Kapitel 12
Harry P.o.v
Mit einem Handtuch um die Hüfte kam ich aus dem Bad und stellte mich vor meinen Schrank. Es war kurz nach 20 Uhr, so früh war ich seit langem nicht mehr von der Arbeit nach Hause gekommen. Ich nahm eine Jogginghose und ein weisses T-Shirt aus dem Schrank und zog mich an, ehe ich nach unten in die Küche ging. Ich holte mir eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank und liess mich damit auf das Sofa gegenüber dem Fernseher fallen. Ich schaltete durch die Sender, fand aber nichts Gutes, weshalb ich einfach auf Netflix ging und Friends weiterschaute. So langsam meldete sich auch mein Magen zu Wort. Ich hatte seit heute Mittag nichts mehr gegessen und selbst das war nur ein Salat gewesen. Auf Kochen hatte ich heute keine Lust mehr, daher griff ich nach meinem Handy und bestellte mir kurzerhand eine Pizza.
Nur wenige Minuten später klingelte es bereits. Verwirrt sah ich Richtung Tür. Also wenn das jetzt schon die Pizza war, würden die ein saftiges Trinkgeld bekommen. Ich rappelte mich vom Sofa auf und lief rüber zur grossen Haustür. Anders als erwartet stand aber kein Pizzalieferant davor, sondern Liam. In seiner Hand hielt er ein Sixpack Bier, das er mit fragendem Blick anhob. Mir war schon klar, warum er hier war. Es ging um Louis. Auch wenn ich absolut keine Lust auf weitere Diskussionen über den Jungen hatte, liess ich ihn trotzdem rein. Liam kannte sich bereits aus und lief schnurstracks auf die Küche zu, wo er zwei Flaschen Bier öffnete und die restlichen in den Kühlschrank stellte. Eine Flasche drückte er mir in die Hand und liess sich auf einen der Sessel im Wohnzimmer fallen. Ich nahm wieder meinen Platz auf dem Sofa ein und machte den Fernseher aus.
„So, du hast ihm also abgesagt.", stellte Liam fest, bevor er einen Schluck von seinem Bier nahm. Ich nickte und nippte ebenfalls an meiner Flasche. „Wieso?"
„Was soll das heissen wieso? Ich bin der Boss und entscheide selber, wer mein Assistent wird.", zischte ich, bereute es aber im nächsten Moment bereits wieder. Ja, ich war Liams Boss, trotzdem waren wir Freunde und ich wollte ihn nicht so herablassend behandeln. „Sorry.", murmelte ich und beugte mich nach vorne, stützte mich mit den Ellbogen auf den Knien ab, während ich am Etikett der Flasche herumspielte. „Er ist nicht der Richtige, Liam. Er hat überhaupt keine Erfahrung, ich müsste ihm von Grund auf alles beibringen, was soll ich mit so jemandem? Ich brauche jetzt jemanden, auf den ich mich verlassen kann.", argumentierte ich. Liam lachte leise, weshalb ich ihn verwirrt ansah.
„Okay, sehen wir der Tatsache ins Auge. Um Louis einzuarbeiten bräuchtest du sagen wir ungefähr drei Wochen, vielleicht vier bis er alles selbstständig kann. Und jetzt überlegen wir mal ganz kurz, wie die Suche nach einem neuen Assistenten bisher für dich verlaufen ist. Erfolgreich? Nicht wirklich. So wird es auch weitergehen. Du wirst nicht nächste Woche den perfekten neuen Assistenten finden, auch nicht in zwei oder drei Wochen. Louis ist jetzt verfügbar, er braucht jetzt einen Job und er will einen Job. Du stellst ihn ab sofort ein, erklärst ihm alles und dann hast du in weniger als einem Monat schon einen neuen fähigen Assistenten. So schnell findest du keinen anderen.", konterte Liam. Seufzend liess ich mich wieder nach hinten fallen. Ich gab es ungern zu, aber er hatte Recht. Ich suchte schon seit Wochen und hatte niemanden gefunden, der geeignet war. Womöglich würde ich noch Monate weitersuchen und dafür jedes Wochenende durcharbeiten, weil ich zu stur war, Louis eine Chance zu geben.
„Er ist im Sweatshirt aufgetaucht.", brachte ich wieder ein Gegenargument. Wie konnte ich von so einem Menschen denn bitte Professionalität erwarten? Er machte sich ja nicht mal die Mühe, sich für ein Vorstellungsgespräch von der besten Seite zu zeigen. Wie kam er denn dann zur Arbeit? In Jogginghose?
