Pete und Mikey

Es ist jetzt Freitag, seit zwei tagen habe ich eine neue Beziehung und zwar mit einem Lehrer/Schulpsychologen. Mittwoch hatte ich die gesamte Biologie Stunde in Gerards Büro verbracht, wir haben geredet und geknutscht. Aber seitdem haben wir uns nicht mehr gesehen. Ich vermisse ihn wie verrückt, aber das ist eben die Sache an dem Geheimhalten, ich kann nicht einfach in der Pause zu ihm hin gehen und ihn küssen. Oder an den Schultoren auf ihn warten und mit ihm nachhause gehen. Aber ich habe seine Handynummer, da telefonieren zu riskant wäre, weil Pete zu neunzig Prozent um mich herum ist, texten wir ständig.

"Mit wem schreibst du neuerdings immer?" fragt Pete neugierig, als wir zusammen auf seinem Bett sitzen und einen Film auf seinem alten Fernseher ansehen. "mit niemandem!" lächle ich und verstecke mein Handy unter dem Kopfkissen. "Du schreibst doch nicht mit Oliver, oder?" Oliver hatte mir in der Woche ziemlich oft geschrieben, aber ich habe ihm nur ein einziges mal geantwortet und zwar, das ich nichts mehr von ihm wissen will. Er schreibt mir ständig wie sehr er mich liebt und das er mich braucht, aber auch das ich ohne ihn ein nichts bin. Meine Klamotten, die noch in der Wohnung sind werde ich wohl nie wieder sehen.

"Erde an Frankie!" eine Hand wedelt vor meinem Gesicht. "Was?" zische ich. "Du schreibst nicht mir Oli, oder?" "Nein, wieso sollte ich das?" er zuckt die Schultern. "Mit wem schreibst du dann? Hast du einen Verehrer?" fragt er grinsend. "Halt den Mund und schau dir den Film an!" "Warum machst du so ein großes Geheimnis daraus?" schmollend sieht er mich an. "Bitte, sag mir, mit wem du schreibst!" "Du kennst ihn nicht!" "Aha, also ein Verehrer!" kichert Pete. "Du weißt, früher, oder später finde ich es sowieso heraus!" Dann lieber später als früher. Er darf es nicht wissen, er könnte seine klappe nicht halten und spätestens in einer Woche wüsste die ganze Schule bescheid. Dann würde die Polizei davon wind bekommen und Gerard würde wahrscheinlich in den Knast wandern.

"Du solltest allerdings erst ein Kapitel in deinem Leben schließen, Frank. Bevor du ein neues beginnst!" meint Pete leise. "Was soll das heißen?" ich runzle die Stirn. "Das heißt, das du erst über Oliver hinweg kommen musst, bevor du bereit für eine neue Beziehung bist!" erklärt Pete, wann ist dieser Junge so klug geworden? Er mag ja recht haben, aber ich bin bereits über Oli hinweg, oder? Natürlich, ich hasse ihn, er ist ein Monster! Gerard allerdings liebe ich. Warte! Liebe? Ich empfinde viel für ihn, aber ist das liebe?

"Ich kann sehen, wie deine Gedanken sich drehen. Nein du bist nicht über Oli hinweg!" "Verdammt, du bist gruselig!" Pete sieht mich verwirrt an. "Es ist als würdest du meine Gedanken lesen!" "Ich kenne dich eben schon zwölf Jahre!" grinst er und fixiert seine Augen am Fernseher. "Außerdem, ich bin über Oli hinweg!" "Warst du bei der Polizei?" seine Augen landen wieder auf mir. "Nein..." "Du bist nicht über ihn hinweg, sonst hättest du ihn längst angezeigt! Da du das nicht gemacht hast, siehst du immer noch irgendeine Verbindung zu ihm, ergo du bist nicht über ihn hinweg!" erklärt er mir, als wäre es offensichtlich. "Das ist nicht wahr!" "Hör auf dich mit mir zu streiten! Du weißt das ich recht habe!" grinst er und lehnt sich zurück.

Er hat nicht recht! Ich bin über Oli hinweg! Ganz sicher! Nur weil ich ihn nicht anzeigen will, heißt das noch lange nicht, das ich nicht über ihn hinweg bin!

