Kapitel 6
Lachend bewegte ich mich im Takt zur Musik und nahm immer mal wieder einen Schluck von meinem Drink. Mit Lottie und Liam zu feiern machte wirklich Spass und ich konnte tatsächlich abschalten. Lag vielleicht auch am Alkohol. Ich hatte schon lange aufgehört zu zählen, wie viele Drinks ich bereits intus hatte. Aber es war mir egal! Heute wollte ich Spass haben!
„Ich hol noch eine Runde!", rief ich den beiden zu, wobei man mir bereits deutlich anhörte, dass ich nicht mehr nüchtern war. Gerade wollte ich loslaufen Richtung Bar, als eine Hand sich an meine Schulter legte und mich zurückzog. Stolpernd hielt ich mich an Liams Shirt fest, welcher mich lachend auffing.
„Die Runde geht auf mich.", bestimmte er und drückte mir seine Karte in die Hand, ehe er mir einen leichten Schubs als Starthilfe gab. Ich taumelte zur Bar rüber und stützte mich am Tresen ab. Der Barkeeper sah in meine Richtung und nickte mir zu.
„Drei Vodka Lemon!", rief ich ihm entgegen und er nickte, ehe er sich an die Drinks machte. In der Zeit sah ich mich etwas um. Der Club war noch voller als er es bereits war, als wir hier angekommen waren. Doch je mehr Alkohol ich trank, umso weniger störten mich die vielen Leute. Ich sah das Positive darin: Viele hübsche Männer, die ich möglicherweise heute Abend noch kennenlernen konnte. Einige heisse Typen hatte ich zwar schon gesehen, doch ich war nicht einer, der dann auch auf diese zuging und sie ansprach. Ich traute mich nicht, zu gross war die Angst, abgewiesen zu werden. Ausserdem strahlte keiner dieser Typen aus, schwul zu sein. Was sollte ich auch einen Hetero anbaggern? Also liess ich es lieber und wartete einfach darauf, dass mich jemand ansprach.
„Macht 66£!", rief mir der Barkeeper entgegen. Ich sah ihn entsetzt an, wie bereits jedes Mal, das ich hier stand und neue Drinks holte. Ich war immer noch schockiert über die Preise in diesem Club. Doch diesmal konnte es mir ja eigentlich egal sein, war ja eh Liams Geld. Seufzend streckte ich ihm die Karte entgegen, welche er über den Zahlterminal hielt, bis dieser die Zahlung bestätigte. Er reichte mir die Karte zurück und wandte sich dann ab. Schnell steckte ich das Stück Plastik in meine Hosentasche und versuchte die drei Gläser so zu nehmen, dass ich nichts ausleerte. Langsam und behutsam lief ich zurück zu Lottie und Liam und reichte jedem ein Glas. Kurz stiessen wir an, ehe wir alle einen grosszügigen Schluck nahmen.
„Gott fühlt sich das gut an!", schrie ich und liess einen erleichterten Schrei aus meiner Kehle. Liam und Lottie lachten beide auf und meine Schwester legte ihren Arm von der Seite um mich. „Na wie kindisch verhalte ich mich jetzt?", fragte ich meine Schwester. „Würde ein Kind das hier tun?", grinste ich und exte meinen Drink. Lachend stiess Lottie mir in die Seite und Liam sah mich verwirrt an, jedoch trotzdem mit einem Schmunzeln auf den Lippen. Klar, er hatte ja keine Ahnung, wovon ich sprach. „Mein Boss hat mich gefeuert weil ich zu kindisch sei.", erklärte ich kurzerhand. Verstehend nickte Liam und ich erzählte ihm die ganze Geschichte etwas ausführlicher. „und dann hat meine Mum gemeint, ich soll doch nach London. Soll mich selbst finden bla, bla, bla...", äffte ich meine Mum nach und beendete damit meine Geschichte. „Und jetzt bin ich hier und... keine Ahnung was ich hier mache.", murmelte ich. Auf einmal war meine gute Laune wie weggefegt und ich fühlte mich, als hätte ich einen Stein auf meinem Herzen liegen. Ja, was machte ich denn hier eigentlich? Klar, jetzt gerade hatte ich Spass aber so konnte ich ja jetzt nicht wochenlang auf Lotties Tasche sitzen. Ich musste doch auch irgendwie vorwärts kommen.
„Ey! Hör auf nachzudenken! Du wolltest heute Spass haben!", riss mich meine Schwester aus den Gedanken und nahm mir mein leeres Glas aus der Hand, gab mir stattdessen ihres. „Ich hol nochmal was und wenn ich zurückkomme, ist das Glas leer!", meinte sie streng und lief dann davon. Schulterzuckend sah ich auf das Glas in meiner Hand und schüttete es mir in die Kehle. So langsam verschwand das Gewicht auf meiner Brust wieder und eine Leichtigkeit machte sich in mir breit. Ich fing wieder an zu lachen und vergass komplett, warum ich gerade noch so down war.
Was danach noch alles geschah, war nur noch ganz verschwommen in meiner Erinnerung. Ich weiss noch, dass ich den ganzen Abend mit Liam und Lottie im Club verbracht hatte, und dass wir viel gelacht hatten, doch das war es dann auch schon. Was danach war oder wie ich nach Hause gekommen war, wusste ich nicht.
Murrend drehte ich mich auf den Rücken, als ich die heissen Sonnenstrahlen auf meinem Gesicht spürte. Mein Kopf dröhnte und es fühlte sich an, als wäre mein Mund komplett ausgetrocknet. Müde legte ich die Hände auf mein Gesicht und rieb mir etwas die schmerzende Stirn, bevor ich vorsichtig zwischen meinen Fingern hindurch schaute. Mein besoffenes Ich hatte wohl nicht daran gedacht, die Vorhänge zu zuziehen, weshalb es nun viel zu hell in meinem Zimmer war.
„Fuck.", seufzte ich und richtete mich langsam auf. Trotz dem Schwindel tastete ich mich blind zum Fenster rüber, wo ich die Vorhänge zuzog und schliesslich erleichtert die Augen öffnete. Viel besser. Ich streckte mich einmal, wobei einige Knochen erstmal knackten, bevor ich mich ins angrenzende Bad begab. Das Licht liess ich einfach aus und stellte mich vors Waschbecken. Etwas Wasser ins Gesicht, würde jetzt guttun. Zwar fühlte ich mich nun etwas frischer, doch meine Kopfschmerzen waren nach wie vor da. Seufzend öffnete ich den Spiegelschrank und suchte im halbdunkeln nach Kopfschmerztabletten, welche ich zum Glück ziemlich schnell fand und gleich eine schluckte. Ich fuhr mir durch die zerzausten Haare und schlurfte zurück ins Bett. Mein Handy auf dem Nachttisch leuchtete auf, was meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Mit zusammengekniffenen Augen stellte ich die Bildschirmhelligkeit so weit runter, wie es ging, so dass ich es einigermassen schmerzfrei anschauen konnte. Eine Nachricht von Liam hatte mein Handy erhellen lassen. Dann hatten wir gestern Abend also noch die Nummern ausgetauscht. Wusste ich gar nicht mehr.
„Hey Lou, war echt witzig gestern, das sollten wir echt wieder mal machen! Hoffe du hast deinen Kater ausschlafen können. Hey, mir ist noch eingefallen, dass du meine Karte noch hast. Hast du Lust heute Abend was essen zu gehen? Dann kannst du sie mir wieder geben."
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