Kapitel 22
Louis P.o.v
Komplett alleine sass ich noch am Abend weinend auf dem Sofa. Liam hatte vor etwa einer halben Stunde Lottie zum Essen eingeladen und somit liessen sie mich alleine. Ich war verdammt froh darum, denn so konnte ich ungestört alles rauslassen. Ich hatte Lottie noch gar nicht gesagt, dass ich gefeuert wurde. Als sie heute Abend von der Arbeit kam, hab ich mich direkt unter die Dusche gestellt und mich so lange zusammengerissen, nicht zu weinen, dass sie nichts gemerkt hat. Doch jetzt wo sie weg war, konnte ich den Tränen wieder freien Lauf lassen.
Erschrocken zuckte ich zusammen, als es plötzlich an der Tür klopfte. Wer war das denn jetzt? Hatten Liam oder Lottie was vergessen? Schnell wischte ich mir übers Gesicht und atmete einmal tief durch, bevor ich die Tür öffnete und mir das Herz in die Hose rutschte. Fuck, was machte Mr. Styles denn hier? Hatte er mich noch nicht genug angeschrien?
„Hi.", begrüsste er mich in ruhigem Ton, wie ich ihn noch nie gehört hatte. Ist stand bloss da und starrte ihn sprachlos an. Ich war verwirrt. Was wollte er denn noch von mir? „Darf ich reinkommen?" Reinkommen. Er wollte reinkommen. In meinem Kopf ratterte es. Ich dachte mir jedes Szenario aus, das jetzt kommen könnte, doch keines ergab in meinem Kopf Sinn. Vermutlich gab es nur irgendwas, das ich noch unterschreiben musste. Irgendwas um seinen Ruf zu schützen oder so. Und vermutlich wollte er auch das Handy zurück, das ich bekommen hatte. Das lag in meinem Schlafzimmer.
„Klar.", meinte ich schliesslich, als ich merkte, dass ich schon lange nichts gesagt hatte. Ich ging leicht zur Seite und liess ihn eintreten.
„Danke.", lächelte er und lief langsam Richtung Wohnzimmer, sah sich etwas um. Immer noch etwas irritiert, schloss ich die Tür wieder und folgte ihm. Mir fiel auf, dass er einen anderen Anzug trug, als heute Morgen. War ja auch klar, ich hatte ihn ja auch komplett versaut.
„E-Es tut mir l-leid...", murmelte ich, als wir im Wohnzimmer ankamen. Harry drehte sich in meine Richtung und schüttelte den Kopf.
„Nein, mir tut es leid." Bitte was?! „Ich... Ich hab überreagiert.", gab er zu. Okay, war das wirklich der Harry Styles von heute Morgen? Denn dieser hier war mir irgendwie lieber, auch wenn es mir komisch vorkam, dass er sich bei mir entschuldigte. Ich war schliesslich derjenige, der Mist gebaut hatte.
„Was? Ich hab Ihnen Kaffee über das Hemd geschüttet.", wiederholte ich das Geschehene von heute. Harry seufzte und fuhr sich durch die Haare.
„Das kann passieren... Es war ja nicht mit Absicht."
„Aber-", fing ich an, stoppte aber, als mir klar wurde, dass ich mit ihm sowieso nicht diskutieren konnte. Er würde seinen Standpunkt nicht verlassen. „Möchten Sie was trinken?", schlug ich stattdessen vor. Vielleicht konnten wir so etwas weniger angespannt reden.
„Gerne", bestätigte er und ich fing im Kopf schon an durchzugehen, was wir denn alles da hatten, bis er meine Gedanken unterbrach. „Wasser passt.", lächelte er. Dieses Lächeln... es war so verdammt schön. Schnell hastete ich in die Küche und holte ein Glas Wasser, dabei vergass ich komplett, auch für mich was zu holen, doch das war jetzt nebensächlich. Ich streckte ihm das Glas entgegen und er nahm es dankend an sich.
„Wenn ich gewusst hätte, dass Sie kommen, hätte ich aufgeräumt.", murmelte ich, als ich auf den Tisch sah, wo mehrere leere Packungen Taschentücher lagen, daneben ein Papierkorb mit all den verweinten Taschentücher.
„Ach, es sieht doch ganz schön aus hier.", winkte er ab, als er sich wieder etwas umsah.
„Ist die Wohnung meiner Schwester.", sagte ich sofort. Mit der Einrichtung hatte ich schliesslich überhaupt nichts zu tun, das hatte ich alles Lottie zu verdanken.
