Der zwölfte Brief



Dear Kyle, oder sollte ich lieber sagen Mitbewohner?

Da bei mir zu Hause jetzt tote Hose ist, die Urlaubszeit meiner Verwandten ist beendet und mein Vater fliegt mit meiner Mutter heute Abend zurück nach Peru, wurde beschlossen, dass ich jetzt bei Mutters bester Freundin wohnen soll, solange niemand bei uns ist. Und rate mal, wer die ist. Genau, deine Mum. Geil oder? Ich bin von der Schule nach hause gekommen und gleich hieß es:  Alisha pack deine nötigsten Sachen, du gehst, wir fliegen heute Abend nach Peru. Warum ausgerechnet zu euch?! Hätte es nicht wenigstens einer meiner Nachbarn oder Freunde sein können? Nein, ausgerechnet du. "Die Nachbarn sind alle vielbeschäftigte Leute. Steph ist eine meiner besten Freundinnen. Sie ist einverstanden damit. Außerdem könntest du dann Kyle in der Schule helfen", war ihre Begründung.

Ich finde das ja mega toll weil ich mit DIR  in einem Haus leben muss. Ich hasse das! Deine Eltern sind wirklich nett und auch dein älterer Bruder ist nett; ich mag sie sehr, aber erstens passe ich nicht in eure perfekte Welt und zweitens will ich nicht mit dir unter einem Dach wohnen. Bei euch war einfach alles perfekt. Deine Mutter war nur morgens arbeiten, wenn du in der Schule warst und jeden zweiten Mittwoch Nachmittag. Dein Vater hingegen arbeitete ganztägig in einer lokalen Firma, war jedoch jeden Tag um 18 Uhr wieder da. Im Gegensatz zu meiner Familie, wo einfach nie irgendwer zuhause ist. Mein Vater reist durch die Weltgeschichte und ist vielleicht 100 Tage im Jahr überhaupt zuhause, an welchen er aber trotzdem arbeiten muss, und meine Mutter arbeitet ganztags in der nächsten Stadt, die zwei Autostunden entfernt ist. Das ist praktisch das totale Gegenteil zu eurem perfekten Leben.

Andauernd habe ich schlechte Laune, ich brauche keine Anti-Depressiva oder irgendwelche anderen Tabletten, ich brauche nur Ruhe von dir. Dann würde es mir viel besser gehen.

Vor etwa zehn Minuten hast du mitbekommen, dass ich jetzt für eine Weile bei euch wohne. Du hast, naja wie soll ich sagen, sehr berechenbar reagiert. Du bist ausgerastet. War ja nicht anderst zu erwarten. So eine 'Schlampe' wie ich wohnt jetzt bei euch. Verständlich, dass man da ausrastet.

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Ich erinnere mich, dass du im Sommer bei mir übernachten musstest, weil deine Eltern alleine in den Urlaub fahren wollten. Meine Mutter hatte sich natürlich sofort bereiterklärt, den Sohn ihrer besten Freundin für einige Tage aufzunehmen. Obwohl unsere Mütter so gut befreundet waren, hatten wir nur sehr selten Kontakt gehabt.

Jedenfalls hast du dich damals sehr gefreut, bei mir schlafen zu dürfen. Und jetzt? Jetzt hasst du es. Traurig, wie sich in ein paar Monaten alles ändern kann.

WIr haben immer nur Streit. Ich teile mir mit deinem Bruder ein Badezimmer, ansonsten schlafe ich im Gästezimmer. Gerade dusche ich und höre mir währenddessen eure Adele -21 CD an. Und ich weine. Ja ich weine und das gebe ich offen zu.

Aber dich interessiert es ja eh nicht. Ich glaube du würdest es nicht einmal schlimm finden, wenn ich in die Luft gejagt werden würde.
Wenn es dir passieren würde, spränge ich vor dich und würde mich umbringen, dass du überleben könntest. Doch selbst dann wäre es dir vermutlich egal und es würde nur zählen, dass du lebst.

Ich hoffe aber, dass es ein Happy End für mich gibt.

Auf Wiedersehen,

*A~L~I~S~H~A*





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