Kapitel 16

Okay, jetzt sah ich zwar, dass sein erster Termin um 10 Uhr war. Allerdings hatte ich keine Ahnung, was ich ihm dafür bereitlegen musste. Mein Blick wanderte zu Mr. Styles rüber, welcher konzentriert auf seinen Bildschirm sah und sich die Mails durchlas. Ich wollte ihn ja nur ungern stören, doch ich wusste ja wirklich nicht, was ich machen musste.

„M-Mr. Styles?", stotterte ich. Warum brachte ich eigentlich keinen richtigen Satz zu Stande, wenn er in der Nähe war?

„Hm?"

„W-Was brauchen Sie für den 10 Uhr Termin?", fragte ich vorsichtig. Seufzend liess er den Kopf hängen und streckte die Hand aus, machte eine kleine Winkbewegung in seine Richtung, was ich so verstand, dass ich ihm das iPad geben sollte. Er tippte den Termin an und es erschien eine detaillierte Beschreibung des Termins. In den Notizen war festgehalten, was er dafür alles benötigte. Anscheinend brauchte er die Smith Akte, das Formular E34 und eine Finanzanalyse des letzten Monats. Jetzt wusste ich genau so viel wie davor auch. Fragend sah ich meinen neuen Boss an. Dieser schien zu bemerkten, wie verloren ich war. Er nahm den Blick von seinem Computer und sah zu mir rüber. Mein Herz fing an schneller zu schlagen. Bestimmt würde er wütend werden, weil ich nicht wusste, was ich zu tun hatte. Er würde mich wahrscheinlich heute bereits wieder rauswerfen, weil ich ihm nur noch mehr Arbeit machte, als abnahm. Einen Moment lang, sah er mich an, ehe er aufstand und zu den Aktenschränken neben der Tür lief.

„Akten A-K sind hier abgelegt.", erklärte er und legte die Hand auf den linken der beiden Schränke. „Akten L-Z in diesem. Alles ist ausserdem noch elektronisch auf einem sicheren Server abgespeichert. Alle Formulare findest du auf der Cloud abgespeichert, die kannst du jeweils ausdrucken. Und die Analyse musst du beim Rechnungswesen anfordern.", erklärte er. Okay, eigentlich hatte ich erwartet, dass er strenger war. „Alles klar?", fragte er abschliessend. Nickend legte ich sein iPad zurück auf seinen Tisch, bevor ich mich auf die Tür zu bewegte. Doch bevor ich sein Büro verlassen konnte, hielt er mich noch auf. „Louis.", hörte ich seine Stimme und blieb in der Tür stehen. Als ich mich umdrehte, sass er bereits wieder an seinem Tisch und starrte auf den Bildschirm. „Die Fenster.", murmelte er bloss. Verwirrt sah ich ihn an. Konnte er die nicht einfach selber schliessen? Er war doch ein erwachsener Mann, sollte ich ihm als nächstes auch noch den Arsch abwischen? Innerlich nervte ich mich, liess mir aber nichts anmerken, als ich die Fenster schloss und dann sein Büro verliess. Bei meinem Pult angekommen startete ich auch meinen Computer. Erst jetzt fiel mir das iPad auf, daneben lag ausserdem ein iPhone. War das meines? Oder hatte das jemand hier liegen lassen? Ich tippte darauf und wischte über den Bildschirm. Mit dem Code, der auch für das iPad war, versuchte ich, es zu entsperren und tatsächlich, es klappte. Dann war das wohl mein Telefon. Bestimmt war die Nummer vom Rechnungswesen darin abgespeichert. Sofort öffnete ich die Kontakte und grinste stolz, als sich meine Annahme bestätigte. Hey, ich schlug mich gar nicht so schlecht. Das hier hatte ich tatsächlich selbst rausgefunden. Schnell öffnete ich auf dem iPad den Termin nochmal, um sicher zu gehen, dass ich auch das richtige verlangte, bevor ich den Anruf tätigte.

„Styles Industries, William Brown?", meldete sich schon nach kurzem eine Männerstimme.

„Ähm Hi, hier ist Louis Tomlinson, ich bin Mr. Styles' neuer Assistent. Ich soll für ihn eine Finanzanalyse des letzten Monats anfordern?", fragte ich unsicher.

„Mach ich doch gerne, Mr. Tomlinson. Sie haben das Dokument in zehn Minuten im Posteingang.", antwortete er sofort. Wow, das war ja leicht. Ich hatte schon Angst, es würden jede Menge Rückfragen kommen.

„Vielen Dank.", lächelte ich. „Wiederhören Mr. Brown."

„Wiederhören, oh und willkommen bei Styles Industries.", erneut bedankte ich mich, ehe ich den Anruf beendete und die Cloud auf dem Computer öffnete. Über die Suchleiste kam ich recht schnell zu dem Formular, das ich brauchte und sendete es an den einzigen verbundenen Drucker. Ich vermutete, dass dieser in Mr. Styles' Büro war, denn hier draussen bei mir, stand kein Drucker.

