Schwäche
"Was geht hier vor sich?" frage ich vorsichtig, als Oli mich wieder los lässt. "Ihr Freund hat sie nach einem Streit als vermisst gemeldet!" erklärt einer der Polizisten. "Streit?" stimmt ja, wir hatten einen Streit. Streit wäre allerdings die Untertreibung des Jahrhunderts!
"Wurden sie überfallen?" fragt der braungebrannte Polizist, als er mich mustert. "Wieso fragen sie?" Naja, sie haben ein blaues Auge, ein Pflaster auf der Wange, ihre Hand ist Feuerrot und ihr Fuß ist verbunden!" Würde ich mich so sehen, würde ich auch denken, ich wäre überfallen worden. Ich schüttle den Kopf und sehe zu Boden. "Wollen sie und irgendetwas sagen, Mister Iero?" fragt der Polizist, als würde er mich durchschauen. "Es ist alles gut!" meint Oliver mit lauter und übertrieben glücklicher Stimme. "Warum lassen wir nicht ihren Freund antworten!" die Stimme des Polizist klingt leicht aggressiv und wütend. "Es geht mir gut! Alles ist gut!" ich sehe wieder auf und sehe Oliver leicht und zufrieden nicken. Ich könnte alles erzählen, ich hätte die Möglichkeit ihn in den Knast zu bringen! Aber das kann ich nicht, er hat so viel für mich getan und er liebt mich! Ich kann ihn nicht hinter gitter bringen!
"Okay, dann werden wir jetzt gehen, sollte ihnen doch noch etwas einfallen, melden sie sich bei uns!" meint einer der Polizisten etwas verunsichert und verlässt mit seinem Kollegen die Wohnung.
"Oli was war das eben?" frage ich, als die Wohnungstür geschlossen wird. "Ich habe mir sorgen gemacht!" lächelt er und streicht mit einer Hand über meine Wange. "Wo bist du gewesen?" seine Stimmung ändert sich blitz schnell, von voller sorge, zu aggressiv- eifersüchtig. "Ich ... Ich war bei einem Freund." lüge ich. "Du warst nicht bei Pete und andere Freunde hast du nicht!" knurrt er und die Hand die eben noch liebevoll über meine Wange strich, kollidiert nun schmerzhaft mit meiner Wange. "Frank ich liebe dich, was willst du noch von mir? Was muss ich tun, damit du mich nicht mehr anlügst und dich durch die ganze Welt vögelst?" ich beiße meine Zähne zusammen. Durch die Welt vögeln? Ich?
"Antworte mir!" brüllt er und schlägt mit der flachen Hand gegen meine Brust, ich stolpere nach hinten, rutsche aus und knalle mit meinem Kopf gegen die Tischkante des Couchtisches. "Ahh" stoße ich hervor und halte eine Hand gegen meinen jetzt pochenden Kopf. "Oh Gott, Frank. Es tut mir leid!" ich schließe meine Augen und erinnere mich daran was Pete zu mir sagte.
-Das macht mir gerade am meisten Angst, Frankie! Das er dich irgendwann tötet, ohne es zu wollen!-
"Töte mich! Bitte töte mich!" schreie ich verzweifelt. Ich habe es nicht verdient zu leben! Alle machen sich sorgen um mich und in Oliver bringe ich die schlechtesten, dunkelsten Seiten hervor! Ich bin ein schlechter Mensch und verdiene weder Oli, noch einen Freund wie Pete und erst recht keinen Freund, oder was auch immer namens Gerard Way!
"Was?" meine Augen sind geschlossen und meine Lippen beginnen zu zittern. "Töte mich!" zische ich. "Frankie, was ist los mit dir?" fragt Oli nervös und ich kann hören, das er vor mir auf den Boden sinkt. "Ich kann nicht mehr!" tränen beginnen hervor zu brechen. "Du willst dich von mir trennen?" fragt er vorsichtig und ich öffne erneut meine Augen. "Ich will mich nicht von dir trennen, das ist das Problem! Aber ich liebe dich nicht mehr und ..." bevor ich noch ein Wort heraus bringen kann, sind seine Lippen auf meinen. "Du liebst mich nicht mehr?" fragt er aggressiv, stößt mich nach hinten, so das ich mit meinem Rücken auf dem Boden liege. Er klettert über mich, seine Hüfte drückt gegen meine und seine Hände sind an meinem Hals. "Du liebst mich nicht mehr? Du hast mir geschworen, du verlässt mich nicht!" knurrt er und seine Lippen liebkosen meinen Unterkiefer. "Ich werde dich dazu bringen mich wieder zu lieben!" sagt er leise und küsst meinen Hals. "Oli bitte!" flehe ich, denn ich weiß bereits was jetzt kommen wird. "Ich liebe dich, das bedeutet, du gehörst mir!" zischt er und mein gesamter Körper versteift sich. Ich kann mich nicht mehr bewegen, nichts mehr tun, außer ihn machen zu lassen, was er will. Warum bringt er mich nicht einfach um?
