy weglegte, nur um es durch meinen Laptop zu ersetzen. Ich musste meine Mails checken, sehen was ich sonst noch verpasst hatte.

„Harry, beruhig dich. Du fällst ja schon wieder zurück in deinen Boss Charakter.", seufzte Louis, als er weiterhin über meine Beine streichelte. Ich ignorierte seine Worte und öffnete meine Mails. Ein Posteingang, der völlig überfüllt mit Mails war, empfing mich und ein leichter Druck breitete sich auf meiner Brust aus. Nichts Ungewöhnliches. So war das schon seit Monaten immer wieder. Vielleicht hätte ich damit mal zum Arzt sollen, doch wer hatte schon Zeit dafür. Gerade wollte ich die erste Mail öffnen, als Louis einfach seine Hand auf meinen Laptop legte und diesen langsam zu klappte. Unsere Blicke trafen aufeinander und ich sah die Angst in seinen Augen, als er den Laptop von meinen Beinen nahm. „Hazza, ich mach mir Sorgen, dass du wieder in alte Muster zurück fällst.", sprach er seine Bedenken aus. Den Laptop verstaute er in meiner Tasche unter dem Sitz und ging dann vor mir in die Hocke, die Hände wieder auf meinen Oberschenkeln. Ich seufzte und legte meine Hände auf seinen ab. Er hatte ja Recht, das war mir schon bewusst. Doch was sollte ich denn bitte tun, wenn meiner Firma sowas drohte? Ich musste doch reagieren.

„Ich weiss, Baby, tut mir leid. Die letzten Tage war ich so entspannt wie seit Jahren nicht mehr und eigentlich will ich das nicht schon wieder verlieren, doch ich bin bereits wieder so gestresst, dass ich losheulen könnte.", gab ich zu. Ich kämpfte gegen die aufkommenden Tränen an und sah hinab auf diesen wundervollen Mann, der mich mit seiner Art so sehr beruhigen konnte. „Ich liebe dich.", flüsterte ich, was ihm ein Lächeln auf die wunderschönen Lippen zauberte.

„Ich liebe dich auch, Hazza. Entspann dich einfach. Du hast Urlaub. Für etwas hast du ja schliesslich Liam.", überzeugte mich Louis weiter. Er schaffte es, mich wieder runterzukriegen und somit fasste ich den Laptop den restlichen Flug über nicht mehr an. Erst als wir in London wieder landeten, kehrten meine Gedanken zurück zum Geschäft.

„Ich fahr direkt ins Büro.", meinte ich, doch Louis, hielt mich sofort an der Hand zurück.

„Nichts da, du gehst nach Hause, erholst dich vom Flug und dann gehst du morgen früh ins Büro.", widersprach Louis mir. Er zog mich einfach hinter sich her bis wir in einem der Taxis sassen. Zwar knabberte ich die ganze Fahrt über an meinen Fingernägeln rum, doch Louis gab nicht auf und versuchte mich weiterhin zu beruhigen. Bei mir zu Hause angekommen, hatte er es dann tatsächlich geschafft. Ich war ruhig und dachte nicht mehr ununterbrochen an die Arbeit und das Problem, das sich mir da stellen würde. Wir nahmen unsere Koffer entgegen und betraten meine Villa.

„So und jetzt setzt du dich hin, nimmst vielleicht ein Bad und trinkst einen Tee und dann entspannst du dich nochmal, bevor es morgen zurück an die Arbeit geht. Ich fahr kurz zu mir nach Hause, um auszupacken. Danach komm ich wieder her, wenn das okay ist.", schlug Louis vor, doch ich hatte einen viel besseren Vorschlag. Ja, vielleicht war es noch zu früh dafür, doch das war mir egal.

„Warum packst du deine Sachen nicht gleich hier aus?" Louis' verwirrter Blick zeigte mir ziemlich deutlich, dass er nicht ganz verstand, was ich damit sagen sollte, weshalb ich lächelnd nach seinen Händen griff und ihn näher an mich heran zog. „Zieh bei mir ein, Louis."


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