Kapitel 57
Louis P.o.v
Die ganze Nacht verbrachte ich heulend auf der Couch und frass alles in mich hinein was ich finden konnte. Chips und Schokolade waren bereits alle, doch ich brauchte mehr. Ich musste mich ablenken. Daher bestellte ich mir kurzerhand Pizza, schliesslich war ja eh schon fast Mittag. Lottie war gar nie nach Hause gekommen. Vermutlich hatte sie bei Liam übernachtet und war danach direkt wieder zur Arbeit gegangen. Doch eigentlich war es mir so ganz Recht. Sie musste mich ja nicht nur heulen sehen. Eigentlich war ich echt froh, als es klingelte, denn ich war seit gestern Abend nicht mehr aufgestanden und mein Rücken tat bereits höllisch weh. Mit knackenden Knochen ging ich zur Tür und öffnete sie voller Vorfreude auf die Pizza. Doch anders als Gedacht, stand davor nicht irgend ein süsser Pizza Typ, nein, meine Mutter stand vor der Tür.
„Mum?", fragte ich verwirrt. Ihr breites Lächeln verlor sie ziemlich schnell, als sie mich ansah und sofort in ihre Arme zog.
„Boo, was ist denn los? Du siehst ja schrecklich aus!", meinte sie besorgt und wiegte mich etwas hin und her. Ehrlichgesagt war das gerade das letzte, was ich wollte. Natürlich freute ich mich, meine Mum wieder mal zu sehen, doch sie hatte den schlechtesten Zeitpunkt erwischt. So sollte sie mich doch nicht sehen. Sie sollte denken, ich hätte hier alles im Griff. Sie sollte denken, ich hätte mich „Gefunden" und dass der Tapetenwechsel genau das Richtige gewesen wäre. Doch im Moment war einfach alles nur scheisse.
Langsam schob sie mich in Lotties Wohnung rein und schloss die Tür hinter sich, ehe sie sich wieder von mir löste und mein Gesicht in die Hände nahm. Mit den Daumen wischte sie die wenigen Tränen eg, die noch auf meinen Wangen lagen.
„So wie Lottie mir erzählt hat, hab ich eigentlich erwartet, dich hier im Anzug vorzufinden, oder dass du sogar am Arbeiten bist. Ich dachte es läuft alles wie am Schnürchen?"
„Das tat es ja auch...", murmelte ich und befreite mich aus ihrem Griff, um zurück ins Wohnzimmer zu schlurfen und mich wieder aufs Sofa plumpsen zu lassen.
„Was ist denn passiert?", wollte sie wissen, als sie mir gefolgt war und sich neben mich setzte. Mit einem Blick, den ich nicht richtig deuten konnte, schaute sie auf die leeren Packungen Chips und Schokolade, die zwischen den verweinten Taschentüchern lagen.
„Mein Boss ist zur Zeit ein richtiges Arschloch.", seufzte ich. Ich wusste nicht, ob ich ihr von der Sache mit Harry erzählen sollte. Schliesslich war es ja nicht wirklich eine Beziehung. Das sagte er jedenfalls. Und ich hatte ihr nie was von uns erzählt, sondern mich immer sehr knapp gehalten in meinen Nachrichten.
„Ach Schatz, so sind Vorgesetzte manchmal. Aber es ist doch nicht alles scheisse, oder? Lottie hat erzählt, du hättest einen Freund! Der steht dir doch sicher zur Seite!" Okay, voll ins Schwarze getroffen. Jetzt kam ich wohl nicht drum herum, ihr von Harry und mir zu erzählen. Ich würde Lottie noch umbringen, dafür, dass sie Mum davon erzählt hatte. Aber jetzt hatte ich erstmal andere Probleme.
„Er war nicht mein Freund... Das war nichts Ernstes und dabei handelt es sich leider um meinen Boss.", seufzte ich. Meine Mum sah mich verwirrt an, weshalb ich ihr alles kurz erklärte. „Ich hatte was mit meinem Boss. Es hat sich irgendwie einfach was zwischen uns aufgebaut, ich mochte ihn wirklich sehr. Ehrlich gesagt hab ich mich Hals über Kopf in ihn verliebt... und dann lief es eine Weile wirklich gut zwischen uns, wir hatten so viel Spass und waren Glücklich. Und jetzt hat er vor einer Woche einfach aus dem nichts alles beendet... Einfach so. Und ich weiss nicht was ich ihm getan hab, dass er mich seither so scheisse behandelt. Aber ich halt das nicht mehr aus, Mum! Es tut so weh!", mittlerweile hatte ich angefangen zu weinen. Ich wollte nicht daran denken, wie schön meine Zeit mit Harry war. Es tat zu sehr weh, jetzt wo alles vorbei war. Jetzt wo er mich behandelte wie das letzte Stück Scheisse. Er tat ja so, als wäre nichts gewesen. Als hätten wir uns nie umarmt, uns nie geküsst und nie miteinander geschlafen. Ich hatte ihm so sehr vertraut.
„Oh Boo, das tut mir so leid...", seufzte meine Mum und schloss mich wieder in die Arme. Ich liess mich von ihr trösten, so lange bis es wieder klingelte. Da ich total aufgelöst war, ging meine Mum für mich zur Tür und nahm die Pizza entgegen. Dafür ass sie dann aber auch die Hälfte davon, während sie versuchte mich aufzumuntern.
„Ich wollte dir das eigentlich gar nicht sagen, aber wenn ich jetzt so höre und sehe, wie schlecht es dir hier geht, kann ich es dir ja doch sagen...", meinte sie irgendwann. Ich hatte schon lange aufgehört zu weinen. Hauptsächlich aber auch nur weil ich vermutlich gar keine Tränen mehr übrig hatte.
„Was meinst du?", fragte ich verwirrt.
„John hat mich letzte Woche angerufen.", erklärte sie. John?! Der John, der mich gefeuert hatte weil ich inkompetent und kindisch war? Was zur Hölle wollte der denn von meiner Mum?
„Was wollte der?", fragte ich daher.
„Er hat mich gefragt, ob du vielleicht zurückkommen würdest." Zurück? Er wollte ernsthaft, dass ich zurück komme? Was war denn auf einmal aus erwachsen werden geworden? Meine Mutter schien meinen verwirrten Blick zu bemerken und fing an zu erklären. „Er sagte, dass sie extrem viele Kunden verloren haben, seit du weg bist. Die Kinder mochten dich nun mal sehr und haben es geschätzt, dass du dir die Mühe gemacht hast, sie zu unterhalten. Jetzt wollte er dir einen Job anbieten, aber nicht als Verkäufer. Deine Aufgabe wäre es wirklich nur, den Kindern Freude zu bereiten. Du sollst mit ihnen Spielen und Quatsch machen, so dass sie eine Bindung zum Laden aufbauen und die Eltern mehr kaufen. Irgendwas in der Art hat er gesagt."
Erstaunt sah ich meine Mum an. Eigentlich hätte ich nie im Leben gedacht, ich würde auch nur in Erwägung ziehen, zu John zurückzugehen. Doch nach dieser Woche war mir das eigentlich ganz Recht. Ich würde es nicht aushalten, wenn es von nun an immer so gehen würde auf der Arbeit. So konnte ich nicht mit Harry zusammenarbeiten und vor allem konnte ich ihn nicht jeden Tag sehen, wenn ich weiss, dass er absolut nichts für mich empfand. Vielleicht sollte ich ja wirklich wieder zurück nach Doncaster und wieder für John arbeiten...
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