Kapitel 7
Harry P.o.v
Murrend drehte ich mich auf die Seite und rieb mir müde die Augen, als das Klingeln meines Handys mich aus meinem Schlaf riss. Ich brauchte einen Moment um zu realisieren, wo ich war. Stimmt, ich war immer noch im Büro. Ich hatte gestern noch bis spät in die Nacht gearbeitet, weil einfach so viel liegengeblieben war. Auf dem Sofa zu schlafen, war eigentlich nicht geplant gewesen. Ich hatte gedacht, ich würde es schon noch nach Hause schaffen, doch es war einfach so viel Papierkram und dann war es schon nach Mitternacht. Da hatte ich mich entschieden, besser nicht mehr ins Auto zu sitzen und lieber gleich hier zu bleiben. Gähnend fuhr ich mir durch die Haare und griff nach meinem Handy, das auf dem Glastisch vor dem Sofa lag, umgeben von gefühlt hundert Akten. Auf dem Bildschirm stand „Liam Payne", was eigentlich ganz gut passte, wenn ich ja sowieso schon im Büro war. Liam arbeitete seit vielen Jahren für mich, er war einer meiner loyalsten Angestellten. Ich wusste, dass ich mich immer auf ihn verlassen konnte, daher hatte sich zwischen uns auch eine sehr gute Freundschaft entwickelt. Normalerweise freundete ich mich nicht mit meinen Angestellten an, ich liess sie gerne im Wissen, wer hier der Boss war. Doch bei Liam war das was anderes, er leitete eine der Abteilungen und war mir damit näher als alle anderen Angestellten. Wenn man ein Geschäft hatte, das auf so vielen Zweigen basierte, wie meines, war man auf Leute wie Liam angewiesen, die einen dieser Zweige professionell managte.
Bevor er noch auflegte, tippte ich auf den grünen Hörer und liess mich mit meinem Handy am Ohr zurück gegen die Lehne des Sofas fallen.
„Was willst du denn an einem Sonntag, Liam?", fragte ich müde und rieb mir die Augen.
„Sorry, ich weiss das Wochenende sollte sich nicht um die Arbeit drehen.", entschuldigte er sich sofort und ich lachte leise. Ja, sowas konnte man gut sagen, wenn man nicht gerade im Büro aufgewacht war und sah, wie viel Arbeit noch vor einem auf dem Tisch lag.
„Schon in Ordnung. Ich bin sowieso im Büro. Hatte noch einige Sachen zu erledigen...", seufzte ich.
„Da ist ganz schön was liegengeblieben, seit Nicole gekündigt hat, hm?", fragte er nach. Das konnte er wohl laut sagen. Nicole war bis vor wenigen Wochen noch meine Assistentin gewesen. Sie hat einfach alles für mich gemacht, um mir den Tag zu erleichtern. Den ganzen Papierkram, auf dem ich nun sitzengeblieben war, hatte sie jeweils übernommen. Doch vor einigen Wochen hatte sie entschieden, sich umzuorientieren. Ich konnte ihre Entscheidung ja noch irgendwie nachvollziehen. Sie war noch jung, wollte auch andere Firmen noch kennenlernen. Auch wenn ich mir sicher war, dass es keinen besseren Job gab, als den bei mir. Die Suche nach einem neuen Assistenten war bisher nicht wirklich erfolgreich, wie man sehen konnte. Die meisten, die sich bei mir vorstellten, waren nicht brauchbar. Die hatten keine Ahnung, von dem was sie tun sollten, schleimten sich einfach nur bei mir ein, weil sie wussten, wie mächtig ich in dieser Stadt war. Deshalb hatte ich es vor kurzem auch aufgegeben und das Stelleninserat vom Markt genommen. Wenn sich ja eh nur Nichtsnutze beworben, konnte ich es genauso gut seinlassen.
„Ja, das kannst du laut sagen. Ich weiss nicht, wie ich das alles je nacharbeiten soll.", meinte ich und klemmte mein Handy zwischen Schulter und Wange, damit ich anfangen konnte, die Akten auf meinem Tisch etwas zu ordnen.
„Was das angeht, hätte ich vielleicht eine Lösung für dich.", Das Grinsen in Liams Stimme konnte ich deutlich heraushören. Für einen Moment hielt ich in meiner Bewegung inne. Er hatte definitiv meine Aufmerksamkeit gewonnen.
„Ich höre.", gab ich ihm zu verstehen, dass er weitersprechen sollte.
„Ich hab gestern jemanden kennengelernt. Sein Name ist Louis. Er ist gerade erst nach London gezogen und er sucht noch nach einem Job. Wir haben uns ganz gut verstanden und ich könnte mir vorstellen, dass er gut zu uns passt.", erzählte er. Kurz dachte ich nach. Er kannte ihn ja noch nicht mal richtig, sollte ich ihm da wirklich gleich eine Chance geben? Andererseits hatte ich echt die Schnauze voll von den Arbeiten, die weit unter meiner Kompetenz lagen.
„Hat er Erfahrung in diesem Bereich?", fragte ich skeptisch nach.
„Weiss ich ehrlichgesagt nicht. Wir haben nicht darüber gesprochen, was er davor gemacht hat. Ich weiss nur, dass ihn sein Boss gefeuert hat, weil er anscheinend zu kindisch war.", erzählte Liam mir. Damit war die Sache für mich bereits erledigt. Ich konnte wirklich kein Kind gebrauchen, dem ich erst noch alles zeigen musste. Ich brauchte jemand kompetentes.
„Nein.", lehnte ich daher gleich ab und stand auf um die sortierten Akten im Schrank zu verstauen.
„Harry, komm schon. Gib ihm wenigstens eine Chance.", versuchte Liam mich umzustimmen, doch ich verdrehte bloss die Augen.
„Was soll ich mit einem unprofessionellen Kleinkind anfangen? Sein Boss wird ja wohl seine Gründe gehabt haben, ihn zu feuern.", argumentierte ich.
„Harry, ich glaube wirklich, dass er zu uns passen würde. Und ja, vielleicht braucht er anfangs etwas Hilfe, bis er sich auskennt, dafür hast du nachher vielleicht einen loyalen Mitarbeiter wie mich, auf den du dich verlassen kannst. Gib ihm doch wenigstens eine Chance. Ein Vorstellungsgespräch, wenn du dann merkst, dass es nichts bringt, kannst du ihm immer noch absagen.", versuchte es Liam weiter. Seufzend schloss ich den Aktenschrank und stellte mich an die Fensterfront, um die Skyline von London zu betrachten. Was soll's. Sein Vorstellungsgespräch. Wenn er nichts wert war, hatte er wenigstens nur eine Stunde meiner Zeit vergeudet.
„Also gut.", gab ich mich schliesslich geschlagen.
„Danke, Harry! Soll ich ihm deine Nummer geben?", fragte er und ich stützte mich auf meinem Pult ab, wo mein Tablet lag. Ich entsperrte es und ging in meinen Kalender. Ich wusste, dass ich morgen noch irgendwo eine Lücke hatte, da hätte ich Zeit für ein Gespräch.
„Nein, sag ihm, er soll morgen um 14 Uhr herkommen, da hab ich ein Zeitfenster.", meinte ich. Liam stimmte zu und damit beendeten wir das Gespräch. Seufzend liess ich mich auf meinen Stuhl fallen und tippte den Termin in den Kalender ein.
„Vorstellungsgespräch Louis, 14:00 Uhr."
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