„Sie hat guten Geschmack.", lächelte er.
„Ist ihr Job."
„Wie?", verwirrt sah er mich an. Ich setzte mich aufs Sofa, was er mir nachmachte.
„Sie ist Innenarchitektin.", erklärte ich und seine Verwirrtheit verschwand. Leicht nickte er.
„Oh ach so. Schön.", lächelte er und nahm einen Schluck von seinem Wasser. Ich sah auf meine Hände in meinem Schoss und spielte etwas mit meinen Fingern. Ich wusste gar nicht, was ich sagen sollte. „Ähm... Wenn wir gerade beim Thema Job sind... Ich glaube, ich habe etwas voreilig gehandelt.", murmelte er irgendwann und kratzte sich im Nacken. Was meinte er damit?
„Sie bekommen alles von mir zurück. Es tut mir so leid.", entschuldigte ich mich sofort wieder. Bestimmt wollte er jetzt das Handy wieder.
„Was meinst du?", fragte er verwirrt. Schnell stand ich auf und lief ins Schlafzimmer, holte das Handy und streckte es ihm entgegen, als ich zurück im Wohnzimmer war.
„Nein, Louis, behalt es.", meinte er und schob meine Hand mit dem Handy wieder weg. Verwirrt liess ich mich aufs Sofa fallen. Ich sollte das Handy einfach behalten? Aber das war doch so teuer? Ausserdem war da alles drauf, womit ich auf Firmeninterne Daten zugreifen konnte.
„Ich ähm... Also wenn du-", stotterte er und räusperte sich etwas. „Wenn du immer noch willst, dann gehört der Job noch dir.", brachte er schliesslich heraus und ich sah ihn geschockt an.
„Aber ich hab Sie überschüttet. Mit heissem Kaffee!", erinnerte ich ihn an den Vorfall. Wie konnte er mich nach sowas noch wollen?
„Louis, ist schon okay. Das war ein Versehen." Meine Verwirrung wurde immer grösser und grösser. Dabei konnte ich mich nicht mal darüber freuen, dass er mir den Job zurückgab.
„Was? Aber-", stotterte ich vor mich hin, doch er fiel mir ins Wort.
„Ich kann verstehen, wenn du nicht mehr willst. Ich war wirklich fies tu dir. Das tut mir leid. Ich hätte dich nicht so anschreien dürfen." Jetzt entschuldigte er sich schon wieder. Was war denn hier bitte los? Wer war dieser Mann? Ich wollte natürlich den Job zurück. Auf jeden Fall. Aber er hatte anfangs gesagt, ich würde nur eine Chance kriegen. Die hatte ich jetzt, warum also gab er mir eine zweite?
„Natürlich würde ich wollen. Aber-"
„Alles was du willst. Du kriegst alles was du willst, Louis.", unterbrach er mich.
„Alles was ich will?", fragte ich nach. Eigentlich hatte ich nicht vor zu verhandeln.
„Naja, nicht alles alles. Aber... Ich will dich wirklich zurück, Louis.", gab er zu. Mein Herz fing an zu rasen. Er wollte mich zurück. Dass er jemals sowas sagen würde, hätte ich nicht gedacht. Und dann auch noch zu mir, wo ich doch eigentlich so ein unqualifizierter Nichtsnutz war.
„Wieso?", fragte ich daher. Ich konnte nicht verstehen, wie man jemanden wie mich so dringend zurück wollte. Es war ja schliesslich nicht das erste Mal, dass ich Mist baute. Ich hatte ja auch schon die falschen Akten bereit gelegt und dann hatte ich sein Frühstück nicht gekühlt, obwohl ja eigentlich logisch war, dass ein Bagel mit Frischkäse in den Kühlschrank gehört. So viele Fehler hatte ich bereits in den ersten zwei Tagen gemacht. Warum also wollte er mich zurück? Ich bekam keine Antwort, er starrte einfach auf seinen Schoss, nahm einen Schluck Wasser um sein Schweigen zu überspielen. „Du- Ähm Sie haben gesagt eine Chance.", sprach ich daher weiter.
„Das war unfair. Du hast keine Erfahrung in diesem Bereich, da ist es nicht okay, dir nur eine Chance zu geben."
„Das wusstest du und hast mir trotzdem nur eine Chance gegeben.", wiederholte ich mich.
