Kapitel 59
Louis P.o.v
Die ganze Nacht hatte ich damit verbracht, meine Kündigung zu schreiben. Die Entscheidung war mir schwer gefallen, doch ich musste mir einfach eingestehen, dass es das beste war, wenn ich die Sache mit Harry jetzt endgültig beende. Ich musste abschliessen, zu meinem eigenen Wohl. Denn so wie die letzte Woche vergangen war, würde ich das nicht länger aushalten. Ich konnte einfach nicht so mit ihm zusammen arbeiten, so als wäre nichts gewesen. Ich drückte auf „Drucken" und ging aus meinem Zimmer, um mir was zu Essen zu holen. Eine mir zu vertraute Stimme, drang sofort in meine Ohren. Meine Mutter hatte mich natürlich sofort bemerkt, als ich aus dem Zimmer trat.
„Louis! Kennst du Lotties Freund schon?", wollte sie wissen. Ich schaute auf und entdeckte die drei zusammen auf der Couch sitzen. Viel zu spät merkte ich, dass der Drucker, an welchen ich meine Kündigung geschickt habe, im Wohnzimmer steht. Noch dazu direkt neben Liam, welcher das Blatt Papier gerade aus dem Drucker zog. Ich wurde ganz blass und schluckte hart, als er einen kurzen Blick darauf warf, ehe er mir das Blatt entgegenstreckte. Wortlos nahm ich es ihm ab und legte es auf dem Tisch ab. Ich merkte natürlich, dass Liam mir gefolgt war, ignorierte ihn aber und öffnete den Kühlschrank. Seine Hand kam von hinten um mich herum, und griff nach der Milch, bevor er sich zur Kaffeemaschine drehte.
„Sag jetzt einfach nichts, okay?", murmelte ich leise.
„Er ist im Büro." Ohne ein weiteres Wort, griff er nach seiner Tasse Kaffee, nahm die Milch und verschwand wieder im Wohnzimmer. Seufzend fuhr ich mir durch die Haare und schloss den Kühlschrank wieder, denn der Appetit war mir gerade vergangen. Sollte ich es gleich heute machen? An einem Sonntag? Eigentlich wäre es mir ganz recht, denn dann hätte ich es hinter mir. Andererseits, wollte ich Harry eigentlich nicht sehen.
Irgendwann musste ich mich dem aber trotzdem stellen, also nahm ich meinen Mut zusammen. Ich würde ja sowieso nur die Kündigung abgeben und dann wieder gehen. Ohne ein Wort an die anderen, nahm ich mein Kündigungsschreiben, schnappte mir meine Schlüssel und verliess die Wohnung. Mit dem Auto fuhr ich ins Büro. Für einen Sonntag war eigentlich recht wenig Verkehr auf den Strassen, weshalb ich schon bald vor dem grossen Gebäude ankam und tief durchatmete. Meine Hände waren jetzt schon komplett verschwitzt, weshalb ich sie kurz an meiner Hose abstrich, ehe ich das Blatt in die Hand nahm und das Gebäude betrat. Ich stellte mich in den Aufzug und drückte die Taste für den obersten Stock. Nervös schloss ich meine Augen für einen Moment und lehnte mich gegen die Wand. Das hier erinnerte mich daran, wie ich das erste Mal in diesem Aufzug stand. Ich war ähnlich gekleidet wie jetzt, nur eine Jeans und ein T-Shirt. Ich konnte nicht anders, als kurz zu lachen, bei dem Gedanken daran, wie dumm ich war. Wie konnte ich bloss in solchen Klamotten zu einem Vorstellungsgespräch? Aber da hatte ich ja auch noch nicht gewusst, wofür ich mich beworben hatte... Ich erinnerte mich noch an den Moment, als ich Harry zum ersten Mal traf.
Gerade wollte ich mein Handy rausholen, als sich die grosse Türe neben dem Sofa öffnete und ein gutaussehender junger Mann heraustrat. Seine braunen Locken fielen ihm locker über die Schultern. Auch er trug einen Anzug, seiner war aber nicht so wie die anderen schlicht schwarz oder blau, sondern hatte weisse Streifen, glitzerte sogar noch leicht. Anders als die anderen trug er auch keine Krawatte, sondern trug sein schwarzes Hemd sogar leicht geöffnet. Seine grünen Augen trafen auf mich und er musterte mich mit gerunzelter Stirn, ehe er sich im grossen Raum umsah. Bestimmt hoffte er, dass nicht ich derjenige war, der sich vorstellen wollte. Doch der Raum war ausser mir leer. Erneut traf sein Blick auf meinen.
„Louis...?", mit einem Kopfschütteln kam ich zurück aus meinen Gedanken und bemerkte, dass sich die Fahrstuhltüren bereits geöffnet hatten und Harry verwirrt in der Tür seines Büros stand. „Was machst du hier?", wollte er wissen. Es klang absolut nicht vorwurfsvoll, sondern wirklich so, als würde er sich wundern. Mich räuspernd trat ich aus dem Fahrstuhl und versuchte hart zu bleiben, obwohl er so verdammt gut aussah. Ich war es nicht gewohnt, Harry so im Büro zu sehen. Er trug seine weissen Vans, eine einfache Jeans und ein T-Shirt mit einer Wolke und Regenbogen drauf.
„Was machst du hier?", fragte ich zurück und versuchte so gleichgültig wie möglich zu klingen. Nach dieser Woche sollte er bloss nicht denken, ich würde ihn jetzt wieder mit Respekt behandeln. Wie er mit mir umgegangen war, war nicht okay.
„Louis, das ist mein Büro. Ich hab einen Schlüssel dazu.", meinte er ganz ruhig und schien sogar ein kleines Lächeln aufzubringen. Für einen Moment herrschte Schweigen zwischen uns. Wir sahen einander bloss in die Augen, wobei es mir echt schwer fiel, hart zu bleiben. Erst als sein Blick langsam nach unten schweifte und die Kündigung in meiner Hand entdeckte, fiel mir wieder ein, warum ich eigentlich hier war.
„Ich wollte-", fing ich an, doch Harry unterbrach mich direkt.
„Wenn du schon mal da bist, könntest du mir bitte helfen?" Hatte Harry Styles gerade bitte gesagt? „Buchst du mir bitte für morgen zwei Tickets nach LA? Ich weiss, es ist kurzfristig, aber wir müssen da unbedingt was erledigen.", erklärte er. Für einen Moment war ich etwas überfordert mit der Situation. Zum einen weil Harry tatsächlich „Bitte" gesagt hatte, zum anderen, weil er mit mir schon morgen auf Geschäftsreise gehen wollte. Dabei wollte ich ihm doch eigentlich gerade meine Kündigung vorlegen. Sollte ich vielleicht einfach noch mitgehen und ihm da alles erklären? Ihm da sagen, dass ich kündige?
„Auch zwei Zimmer?", fragte ich daher nach.
„Wir bleiben in meinem Penthouse. Also nur der Flug."
„Okay, mach ich."
„Danke, Lou.", mit diesen Worten drehte er sich wieder um und verschwand in seinem Büro. Seufzend ging ich zu meinem Tisch rüber und startete meinen Computer. Was solls... Dann würde ich es ihm eben morgen sagen. Vermutlich hatte er auf Geschäftsreise sowieso bessere Laune als im stressigen Büroalltag...
Das Blatt mit meiner Kündigung drauf, legte ich in die Schublade unter meinem Pult und legte eine Mappe darüber, damit man die nicht sofort fand. Dann buchen wir mal die Flüge...
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top