Kapitel 60

Louis P.o.v

Nervös spielte ich mit meinen Fingern und sah aus dem Fenster. Der Fahrer hatte mich bereits vor meinem Haus abgeholt und wir waren jetzt auf dem Weg zu Harry. Nur noch wenige Minuten und wir würden da sein. Die Umgebung kam mir bereits viel zu bekannt vor. Es war komisch, diesen Weg zu fahren, wo ich doch vor über einer Woche zuletzt hier war und nicht gedacht hätte, dass es das letzte Mal sein würde.

Wir fuhren durch das grosse Tor in seine Auffahrt und ich sah ihn bereits in der Tür stehen. Er sah unglaublich heiss aus. Seine Haare hatte er zu einem Dutt zusammengebunden und er trug einen engen schwarzen Anzug. Er schloss gerade seine Tür ab und drehte sich dann in unsere Richtung, als der Wagen nur wenige Meter vor ihm hielt. Der Fahrer eilte schnell in seine Richtung, um ihm seinen Koffer abzunehmen und in den Kofferraum zu laden. Ich musste mich echt zusammenreisen, Harry nicht gleich wieder zu verfallen. Er sah so unglaublich gut aus. Ihm wurde die Tür aufgehalten, woraufhin er sich neben mir niederliess und mich leicht anlächelte. Gott sei Dank hatte er eine Sonnenbrille an, denn sonst wäre ich sofort in seinen Augen versunken.

„Guten Morgen, Lou", lächelte er und sah dann runter auf sein Handy.

„Morgen.", murmelte ich leise. Es irritierte mich ein wenig, dass er mich wieder Lou nannte. So hatte er mich doch immer genannt, als zwischen uns noch alles so gut lief. Warum machte er das? Nach dieser scheiss Woche, in der er mich behandelt hatte wie der letzte Dreck. Jetzt auf einmal war er wieder so nett. Vermutlich hatte Liam wirklich mit ihm geredet... Das würde aber nichts daran ändern, dass ich kündigen würde. Denn auch wenn Harry jetzt gerade nett war, so würde sich das vermutlich wieder ändern, wenn er einmal schlechte Laune hatte. Und jedes Mal Liam auf ihn hetzen, konnte ich auch nicht. Wie sollte ich es ihm eigentlich sagen? Sollte ich direkt am Anfang damit raushauen oder lieber erst am Ende, wenn wir wieder nach Hause kommen? Sollte ich ihn mit irgendwas in gute Laune versetzen, um es ihm dann beizubringen? Oder sollte ich es einfach während einem Abendessen sagen? Ich-

„Kannst du das noch für mich machen?", riss mich Harrys Stimme aus den Gedanken. Scheisse was hatte er gesagt? Ich hatte ihm gar nicht zugehört.

„Wie bitte?", fragte ich daher nach und sah zu ihm rüber, wobei mir auffiel, dass er am Telefonieren war. Kurz sah er grinsend in meine Richtung, weshalb ich sofort wieder wegschaute und das Gesicht in den Händen vergrub. Wie peinlich. Jetzt wusste er natürlich, dass ich ihm von Anfang an nicht zugehört hatte. Seufzend sah ich zum Fenster raus und hoffte, dass wir bald am Flughafen waren. Ausserdem hatte ich die kleinste Hoffnung, dass die Fluggesellschaft irgendwie einen Fehler gemacht hatte und ich nun nicht neben Harry sitzen musste.

„Okay, danke Liam. Bis dann.", verabschiedete Harry sich und steckte sein Handy zwischen seine Beine, ehe ich seinen Blick auf mir spürte. Angestrengt versuchte ich, weiterhin aus dem Fenster zu schauen. „Du wolltest sagen?", sprach er mich an und ich kniff die Augen zusammen. Musste er das jetzt ansprechen? Okay, Louis, lass dir was einfallen. Langsam drehte ich den Kopf zu ihm rüber und musste mit Schrecken feststellen, dass er seine Sonnenbrille in seine Haare hochgeschoben hatte. Seine grünen Augen trafen auf meine und sofort begann es in meinem Bauch zu kribbeln. Hör auf! Ich musste mich zusammenreissen! Langsam bildete sich auf seinen Lippen ein Grinsen, was mich noch nervöser machte. Mich räuspernd wendete ich meinen Blick ab und sah auf meine Hände.