„Und jetzt sag ich, dass du eine zweite kriegst.", meinte er schliesslich und erst jetzt merkte ich, dass ich ihn gerade geduzt hatte. Oh shit, das würde dann erklären, warum seine Stimme nicht mehr so sanft war wie vorhin noch.
„Oh Gott, tut mir so leid, ich meine Sie.", entschuldigte ich mich sofort. Harry sah mich verwirrt an und ich merkte, dass meine Wortwahl wohl etwas komisch war. „I-Ich hab du gesagt.", murmelte ich. Anders als erwartet, zuckte er jedoch bloss mit der Schulter und sah wieder auf das Glas in seinen Händen.
„Schon okay... Ich hab jetzt sowieso jeglichen Respekt verloren.", murmelte er betrübt. Was meinte er denn damit jetzt? Ich hatte immer noch genau so viel Respekt vor ihm, wie noch heute Morgen. Warum sollte ich den jetzt nicht mehr haben?
„Haben Sie nicht. Warum sollten Sie?", fragte ich daher.
„Ich bin angekrochen gekommen und hab dir deinen Job wieder angeboten. Damit habe ich meine Autorität komplett verloren.", seufzte er.
„Nein.", sagte ich bloss.
„Nein?", ich schüttelte leicht den Kopf. Sein Kopf senkte sich und er spielte etwas mit dem Glas in seinen Fingern. „Du willst den Job nicht mehr?"
„Doch.", sagte ich sofort. Wie konnte er mein Nein denn jetzt mit dem Job in Verbindung bringen? Ich hatte doch bloss seine blöde Aussage verneint, dass er seine Autorität verloren hätte. Ein leichtes Lächeln bildete sich wieder auf seinen Lippen, das ich nur erwidern konnte. Ich liebte sein Lächeln, es war so wunderschön.
„Also..."
„Also?"
„Dann darf ich morgen wieder kommen?"
„Natürlich! Ich würde mich freuen.", lächelte er und sah mich nun wieder an. Mein Herz setzte einen Schlag aus, als sich unsere Blicke trafen und er mich so süss anlächelte.
„Ja?", fragte ich nach. Er würde sich also freuen, mich wieder zu sehen?
„Ja.", lächelte er. Wo kam denn dieses Dauerlächeln auf einmal her?
„Warum lächeln Sie jetzt so?", kicherte ich und er zuckte leicht mit den Schultern, ehe er den Blick wieder senkte.
„Ich freue mich halt. Ich hab dich vermisst."
„Mich?!", platzte es direkt aus mir raus. Er hatte mich ernsthaft vermisst?
„Ja... ähm.", er räusperte sich leicht, ehe er das Glas auf dem Couchtisch abstellte. „Ich glaub, ich geh jetzt besser. Also wir sehen uns ja morgen. Und ähm... Danke für das Wasser und nochmal sorry für heute Morgen.", laberte er schliesslich darauf los. Er stand auf, was ich ihm gleichtat. Wie gerne hätte ich ihn an der Hand genommen und gesagt, er solle bleiben. Ich wollte nicht alleine sein. Ausserdem hatte er sich mir gerade so schön geöffnet. Ich wollte mehr von diesem Harry.
„Nein... Bleib, bitte.", sagte ich leise und er sah mich nachdenklich an.
„Was?"
„Bitte bleib. Ich bin alleine, Liam ist mit Lottie weg..." Ich konnte sehen, wie er etwas mit sich selbst haderte, als er sich durch die Haare fuhr und schliesslich im Nacken kratzte.
„Ich denke nicht, dass das eine gute Idee ist.", meinte er schliesslich. Vermutlich hatte er auch recht damit. Er war ja immer noch mein Boss und da war es doch schon komisch genug, dass er gerade bei mir zu Hause war.
„Ähm ja, vermutlich haben Sie Recht. Tut mir leid.", murmelte ich. Langsam lief ich voraus zur Tür und hielt sie ihm auf. Irgendwie fühlte ich mich komisch. Am liebsten würde ich ihn umarmen zum Abschied, doch das war nun wirklich nicht angebracht.
„Also dann, bis morgen, Louis.", lächelte er, als er an mir vorbei ging und sich vor der Tür nochmal umdrehte. „Ich freu mich, dass du zurückkommst."
„Danke für die zweite Chance, Sir.", sagte ich leise und er nickte einmal lächelnd, ehe er zum Aufzug ging und hineinstieg. Und schon war ich wieder alleine. Nur mit dem feinen Unterschied, dass ich meinen Job wieder zurück hatte.
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