Kapitel 55
Harry P.o.v
Verblüfft sah ich ihm hinterher, als er einfach aus meinem Büro stürmte. Was erlaubte er sich eigentlich, so mit mir zu reden? Ich hab doch versucht nett zu sein und ihn gefragt, ob es ihm gut geht, was war daran so schlimm? Er hatte ja offensichtlich wirklich nicht gut geschlafen letzte Nacht, das sah man ihm deutlich an. Mir ging es ja auch nicht besser, ich war die halbe Nacht wach weil ich nichts als Alpträume hatte, kaum war ich eingeschlafen. Am liebsten wäre ich ihm direkt hinterher und hätte ihn für seinen frechen Ton ermahnt, doch dafür war ich jetzt wirklich zu müde. Ausserdem musste ich mich noch für mein Meeting vorbereiten. Also las ich mich kurz in die Akten ein, bevor es bereits wieder an der Tür klopfte. Noch bevor ich antworten konnte, stand Louis in meinem Büro. Ein Lächeln zwang er sich gar nicht erst auf.
„Mr. Thomson ist hier.", grummelte er mies gelaunt. Okay, so ging das nicht. Ich würde definitiv mit ihm reden, wenn Mr. Thomson wieder weg war. So konnte er sich doch nicht benehmen wenn Kunden oder Partner hier waren! Was würden die denn denken?
„Du kannst ihn reinbringen.", gab ich zurück. Louis verschwand wieder aus meinem Büro, nur um kurz darauf hinter Mr. Thomson wieder zurückzukehren. Louis ignorierte ich für den Moment einfach und konzentrierte mich auf meinen Kunden.
„Mr. Thomson, freut mich, Sie endlich mal persönlich zu treffen.", lächelte ich und schüttelte dem Mann die Hand.
„Die Freude ist ganz meinerseits, Mr. Styles.", gab dieser zurück. Ich machte mich schon auf sein Schleimen gefasst, so wie es jeder neue Kunde tat. Alle wollten sich bei mir einschleimen, in der Hoffnung eine Sonderbehandllung zu bekommen, doch das gab es bei mir nicht. Alle meine Kunden erhielten dieselben Leistungen zu denselben Tarifen. Was anderes fing ich gar nicht erst an. Wir setzten uns an den üblichen Platz und ich begann schon mal ein lockeres Gespräch , während Louis uns Kaffee zubereitete. Das dachte ich zumindest, doch der freche Wicht machte nur eine Tasse für Mr. Thomson. Danach verliess er ohne weiteres das Büro und ich sah ihm ungläubig hinterher. Was sollte das?! Mir war ja schon klar, dass ihn meine Aussage gestern wohl verletzt hatte, das hatte es mich ja auch. Aber so konnte er nicht arbeiten! Ich verhielt mich schliesslich auch professionell!
Irgendwie schaffte ich es, das Meeting zu überstehen, ohne auszurasten, denn meine Wut stieg mit jedem Schluck Kaffee, den mein Gegenüber nahm, an.
„Mr. Thomson, es hat mich sehr gefreut, Sie kennenzulernen. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.", verabschiedete ich mich nach dem Meeting von ihm, als ich ihn aus meinem Büro begleitete und zu Louis' Tisch führte. „Louis, vereinbare doch bitte einen weiteren Termin mit Mr. Thomson in etwa zwei Monaten.", bat ich Louis, erhielt von ihm allerdings keine Aufmerksamkeit. Er nahm bloss sein Tablet zur Hand und öffnete schweigend den Kalender. „Und danach möchte ich dich bitte in meinem Büro sprechen.", fügte ich hinzu, dann verschwand ich in besagtem Raum und raufte mir die Haare. Meine Wut war wieder auf einem solchen Level, dass ich meinen Boxsack hier brauchen könnte. Ich hoffte bloss, dass ich nicht gleich explodieren würde. Ich entschied mich, mir mein Frühstück selber zu holen, denn so wie Louis sich gerade benommen hatte, würde er mir das wohl eh nicht bringen. Ich stand gerade bei der Kaffeemaschine, als ich die Tür aufgehen hörte.