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"Pete, wo gehst du hin?" frage ich misstrauisch, als mein bester Freund versucht heimlich das in Bandposter gepflasterte Zimmer zu verlassen. "Ich ähm .... ich gehe nur aufs Klo!" stottert er. Es ist ein Uhr mitten in der Nacht, Pete und ich teilen uns seit ich hier bin ein Bett. Wir kuscheln nicht, oder so! In das Bett würden bestimmt vier Leute rein passen, also sind wir uns Nachts nicht im weg.

"Du gehst Nachts nie aufs Klo!" "Ich habe viel getrunken!" "Was verheimlichst du mir?" kichere ich. "Du darfst einen geheimen Freund haben, aber ich darf Nachts nicht mal auf Klo gehen?" knurrt er. "Du klingst wie ein verrückter!" lache ich. "Halt die Klappe, ich bin bald wieder da!" meint er und rollt die Augen.

Petes sicht:

Gott, wüsste Frank das ich mich mit jemandem treffe, wäre er entweder enttäuscht, weil ich ihm nichts erzählt habe, oder er wäre eifersüchtig. Als ich den Weg auf den Spielplatz einbiege, kann ich ihn schon sehen. Er sitzt auf einer der Schaukeln, sein blondes Haar leuchtet im Licht der matten Straßenlaterne und seine Brille Reflektiert den Boden unter ihm. Langsam schleiche ich mich von hinten an und werfe dann meine Arme um seine Schultern. "Willst du, das ich einen Herzinfarkt bekomme?" kichert er und lehnt sich in meine Arme. "Woher wusstest du, das ich es bin?" frage ich schmollend, er weiß einfach immer das ich es bin, das ist so unfair. Er kann mich erschrecken, doch bei mir zuckt er nur für eine Millisekunde zusammen und weiß dann sofort das ich es bin. "Weil ich dich gern habe, deshalb weiß ich das du es bist!" nur gern haben? Warum kann er es nicht endlich zu mir sagen?

"Gern, hmm" murmle ich und trete vor die Schaukel, so das wir uns nun Auge in Auge sehen. "Du weißt was ich für dich empfinde!" ich nicke verunsichert. "Es ist nur..." "Nur, das du es noch nicht sagen kannst, ich weiß!" brumme ich und er steht auf. "Sei nicht sauer!" er legt seine Arme um mich und küsst erst meine Wange, dann meine Nase und dann meine Lippen. Er hebt mich mit Leichtigkeit hoch, ich lasse einen kleinen Schrei von mir. "Lass mich runter!" kreische ich, doch er grinst nur. Er ist einfach perfekt, wir treffen uns fast immer hier. Er ist oft unterwegs mit seiner Band, wie gern würde ich mit ihm gehen und ihn jeden Tag sehen. Aber ich muss zur Schule gehen.

"Mikey, lass mich runter!" kreische ich erneut, er küsst mich leidenschaftlich auf die Lippen, dreht sich einmal im Kreis und lässt mich dann herunter. "Wie läuft es bei dir zuhause, seit dein kleiner Freund bei euch wohnt?" fragt er und wir setzten uns auf die Schaukeln, so wie immer. Wir erzählen alles, was in unserem leben vor sich geht, wie wir uns fühlen, eigentlich sind wir wie ein Psychologe für den jeweils anderen. Es gibt aber auch viele süße kleine Momente, in denen wir uns küssen und nahe sind. Manchmal legen wir uns sogar in das kleine Stückchen Gras hinter den Schaukeln und sehen Hand in Hand in die Sterne. Denn hier ist der einzige Ort in der Stadt an dem man die Sterne sehen kann. "Er ist noch nicht über seinen Ex hinweg, aber er denkt er wäre es!" "Pete, du hast keinen Kontakt mehr mit deinen Ex Freunden, oder?" fragt Mikey vorsichtig. Wir hatten noch nie über unsere Ex Freunde gesprochen, nicht einmal in den drei Monaten in denen wir zusammen sind. Wird er schlecht von mir denken, wenn er weiß das ich vor ihm keinen hatte?