-Du verdienst es zu leiden! Der Tod wäre keine Strafe, aber du musst bestraft werden, dafür das du ein schlechter Mensch bist!- lacht die Stimme in meinem Kopf, während Oliver sich langsam an meinen Klamotten zu schaffen macht.
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Es ist mitten in der Nacht, ich hab aufgehört zu zählen, wie oft Oliver versucht hat meine liebe wieder zurück zu gewinnen. Doch für mich hat Sex nicht unbedingt etwas mit liebe zu tun, zumindest nicht wenn der Sex nur von einer Seite gewollt ist. Oliver scheint zu glauben um so mehr Sex er mit mir hat, umso schneller kommt meine liebe wieder zurück. Aber es ist nicht so einfach! Liebe kann man nicht kontrollieren, sie findet ihren weg in dein Herz, oder sie geht jeden tag ein Stückchen mehr.
Ich habe ihn sicher fünfzehn mal gebeten mich einfach zu töten, denn der schmerz wäre dann nur kurzzeitig und wäre dann für immer weg. Doch so wie es aussieht, hat die Stimme in meinem Kopf recht, ich verdiene es nicht diesem Schmerz zu entkommen. Diese Hölle ist mein Leben und wie konnte ich nur denken, das ich davor weg rennen könnte?
Er schläft neben mir, wenn er schläft sieht er so unschuldig aus, so ruhig. Ich betrachte den neben mir schlafenden Jungen, der nur etwa ein Jahr älter ist als ich. Ich erinnere mich daran wie wir uns kennen lernten und wie froh ich war, das er da war. Er hat mich beschützt und mir gezeigt was liebe heißt. Aber irgendwann hat er mich in Drogengeschäfte hineingezogen und wurde eifersüchtig, genau da hat sich alles geändert. Damals hatte ihn aber trotzdem noch abgöttisch geliebt. Wie kann ich jetzt rein gar nichts mehr für ihn empfinden? Ganz einfach, er lässt die Stimme in meinem Kopf, gegen mich gehen und meinen Körper schwach werden.
Leise stehe ich auf, ich kann hier nicht mehr sein! Ich muss mir irgendwo im stillen klar werden, was ich als nächstes mache. Ob ich mich wirklich gegen Oliver wenden und wirklich etwas mit Gerard anfangen soll. Ob ich zur Polizei gehen soll, oder soll ich einfach abhauen?
Ich packe mir eine kleine Tasche, Unterwäsche, zwei Langarm Shirts und eine Skinny Jeans. Dann schlüpfe ich in eine graue Skinny Jeans, ziehe meine schwarzen Vans an und schlüpfe in meine warme Sweatjacke. Leise verlasse ich die Wohnung, nehme immer zwei Stufen auf einmal und verlasse das Gebäude.
Wo gehe ich hin?
Ich laufe die dreckigen, dunklen Straßen entlang. Die Sterne kann man hier, mitten in der Stadt nicht sehen, allerdings sehe ich die Schneeflocken, die sich zum ersten mal in diesem Jahr ihren weg zu Boden machen. Tränen finden ihren weg über meine Wangen.
Was mache ich gerade? Ich laufe davon! Das bin nicht ich! Ich laufe nicht davon, seit wann bin ich so ein Schwächling?
Ich überquere eine Straße, als ein Auto auf mich zu kommt, halte ich an. Ich bewege mich keinen Millimeter, als das Auto laut hupt und scharf abbremst. Es bleibt etwa zwei Zentimeter vor mir stehen. "Verdammt!" brüllt der Fahrer und öffnet die Tür. "Was soll das?" fragt die Gestalt die jetzt auf mich zu kommt. "Frank? Bist du das?" ich kenne die Stimme, doch ich kann durch das grelle Licht des Autos nur die Umrisse der Person sehen. "Was machst du denn mitten auf der Straße?" erst jetzt erkenne ich die Stimme, es ist die selbe Stimme die mir im alter von zwölf Jahren sagte, das ich immer bei ihnen bleiben kann, egal was ist. Es ist Petes Vater.
Ich sacke vor dem Mann zusammen und beginne zu schluchzen, wie ein kleines Baby.
Der große Mann geht neben mir auf die Knie und legt eine Hand auf meine Schulter. "Was ist passiert?" fragt er mit sanfter Stimme. "Ich kann nicht mehr! Ich kann nicht mehr!" schluchze ich und lege meinen Kopf auf seine Schulter. Er war immer wie ein zweiter Vater für mich, der Grund dafür ist, das ich früher fast jedes Wochenende und auch manchmal in der Woche bei Pete geschlafen habe.
"Na komm, ich nehm dich mit!" er hilft mir auf, meine Beine sind schwach, aber sie tragen mich sicher zur Beifahrertür, des dunklen Wagens.
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