Auch die Mail von Mr. Brown kam schon wenig später rein und ich druckte auch dieses aus. Nun fehlte nur noch die Smith Akte. Mit einem stolzen Lächeln auf den Lippen klopfte ich an der Tür von Mr. Styles und trat in sein Büro ein. Er beachtete mich gar nicht, während er dabei war eine Mail zu verfassen. Ich holte die frisch gedruckten Papiere aus dem Drucker und holte die Akte aus dem Aktenschrank. Unschlüssig stand ich schliesslich zwischen seinem Schreibtisch und der Sitzecke, wo wir unsere bisherigen Gespräche geführt hatten.

„Wo möchten Sie die Dokumente, Sir?", fragte ich höflich. Als Antwort zeigte er bloss auf den Couchtisch, ohne den Blick von dem Bildschirm zu lösen. Also legte ich alles sauber nebeneinander auf den Tisch. Jetzt hatte ich bereits wieder keine Ahnung, was ich tun sollte. Zu meinem Glück, hatte er das aber bereits gemerkt.

„Ich sende dir eine To Do Liste, die du in den nächsten Stunden abarbeiten kannst. Einfaches Zeugs, das keine grosse Erklärung braucht. Du sollst Briefe an Kunden und Partner schicken. Dazu gibt es Briefvorlagen die Ebenfalls in der Cloud abgespeichert sind. Du musst da nur die entsprechenden Lücken ausfüllen. Eigentlich ist es ziemlich selbsterklärend. Schau dir die Mail an, wenn du Fragen hast, kommst du zu mir.", erklärte er und sah kurz in meine Richtung.

„Ja, Sir.", lächelte ich und verschwand wieder aus seinem Büro. Sollte ich es komisch finden, dass er mich duzte, während ich ihn Sir nannte? Eigentlich war er ja nur drei Jahre älter als ich, da war es schon komisch genug, ihn mit Sir anzusprechen. Doch er war nun mal mein Boss und ich glaubte, er erwartete dieses Level an Respekt von mir. Seufzend liess ich mich auf meinen Stuhl fallen und öffnete die Mails. Tatsächlich war alles ziemlich selbsterklärend. Ich fing an, mit Hilfe der Vorlagen die Briefe und Mails zu verfassen und abzuschicken und fing sogar an Gefallen daran zu finden. Es war schön, dass ich so schnell selbstständig arbeiten konnte. Eigentlich hatte ich es mir viel schwieriger vorgestellt. Erst als das Handy neben meiner Tastatur klingelte, sah ich zum ersten Mal wieder vom Bildschirm weg. Auf dem Bildschirm war ein Bild von Mr. Styles und ich musste mich echt dazu zwingen, den Anruf entgegen zu nehmen, denn am liebsten hätte ich dieses Bild einfach stundenlang angesehen. Er sah so unglaublich gut aus!

„Mr. Styles?", fragte ich, als ich den Anruf dann doch annahm.

„Louis, es ist 8 Uhr.", bemerkte er in strengem Ton. Ich brauchte einen Moment, um zu verstehen was er mir damit sagen wollte. Oh shit. Sein Frühstück!

„Tut mir Leid, Sir, ich hab die Zeit vergessen! Komme sofort!", entschuldigte ich mich und legte auf. Schnell schnappte ich mir die Tüte von der Bäckerei und stürmte in sein Büro. Erschrocken zuckte er auf seinem Stuhl zusammen, während ich zur Kaffeemaschine rüber sauste.

„Mal was von Anklopfen gehört?", murrte er.

„Entschuldigung.", murmelte ich gestresst, während ich mir einen der Teller nahm, die neben der Maschine standen. Den Bagel und den Muffin legte ich darauf und wartete ungeduldig bis der Kaffee endlich fertig war. Mit zitternden Händen brachte ich ihm beides dann schliesslich zum Schreibtisch und stellte es ihm hin.

„Danke.", murmelte er, während er einmal mehr seinen Blick nicht vom Bildschirm nahm. Blind griff er nach dem Bagel und biss hinein. Ich wollte bereits den Raum verlassen, als er mich erneut aufhielt indem er meinen Namen aussprach.

„Ja, Sir?", fragte ich nach, als ich mich nochmal umdrehte.

„Da ist Frischkäse drin. Das gehört in den Kühlschrank.", ermahnte er mich und ich senkte den Blick. War eigentlich logisch. Warum hatte ich daran nicht gedacht? Ich meine, es war ja nicht so, dass es ihn jetzt vergiften würde, schliesslich waren es gerade mal zwei Stunden, in denen sein Frühstück nicht gekühlt war. Trotzdem war es vermutlich besser, wenn es direkt aus dem Kühlschrank war.

„Tut mir leid, Mr. Styles. Kommt nicht mehr vor."


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