„Was ist?", hörte ich Louis' Stimme hinter mir und wirbelte wütend herum. Er stand mit verschränkten Armen vor der geschlossenen Tür und sah mich abwartend an. Mein Kiefer spannte sich an, während meine Hände sich zu Fäusten ballten.
„Wie bitte?", gab ich zurück. Ich gab ihm die einmalige Chance, sich nochmal anders auszudrücken, bevor ich ihn gleich anschrie, bis er sich nicht mehr traute auch nur ein Wort zu sagen.
„Ich sagte, was ist?!", fauchte er mir entgegen. Okay. Jetzt reichts.
„Was ist?! Was erlaubst du dir eigentlich, so mit mir zu reden? Denkst du wirklich, dass ich das einfach zulasse? Wie du von Sekunde zu Sekunde frecher zu mir wirst und deine Scheiss Arbeit nicht richtig machst?!", schrie ich ihn an. Louis verdrehte bloss die Augen und schnaubte.
„Ich mach meine Arbeit genau so wie ich sie machen muss.", verteidigte er sich.
„Ach ist das so? Und seit wann fragt man seinen Boss nicht, was er trinken möchte während dem Meeting? Seit wann geht man aus dem Raum, ohne zu fragen, ob man sonst noch was tun kann? Louis, so arbeite ich nicht mit dir, ist das klar? Du hast dich hier professionell zu verhalten, genau so wie ich auch! Was zwischen uns passiert ist, hat mit der Arbeit nichts zu tun und soll diese auch nicht beeinflussen. Also reiss dich zusammen und benimm dich entsprechend! Ansonsten suche ich ganz gerne nach einem neuen Assistenten, der mir nicht so viel Ärger macht wie du!", schrie ich und konnte mit jedem Wort das ich aussprach sehen, wie Louis kleiner wurde. „Haben wir uns verstanden?", fragte ich nach, als er einfach schweigend zu Boden sah. Ein leichtes Nicken brachte er gerade noch zu Stande, ehe er mit gesenktem Kopf aus meinem Büro stürmte. Ich machte mir gar nicht erst die Mühe, ihm hinterher zu gehen. Eigentlich hatte ich eine Entschuldigung erwartet, doch solange er verstand, was Sache war, würde ich ihn jetzt einfach weiterarbeiten lassen.
Louis P.o.v
Mit Tränen in den Augen rannte ich aus seinem Büro und direkt zu den Toiletten. Die Tür schmiss ich hinter mir zu und lehnte mich schweratmend dagegen. Angestrengt versuchte ich die Tränen zurückzuhalten, doch der Druck in meiner Brust wurde immer stärker, bis ich es nicht mehr aushielt und den Tränen freien Lauf liess. Schluchzend rutschte ich der Tür entlang hinab und vergrub das Gesicht in den Händen. Da Harry und ich die einzigen auf diesem Stockwerk waren, machte ich mir auch gar keine Sorgen, dass jemand hineinkommen könnte. Ich konnte mich hier gut zurückziehen. Der einzige, der mich erwischen könnte, wäre Harry. Doch dem war doch sowieso egal, wie es mir ging. Das hatte er eben absolut deutlich gemacht. Ich fragte mich wirklich, was gestern passiert war, dass er nun auf einmal so eiskalt geworden ist. Ich hatte doch wirklich nichts falsch gemacht. Für die Störung beim Meeting hatte ich mich entschuldigt und ich fand, das war wirklich kein Grund, mich jetzt so zu behandeln und mir so wehzutun.
Einige Minuten sass ich einfach so da und heulte, bis ich mich wieder etwas beruhigt hatte. Ich machte mir nicht die Mühe, zu verstecken, dass ich geweint hatte, sondern ging einfach zurück an meinen Arbeitsplatz und machte weiter. Sollte Harry nächstens aus seinem Büro kommen und es mir ansehen, war mir das eigentlich ganz recht. Er sollte nur sehen, was er mit mir machte.
Nur leider kam er den ganzen Tag nicht mehr aus seinem Büro. Und ich ging nicht mehr rein, denn ich brauchte seine Hilfe nicht. Ich machte einfach meine Arbeit und wartete dann darauf, dass er rauskam und Feierabend machte.
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