Kapitel 104

Louis P.o.v

Es fiel mir schwer, Harry einfach im Krankenhaus allein zu lassen. Gerade jetzt brauchte er mich doch am meisten. Ich wollte für ihn da sein. Doch einer von uns musste ja zurück in die Firma und das war definitiv nicht er. Auch wenn er sich sehr gesträubt hatte, da zu bleiben, konnte ich ihn dazu überreden, wenigstens ein paar Tage zu bleiben und sich zu erholen. So hatte er zumindest täglich Kontakt mit einem Therapeuten, der ihm wirklich half. Dass er nicht in eine Klinik wollte, konnte ich verstehen, da würde ich auch nicht hinwollen. Auch wenn es vermutlich das Beste für ihn wäre... Aber ich war froh, dass er sich wenigstens auf die Therapie einliess. Ich hatte keine Ahnung, wie es weitergehen würde, sobald er aus dem Krankenhaus entlassen werden würde. Ob er weiterhin zu einem Therapeuten ging, ob er sich entgegen der ärztlichen Empfehlung direkt wieder an die Arbeit machte... Ich hoffte schwer auf ersteres. Auch wenn er es anfangs nicht einsehen wollte, tat ihm die Therapie wirklich gut.

«Hey, hast du einen Moment?», riss mich Liams Stimme aus den Gedanken. Er steckte seinen Kopf durch die Tür von Harrys Büro, in dem ich die ganze Woche schon arbeitete. So musste ich seine Mails nicht an mich weiterleiten und ausserdem hatte ich so alles in der Nähe was ich brauchte. Liam und ich hatten Harrys Arbeit aufeinander aufgeteilt. So kamen wir wirklich sehr gut voran.

«Klar.», lächelte ich und speicherte meine Arbeit kurz ab, während Liam sich mir gegenüber setzte.

«Nimm dir mit Harry ein paar Wochen Auszeit.», fiel er gleich mit der Tür ins Haus. Mein Blick musste wohl Bände sprechen, denn er lachte kurz, ehe er weitersprach und seine Aussage erklärte. «Wir sind so gut dran mit der Arbeit, meine Assistentin ist so gut eingearbeitet, dass sie meine komplette Arbeit übernehmen kann, damit ich mich um Harrys Aufgaben kümmern kann. Ich habe die Termine der nächsten fünf Wochen so geplant, dass ich auch alleine alles auf die Reihe kriege und ich habe Gespräche mit allen Abteilungsleitern gesprochen um sicher zu sein, dass alle Teams vollständig sind, damit nichts schiefgehen kann. Ich denke, es ist jetzt die beste Zeit, für eine Auszeit. Und Harry braucht dich.», erklärte er. Ich brauchte einen Moment, um das Gesagte zu verarbeiten. Dass Liam das alles selbst organisiert hatte, ohne auch nur um meine Hilfe zu beten, war wirklich beeindruckend. Er war wirklich der Richtige für diesen Job. Harry hatte eine gute Entscheidung getroffen. Aber konnten wir ihm das wirklich fünf Wochen lang zumuten? Ich meine, bevor Liam in den Urlaub geflogen ist, war doch auch alles gut und kaum war er weg, ging alles den Bach runter. Ich wollte nicht, dass es Liam irgendwann so ging, wie Harry jetzt.

«Li, bist du sicher? Ich meine, auch wenn jetzt alle Teams vollzählig sind, das muss nicht heissen, dass nicht plötzlich wieder jemand ausfällt. Du hast ja gesehen wie es war, als du im Urlaub warst.», sprach ich meine Bedenken aus. Liam nickte leicht und sah auf seine Hände, ehe er mich wieder ansah.

«Dieses Risiko gehe ich gerne ein, damit Harry wieder auf die Beine kommt. Ihr habt mir meinen dringend nötigen Urlaub ermöglicht, jetzt ermögliche ich euch euren.», meinte er. Sein Blick zeigte mir auch, dass er weitere Widerreden gar nicht akzeptieren würde, also diskutierte ich gar nicht länger mit ihm. Ich würde die Woche noch zu Ende machen, dann würde ich mit Harry wegfahren.

Die restlichen Tage vergingen recht schnell. Harry hatte ich bei meinen Besuchen noch gar nichts erzählt, nur dass ich ihn am Freitag nach Hause holen würde. Darüber freute er sich verständlicherweise. Nach über einer Woche im Krankenhaus, hätte ich es auch satt. Dementsprechend war ich auch gar nicht überrascht, als er bei meiner Ankunft am Freitag bereits seine Tasche gepackt hatte und ungeduldig in seinem Zimmer auf mich wartete. Lächelnd schloss ich ihn in die Arme, was er mit viel Kraft erwiderte, bevor er sich von mir löste, um mir einen gefühlvollen Kuss zu geben.

«Ich kann es kaum erwarten, wieder neben dir im Bett zu schlafen.», flüsterte er und hauchte mir noch einen kurzen Kuss zu. Bei dem Gedanken konnte ich nicht anders, als zu lächeln. Ich hatte ihn schon sehr vermisst. Nachts allein in diesem grossen Bett zu liegen, fühlte sich komisch an. Und auch wenn ich ihn jeden Tag besucht hatte, war es, als hätten wir uns ewig nicht gesehen. Es war einfach nicht dasselbe, wenn ich ihn nur für zwei Stunden am Tag sah, wie wenn wir uns rund um die Uhr sahen, wie sonst immer.

Ich legte meine Hand in seine und zog ihn neben mir her aus dem Zimmer. Die Entlassungspapiere hatte er alle bereits heute Morgen unterschrieben. Wir liefen mit verschränkten Fingern raus zum Auto, wo ich seine Tasche auf den Rücksitz legte und er auf dem Beifahrersitz platz nahm. Kaum sass ich ebenfalls im Auto, lag seine Hand auch schon auf meinem Oberschenkel. Seine Berührungen hatten mir so gefehlt! Ich lächelte und legte meine Hand auf seiner ab, während ich nach Hause fuhr. Unterwegs fuhren wir leider an der Firma vorbei, wobei ich wirklich Angst hatte, er würde da einen Zwischenstopp machen wollen. Doch zu meinem Erstaunen, sah er in die andere Richtung, als wir am Hochhaus vorbeifuhren. Ich wusste, dass es für ihn nicht einfach sein konnte, weshalb ich sanft seinen Handrücken streichelte und vielleicht ein bisschen schneller fuhr, als erlaubt, um möglich bald zu Hause anzukommen. Ich warf seine Kleidung vom Krankenhaus in den Wäschekorb und packte dann den Rest aus, während er es sich auf dem Sofa bequem machte. Als ich wieder die Treppe runterkam, hatte er seinen Laptop auf den Beinen. Oh Gott, bitte sag mir, dass er nicht wieder am Arbeiten war!

«Was machst du da?», fragte ich misstrauisch. Harry sah zu mir hoch, während ich die Treppe runter lief.

«Hilfst du mir einen guten Therapeuten zu finden?», fragte er und streckte seine Hand nach mir aus. Erleichtert lächelte ich und ging zu ihm rüber, um mich eng an seine Seite zu kuscheln.

«Natürlich, Hazza. Da gibt es nur ein Problem. Wir werden die nächsten fünf Wochen nicht zu Hause sein, also kannst du die in London fürs erste streichen...»

«Was meinst du damit?», fragte er verwirrt.

«Liam hat alles organisiert, dass er fünf Wochen alleine klarkommt. Wir fahren morgen zu meiner Mum und bleiben ein paar Wochen bei ihr, damit du dich erholen kannst.»

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