"Ahhm, ich ... ich ..." "Pete? Ich bin der einzige, den du gerade triffst, oder?" er klingt leicht verängstigt. "Ich ... ich habe keine Ex Freunde." murmle ich. "Was war das?" "Du bist der erste feste Freund, den ich habe!" sage ich laut und sehe zu Boden, während Mikey neben mir auf und ab schwingt. "Ist das dein ernst?" "Naja, ich bin ein totaler Freak, wer will schon mit jemandem wie mir zusammen sein?" "Ich, ich will mit dir zusammen sein! Sonst wäre ich nicht seit drei Monaten mit dir zusammen!" kichert er und plötzlich steht er direkt vor mir. "Es ist doch nichts schlimmes, wenn ich dein erster bin! Nachdem was du mir über deinen besten Freund erzählt hast, ist es doch verständlich, das du vorsichtig bist!" sein Finger liegt unter meinem Kinn und er zwingt mich dazu ihn anzusehen. "Du liebst mich, oder?" ich nicke. "Ich will das du endlich meine Familie kennen lernst!"

Franks Sicht:

Pete ist vier Uhr morgens wieder gekommen, das ganze ist jetzt zwei Tage her und er hat mir immer noch nicht erzählt wo er war. "Warum hast du Geheimnisse vor mir?" frage ich schmollend. "Wer versteckt denn seine Handy Nachrichten vor mir?" "Das ist gemein!" Pete nimmt einen großen Schluck seines Kaffees und sieht mich grinsend an. "Okay, ich erzähle es dir. Aber sei bitte nicht sauer, ich hatte meine gründe warum ich es dir nicht erzählt habe. Erstens, weil wir die letzten Monate kaum eine richtige Unterhaltung hatten und zweitens, weil ich dir nicht auf die Nase binden wollte, das ich in einer glücklichen Beziehung bin und du nicht." "Du hast eine Beziehung?" wieso sagt er mir das nicht? Das ist doch toll! Ich freue mich, wenn er glücklich ist!

"Sein Name ist Mikey und er ist der hammer, vielleicht lernst du ihn bald mal kennen?" Mikey? Wie Gerards Bruder, Mikey? -Bist du doof? Es gibt sicher eine Millionen Mikeys auf der Welt!-

Das wäre wirklich ein merkwürdiger Zufall, wenn es Mikey Way wäre.

"Er hat einen Bruder, ich habe vergessen wie er heißt, aber ich weiß das er bei uns an der Schule arbeitet. Vielleicht wäre der Bruder etwas für dich, allerdings ist der Bruder ziemlich zerbrechlich." erklärt Pete und sein Mund will sich einfach nicht wieder schließen, er redet und redet. Aber ich höre nicht mehr zu, er hat einen Bruder? Ich wette das es Gerards Bruder ist!

Was für ein Chaos, Mikey kennt mich und er wird Pete erzählen, das ich mit Gerard zusammen bin und Pete wird mich dafür hassen. Weil es total illegal ist und noch dazu hasst mich Mikey!

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"Hey, Sonnenschein!" lächelt Gerard, als ich sein Büro betrete und die Tür hinter mir schließe. "Hey!" lächle ich, Gerard kommt auf mich zu, nimmt mein Gesicht in seine Hände und küsst mich leidenschaftlich. "Wusstest du, das Pete und dein Bruder zusammen sind?" frage ich leise, als er von mir ablässt. "Was?" "Mir ist bewusst, das ich total den Moment versaue, aber Pete und Mikey sind zusammen. Mikey hasst mich und wenn er weiß, das ich Petes bester Freund bin, wird er ihm alles erzählen und Pete kann seine Klappe nicht halten. Das heißt bald wüsste jeder über uns bescheid und du wirst gefeuert!" ich schnappe nach Luft. "Ganz ruhig, Mikey wird meinen Job nicht riskieren!" meint er mit ruhiger Stimme, doch seine Augen zeigen die Panik die in ihm wächst. "Er will mich los werden, was wenn er Oli von uns erzählt?" "Er weiß nicht wirklich viel von Oli, selbst wenn er komplett wüsste wer Oliver ist, er würde ihm nie etwas erzählen von uns!" 

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