„Ja ich weiss, darüber hab ich bereits mit ihm gesprochen und er wäre übrigens am liebsten gleich wieder gegangen, als er gemerkt hat, dass er komplett falsch angezogen ist. Aber Harry überleg doch mal, bei den Jobs die er bisher gemacht hat, musste er sich nie so herausputzen, er ist es nicht gewohnt, in einer formellen Firma wie deiner zu arbeiten. Wenn du ihm eine Chance gibst, schau ich, dass er sich angemessen anzieht und professionell verhält."
„Also gut... Er kriegt eine Chance. Aber wenn er auch nur einen Fehler macht, ist er raus!", Liam nickte zufrieden und trank sein Bier leer. Er blieb noch bis meine Pizza kam, dann ging er wieder nach Hause. Ich schaute noch einige Folgen Friends, bis ich ins Bett ging.
Am frühen Morgen stand ich bereits wieder im Büro und checkte meine Mails. Ich hatte eine Menge zu tun und hasste mich jetzt schon dafür, dass ich Louis nun doch eine Chance gab und so viel Zeit auf mich nehmen musste, um ihm alles zu zeigen. Als ich die dringendsten Sachen erledigt hatte, griff ich zum Telefon und rief Niall Horan an. Er war Leiter in Human Ressources und damit derjenige, den ich brauchen würde, um Louis einzustellen.
„Styles Industries, Niall Horan?", meldete sich dieser nach wenigen Pieptönen.
„Guten Morgen Mr. Horan, hier ist Harry Styles. Ich habe einen Kandidaten für den Assistenten Job gefunden und bräuchte bitte alle nötigen Unterlagen für die Einstellung."
„Natürlich Mr. Styles, ich maile Ihnen alles was Sie brauchen.", antwortete er freundlich. Er wies mich noch auf einige Sachen hin, die ich im Arbeitsvertrag eventuell ändern musste. Schliesslich war es der Vertrag, der mein letzter Assistent bekommen hatte. Louis brachte nun definitiv nicht dieselben Erfahrungen und Qualifikationen mit sich.
Nachdem ich das Telefonat beendet hatte, tippte ich gleich die Nummer von Louis ins Telefon ein. Schliesslich musste ich ihm ja noch sagen, dass er den Job nun doch bekam.
„Hallo?", nahm er verschlafen das Telefon ab. Mein Blick glitt zur Uhr, es war 8 Uhr, aber wenn man keinen Job hatte, schlief man wohl noch um die Zeit. Dass ich ihn geweckt hatte, war mir in dem Moment aber ziemlich egal. Er sollte sich schon mal daran gewöhnen, früh aufzustehen. Ich erwartete von ihm, dass er täglich um halb 7 hier war.
„Guten Morgen Mr. Tomlinson. Hier ist nochmal Harry Styles." Ein Rascheln war zu hören und er räusperte sich ein paar Mal um seine kratzige Morgenstimme zu verlieren, auch wenn sie mir eigentlich ganz gut gefiel.
„M-Mr. Styles. W-Was verschafft mir die Ehre?", stotterte er und ich seufzte. Sollte ich mir das wirklich antun? Ich hatte es Liam versprochen. Ausserdem brauchte ich wirklich jemanden, sonst würde ich bald noch ein Burnout kriegen.
„Ich habe nachgedacht. Wenn Sie immer noch möchten und schnell lernen, gehört der Job Ihnen.", meinte ich und hörte ein Poltern auf der anderen Seite des Telefons.
„Wirklich?", drang seine Stimme zu mir durch. Er schien über beide Ohren zu strahlen, das hörte man in seiner Stimme.
„Ja, wirklich."
„Vielen, vielen Dank, Mr. Styles! Ich werde Sie nicht enttäuschen!", bedankte er sich aufgeregt und ich konnte nicht anders, als leicht zu lächeln. Immerhin wollte er den Job wirklich.
„Danken Sie nicht mir, danken Sie Liam. Er hat mich überredet. Ihnen soll aber bewusst sein, dass das hier eine einmalige Chance ist. Versauen Sie es nicht.", ermahnte ich ihn gleich. Er sollte von Anfang an wissen, wo er stand und wer hier der Boss war.
„Ja, Sir! Versprochen!", versicherte er mir.
„Also gut. Ich habe heute keine Zeit mehr für ein weiteres Treffen, ich hab wirklich sehr viel zu tun. Aber morgen um 11 hätte ich einen Termin frei, da können wir alles Weitere besprechen.", erklärte ich.
„Ich werde da sein. Vielen Dank für diese Chance, Mr. Styles.", bedankte er sich erneut. Da ich jetzt wirklich keine Zeit zum Plaudern mehr hatte, verabschiedete ich mich von ihm und wollte schon aufhängen, als mir eines noch in den Sinn kam.
„Ach und Mr. Tomlinson? Sie kennen ja nun den Dresscode. Ich erwarte, dass Sie sich daran halten."
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