„Ähm... Was m-müssen wir denn in LA machen?", fragte ich nach. Meine Finger spielten miteinander, während ich krampfhaft versuchte, seinen Blick nicht zu erwidern.

„Ach wir haben nur ein paar Sachen zu erledigen. Nichts Wichtiges.", meinte er und ich sah im Augenwinkel, wie er abwinkte. Ich nickte nur leicht und sah wieder aus dem Fenster. Das war jetzt nicht wirklich eine klare Antwort von ihm. Was waren das denn für Sachen, die wir erledigen mussten? Schliesslich war es doch sehr kurzfristig gewesen, da hatte ich mir vorgestellt, es wäre unglaublich dringend und wichtig. Aber nachfragen wollte ich trotzdem nicht. Also hielt ich einfach die Klappe und hoffte, dass wir bald aussteigen konnten. Meine Finger spielten immer noch miteinander. Wenn ich nicht bald damit aufhörte, würde da noch ein Knoten entstehen.

Die restliche Fahrt zum Flughafen, verlief schweigend und irgendwie nicht in einem angenehmen Schweigen. Es war angespannt. Ich war angespannt. Als wir dann endlich vor dem Terminal hielten, war ich so schnell aus dem Auto gestiegen wie noch nie zuvor. Harry liess sich hingegen sehr viel Zeit damit. Ich stand schon lange mit meinem Koffer beim Eingang, während er noch auf seinem Handy herum tippte. Endlich steckte er sein Handy in seine Hosentasche und griff nach seinem Koffer. Ich dachte, wir könnten nun endlich rein gehen, doch da kam gerade jemand auf Harry zu gerannt und kreischte auf. Was war denn jetzt los? In ihrer Hand hielt die junge Frau eine Zeitschrift und erst jetzt erkannte ich, dass es Harry war, der auf der Titelseite abgebildet war.

„Harry, Harry! Kann ich bitte ein Autogramm haben?", fragte sie aufgeregt und hielt ihm sowohl die Zeitschrift, wie auch einen Stift entgegen. Grinsend stellte Harry seinen Koffer wieder ab und unterschrieb auf dem Cover. Dass Harry sogar Autogramme verteilen musste, hätte ich nicht gedacht. Ich meine, ich wusste, dass Harry ja nebenbei auch modelte und auch sehr berühmt als Geschäftsmann war, nur hatte ich nicht gedacht, dass er auf eine Art wie ein Rockstar behandelt wurde. Kaum hatte er die Zeitschrift unterschrieben, umarmte er die junge Frau noch und teilte ihr dann mit, dass er jetzt rein musste, damit wir unseren Flug nicht verpassten. Traurig sah sie ihn an, ehe sie sich nochmal in seine Arme warf. Die Augen verdrehend verschränkte ich die Arme vor der Brust und tippte ungeduldig mit dem Fuss auf den Boden. Konnte die nicht mal ihre Finger von ihm lassen? Wir wollten weiter. Endlich liess sie ihn in Ruhe und Harry nahm seinen Koffer, um in meine Richtung zu kommen. Doch da war sein Aufsehen noch nicht vorbei, denn nun kamen auch noch irgendwelche Paparazzi auf uns zu. Sie riefen nach ihm und machten Fotos, wobei er freundlich in die Kamera lächelte und winkte. Ich merkte jedoch, dass es ihm langsam zu viel wurde, vor allem, als er nach meiner Hand griff und mich schweigend ins Gebäude rein zog. Drinnen liess ich seine Hand wieder los, denn ich wollte nicht, dass noch Gerüchte gestartet wurden. Ausserdem wollte ich dieses Kribbeln in meiner Hand jetzt wirklich nicht spüren. Mit schnellen Schritten lief ich zum Check In Schalter und reichte der Dame alle Unterlagen. Harry stand währenddessen etwas hinter mir, natürlich konzentriert auf sein Handy.

„Oh...", murmelte die Dame hinter dem Schalter, womit sie meine Aufmerksamkeit wieder auf sich zog. „Es sieht aus als wäre da bei der Buchung ein kleiner Fehler passiert..."


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